ANTI-JAGD-TRAINING oder Dr. Jekyll und Mr. Hyde

  • @Theobroma

    Ehrlich gesagt habe ich eher das Gefühl, dass es Dir schwer fällt zu akzeptieren, dass Du Dir einen Jagdhund gekauft hast. Oder anders gesagt ... durch Deine Zeilen hört man, dass es Dich immer wieder ziemlich ankotzt. Aber Dein Hund wird ein Jagdhund bleiben. Du wirst Dir immerzu den Arsch aufreißen müssen das unter Kontrolle zu behalten und es wird Dir immer wieder entgleiten, weil die Genetik immer wieder sieht. Das ist unter anderem Selektionskriterium beim Terrier: Niemals aufgeben, immer dran bleiben, immer wieder verbissen neue Wege zur Beute suchen.

    Ich würde den Trainer an Deiner Stelle erst dann bezahlen, wenn Du Dich selber damit abgefunden hast, dass auch der aus Deinem Terrier keinen Begleithund machen kann.

  • @Theobroma ich finde 90€ auch nicht so viel. Bei uns in der Großstadt zahlt man teilweise weit aus mehr! Ich war wegen des jegens ja schon bei sehr vielen Trainern. Leider habe ich nicht so gute Erfahrungen gemacht. Bei ernsthaften Jägern hilft glaube ich nur ein richtiger Experte. Den habe ich aber bisher auch nicht gefunden.
    Ich weiß nicht, aber vielleicht kannst du ja zumindest etwas aus der Stunde mitnehmen. Den Durchbruch würde ich mir wohl nicht erhoffen.

    @Hempel oh nee! Das tut mir leid. Wie ist es denn passiert? Vielleicht hilft die Entschleunigug aber ja wirklich und ihr provitiert dann letztendlich doch.

    @mairi
    Das ist wirklich sehr doof gelaufen. Gegen so eine Gruppendynamik kommt man einfach kaum an. Jordi musste nun schon einige male jegenden Hunden zusehen. Da schreit der wie am Spieß, was er sonst nicht tut. Versuch es abzuhaken und geh wieder einen Schritt zurück. Ich denke auch, dass ihr ja eine Basis habt und nicht wieder bei 0 anfangen müsst.

  • Ich glaube, ich hätte auch nicht einfach warten können, wenn ich den Hund nimmer seh.

    @mariri Ich hatte bereits eine ähnliche Situation und bin auch hinterher gerannt, habe mir danach auch meine Gedanken gemacht, ob das so schlau war aber einfach nur stehen bleiben, das könnte ich auch nicht. Ich verstehe dich voll und ganz

    Ja, im Nachhinein denke ich, ich würde es wieder so machen. Also, eigentlich will ich nie wieder in so eine Situation kommen. Auch wenn Frauchen hintendran für den Hund vielleicht beruhigender ist ist, weil er die Alte nicht noch suchen muss hinterher - lieber so, als dass er dann hinterher panisch sonstwohin läuft oder sich alleine nach Hause durchschlägt.

    Mir fällt besonders schwer, Luna eine Beschäftigung im Wald zu bieten, da sie sich entweder garnicht dafür interessiert oder das Interesse sehr schnell nachlässt. Ich weiß nicht, ob ich falsch vorgehe oder ich hier einfach noch nicht das richtige gefunden habe. Ihre Leidenschaft ist auf jeden Fall rennen. Habt ihr vielleicht einen Rat für mich?

    Als Belohnung zusammen rennen? Futtersuchspiele oder Gegenstände suchen mag sie auch nicht?

    Ich bin da halt echt lieber der Spielverderber und mache die Schlepp dran, wenn ein anderer Hund dabei ist. Beim Spielen nicht und in wildarmen Gegenden auch nicht durchgehend. Dennoch ist es nicht verwunderlich, wenn der Hund eher dem Gruppenzwang nachgibt

    Yep, so seh ich das eigentlich auch. Er lief ja fast 2 Jahre im Grunde durchgehend an der Schlepp, die dann auch wirklich die ganze Zeit immer dran war. Und ich hab wie ein Teufel das Weihwasser die hiesigen "Spieletreffs" gemieden wo irgendwann immer mal wieder der ein oder andere Hund in den Wald stiften ging. (Aber die jagen übrigens nicht, die kriegen das Reh ja eh nicht. :omg: )
    Deswegen ärgert mich das halt auch so, weil ich mich in der Jagdsache nicht für besonders naiv halte.

