Kastration - muss das sein

  • Hallo,
    Heute scheint es ja gängig zu sein, die Rüden zu kastrieren. Wir haben nach 2 Hündinen jetzt einen Collie-Rüden, wollen aber eigentlich schon aus ethischen Gründen keinesfalls eine Kastration vornehmen.
    Es muss doch möglich sein, durch konsequente Erziehung auch eine Rüden immer unter Kontrole zu haben?
    Wie sind den da Eure Erfahrungen?
    Nehmen wir uns zu viel vor?


    Gruß Werner

  • Ein viel diskutiertes Thema... aber auch ich bin der Meinung, dass man Rüden erstmal nicht kastriert, bevor man nicht alles probiert hat, eventuell auftretende "Verhaltenskrisen" so unter Kontrolle zu bekommen.
    Wir haben das Tierheim zum Glück davon überzeugen können, unseren Merlin komplett zu übergeben, denn eigentlich wollten die auch kastrieren.
    Nun gut, es besteht wohl eine Chance, dass er kastriert ruhiger und nicht so rüpelig wär... aber ich hab tatsächlich mittlerweile einen Rüde kennen gelernt, der seit seiner Kastration endgradig aggressiv geworden ist. (Vorher war er massiv hypersexuell) Es ist also nie wirklich vorauszusagen, wie sich ein Rüde durch eine Kastration verändert.
    Ich bin der Meinung, dass man den Hund zumindest erstmal in Ruhe erwachsen werden lassen sollte und falls ungewünschtes Verhalten auftritt, finde ich, dass es die Pflicht eines jeden Hundehalters ist, dass man jeden Versuch macht, dieses Verhalten über Erziehung/Training (oder wie auch immer das jeder einzelne für sich nennt) unter Kontrolle zu bekommen.


    LG Mimi

  • Mit konsequenter Erziehung kann man viel erreichen. Eigene Ausdauer ist dabei ein maßgeblicher Faktor. Aber es behauptet ja auch niemand, dass gute Erziehung leicht ist.


    Ich habe den Eindruck, dass ihr das durchaus schaffen könnt. Vor allem kommt es auf den Versuch drauf an. Eine Kastration wäre nur die letzte aller Möglichkeiten. Und wenn ihr eh schon dagegen seid, dann stellt euch der Aufgabe. Allerdings muss man dann glaube ich auch mit einigen Einschränkungen leben können: Wenn eine läufige Hündin in der Nähe ist, dann ist der Gehorsam futsch und man hat evtl. auch mal einen total liebeskranken Hund Zuhause sitzen. ;)

  • Ich habe nicht vor, Balou kastrieren zu lassen. Hat auch viele Nachteile. Werden sie nicht ein wenig inkontinent? Zudem wird oft das Fell struppig und sie lieben es doch, herum zu schnüffeln.
    Bei uns in der Nachbarschaft lebt ein Goldie und er pinkelt im sitzen wie eine Hündin. ;) Seltsam. Er ist kastriert.


    Unser Dusty mußte aus gesundheitlichen Gründen mit 11 kastriert werden. Prostata. Er hat es aber gut überstanden und er hat sich null verändert psychisch. In dem Sinne bin ich nicht dagegen.
    Aber wir kommen doch auch nicht auf die Welt und werden kastriert.
    Wenn es Gründe dafür gibt, gerne, aber einfach nur so ... Ich würde es Dir nicht empfehlen.

  • Mein voriger Hund wurde mit 7 Monaten kastriert. Da er ein Mix war, sollte er sich natürlich auch keinesfalls vermehren. Er hatte niemals Probleme mit dem Gewicht, hatte immer ein wunderschön glänzendes Fell (das liegt wohl auch eher am Futter als an der Kastration) und vor allem niemals Stress bei läufigen Hündinnen :D Zudem gab es keinerlei Rangkämpfe mit anderen Rüden.
    Das mit der Inkontinenz kommt meines Wissens nur bei kastrierten Hündinnen vor.

