ANTI-JAGD-TRAINING oder Dr. Jekyll und Mr. Hyde

  • Also wenn das Apportieren nicht "richtig" gemacht wird (der Hund beispielweise schon während des Werfens loswetzen darf) würde auch davon abraten, das in einer solchen Weise weiterhin zu machen.


    Aber richtiges Apportieren bedeutet für geneigte Hunde viel Freude, Befriedigung des Jagd- und Bewegungsdranges, Konzentration und außerdem Zusammenarbeit mit Herrchen/Frauchen.


    Und auch ich bin der Meinung, dass grundsätzlich gilt: Ein Jagdtrieb ist angeboren, je nach Intensität mag er zwar variieren, kann aber nicht "geweckt" oder "gefördert" werden - was da ist, ist da, und damit sollte man arbeiten.

  • Ich habe einen reinen Sichtjäger, und seit dem ich das weiss (ist ja ein Lerneffekt auf meiner Seite erst mal gewesen, das zu beobachten und zu filtern) und verzichte seit dem konsequent auf sämtliches Nase einsetzen. Sie hat bisher ihre Nase dafür nicht eingesetzt, also wollte ich ihr nie beibringen, dass man damit auch ganz klasse die Viecher, die man nicht sieht, auch finden kann.


    Allerdings habe ich das Apportieren nicht verboten, sondern gescheit im Sinne der Reizschwellenerhöhung und Gehorsam trainiert.


    Ganz auf jagtliche Parallelübungen würde ich nur dann verzichten, wenn der Hund noch keinerlei Jagtliche Ambitionen zeigt. Ansonsten macht das auch für mich, wie schon geschrieben, herzlich wenig Sinn.


    Sollte mein Gedankengang mit der Nasenarbeit komplett daneben sein, klärt mich bitte auf. Ich habe mich mit dem Thema Nase einfach noch super wenig befaßt, da es darauf nie ankam.

  • Habe heute 2 Erfolge zu melden.


    1. Paulchen jagd Katze hinterher, Superpfiff und????... er kommt wie eine Rakete zurück. PARTY


    2. beim Spaziergang sehe ich, als erster, einen Hasen 20m vor uns den Weg kreuzen. Paulchen ins Sitz befohlen, dieser auch gemacht, da entdeckt er das Hasilein. bleibt im Sitz (an SL). Freude.
    ok, als ich dann weiter gesagt habe, ist er in Richtung Hase losgestürmt und war die folgenden 5 Minuten völlig weggeschossen. Da konnte ich nur noch von Geschirr auf Halsband umschnallen und Gehorsam einfordern. So kam er dann laaaaangsam wieder runter.


    Seitdem ich ihn jagderatzalternativen anbiete, ist er besser führbar und auch gelassener.

  • Zitat


    Sollte mein Gedankengang mit der Nasenarbeit komplett daneben sein, klärt mich bitte auf. Ich habe mich mit dem Thema Nase einfach noch super wenig befaßt, da es darauf nie ankam.


    Ich hatte mit ähnlichen Gedankengängen anfangs auf Spurensuche verzichtet. Zum Stöbern hat Rhian ihre Nase schon immer eingesetzt, aber keine Spuren aufgenommen.


    Irgendwann habe ich dann doch mal mit Schleppfährten angefangen, und dann kam Mantrailing dazu, was sie mit riesiger Begeisterung macht. Ihr Jagdverhalten hat sich dadurch aber nicht verändert, da kommt weiterhin der Stöbermodus zum Einsatz, und sie geht natürlich auch auf Sicht. Nicht mal frische Wildfährten nimmt sie wirklich auf. Der nächste Welpe wird daher von Anfang an in allen Bereichen der Nasenarbeit gefördert, allerdings eben auch mit andern Beuteobjekten als Wild(düften).


    Sicher muss nicht jeder Hund unbedingt Nasenarbeit machen; es gibt ja auch welche, die sie im Alltag nur mässig einsetzen. Spass macht es aber doch allen, und Sachen wie ZOS oder Teebeutel unterscheiden finden ja auch in einem ganz andern Umfeld statt, da sehe ich wenig Gefahr, dass der Hund das aufs Jagen überträgt.


    RIKKI1: Gut gemacht, weiter so! :gut:

  • Zitat

    Ich habe einen reinen Sichtjäger, und seit dem ich das weiss (ist ja ein Lerneffekt auf meiner Seite erst mal gewesen, das zu beobachten und zu filtern) und verzichte seit dem konsequent auf sämtliches Nase einsetzen. Sie hat bisher ihre Nase dafür nicht eingesetzt, also wollte ich ihr nie beibringen, dass man damit auch ganz klasse die Viecher, die man nicht sieht, auch finden kann.


    Es ist auch eine Sache, mit dem Hund Nasenarbeit zu betreiben (ZOS, Mantrailing, etc), eine andere den Hund gezielt auf Wildfährten anzusetzen.
    Zumindest ist dies bei uns der Fall (Jagd auf Sichtreize hatte immer Priorität).
    Ich habe sogar zu Auslastungszwecken herum experimentiert und zum einen Mantrailing betrieben, wonach der Hund keinerlei Ambitionen zeigte, Wildfährten nachzugehen, zum anderen den Hund auf Mäuselöcher/Maulwurfshügel angesetzt und Mäusejagd unter strikte Kontrolle gestellt (buddeln, nach Mäuse jagen war nie ein wirkliches, großartiges Thema, der jagdliche Fokus lag immer auf Kaninchen/Hasen/Eichhörnchen HETZEN) und siehe da, das Jagdverhalten des Hundes hat sich wirklich verändert.
    Was mich aber auch kaum überrascht hat, da ich grundsätzlich Anlagen in diese Richtung vermutet, aber eben nie nie nie gefördert habe.
    Also Erkenntnis Nummer eins: Die Nase zum Suchen einsetzen bedeutet nicht grundsätzlich, dass der Hund plötzlich auch anfängt seine Nase beim Aufspüren von Wild einzusetzen.
    Erkenntnis Nummer zwei: Jagdverhalten kann auch nach Jahren noch modifiziert (an Umweltbedingungen angepasst) werden, sofern entsprechender Trieb vorhanden ist.