    Außerdem hat sie in ihrer Mail deutlich betont, dass sie nur positiv arbeitet mit Leckerli, Lob und Spielchen. Tja, ich fürchte nur, dass sie damit bei Felix kein Interesse wecken wird, wenn da ein Eichhörnchen vorbei flitzt.

    Gut, ich bin jetzt Wattebauschler, von daher wäre es das, was ich von einer Trainerin hätte hören wollen. Ich würd's vielleicht einfach ausprobieren.

    Letztlich ist die Entscheidung "positiv" oder "aversiv" beim Jagen wahrscheinlich eine, die man für sich und seinen Hund fällen muss. Für mich bleibt die Problematik ähnlich: Positiv verstärkend gibt es wenig bis nix, was mit den "Endgegner" Reh konkurrieren kann - positiv strafend müssen die Geschütze aber nun auch entsprechend heftig sein, so dass man evtl. aus ethischen Gründen davon Abstand nimmt. In den "frühen" Stadien der Jagdsequenzen, also noch vorm Durchstarten, mag ich eher positive Verstärkung mit dem Ziel, dass der Hund das Verhalten länger zeigt, man also mehr Eingriffsmöglichkeiten hat und evtl. seinen "Kick" dann schon durch z.B. Anschauen bekommen kann.

    Und - vielleicht ist in eurem Fall 'ne Flexi eher was? Wenn ich das richtig erinnere, bist du ja häufig auch mit Kinderwagen unterwegs - in dem Fall noch 'ne Schleppe managen, stelle ich mir echt schwer vor.

    @mairi bescheiden gelaufen, aber ich bin überzeugt, dass du deswegen nicht von vorne wieder anfangen musst. Ein paar Schritt zurück, ja, aber die Basis ist gelegt und auf die kannst du bauen! Kopf hoch!

    mairi: Wie ärgerlich! Denke aber auch nicht, dass du ganz von vorn anfangen musst!

    Danke ihr Lieben. Ausheulen tut schon gut und mittlerweile denke ich auch, dass wir nicht wieder auf 0 sind, sondern Grundlagen da durchaus sind.

  • @Theobroma
    Ich glaube auch, dass du deine Einstellung zu Felix Jagdwahnsinn erst ein bisschen ändern musst. Der starke Jagdtrieb gehört halt zum Terrier, genauso wie das eigenständige Handeln. Die Kombi ist halt eher ungünstig, wenn man einen freilaufenden Hund haben will.
    Dazu kann ich nur nochmal sagen - er ist 16 Monate alt, was erwartest du dir in dem Alter von einem Hund wie Felix?
    Mal abgesehen von dem Jagdproblem kullern seine Hormone wahrscheinlich auch noch kreuz und quer durcheinander, was es nicht leichter macht.

    Ich würde die Trainerstunde machen. Mag sein, dass es bei Felix nichts hilft (vor allem wird es nicht so schnell helfen), aber vielleicht hat sie trotzdem den ein oder anderen guten Tipp.
    Unsere Trainerin hat immer gemeint, gutes AJT beginnt völlig ohne Wild. Wenn der Hund das gewünschte Verhalten ohne Wild nicht zeigen kann, wird er es mit Wild auch nicht tun.
    Gut, Finya beweist mal wieder das Gegenteil, aber für viele Hunde stimmt das :D

  • Ehrlich gesagt habe ich eher das Gefühl, dass es Dir schwer fällt zu akzeptieren, dass Du Dir einen Jagdhund gekauft hast. Oder anders gesagt ... durch Deine Zeilen hört man, dass es Dich immer wieder ziemlich ankotzt. Aber Dein Hund wird ein Jagdhund bleiben.

