ANTI-JAGD-TRAINING oder Dr. Jekyll und Mr. Hyde

  • Also wir haben Will to please und Beutegeier, dann probiere ich es doch mal aus. Könnte ich das so aufbauen: Trillerpfeife und dann Ball werfen?
    Er steht zwar auch auf diese Katzenfutter- Schälchen, aber er hat einen sehr sensiblen Magen, sodass ich das nicht oft machen wollte, für einen Ball macht er aber fast alles :tropf: .
    Und darf ich den Ball dann nur noch dafür werfen? Also „zum Spaß“ gibts das eh nicht, weil er total abdreht, aber halt für Impulskontrolle trainieren.

  • Der Ball ist ja dann eine Ersatzbeute, hinter das er direkt hinter her darf.


    Ich würde den dann auch nur dafür nutzen. Für Impulskontrolle wüede ich dann ein anderes Spielzeug wählen, was du ja auch werfen kamnst zu Belohnung.

  • Genau, darum geht es. Es musst die hochwertigste Belohnung für den individuellen Hund sein und die gibt es nur noch dafür. Was das ist, hängt immer vom Hund ab.


    Damit dir der Ball nicht flöten geht, kannst du vielleicht einen anderen besorgen. Mit dem einen übst du Impulskontrolle und beim Super Rückruf Ball, darf er einfach sofort hinterher hetzen.



    Bifi ist ja Salami, hochwertiger geht es für Kami nicht und die Menge machts. Also ein Stück reicht da nicht. Folglich gibt es auch nie bei anderen Gelegenheiten Salami für das Tier auch nicht in anderer Form, als Scheibe mal vom Frühstückstisch,...


    Nur und ausschließlich dafür und das in Mengen.


    Sie ist kein Beutegeier, hat quasi keinen WTP und für "schöde" Fleischwurst wird das auch nix.

  • Für meinen Amigo habe ich ja auch so einen "Super-Umlenk-Ruf" ...


    Das ist kein klassischer Rückruf, der den Hund SOFORT zu mir bringt.


    Tatsächlich wird Amigo dadurch in seinem Jagdverhalten umgelenkt, auf eine Beute, die ICH kontrolliere.


    Da dieser Umlenk-Ruf direkt mit Jagdverhalten verbunden ist, habe ich damit schon mal die halbe Miete - ich BLEIBE in der Motivation, die mein Amigo dann sowieso hat.
    Das ganze basiert auf reiner Konditionierung, dieser Ruf lässt automatisch ein Dummy im Hirn meines Hundes entstehen.
    Um diese reflexartige Reaktion bewirken zu können, ist tatsächlich vielfaches Üben (Konditionieren) nötig.


    Diesen Ruf setze ich nahezu ausschießlich ein, wenn Amigo sich tatsächlich ins Jagdverhalten "abgeschossen" hat.
    Zwar würde dieser Ruf auch in anderen Situationen seine Wirkung zeigen, aber...: Durch diesen Ruf "schieße" ICH Amigo direkt in die Jagdverhaltenssequenzen - und dieser Hund springt sowieso sehr schnell auf Jagdverhalten an, weshalb es kontraproduktiv wäre, ihn ausgerechnet in Situationen, in denen er kein Jagdverhalten zeigt, auch noch selber in dieses zu bringen.


    Was ich für unerlässlich halte: Ein Hund mit jagdlichen Ambitionen sollte auch jagdlich beschäftigt werden.
    Dazu gibt es viele Alternativen neben der Jagd als solche.
    Dabei lernt der Hund, Jagd als Teamarbeit zu sehen, also im Team Hund-Mensch.
    Sinnvollerweise wird bei dieser Teamarbeit das Mitdenken des Hundes gefordert und gefördert.
    Dadurch entsteht eine Impulskontrolle beim Hund, die sich dann auch (meistens) in anderen Bereichen zeigt.


    Für Situationen außerhalb des Jagdverhaltens habe ich auch unterschiedliche "Ausbremsmanöver", um meine Hunde davon abzuhalten etwas zu tun, was sie gerade im Kopf haben und jetzt nicht wirklich unbedingt tun sollen.


    Das reicht von einfachen Rückruf (stimmliches "Hier" oder Doppelpfiff mit der Pfeife) über ein "Nein, mach statt dessen Sitz, oder Warte" bis hin zu einem "Nein, lass das - überleg dir was anderes!".


    Bei meinen eigenen Hunden habe ich es bisher nicht konditioniert, aber schon bei anderen Hunden:
    Der positive Abbruch.


    Das wäre dann ein freudiges Signal, verbunden mit einer Superbelohnung.


    Es gibt also einige Möglichkeiten, einen Hund so zu beeinflussen, dass er Dinge nicht tut (abbricht) oder umgelenkt wird.


    Was beim jeweiligen Hund sinnvoll ist, hängt auch immer vom individuellen Hund ab, und dessen Motivationen.


    Natürlich auch, wie das Ganze dann umgesetzt wird.


