was ist geworden aus der Mensch-Hund Beziehung?

  • Ein paar Themen hier im DF haben bei mir die ein oder andere Frage aufgeworfen... wie gehen wir heute eigentlich mit unseren Hunden um und wer sagt uns dass das alles so richtig ist... ? Das meine ich nicht so provokativ, wie es sich jetzt vielleicht anhört und ich will hiermit niemanden persönlich angreifen, sondern nur mit euch mal drüber diskutieren wie ihr das seht... Jeder hier informiert sich gut, liest viel von unterschiedlichen Ausbildern und Wissenschaftlern... aber dennoch, wann darf ein Hund noch Hund sein?


    Ein zur Jagd gezüchteter Hund bekommt ein Antijadgtraing oder bleibt lebenslänglich an der Leine... oder gar auf dem Feld in Aas wälzen ...


    Ist mein Hund dominant, wenn er zuerst durch die Tür geht oder freut er sich vielleicht nur die restlichen Mitglieder in der Küche zu begrüßen und ein tolles Leckerlie abzustauben... oder wenn er gar im Bett liegt... vielleicht möchte er ja nur die Nähe ?


    Muss ich meinen Hund, der sich hinlegt, wenn er einen verträglichen Spielkumpel trifft auf Biegen und Brechen weiterziehen statt ihn kommunizieren zu lassen? weil man ja im Fuss einander begegnet...so haben wir es in der Huschu gelernt...
    oder meinen Hund immer anleinen, wenn ein anderer kommt oder die Richtung wechseln, damit er sich nur auf mich konzentriert? Wann darf mein Hund noch selbst entscheiden?


    Ich weiß es nicht und sage auch nicht, dass ich es besser mache, aber ich frage mich, ob wir nicht manchmal übertreiben, den Hund völlig von uns anhängig machen und vielleicht sogar Vieles verschlimmern, anstatt zu retten... und haben wir wirklich einen Hund, der uns gerne folgt und mit uns lebt? Wieso muss ein Hund 100% hören oder mit harten Strafen rechnen, wenn er es nicht tut?


    Wer oder was gibt uns das Recht dazu?


    Was mein ihr? Nachdenkliche Grüße, Mareike mit Nico

  • Ich versuche mit meinen Hunden ein Mittelmaß zu finden. Es gibt tatsächlich Dinge, die sind absolutes No-go. Betteln am Tisch z.B. und es gibt Dinge, da erwarte ich bei Bedarf, dass sie befolgt werden. Darunter fällt z.B. wer als erster durch die Tür geht.


    Ansonsten kann ich meinen Hunden recht viel Freiraum bieten. Ausser den regelmäßigen Spaziergängen können meine Hunde sich frei entscheiden, ob sie sich im Haus oder draussen aufhalten wollen - wer will kann auch im Stall liegen. Es steht ihnen ein über 6000 qm grosses Gelände zur freien Verfügung. Sie dürfen spielen, toben, bellen, wachen, Löcher buddeln, Walnüsse vernichten, Rehe vertreiben usw..


    Allerdings habe ich mir auch schon anhören müssen, dass ich streng mit meinen Hunden wäre. Ich finde, das ist Ansichtssache. Wenn ich einen einzelnen kleinen Hund habe, ist es kein Problem, wenn der im Bett schläft. Ich habe neun Hunde und die meisten davon sind sehr gross. Also schläft kein Hund im Bett. Da ich betteln am Tisch absolut nicht leiden kann, wird bereits der Ansatz gerügt und es gibt nicht eine einzige Ausnahme. Auch nicht, wenn Besuch da ist und mir ist es vollkommen gleichgültig, ob der Besuch das versteht.


    Je nach Ansicht der anderen HH leben meine Hunde im Paradies oder müssen zwangsweise völlig unterfordert sein, weil nicht täglich stundenlange Kopfarbeit gemacht wird. Es gibt keine HuSchu, kein Fährtentraining, kein Agility, kein Hundefrisör, kein Mäntelchen und nur Hundebetten, Decken oder Stroh zum schlafen. Meine Hunde sollen Hunde sein und keine verzogenen, verzärtelten Püppchen, die nicht raus dürfen, wenn es regnet. Meine Hunde gehen bei Regen, Sturm und Schnee freiwillig raus und werden noch nicht mal krank. Ich habe auch kein Problem, wenn ich mal einen Tag wenig Zeit für meine Hunde habe und auch kein schlechtes Gewissen, weil dann vlt. die HuSchu ausfällt und der arme Hund unterfordert ist.


    Bevor jetzt ein Aufschrei durch die Gemeinde geht: mir ist völlig klar, dass ein in Deutschland lebender Hund selten die Freiheit hat, die meine Hunde haben. Das geht oft schon wegen der Wohnsituation nicht. Und in Deutschland muss ein Hund besser "funktionieren" als da, wo ich lebe. Das ist wegen der Umwelt leider nötig.