    Nö. Mich kotzt nicht der Jagdtrieb an, sondern seine Unkontrollierbarkeit in einer solchen Situation. Dieses "Sicherung-raus-knallen". Denn das führt dazu, dass man mit dem Hund überhaupt nicht arbeiten kann. Er ist wie im Tunnel.
    Gegen Jagdtrieb und Zusammenarbeit mit mir hätte ich nichts. Im Gegenteil, ich gönne ihm ja seinen Spaß, lasse ihn auch mal Möwen hetzen. Ich würde ihm auch mal im Wald einer Spur folgen lassen oder ihn zu einem Baum rennen, wenn da ein Eichhörnchen rauf geht, aber ich möchte, dass er dabei abrufbar bleibt. Und das geht nicht.
    Und nun bin ich halt so, dass ich das MIR ankreide, rein gefühlsmäßig. Mein Kopf sagt aber, dass es seine Natur ist und ich das Rumba tanzen könnte auf ihm - er würde es nicht merken. Man ist so ansatzlos - weil nichts ankommt. Das kotzt mich daran wirklich an.


    Und - vielleicht ist in eurem Fall 'ne Flexi eher was? Wenn ich das richtig erinnere, bist du ja häufig auch mit Kinderwagen unterwegs - in dem Fall noch 'ne Schleppe managen, stelle ich mir echt schwer vor.

    Ja, momentan geht er an der Flexi - Spaß ist anders. Die 8m sind ihm nämlich eigentlich zu wenig und so üben wir jetzt erst mal Leinenführigkeit an der Flexi. Schlepp mit Kinderwagen geht, solange man nicht ständig jemanden trifft. Was leider in dem einzigen fußläufig erreichbaren Gassi-Gebiet der Fall ist.

    In den "frühen" Stadien der Jagdsequenzen, also noch vorm Durchstarten, mag ich eher positive Verstärkung mit dem Ziel, dass der Hund das Verhalten länger zeigt, man also mehr Eingriffsmöglichkeiten hat und evtl. seinen "Kick" dann schon durch z.B. Anschauen bekommen kann.

    Absolut - da kann man auf jeden Fall positiv arbeiten und das bringt auch ne Menge. Solange er ansprechbar ist, komme ich damit auch weiter.
    Nur wenn die Sicherung mal raus ist, dann komme ich nicht weiter. Und mit Sicherheit nicht positiv zu ihm durch.

    Bei ernsthaften Jägern hilft glaube ich nur ein richtiger Experte. Den habe ich aber bisher auch nicht gefunden.
    Ich weiß nicht, aber vielleicht kannst du ja zumindest etwas aus der Stunde mitnehmen. Den Durchbruch würde ich mir wohl nicht erhoffen.

    Ich werde es wohl machen. Aber mit mäßiger Hoffnung. Mir fehlt der Experte hier...

  • Dazu kann ich nur nochmal sagen - er ist 16 Monate alt, was erwartest du dir in dem Alter von einem Hund wie Felix?

    :ka: Vielleicht bin ich wirklich zu ungeduldig. Bei solchen Rückschritten wie derzeit geht mir halt die Hoffnung aus, dass die viele Arbeit irgendwann belohnt wird. Vor allem für Felix. Ich meine, ich kann doch die Leine halten nebenbei. Tut mir nicht weh. Aber er - er würde doch gerne frei laufen, oder? Ich mach das für ihn, nicht für mich.

    Und ja, ich hatte noch keinen Hund, der einen so vollständig ausblenden kann. Das ist zum Verzweifeln.

  • :ka: Vielleicht bin ich wirklich zu ungeduldig. Bei solchen Rückschritten wie derzeit geht mir halt die Hoffnung aus, dass die viele Arbeit irgendwann belohnt wird. Vor allem für Felix. Ich meine, ich kann doch die Leine halten nebenbei. Tut mir nicht weh. Aber er - er würde doch gerne frei laufen, oder? Ich mach das für ihn, nicht für mich.
    Und ja, ich hatte noch keinen Hund, der einen so vollständig ausblenden kann. Das ist zum Verzweifeln.

