ANTI-JAGD-TRAINING oder Dr. Jekyll und Mr. Hyde

  • Ich würde ihn bei allen Begegnungen erst einmal anleinen, bevor du von dir aus bewusst das go zum spielen gibst. Das eigenständige Anschleichen/Hinrennen würde ich immer unterbinden. Der Unterschied vom sich zum Hund oder zu einem anderen Tier anschleichen ist nicht so riesig, auch wenn es jetzt (noch/meistens) reines Spiel ist. Ich glaube sonst etablierst du nur dass er selbst entscheiden kann wann/wie er losstürmen/(Spiel)Jagen kann.

  • Liegt er und soll es aber nicht, geh einfach hin (machst du eben ein Kommando daraus, "Platz" bietet sich an, ein "Bleib", um ihn am Aufstehen und Anschleichen zu hindern, bis du da bist).

    Dann kannst du (auch bei Fremdhunden, wenn von dir und dem anderen HH gewünscht), mit angeleintem Hund ruhig zu ihm hin, einige Meter davor ein "Sitz", ableinen, und dann die Freigabe für die Interaktion.

    Willst du keinen Kontakt, leinst du einfach an sobald du bei deinem Hund bist, und gehst auf möglichst großem Bogen vorbei (oder drehst dich um und gehst einen anderen Weg, je nach dem was besser in euren derzeitigen Ausbildungsstand passt.)

    Schau doch mal aus diesem Blickwinkel auf das Verhalten deines Hundes:

    Er sieht einen anderen Hund, und legt sich (aus welcher Motivation auch immer) auf Abstand zu diesem Hund erst mal hin.

    Das ist eine Steilvorlage für dich, ein Angebot, welches du so ausbauen kannst dass es in deinen Alltag passt; Da ist ja das Ziel, deinen Hund nicht unkontrolliert zu anderen laufen zu lassen.

    Das "Anschleichspiel" mit dem besten Kumpel würde ich ihm lassen.

    Im Spoiler ein Vorschlag von mir, wie ich das auf- und ausbauen würde :smile:

    Platz auf Distanz

    Mein Hund sieht einen anderen Hund und legt sich hin.

    Von mir kommt ein: "Fein" oder "Gut" als Feedback für sein Verhalten, und zwar unverzüglich, am Besten noch während er sich legt.

    Damit gebe ich ihm eine Rückmeldung, dass ich das Hinlegen gut finde.

    Direkt danach gebe ich das Signalwort "Platz", um ihn weiter in dieser Position zu halten.

    Dann gehe ich zum Hund, gerade zu Beginn dieses speziellen Trainings gebe ich auf diesem Weg gerne alle paar Schritte erneut das Signalwort "Platz"; damit halte ich zum Einen den Hund in dieser Position, zum Anderen aber auch den mentalen Kontakt zu meinem Hund. Letzteres ist gerade bei Ablenkung - die ja in diesem Fall vorhanden ist - enorm wichtig.

    Gerade weil hier das angebotene Verhalten des Hundes genutzt wird, sind die Rahmenbedingungen (hier: Die eigene Distanz zum Hund) ja unterschiedlich, weshalb diese mentale Verbindung vom Halter aktiv aufrechterhalten werden muss.

    Erreiche ich meinen Hund, bekommt er von mir noch mal ein Platz - nicht das der Hund lernt, beim Erreichen seines Menschen selbständig aufzustehen.

    Sicherheitshalber leine ich meinen Hund an, während er liegt, erst dann gebe ich das Signal "Sitz" oder auch "Fuß".

    Gerne verstärke ich jeden einzelnen Schritt mit Leckerchen (wenn der Hund in der Lage ist, ein solches zu nehmen).

    Daran schließe ich die Aktion, die ich in der jeweiligen Situation für angebracht halte, also entweder gesittetes Annähern zum anderen Hu-Ha-Gespann, wenn beiderseits erwünscht, oder ich wende mich ab und gehe einen Weg, der mich auf deutlichen Abstand bringt.

    Mit einem geübten Hund kann auch ein Vorbeigehen im Bogen gemacht werden.