    Allerdings bin ich doch der Ansicht, dass es manche arg übertreiben. Wenn ich in manchen Threads lese, was für Stundenpläne die Hunde haben, dass sich jemand Vorwürfe macht, dass die HuSchu ausgefallen ist und einen unterforderten Hund befürchtet oder dass Hunde nicht nass werden dürfen oder wöchentlich gebadet werden müssen (hier unterstelle ich überall natürlich gesunde Tiere) kann ich mir nur an den Kopf fassen.


    Auf der andern Seite informieren sich manche HH erbärmlich schlecht über die Rasse, die sie auswählen. Das Problem mit dem nichtjagdlich geführten Jagdhund habe ich leider bei meiner Freundin erlebt. Das Tier kam ins TH - und zum Glück dann in fachkundige Hände. Meine Owtscharka z.B. würde ich in Deutschland auch nicht halten - jetzt kann ich ihnén ein angemessenes Umfeld bieten.


    Vermutlich muss jeder für sich die Lösung finden, mit der er sich identifizieren kann und die möglichst auch die beste für das Tier ist.


    In diesem Sinne - ist ja jetzt reichlich lang geworden


    LG Birgit

  • Hallo,


    na, da hast du ja gleich eine ganze Menge Fragen auf einmal gestellt.


    Wie meinst du das, wann darf ein Hund noch Hund sein?


    Ein zur Jagd gezüchteter Hund bekommt ein Antijadgtraing ... Das ist so ja nicht ganz richtig. Es heißt zwar "Anitjagdtraining", weil es die Menschen anspricht, die ihren Hund nicht jagdlich führen wollen. Aber letztendlich ist es fast die selbe Ausbildung, die ein Jagdhund auch macht. Es geht darum, dass ein Hund, trotz seiner Instikte, kontrollierbar ist. Egal, ob er für die Jagd eingesetzt wird, oder nicht.
    Das ist dann so, wie früher auch.
    Wenn das mit einem Jagdhund nicht gemacht wird, und er nur spazieren geht oder Bällchen hinterher rennt, dann ist es eher eine Erscheinung der heutigen Zeit, die einen Hund davon abhält, Hund zu sein.


    Was die Dominanzgeschichte und die Frage, wer zuerst duch die Tür geht, betrifft, ist es bei uns so, dass mir schnurzegal ist, wer zuerst durch die Tür geht. Allerdings, wenn es eng wird und die Entscheidung getroffen werden muss, ich oder mein Hund, dann weicht Snoop von selbst zurück. Damit erkennt er wohl von selbst meine höhere Stellung an. Ich muss mir die in dem Moment nicht "erkämpfen". Und so sollte es wohl auch sein.


    Ich kenne viele Leute, die ihren Hund bei Begegnungen hinlegen lassen. Die haben dann Pech, wenn Snoop das als einen Scheinangriff interpretiert und entsprechend reagiert, wenn der Hund schließlich aufspringt und auf ihn zu rennt. Vielleicht hätte die Hundeschule da recht?


    Muss ich meinen Hund anleine, damit er sich auf mich konzentriert, statt selbst zu entscheiden, ob er zu einem anderen Hund hinrennt?
    Ich finde es einfach rücksichtsvoll, wenn ein Hund nicht zu meinem rennt, sobald er ihn sieht. Der legt nämlich auf sowas keinen Wert. Warum auch, es ist überhaupt nicht hundegemäß, jeden Fremden zu begrüßen.



    Wieso muss ein Hund 100% hören oder mit harten Strafen rechnen, wenn er es nicht tut? hast du gefragt.


    Nun ja, 100%ig hören wär schön, um ihn aus Gefahrensituationen rauszuhalten. Stehenbleiben, wenn ein Auto kommt, keine Leute anspringen, nicht hinter dem Hasen über die Landstraße rennen, keine fremden Hunde belästigen... Das find ich schon wichtig.


    Harte Strafen? Was meinst du damit? Mein Hund muss niemals mit harten Strafen rechnen. Die härteste Strafe ist vielleicht, wenn ich ihn mal laut anblaffe, weil er ein Kommando, das er kennt und beherrscht, ignoriert.


    Wer oder was gibt uns das Recht dazu? Ich würde sagen, es geht hier nicht um Recht, sondern um Pflicht. Wir halten und Raubtiere als Familienmitglieder. Die sollten so zu händeln sein, dass sie in unserer Gesellschaft keine Belästigung und keine Gefahr darstellen.
    Ein wohlerzogener Hund genießt doch erheblich mehr Freiheiten, als einer, der agiert, wie es ihm gefällt.


    Wie hundegemäß stellst du dir denn ein richtiges Hundeleben vor?