  • Ich teile die meinung von Küstenretriever. Ich hab einige Rüden erlebt, die im Alter Prostataprobleme bekommen haben, WEIL sie ständig läufige Hündinnen gerochen haben, sie drehten teilweise auf und brauchten Beruhigungskram (BB und co.) nur weil die Besis nicht kastrieren lassen wollten. Und im Alter, als es dann soweit war, standen sie alle da und haben um ihren Hund gezittert, ob er denn noch die Narkose überstehen würde...
    Ich bin für die Kastration, nicht weil es Erziehungsprobleme geben könnte, sondern weil mir die Rüden leid tun. Sie leiden teilweise richtig schlimm und wie gesagt, Prostatakrebs lässt grüssen.


    Aber ich denke auch, dass jeder selber wissen muss, was er seinem Hund antut, goibt ja nun auch sehr pflegeleichte Rüden, die damit nie Probleme bekommen, das sollte der Besi selber entscheiden.


    LG

  • http://www.homoeotherapie.de/t…astration/kastration.html
    Hier findest Du eine sehr ausführliche Abhandlung, beruhend auf einer neueren Studie (aus 2003).
    Dort werden auch Zahlen zur Krebshäufigkeit genannt, die das Credo "Kastra als Krebsprophylaxe" doch sehr relativieren (v.a. beim Mammatumor). Hier wird meist mit völlig veraltetem Zahlenmaterial herumgeworfen, schliesslich sind Kastrationen in vielen TA-Praxen zusammen mit den Impfungen (und hier wird ähnlich viel Unfug erzählt) die Haupteinnamequellen.
    Die Aussagen zu Verhaltensänderungen, gerade auch bei Frühkastration, aus o.g. Studie sind hochinteressant.
    BlackJacky: Lt. der Studie steigt das Risiko für Prostatakrebs nach einer Kastra.
    Und zum Schluss noch einmal der Hinweis: Eine Kastration ohne medizinsche Begründung ist und bleibt nach dem Tierschutzgesetz verboten, auch wenn sich viele TÄ darüber offenbar keinerlei Gedanken machen.
    Gruss
    Joe

  • Hallo Werner,


    toll, dass Du Dich vorab informierst und nicht erst schreist, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist :gut:


    Für mich, das allerdings ist meine Meinung, käme eine Kastration nur aus gesundheitlichen Gründen in Frage oder wenn der Sexualtrieb des Rüden so stark ausgeprägt ist, dass er richtig leidet. D.h. nur Gejammer, dass selbst der HH keine Ruhe mehr findet, kein Fressen mehr und ständiges Lecken am Penis, sodass es zu Leckekzemen kommt. Was ja wieder in den Bereich der medizinischen Notwendigkeit fällt.


    Wir haben Dago damals, aus Unwissenheit, kastrieren lassen, wobei ich erwähnen muss, dass Dago stark triebgesteuert war und abhaute, wenn eine läufige Hündin sich um Umkreis von 3 km aufhielt.


    Der Nachteil ist, dass sich der Stoffwechsel verlangsamt, das Prostatakrebsrisiko erhöht ist und der Kastrat von anderen, intakten Rüden nicht als Rüde gesehen wird.
    Es kommt dazu, dass die intakten Rüden den Kastraten bedrängen und aufreiten, weil er wie eine Hündin riecht. Bedingt durch die Einstellung der Testosteronproduktion kommt es zu vermehrter Östrogenausschüttung.


    Attila ist nicht kastriert, jetzt 3 Jahre alt und hat einen guten Grundgehorsam, sodass er sich von einer läufigen Hündin (zwar ungern) abrufen lässt. Er macht auch gar keinen Versuch, wenn wir weitergehen, der Hündin hinterher zulaufen.


    Ich denke, dass man dieses Problem mit einem guten Grundgehorsam durchaus in den Griff bekommt.


    EDIT:
    Joe,
    interessanter Link.
    Der bestätigt meine Meinung

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!