    Hilfreich ist in dieser Situation, wenn der Hund schon ein unter neutralen Bedingungen geübtes "Platz auf Distanz" kennt.

    Wann ich das nicht machen würde: Wenn auch der andere Hund im Freilauf ist, und auf meinen Hund zurennt, oder die Distanz zum anderen Hund schon so gering ist, dass dieser meinen Hund vor mir erreicht.

  • Hundundmehr hm, bist du dir da sicher? Also meiner macht das auch, bei besonders begehrlichen (Hunde)Objekten. Also ich würde eher behaupten, dass wenn er schon so weit in der Jagdbewegung ist, ich ihn da ganz schwer wieder rauskriege. Also ich persönlich versuche immer, ihn schon vorher auf mich umzulenken. Also er liegt ja nicht einfach da, sondern sammelt im Anschleichen Anlauf. (also bei Massai lässt er es ja dann (noch), aber trotzdem ist er da ja in der ersten Jagdsequenz). Oder meinst du weil er es noch lässt? Aber trotzdem ist er da ja schon im Anlauf/Jagdtunnel (also meiner zumindest in so einer Situation).

  • Also, Eros ist schon noch ansprechbar, mit 100% Rückruf darf ich aber nicht rechnen.

    Sein Stalken in ein Platz umzuwandeln, ist eine gute Idee. Das werde ich probieren 👍 Platz auf Distanz kann er leider noch nicht. Er ist auch nicht im Tunnel. Eigentlich habe ich gerade eher das Gefühl, es ist eine Unsicherheitssache, so eine Phase seiner Pubertät.

  • Vespa neigt auch zum anscheichen, manchmal dann mit anschliessend voll auf den Hund zurennen. Da ich das nicht will, gehen wir entweder gemeinsam vorbei (im Kommando und Fuss) oder ich begleite sie im Fuss in einem Bogen zum Hund zur Begrüssung. Ich mache also mir ihr, was ich gern von ihr hätte.

    Ob das irgendwann dazu führt, dass sie es alleine kann? Ich hoff es mal.

  • Ja, natürlich ist er da zu Beginn des Jagdtunnels.

    Die Betonung liegt auf "Beginn" - und da "greife" ich den Hund ab, und lenke ihn um in ein Alternativverhalten.

    Setzt dein Hund - im Gegensatz zum Hund von Massai - denn anschließend die Jagdsequenz fort, schleicht sich also an und behandelt den anderen Hund dann als Beute (greift ihn also an)?

    Dann würde ich auf jeden Fall ein "Platz auf Distanz" außerhalb dieser Situation, zunächst ohne Umweltreize (also wie jedes sonstige Signal/Kommando auch) üben, um schon mal eine Grundkonditionierung zu haben, die zusätzlich greift, wenn du ihn aus seinem Jagdtunnel rausholen und umlenken willst.

    Gerade Verhaltensweisen die einer Spezialisierung zuzuordnen sind (verhaltenbiologisch: Merkmale), zeigen sich in unterschiedlichen Szenarien, auch außerhalb dieser Spezialisierung - eben weil diese Verhaltensweisen dem "Wesen" des Hundes nahe liegen.

    Das birgt natürlich die Gefahr, dass, je öfter ein solches (Verhaltens-)Merkmal angewandt wird, umso leichter der Schritt zum eigentlich zugrundeliegenden Verhalten ist.

    Im vorliegenden Fall eben das Jagen.

    Eine weitere Gefahr dabei ist: Möglicherweise reagiert der andere Hund, demgegenüber dieses Verhalten gezeigt wird, dann selber aggressiv (sei es aus dem Gefühl des bedrängt/gejagt werdens heraus, oder weil er es unangemessen/bedrohlich findet).

    Dann kommt noch für den eigenen Hund diese negative Erfahrung der Aggressivität dazu, und das in Kombination mit einem Jagdverhalten ist eine sehr gefährliche Kombination.

    Dazu würde ich es nicht kommen lassen.