  • Hallo mal wieder,


    wir haben ja auch vereinzelt bereits "Jagdprobleme" gehabt. Nun haben wir in letzter Zeit viel gearbeitet, mit Schlepp im Wald und viel Aufmerksamkeit auf Frauchen lenken usw.


    Hat auch alles prima geklappt, mittlerweile lief mein Hund teilweise bereits wieder ohne Schlepp im Wald, hat sich alles super entwickelt.
    Bis letzten Freitag, da liefen wir nen Feldweg entlang, es war abends die Sonne stand schon sehr tief. Auf einmal saß da ein Kaninchen am Wegrand, welches uns offenbar auf Grund der tiefstehenden Sonne nicht gesehen hatte, Hund und ich das Kaninchen ebenfalls nicht. Naja und dann kams eben wie es kommen musste, Kaninchen macht ein Satz, Hund macht nur EINEN Satz hinterher und hatte es bereits. Kanickel tot :( :


    Seither ist es wieder relativ schwierig mit ihm, ohne Leine geht nur wenn man äußerst wachsam nebenher läuft, Krähen auf dem Acker, an denen er vor ein paar Tagen noch desinteressiert vorbeigelaufen ist werden aufgescheucht, er zeigt mir an der Leine Wild an, ist eben seither voll auf "Jagd eingestellt" ;)


    Muss ich nun wieder komplett von vorn anfangen? Oder soll ich ihn einfach öfters an der Leine lassen und abwarten bis die Nachwirkungen des Jagderfolgs neulich nachlassen?
    Erschwerend kommt hinzu, dass er im Moment öfters mal "nur nebenher" läuft, weil ich im Moment mitten im Examen stecke und die Prüfungsvorbereitung mich ziemlich in beschlag nimmt und ich dann auch öfters mal richtig fertig bin und auf Spaziergängen nur noch abschalte...


    :/



    Der große Jäger ist er nicht, war er auch noch nie. Ich sehe das Wild etwa 3x so oft wie er und grade heut morgen saß mitten auf dem Weg ein Fuchs, Hund hat ihn absolut nicht wahrgenommen... hmm

  • Mensch, das ist ja dumm gelaufen. Ich glaube, ich würde einfach wieder die Schleppleine dranmachen und dann das ganze Training nochmal unter mehr oder weniger Ablenkung (ich habe Glück und weiß, wo ich ganz sicher Trainingskaninchen treffe, hast Du auch solche Plätze?) im Schnelldurchlauf durchgehen und gucken wie alles noch sitzt und wo Du wieder dran arbeiten musst.
    Die ersten paar Tage nach einem Erfolg ist der Hund eh immer ganz schnell wieder im Jagdmodus wenn nur ein Blatt vorbeiweht, das ist also denke ich normal, aber gibt sich schon wieder mit dem Training.
    Wenn Du den Kopf nicht frei hast, Schleppleine dran und basta, Hauptsache Erfolge verhindern, wenn Du momentan nicht so intensiv trainieren kannst. Mache ich auch so, Schleppleine ab wenn ich gut drauf bin und mich voll konzentrieren kann, wenn ich mal total ausgelaugt von der Arbeit komme bleibt sie eben dran. Was soll´s.
    Das wird schon wieder! :smile:

  • Meine sind im Urlaub auch einmal im Wald durchgestartet und kamen wie die Wildschweine voller Moor zurück. Anschließend haben wir erst einmal ein paar km Wald in Hundelängen vermessen - Platz, Bei Fuß, Langsam Voran, Platz. Immer wieder bis zum Zeltplatz (vorher natürlich am See vorbei, damit nicht die ganze Fangopackung auf dem Zeltplatz landet).


    Das einzig effektive Anti-Jagd-Training ist m.E. nach wie vor PLATZ. Das muss sitzen, egal ob bei Fuß, auf Entfernung, per Telefon oder mit Rauchzeichen.


    Um Platz in Reizlage zu üben, bietet sich Stöckchenwerfen an. Der Hund liegt und darf erst nach Freiganbe zum Stöckchen laufen. In der zweiten Stufe wird der Hund, der zum Stöckchen läuft, unterwegs noch einmal in Platz geschickt, HF geht zu ihm und gibt erst dann das Spielzeug frei (sprich, der Hund darf erst dann endgültig zum Spielzeug laufen und es sich holen).


    Den Hund (Ausnahmen beruflicher Art, etwa bei Hütehunden, bestätigen die Regel) niemals aus dem Platz abrufen. Ein Hund im Platz wird grundsätzlich abgeholt!


    Zu dem Kanienchen-Jagderfolg: Ich hoffe, dieser ging nicht so weit, dass ihr die Beute mitgenommen habt. Liegen lassen und den Hund frei (also ohne Leine) wegführen. Egal, was der Hund dazu sagt, es gibt keine Beute; Schluss, Ende. (Das christliche Begräbnis mit Grabrede und so kannst Du später immer noch ohne Hund veranstalten :headbash: . )

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