    Lg Christine

  • Birgit!



    :gott:


    Darf ich zu dir ziehen?
    Ich fütter deine Hunde dann auch nicht am Tisch :)



    Hmmm... Ich weiss nicht so recht.
    Also mein Hund darf schon Hund sein. Er darf sich auch wälzen, wenn er zu sehr stinkt dusch ich ihn aber ab, basta.. ja auch mit shampoo weil dann duftet er wenigstens ein Tag mal ganz himmlisch :ops: (die kleinen Freuden)
    Er darf toben und spielen und Streitereien mit seinen Kumpels unter sich klären, Ausnahme die Kinder sind mit dabei, dann splitten wir.


    Meien Bedingungen sind lediglich das er abrufbar ist, sitz und platz machen kann und bei hundepupsen akzeptiert das er aus dem Zimmer verbannt wird :lachtot:

  • hmmm...


    mein Hund geht zuerst durch die Tür,
    mein hund liegt in meinem Bett
    mein hund geht aufs Sofa
    mein Hund wälzt sich (wird aber nicht geduscht, gebadet oder dergleichen)
    mein hund tobt, spielt und hat andere Hundekontakte
    mein hund sagt, wann er "raus" muß


    mein hund erwartet nicht wirklich viel, außer das ich reagiere. ich würde sagen, er hat mich gut erzogen.... :lachtot: :lachtot:


    nee im ernst. Für mich is ein hund ein hund, solange er sein hundisches Verhalten nicht komplett ablegen mußte.
    Ein Hund is ein hund, wenn er wie ein hund behandelt wird und nicht wie ein Teddy/Mensch etc.
    Ein Hund is ein hund, wenn er noch Spaß und Freude am Leben hat
    ein hund is ein hund, wenn er ein liebevolles zuhause hat
    usw. usf.


    Es kommt meiner Meinung nach, immer auf den besitzer an.

  • Zitat


    Es kommt meiner Meinung nach, immer auf den besitzer an.


    so wie bei vielen anderen hier im forum, liebe ich meine hunde.
    ich liebe meine hunde evt. mehr als es normal ist.
    meine hunde dürfen mit ins bett, auf die couch oder einfach im körbchen liegen.
    meine hunde haben eine erziehung, die aber auch nicht übertrieben ist.
    ich brauche keine kleinen maschienen. ich muss nicht sagen können, sie können dieses oder jenes.... das normale halt
    mein mann und ich leben mit unseren hunden und die hunde mit uns.
    meine hunde werden regelmässig gebadet. das sie weiss sind und nicht aussehen sollen wie dreckmonster :D
    sie haben hundemäntel für den winter.
    sie haben sogar mehrere hundehalstücher und sie sind für mich noch keine modehündchen .
    wenn sie sich in nen schlammloch welzen wollen, sollen sie es machen. mir doch egal. und sie machen es gern, gerade meine emma.
    machen wir mal einen couch sonntag haben die zwei damit kein problem sondern kuscheln sich dazu.
    in die hundeschule gehen wir mit beiden nicht.


    aber ich denke sie sind glücklich und sind froh bei uns zu leben

  • Hallo.
    mein Hund ist und darf Hund sein.
    Allerdings mit gewissen Auflagen.


    Wir haben alle Regeln zu befolgen.
    Denn ohne diese funktioniert das Zusammenleben unterschiedlicher Individuuen schwer bis gar nicht.


    Youngster erwartet ganz hündisch
    Sicherheit, Führung und Nahrung.
    Ganz Mensch erwarte ich dafür
    Gehorsam.


    Damit sind die Grundbedürfnisse beider Seiten
    zueinander befriedigt.


    Gerne gehen wir weit darüber hinaus.
    Bei Begegnungen im Freilauf darf er ganz Hund sein.
    Mir ist es schnuppe, ob er heute zuerst durch die Tür geht,
    morgen bin ich es.
    Ich kann durchaus mal meine Beine heben und über ihn steigen,
    wenn er mal wieder mitten im Flur liegt.
    Gerne beschmuse ich ihn mal, wenn er das Bedürfnis danach hat.
    Ebenso kommt er mit Tagen klar,
    an denen er ganz hinten ansteht.
    Ohne in Hektik und innere Unruhe zu verfallen.


    Letztendlich gibt es immer irgendwo Grenzen.
    Aber solange alle in und an der Gemeinschaft Spaß haben,
    werden diese nicht überschritten.

  • Hallo,


    Ich erlaube meinen Hunden auch ein Hund zu sein. Mit Zähne zeigen, mit bellen, mit wälzen und mit Ohren auf Durchzug.
    Es gibt immer Momente da erwarte ich absoluten Gehorsam - weil es sicherer ist. Einem Hasen hinterher zu hetzen ist nicht nur für den Hasen gefährlich und nicht jeder Hund ist ein toller Spielkumpel.