    Im Fall von Eros, dem Hund von Massai (der meine Antwort ja galt) sehe ich eine große Wahrscheinlichkeit, dass die Motivation für das Verhalten möglicherweise in der spielerischen (und damit durchaus positiven) Erfahrung mit seinem Kumpel liegt.

    Bei diesen beiden Hunden ist es der Auftakt zum Spiel - und spielerische Intention ist eine freundliche Intention.

    Vielleicht versucht Eros aufgrund dieser Erfahrung, diese Verhaltenssequenz auch anderen Hunden gegenüber zu nutzen, weil es bei seinem Kumpel ja auch als spielerische/freundliche Information gilt.

    Dieses Verhalten, gerade bei einem großen Hund, birgt aber möglicherweise Komplikationen.

    Massai Das weißt du, aber eben nicht dein Hund.

    Ich finde es gut, dass du es nicht auf diese Erfahrung ankommen lassen willst, und schon jetzt eingreifst um andere Wege einzuleiten.

    Gerade bei einem Hund, der - so wie dein Eros zur Zeit - gerne und freundlich mit anderen Hunden interagiert, würde ich dabei eben nicht den Weg gehen, an dieses "Platz" dann immer ein "Wir gehen an diesem Hund vorbei, ohne Kontakt" anschließen.

    Ich bevorzuge es dem Hund beizubringen, dass ich gerne auf seine Bedürfnisse (in diesem Fall: Kontakt) eingehe - aber die letztendliche Entscheidungsgewalt, ob es tatsächlich einen Kontakt gibt, liegt dennoch letztendlich bei mir.

    Bei mir gibt es oft Kontakt - aber eben nicht immer.

    Um das durchsetzen zu können brauche ich Verhaltensweisen, die ich sicher abrufen kann und die meinen Hund umweltkompatibel machen.

    Die Basis dafür ist das Wissen meiner Hunde: Sie kommen nicht zu kurz, ich gebe ihren Bedürfnissen genügend Raum.

    Potato Bei deinem Hund: Ja, ich würde das auf jeden Fall probieren, allerdings auf jeden Fall außerhalb dieser Situation ein "Platz auf Distanz" konditionieren. Du sagst ja selber: "Bei besonders begehrlichen Objekten" - und wenn du das schon im Vorfeld erkennst, ist es sicher besser, ihn erst gar nicht in diese Jagdsequenz abgleiten zu lassen. Passiert es aber doch, ist ein konditioniertes "Platz" ein zusätzlicher Anker, der eine Konfrontation vermeidet.

    P.S.: Meine Hunde trainiere ich grundsätzlich positiv, und unser üblicher Umgang ist von einem freundlichen, wohlwollenden Miteinander geprägt. Mir gefällt das so, ich gehe so mit Familienmitgliedern um.

    Trotzdem kann es in "Notsituationen" durchaus vorkommen, dass ich ein eigentlich immer freundliches Signal auch mal so richtig "donnere" - um meinen Hunden damit anzuzeigen: DAS ist jetzt keine Bitte, sondern mein voller Ernst, weil ich sonst echt sauer werde - und in sauer wollt ihr mich nicht.

    Voraussetzung dafür ist allerdings das Wissen meiner Hunde, was ich von ihnen will. Sie müssen das Signal (Kommando) und das damit verknüpfte Verhalten kennen und können.

  • Mein Hund macht das im Spiel mit "Freunden" sehr viel, weil er einfach diese Jagdbewegung liebt.

    Bei Fremden ist das meiner Meinung nach nicht nur Spiel. Also früher schon, aber jetzt nicht mehr. Massais Hund ist ja noch sehr jung, da kann ich mir das einfacher komplett unschuldig vorstellen, aber das beliebt ja auch nicht so. Cheese gehts bei dem ganzen um die Renn/Hetzfrequenz. Er ist anderen Hunden gegenüber nicht aggressiv (also das haben andere Hunde leider auch schon oft getestet, ihm muss wirklich der selbe Hund mehrmals blöd kommen, damit er aggressiv zurück reagiert). Nur hetzen würde er alles was Beine hat, und eben auch Hunde. Das heißt, wie du sagst, man weiß nie wie der andere Hund reagiert. Wenn der andere Hund davon rennt, hetzt Cheese hinterher. Er macht auch nichts wenn er ihn einholt, nur das ist ja das letzte was ich will, zwei Hunde am Horizont verschwinden zu sehen. Und wenn der andere Hund wütend reagiert, ist natürlich die Gefahr groß, dass er Cheese angreift.