    Du hast einen Terrier und der braucht dich nicht....der kann dich sogar sehr gut ausblenden.
    Leine dran und zwar so lange, bis er lernt, sich an dir zu orientieren und das ist wohl mit sehr viel Arbeit verbunden. Felix wird das nicht von sich aus machen, da wirst schon mit ihm arbeiten müssen.
    Parson Jack Russell sind nochmal ganz andere Kaliber und je älter er wird, desto selbstbewusster wird er werden.
    Ich würde ihn auch keine Möwen hetzen lassen und schon gar nicht den Eichhörnchen hinterher.
    Wenn er mal in dem "Tunnel" drin ist, dann kannst du ihn nicht mehr abrufen, du musst diesen Moment vorher erwischen.

  • Nö. Mich kotzt nicht der Jagdtrieb an, sondern seine Unkontrollierbarkeit in einer solchen Situation. Dieses "Sicherung-raus-knallen". Denn das führt dazu, dass man mit dem Hund überhaupt nicht arbeiten kann. Er ist wie im Tunnel.

    Ähem ... Du weißt schon wofür ein Terrier benutzt wird?

  • so ich schreibe hier mal wie ich übe und hoffe dann auf Euer Input bitte :)
    Wenn er jagdbares sieht (Kaninchen, Katze, Igel, Eichhörnchen, springt er in die Leine, regt sich ziemlich auf. Ich bleibe dann ert ruhig stehen, sage nach paar Sekunden Sitz, es dauert ein wenig bis es bei ihm ankommt aber er setzt sich dann, danach kommt ein Platz :) Wenn er liegt, beruhigt er sich so gut daß er ein leckerli nehmen kann, das werfe ich ihm dann in die entgegengesetzte Richtung des Wildes zum Suchen oder auch bissl hinterherlaufen. Hat wer Ideen wie ich das nun weiter ausbauen kann, also ein Stopp bei Sichtung oder so?

    Ich mache Dummytraining hauptsächlich im Wald, Anfangs fand er alles andere Interessanter, er war schwer zu montivieren, inzwischen sucht er den Dummy schon sher schön (ich versteck ihn aber immer noch sehr schnell findbar) und er trägt ihn auch schon ein Stück Richtung Auto. Allgemein ist er im Wald an der Schleppleine, ist aber inzwischen sehr ruhig und nur bei frischer Spur aufgeregt, anfangs ist er allgemein im Wald total aufgeregt gewesen.

    An ausgewählten Stellen ohne Wild darf er auch schon komplett frei laufen.

    Dann fange ich nun mit Mantrailing an.
    Allgemein hat er sich inzwischen gut eingelebt und wird doch ruhiger, wobei sein Grundtemperament doch noch ein schnelles Aufbrausen ist :)
    Ich bin mit den Fortschritten sehr zufrieden.

  • Du weißt schon wofür ein Terrier benutzt wird?


    Natürlich.
    Nur gibt es eben solche und solche. Nicht jeder Parson ist ein jagdtriebiges Monster, dass keine Hirnzelle mehr hat bei Wildsichtung. Auch wenn das hier im DF gerne so dargestellt wird.
    Ich kenne so viele Jackys und auch Parsons, die freilaufen können. Und ja, es ärgert mich, dass ich genau so einen Hund erwischt hab, der wahrscheinlich bei einem Jäger oder einem Menschen, der außerhalb wohnt und dem es egal ist, was sein Terrier so rund um den Hof treibt, besser aufgehoben wäre.
    Es ärgert mich vor allem für ihn, weil er so ja auch kein erfülltes Leben führen kann. Wenn ihr ihn an der Leine sehen würdet, wüsstet ihr, was ich meine. Er hat solch einen Bewegungsdrang, dass für ihn 8m eigentlich Folter sind. Da ist dieses "an der Leine bleiben" immer so leicht gesagt von außen.

    Heute Nachmittag darf er wenigstens auf der riesigen Pferdekoppel seine Schnellrunden drehen. Immerhin Bewegung statt immer nur Leine. Wenn ich ihm das derzeit nicht 4 mal pro Woche bieten könnte (+2 mal joggen an der Leine und längere Spaziergänge an der Flexi), wäre er ja völlig unausgelastet. Es mag ja Hunde geben, die mit 3 x 20 Minuten auskommen. Felix gehört nicht dazu.

    Und genau dieses Wesen macht eben ein Arbeiten am Jagdtrieb so kompliziert. Nun ja... Krönchen richten und weitermachen.

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