    Meine Hunde dürfen aufs Sofa zum kuscheln, sie teilen sich mit meiner Tochter auch mal einen Joghurt vorm Fernseher. Dominanzprobleme gibt es trotzdem überhaupt nicht und wenn jeder mal den Löffel abschlabbert, dann find ich das eher süß als gefährlich. Meine Tochter mag das wohl :roll:


    Aber das wir unseren Hunden immer engere Grenzen stecken müssen liegt wohl eher daran, dass es immer enger wird - immer mehr Menschen ferchen sich auf engem Raum zusammen und da muss es irgendwie gemeinsam gehen. Da leben Hundehasse und Hundehalter Tür an Tür und man muss sich irgendwie einigen.


    Vor Jahren war ein Hund eben einfach ein Hund. Heute ist er mehr Sozialpartner und hat oft seinen Job verloren.


    Ich stelle sogar die These auf, dass die Anforderungen an Hunde in den nächsten 10 Jahren sogar noch extrem wachsen werden, damit sie gesellschaftsfähig sind.


    Ich hoffe bis dahin hab ich in Deutschland endlich die Zelte abgebrochen. Denn Luft bekommt man hier vor lauter Enge kaum noch.


    Liebe Grüße
    Dana und Wauzis - ganz hündisch

  • Zitat

    Allerdings bin ich doch der Ansicht, dass es manche arg übertreiben. Wenn ich in manchen Threads lese, was für Stundenpläne die Hunde haben, dass sich jemand Vorwürfe macht, dass die HuSchu ausgefallen ist und einen unterforderten Hund befürchtet oder dass Hunde nicht nass werden dürfen oder wöchentlich gebadet werden müssen (hier unterstelle ich überall natürlich gesunde Tiere) kann ich mir nur an den Kopf fassen.



    LG Birgit


    Genau das meinte ich...vieles wird übertrieben...


    natürlich ist eine Sozialisierung des Hundes notwendig und auch ein Grundgehorsam- klar ohne Frage, weil es sonst natürlich zu gefährlich wäre in unserer Welt und eine gewisse Anpassung im Haus ist notwendig, damit das Zusammenleben funktioniert. mein Hund soll mir aber gerne folgen und gerne mit mir leben. Dazu muss er eben nicht nur Fuss laufen oder mich dabei ansehen, nicht auf jedem Spaziergang ein Animationsprogramm haben, zentimetergenau vor mir absitzen... er darf schnüffeln und toben, auch mal was doof finden und wenn möglich mit anderen spielen, dabei darf er auf sie am Rand warten nicht hinstürmen usw. aber er darf kontakt haben... hier lese ich oft, er hat nur Kontakt wenn ich das will- mit ausgewählten Hunden oder es wird gleich umgedreht, wenn ein Hund kommt usw. Ich denke man legt da oft einen Grundstein für Probleme- dürfte der Hund einmal mehr hund sein, würden sich viele Probleme schon vorher erledigen...
    Nach den Themen und Tipps die man hier so liest bin ich froh, dass es hier auch andere Meinungen gibt, denn ihr scheint ja eure Hunde noch wie Hunde zu behandeln... das finde ich super! Insgesamt bedanke ich mich für eure tollen Beiträge dazu. Ich sehe vieles genauso. Bei Nico ist es wie beim Hund von Darkshadow- er hat viele Freiheiten und darf sich auch richtig einsauen und ich mache mir nichts draus, wenn er zuerst durch die Tür geht. Man muss nicht aus allem ein Problem machen. Ein Hund ist ein Individuum und sollte auch eins bleiben.

  • Mensch - Hund - Beziehung.
    Das ist ein unerschöpfliches Thema und es wird beinahe so viele Meinungen und Handlungsweisen dazu geben wie es Hundehalter gibt. ;)


    Ich behaupte auch, dass mein Hund Hund sein darf.
    Er liegt nicht in unseren Betten, geht nicht aufs Sofa, geht manchmal vor und manchmal nach uns durch die Tür, wie es gerade passt.


    Er arbeitet im Haushalt, darf draußen buddeln, rennen, zu anderen Hunden hin - nicht immer- lief lange Zeit am Fahrrad mit und zog einen Roller.
    Er wälzt sich auch, wird dann geputzt mit einem Handtuch.
    Baden verrichtet er selbst ausgiebig in Bächen und Teichen.


    Er kennt viele Wort, Hör-und Sichtsignale, die er meist freudig befolgt.
    Er kann sich darauf verlassen, täglich mehrmals ausgeführt und verköstigt zu werden.
    Der Tierarzt bleibt ihm nicht erspart.
    Selten ist er alleine im Haus.


    LG, Friederike

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