    Danke dir für den Tip, Platz und Sitz auf Distanz versuche ich gerade zu üben! Da hat Massai ja auch einen interessanten Thread dazu. Wir sind da leider gerade noch sehr kleinschrittig bei ganz kurzen Aufmerksamkeitsspannen.

  • Ein Platz auf Distanz ist unser Endziel. Allerdings sind wir davon noch meilenweit entfernt, weil sich der Herr Ridgeback nicht so gern hinlegt (nackter Bauch, mimimi). Ein Sitz ist da im Moment schon das höchste der Gefühle. Aber das würde mir im Moment schon reichen.

    An diesem Verhalten will ich auch unbedingt was ändern, weil es mir nicht gefällt und mein eigener erster Hund da sehr schlechte Erfahrungen mit gemacht hat. Er, klein weiß, traf im Wald einen DSH, der genau das gemacht hat wie Eros jetzt. Mein Hund hat Todesangst bekommen und ist weggelaufen, bis nach Hause (waren an die 4-5 km). Vielleicht meinte der Schäfer das auch nicht bis in die letzte Sequenz böse, aber das hat mein Hund nicht so aufgefasst. Die Hunde hier, kennen Eros allerdings alle von Welpenbeinen an und da lässt sich keiner von ihm beeindrucken, selbst die Kleinsten nicht und Eros hat vor denen einen Heidenrespekt. Ich glaube, Eros hat es von seinem älteren Jagdhundfreund, der ist schon fast 1,5 Jahre alt, gelernt.

    Wie du auch schon schreibst, Hundundmehr : ich will die letzte Entscheidung haben.

    Ja, noch meint er es freundlich. Aber wie gesagt, er kommt ja gerade erst in die Pubertät und wer weiß, ob und wie er sich dann verändert.

    Ich denke, ich werde auf sein Hinlegen ein Sitz aufbauen, dass ist auch weniger jagdlich motiviert als ein Platz, wo er weiterhin in Lauerstellung liegen darf. Anleinen und bis zum Hund laufen, dann darf er von mir aus von der Leine.

  • Hundundmehr Ich würde zumindest die anderen Hundebesitzer vorher fragen, ob der das so gut findet, bevor man seinem Hund das Messer in die Pfote gibt und sagt: Mach mal schön.

    Verstehe ich jetzt nicht?

    Bei Bekannten, wo der Hund (in diesem Fall Eros) ja bisher trotz bzw. mit diesem Verhalten ja durchaus hin durfte, bedarf es dieses Einverständnissen nicht zwingend, aber gerade bei Fremden habe ich doch geschrieben:


    Dann kannst du (auch bei Fremdhunden, wenn von dir und dem anderen HH gewünscht),

    Es geht ja genau darum, dass Eros im Laufe der Zeit nicht lernt, dabei ein "Messer" in die Pfote zu nehmen.

    Noch ist die Motivation spielerisch-freundlich.

    Der Hund hat bei dieser Verhaltensweise von sich aus (intrinsisch) die Motivation, sich hinzulegen.

    Das nutze ich, um dieses Hinlegen unter Signal zu stellen. Klappt das (bleibt der Hund liegen), kann ich im weiteren Verlauf dieses Kommando immer früher geben, um die Anschleichphase zu verkürzen.

    Ob ich im weiteren Verlauf dann daraus ein "Sitz" mache, ob er im Verlauf des Trainings einfach nur lernt, mehr die Signale seines Menschen zu beachten und es damit möglich wird, auch auf einen Rückruf oder eben auch ein "Warte" zu reagieren, zeigt sich dann.

    Wichtig ist doch erst mal, dass der Hund aus diesem Anschleichen und liegendem Lauern dann nicht diese Sequenz weiter zum Hetzen fortführt.

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