ANTI-JAGD-TRAINING oder Dr. Jekyll und Mr. Hyde

  • Massai


    Ich hab ja auch so einen Jagdgeier hier.


    Beim jagen beobachte ich bei ihm folgendes, was ich immer berücksichtigen muss in Sachen Lob und Zeitpunkt für Lob:


    - Erkundungsverhalten besteht teilweise aus unauffälligen Bewegungen, die ich auf keinen Fall bestätigen darf, sonst löst er aus

    (Stehen bleiben und aufs Feld gucken ist bei ihm bereits Erkundungsverhalten, das Stehenbleiben zu loben würde losstürmen aufs Feld auslösen. Gelobt wird das Verhalten "abwenden und weitergehen")


    - Umorientierung ist für manche Hunde EXTREM schwierig. Da bekommt man bessere Resultate, wenn man im Alltag die Umorientierung immer wieder übt, damit der Hund eine Vorstellung bekommt wie das gehr. Erst dann kann er es anfangen in schwierigeren Situationen auf Aufforderung, später von sich aus anzubieten.


    Also zB die profane

    Übung "Lekerchen in der Hand und mich anschauen. Das kann je nach Hund massiv das Verständnis fördern für "schau zu mir" (auch nur mit einem Ohr)


    - Abbruch ist eminent wichtig. Und zwar Abbruch von kleinen Dingen, das bringt viel Entspannung. Im Sinne von "hör auf da rein zu starren in der Hoffnung es wäre was". Korrektes befolgen kann dafür dann wieder belohnt werden (wobei ich hier nicht lobe nach Abbruch von jagdlich motiviertem Verhalten, da er das gleich als Verstärkung nehmen würde)


    und halt konsequent nach Lerntheorie: es wird nie gelobt, wenn davor ein "Fehler" gemacht wurde. Sonst bastelt man sich selbst doofe Verhaltensketten. Schneller als man pip sagen kann.

  • Ja, also das Umorientieren üben wir ja schon von Welpenbeinen an. Das klappt in der Regel auch sehr gut (offline), inzwischen ja sogar bei den Katzen, an der Leine. Wie es ohne ausschauen würde, wäre dann die andere Frage. Aber da braucht es dann eben noch zig Wiederholungen und Gelegenheiten. Denke, in Zukunft bekommen wir das mit den Katzen definitiv hin. Eros ist ja erst 1,5 und hat ja auch gerade erst dieses Verhalten ausgepackt. Sicher ist, er hat auch ordentlich Respekt vor böse fauchenden und aggressiven Katzen, sprich, da bleibt er schon freiwillig auf Abstand. Aber mir ging es ja erstmal um sein Verhalten an der Leine. Leider kann man das auch am besten jetzt üben. Wenn es wieder zeitig dunkel wird, es draußen kalt und unangenehm ist, trifft man ja weniger Katzen zum Üben an. Im Moment chillen sie alle Praktischerweise vor den Häusern. Hier gibt es ein Haus mit massivem Gartenzaun, in denen kleine Balkone eingearbeitet sind. Darin sitzen manchmal fette Main Coon, da traut sich mein Hund nicht vorbei und wir wechseln immer die Straßenseite :rolling_on_the_floor_laughing:

    Ja. Das ist eh klar, ich bestätige meist eh nur, wenn er sich ohne mein Eingreifen abwendet und weiterläuft. Und nicht, wenn er vorher rumgehampelt hat.

    Leckerchen ist hier so eine Sache … ich gebe zu, ich nutze sie hauptsächlich zum Aufbau von Kommandos. Draußen haben sie für meinen Hund maximal Wert bei null Ablenkung. Er ist da kein Hund, der sich für umbringt, egal was ich mithabe. Drinnen? Jau. Her damit ins Maul. Draußen nö. Da komme ich nur über den Gehorsam weiter. Da sind Hunde, die kooperativ sind, sicher einfacher zu Händeln, indem man was auf konditionieren kann.

    Und es gibt halt auch rassebedingte Unterschiede. Stehenbleiben und übers Feld glotzen, ist hier zum Beispiel nicht zwangsweise ein Jagdinteresse, sondern territoriales Abchecken und Schutztrieb. Da muss man unterscheiden. Klar, kann es auch eine Jagd auslösen. Wenn gerade ein Reh beschließt den Platz zu wechseln, dann wird das natürlich auch genutzt. Aber mein Hund guckt nicht allein deswegen. Aber z.b. ist es hier Jagdverhalten, wenn er am Wegrand beginnt die Ohren zu spitzen und kurz inne hält, dann horcht er auf Mäuse und der entsprechende Sprung folgt dann meist auch.