    Ich habe mal von einer Golden-Retriever-Halterin gelesen, deren Hund sich übermäßig für Enten interessierte.
    Sie hat sich daraufhin 2 Wochen lang jeden Tag mit ihrem Hund an den Ententeich begeben, sich auf eine Bank gesetzt, den Hund angeleint neben sich ... und in einem Buch gelesen.
    Bei diesem Hund hat das funktioniert - nach den 2 Wochen waren die Enten für ihn so "normal", dass er auf diese nicht mehr reagierte beim Sehen.


    Das funktioniert nicht bei jedem Hund - aber es führen halt viele Wege nach Rom.


    Manchmal ist es auch eine Mischung verschiedener Ansätze, jeweils der Motivation des Hundes angepasst.


    Alles hat aber auch seine Grenzen. Manchmal hilft nur ein gut durchdachtes Management - und letztendlich Sichern des Hundes.


    Amigo bekomme ich von freilaufenden Hühnern bei den Spaziergängen abgerufen - in ein Hühnergehege gesetzt würde er in Blutrausch geraten ...

  • Grad noch davon geschwärmt, wie brav das Pudeli ist, da ist er gestern einem Hasen nach :muede:
    Das war jetzt das zweite Mal. Beim ersten Mal ist er quasi beim Schnüffeln im Grünstreifen neben dem Weg über den Hasen gestolpert (da hat er auf Pfiff aber umgedreht) und gestern bin ich fast auf den Hasen getreten, der ist natürlich hoch und beide Hunde hinterher.
    Finya ist auf Stopppfiff nach 50m oder so stehen geblieben und hat sich hingesetzt (frag mich immer noch, was da in den Hund gefahren ist, aber war mir sehr recht) :gott:
    Frodo war ab durch die Mitte und hat nichts mehr gehört. Ich bin tausend Tode gestorben bis er 2min oder so später wieder aufgetaucht ist, da doch ein paar Straßen in der Nähe sind. (Hase hat Gott sei Dank auch überlebt!)


    Heute waren wir wieder im Wildgebiet unterwegs - der ist bei Spuren oder bei Wild (auch bei flüchtendem) in Entfernung immer noch problemlos kontrollierbar, aber ich will mich nicht damit abfinden, dass ich ihn nicht abpfeifen kann, wenn Wild direkt vor ihm hochgeht.
    Mir ist klar, dass das für einen Hund, der so extrem auf Bewegungsreize abgeht, sehr schwer ist, aber er muss lernen, dass er abdrehen muss, sonst ist der Freilauf fürs Rennpferdchen gestrichen.



    Jetzt bin ich am Überlegen wie ich das anstelle.
    Momentan ist meine Überlegung mit ihm an der Reizangel zu arbeiten, aber ich kenne den Zwerg...der wird das schnell checken, dass er da nicht direkt hinterher darf (hat er bei geworfenen Spielis ja auch schnell kapiert), überträgt das aber nicht auf echte flüchtende Beute.
    Was also tun? :ka:

  • Nimm Frodo doch einfach in wildreichen Gebieten an die lange Schlepp und such bewusst die Begegnungen mit Wild.
    Freilauf würde ich persönlich ihm nicht verwehren, er scheint ja gut zu gehorchen. Wie ich das herausgelesen habe, war Frodo jetzt einmal nicht zuverlässig abrufbar bei Wildsichtung. Ich würde wohl auch zu aversiven Mitteln greifen, aber ich weiß nicht, wie du dazu stehst. Meine Hunde sind sehr sensibel.
    Sie sind in der Hinsicht nicht abrufbar, daran wird sich wohl auch nix ändern. Beim Whippet habe ich eine Chance, wenn die Situation günstig ist, bei den anderen nicht.
    Freilauf gibt es bei mir nur in ausgewählten Gebieten.


    EDIT: Reizangeltraining finde ich gut, hab ich auch gemacht. Nen Versuch ists wert.

  • @GhAres
    Ja, das mit den wildreichen Gebieten und der Schlepp war eigentlich meine erste Idee. Die Sache ist nur die, dass ich selbst in den sehr wildreichen Gebieten zurzeit absolut kein Wild sehe. Es ist wohl da und Frodo zeigt auch an manchen Stellen an, aber das hilft mir halt nichts :ugly:


    Sonst muss ich wohl oder übel mal morgens zur Dämmerung mit ihm los. Da wird ja dann hoffentlich irgendwas rumlaufen, wobei ich fast bezweifle, dass uns direkt wieder was vor die Füße hopst, aber versuchen werd ichs trotzdem.


    Die Reizangel wird so oder so nicht schaden. Wenns nichts im Bezug aufs Wild hilft, macht ihn das Denken zumindest müde :lol:

  • Es ist wohl da und Frodo zeigt auch an manchen Stellen an, aber das hilft mir halt nichts

    Das kannst du aber wunderbar als "kleines Vortraining" nutzen, indem du auf dieses Anzeigen eingehst, es hochwertig belohnst ... und im Anschluss daran mit einer konditionierten Alternative verknüpfst.


    Vielleicht so: "Ja was siehst/riechst du denn da, das ist ja super, mach mal Sitz!"


    Wenn du beim Anzeigen schon eine kleine Bremse reinbekommst, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dann bei einer anschließenden Sichtung schon


    - ein kleines Zeitfenster durch das Erlernte Anzeigen zu haben
    - diese schon konditionierte Sequenz dann abrufen und ausbauen zu können

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