    Vorhin kam uns eine Kindergartengruppe mit Alpakas entgegen. Spektakel, sag ich euch. Es waren ein paar süß geschorene Jungtiere, die fand Eros noch recht langweilig (ich hatte ihn am Rand absitzen lassen und wir haben uns das angeschaut). Dann kamen aber noch zwei erwachsene Alpakas mit vollem Fell und die haben … so gemuchtet, dass es Eros nicht mehr im Sitz gehalten hat. Na ja, kann ich auch verstehen. Pferde und deren Geruch kennt er, da wir hier einen Stall haben und öfters welche treffen. Aber so ein leckerer Alpakageruch ist schon was anderes 😂

  • Also ich bin mir inzwischen ziemlich sicher, dass mein Hund Katzen nichts tun wird. Ich hatte ja Sorge, er geht richtig ran, tut den Katzen was und oder bekommt dann Prügel.


    Heute … Katze lag im hohen Gras, ich habe sie nicht gesehen, Eros erst wirklich Zentimeter vorher. Katze springt auf, faucht, murrt, haut mit der Pfote nach dem Hund. Eros springt schreiend einen Meter zurück und guckt doof. Katze bleibt angespannt, merkt aber scheinbar, dass Hund keine ernsten Absichten hat. Keine Spannung auf der Leine. Er hätte hin gekonnt. Hund guckt mich aber (leicht schockiert, definitiv fragend) an (mir zittern noch leicht die Knie, weil ich so erschrocken war), ich nicke und sage „alles gut. Weiter.“ Katze legt sich wieder hin und wir gehen problemlos weiter.

    Gut an den RR ist, sie sind darauf gezüchtet, dass sie auf Distanz bleiben und dass sie extrem schnelle Reflexe haben. Aber wie es aussieht, hat er nicht diese Schärfe, die ich erst angenommen habe. Ist halt doch ein Blümchen ❤️

    Klar, hinterher rennen würde er immer noch, einfach weil die Bewegung triggert. Aber ich bin mir recht sicher, dass er das Tier höchstens stellt und nicht packt.

    Die Katze hat uns übrigens auch schon mehrmals provoziert, indem sie einfach auf dem engen Weg sitzen bleibt und böse guckt. Glaube aber, sie ist schon älter, sieht verwahrlost aus und hat schnell gemerkt, dass der Hund eher Respekt hat. An anderen Katzen vor Häusern kann er schon brav und ohne Zug auf der Leine vorbei laufen. Er hat höllisch Respekt vor „bösen“ Katzen.

  • :partying_face: Wir haben beim Abendgassi zwei Katzen getroffen.

    Die eine ist sogar weggelaufen gegen Ende.


    Aber die Leine blieb die ganze Zeit locker :partying_face: :partying_face: :partying_face: :partying_face: :partying_face: !


    Natürlich waren ihr die Katzen nicht egal, aber an der lockeren Leine stehen, gucken, nicht schreihen und sich von alleine abwenden!

    Noch mal 5 Jahre und wir laufen einfach so vorbei :rolling_on_the_floor_laughing: .

  • Kann mich hier gerade anschließen :rolling_on_the_floor_laughing:


    1. Katze: einwandfrei!

    2. Katze: Schreiendes in der Leine hängen.


    Letztens waren wir zuerst auf einem Friedhof, danach am Deich. Sie war wie auf Droge, die Nase nur am Boden. Und am Ende, kurz vor dem Wagen, taucht ein Kaninchen auf. Greta hat's die Birne zerrissen. Aber: Mit Leckerli-Konfetti und Sprungeinladen (sonst verboten) konnte ich sie an der Stelle vorbei zum Wagen bugsieren.

    - Aber das kann ich ja nicht den ganzen Spaziergang lang machen. Aber was sonst, wenn sie mit der Aufmerksamkeit so auf den Boden fixiert ist?

    Auf jeden Fall will ich da zeitnah wieder hin. Ich nutze gerade jede Gelegenheit, dass sie solche Gerüche in die Nase bekommt, um sie zu normalisieren.


    Wir haben eine andere Stelle, da hat sie vor Monaten (!) mal eine (!) Katze gesehen. Da flippt sie gerade aus.


    - Kann ich bei Greta - mit ihren nun schon 2 J. - bitte von einem einen postpubertären Schub ausgehen?

    Das könnte etwas Frustabbauen bei mir, Hoffnung machen, dass es doch schneller als 5 J. geht bzw. überhaupt irgendwann was wird :woozy_face:

  • bei den Katzen wirkt bei uns dieses tägliche Training. Also er rennt nicht mehr in die Leine, ist ansprechbar und meistens kann er auch vernünftig dran vorbei gehen, natürlich nicht ohne skeptischen Seitenblick. Eros Einstellung Katzen gegenüber ist eine Mischung aus Neugier und großem Respekt.


    Schwieriger ist hier leider noch immer das Thema Wild, wobei er momentan auch eher den Kopf unten hat, weil die Grashüpfer spannender sind. Aber heute hat es nebenan im Weizen geraschelt. Ohne Leine wäre er rein gesprungen. Same bei den Katzen. Denke ohne Leine, würde er definitiv näher ran gehen und dann entweder paar auf die Nase bekommen oder die Katze flüchtet und dann ist es eh aus.

  • Noch mal 5 Jahre und wir laufen einfach so vorbei :rolling_on_the_floor_laughing: .

    Meinen Lachsmiley gab es dafür, weil ich diesen Humor einfach mag, und auch teile.


    Ich denke da so: Wie viel Prozent des Spaziergangs machen denn die Katzenbegegnungen aus, und wie viel Prozent beeinträchtigen davon das gesamte Zusammenleben?


    Bei meinem Amigo war ich absolut zufrieden, dass er "angeleint" mit "Desinteresse an im Umfeld befindlichen Katzen" verknüpft hatte - das war super angenehm und entspannt, hat aber auch gedauert, bis er das so verinnerlicht hatte.

    Katzen sind wir aber nur im Wohngebiet begegnet, da ist sowieso Leinenpflicht.

    Bei Spaziergängen in Wald und Feld habe ich bei den Bauerhöfen, die direkt am Weg lagen, einfach auch angeleint, weil da eben auch mit streunenden Hofkatzen zu rechnen ist.


    Bei Leif arbeite ich auch noch an der Verknüpfung "angeleint und Katzensichtung", da haben wir auch schon so gute Fortschritte gemacht, dass er nicht mehr in der Leine steht.


    Wir sprechen uns in 5 Jahren wieder ... :winken: xD

    Aber das kann ich ja nicht den ganzen Spaziergang lang machen. Aber was sonst, wenn sie mit der Aufmerksamkeit so auf den Boden fixiert ist?

    Wie lange kann sie das denn Aushalten, bis sie dann alle Löffelchen aufhat und explodiert, sobald sich etwas (scheinbar) jagdbares in ihrem Umfeld bewegt?


    10 Minuten?

    5 Minuten?


    Dann höre nach 3 Minuten auf zu üben - und verlasse diesen Bereich, um mit ihr etwas anderes zu machen, was ihr hilft sich wieder zu entspannen.


    Gerade bei der Erwähnung von "Deich" ... puh, da tummelt sich doch in den menschenleeren Zeiten alles mögliche an Wildtieren (neben möglicherweise Schafen, die extreme Geruchsspuren hinterlassen, wenn sie dann woanders hingetrieben wurden) ... Kaninchen, Wasservögel, Raubvögel, Mäuse, Maulwürfe, Füchse...

  • Ich stelle die Frage einmal hier: Im Thread des Wildhundes wurde ja geschrieben, dass der Hund Gefahr läuft geschossen zu werden. Auch mir wurde immer wieder von Leuten gesagt, dass Jäger wildernde Hunde schiessen dürfen. Letztens habe ich einen Jäger getroffen und ihn gefragt, wie die Situation genau aussieht. Geschossen werden darf ein Hund nur, wenn er offensichtlich direkt am Wild war/ist, sprich z. B. Blutspuren am Hund sind, und er muss das fotografisch dokumentieren. Ausserdem darf er nicht schiessen, wenn er z. B. den Besitzer den Hund rufen hört. Hat der Hund kein Wild erlegt, können erstmal nur Verwarnung und Bussen ausgesprochen werden. Erst im Wiederholten Fall kann unter Umständen ein Abschuss erfolgen.


    Da ich aus der Schweiz komme, würde mich die rechtliche Situation in Deutschland oder Österreich interessieren.


    Und nein, es geht mir nicht darum, diese Regelungen auszureizen, ganz klar. Ich habe hier einen durchaus jagdlich ambitionierten Hund sitzen, bin mir dessen aber bewusst und bemüht, den Hund so zu führen, dass nichts passiert.

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