• Wahrscheinlich hab ich da einen relativ provozierenden Titel gewählt, aber bevor ihr gleich alle lospoltert, dieser Begriff wurde 2005 von dem Sexualwissenschaftler Volkmar Sigusch geprägt und beschreibt die Liebe und das Zusammenleben eines Menschen zu einem Haustier (insbesondere zu Hunden) in den westlichen Industienationen - hat also nichts mit irgendwie gerarteten sexuellen Handlungen zu tun!

    Sigusch beschreibt die Kultursodomie weiterhin als ein Akt in dem der Besitzer den Hund zum Mittelpunkt seiner eigenen Existenz macht und ihm Gefühle entgegenbringt (Liebe, Freundschaft etc.) die weit über die domestikationsberdingte Partnerschaft Mensch/Hund hinausgehen.

    Wenn ich mich hier so umgucke, gerade heute morgen fällt es mir ganz besonders auf, dann beschleicht mich die Ahnung, dass er mit dieser These nicht so ganz unrecht hat.
    Da sind Threads im Umlauf, in denen davon berichtet wird, dass man sich unter keinen Umständen vorstellen könnte ohne den geliebten Vierbeiner in den Urlaub zu fahren, oder noch extremer, man vermisst seinen Hund schon, wenn man nur für einige Stunden ausser Haus ist. Es wird beschrieben wie die Hunde sich nachts im Bett an einen kuscheln, wie traurig sie wären, wenn sie es nicht mehr dürften und das sich zukünftige Partner damit zu arrangieren hätten - Ein Zufall, dass fast all diese Äußerungen vonm Frauen stammen ? Einn Zufall vielleicht auch, dass mindestens 3/4 aller Stammuser in diesem Forum Frauen sind?

    Ich weiß nicht so recht, aber ich finde das alles etwas befremdlich. Natürlich sind auch meine Hunde ein wichtiger Teil meines Lebens und natürlich ist es mir wichtig, dass es auch den Hunden in unserem Zusammenleben gutgeht, aber sie sind wie gesagt nur ein Teil meines Lebens. Hundehaltung ist für mich eine Leidenschaft, aber da gibt es mehrere in meinem Leben, genausowenig wie ich mir ein Leben ohne Hunde vorstellen kann, kann ich mir ein Leben ohne Bücher vorstellen etc.
    Ich verbringe unheimlich gerne Zeit mit meinen Hunden, aber genauso gern verbringe ich mal einen Abend oder ein verlängertes Wochenende ohne sie. Auch emotional können mir meine Hunde viel geben, aber es sind nun mal keine Menschen. Mit Sicherheit kann man sehr eng, fast symbiotisch mit einem Hund zusammenleben, aber er gehört doch immer noch zu einer anderen Art und schon alleine deshalb ist die Kommunikation sehr erschwert.
    Meine Hunde sind mir unzweifelhaft sehr wichtig, aber um wirklich zu lieben oder wirkliche Freundschaften zu schliessen halte ich mich doch lieber an meine eigene Art...
    Was meint ihr?

  • Bis auf deinen letzen Satz stimme ich mit dir überein. Aber Freundschaft und Liebe, das definiert jeder anders.
    Also, ich genieße es auf jeden Fall auch mal Hundefrei zu haben...
    Bei mir dreht sich schon viel um den Hund, aber einfach weil es mir Spaß macht. Ist mein Lieblingshobby, und mein Hund ist mein Lieblingshund.
    Ich vermisse ihn auch, wenn mal länger weg ist, oder eher ich mal länger weg bin. Aber dann vermisse ich ja auch meine Freunde und meine Wohnung, meine Nähmaschine, meine Musik usw. Und trotzdem kann ich meinen Urlaub, oder feiern gehen, oder so seeeeehr genießen... ;)
    Trotzdem kann ich aber nichts dagegen machen, dass mir mein Hund ungeheuer wichtig ist, und, ja, er ist auf jeden Fall mein Freund und ich "liebe" ihn, wenn das heisst, dass ich ihm vertraue, er mir vertraut, und ich mich um ihn sorge etc.
    So soll das für mich auch sein. In meinem Lebensumfeld und meiner Situation.

  • OK, wenn der wissenschaftliche Begriff dafür Kultursodomie ist - von mir aus, damit kann ich leben - bzw. ist mir das piepschnurzegal ob es für das, wie ich lebe irgendwo ne wissenschaftliche Bezeichnung gibt.

    Für wirkliche Freundschaften und enge, ernsthafte Beziehungen halte ich mich natürlich auch an meine eigene Art. Aber für alles andere, naja :/ ehrlich gesagt, ich würde am Liebsten auf einer einsamen Insel leben. Mein Eindruck ist einfach, das unsere Gesellschaft in ihrer Gesamtheit langsam verrückt wird - wir stehen kurz vor dem Aus - wie damals die alten Römer. (sicher, Ausnahmen bestätigen die Regel)

    Wieso hier + auch in HuSchus und beim Gassi-Gehen soviele Frauen sind, dazu hatte ich selbst mal einen Thread gestartet. Da haben sich dann die Männer des DG gemeldet und das Gegenteil behauptet. :???:

    Speziell fürs Forum glaub ich aber dennoch, da es sich um Kommunikation handelt, sind hier jede Menge Frauen. Es gibt auch reine "Frauen"-Threads an denen sich kein Mann beteiligt. Die sind ehr bei den ernsthafteren Disskussionen zu finden. (Ausnahmen bestätigen....)

    Ja, und glaube auch, das Frauen grundsätzlich emotionaler an die Dinge rangehen - also auch an ihre Hunde. Vielleicht kommt bei einigen noch hinzu, das es der erste Hund und auch noch relativ jung ist.

    Und vielleicht ist der Eindruck auch durch das Forum leicht verschoben - über die anderen Leidenschaften und Interessen wird hier ja selten geschrieben. :D

  • Ich glaub auch nicht, dass das ne Geschlechtersache ist. Die Männer die ich mit Hund kenne, lieben ihre Hunde auch über alles. Die verhalten sich gegenüber ihren Hunde wie ich es tue. Also nicht zu viel und nicht zu wenig Liebe... :roll:
    Aber ich denke es spielt auch eine große Rolle in welcher Konstellation man mit seinem Hund lebt. Der Extremfall bin ich: Ein Mensch und ein Hund. Da ist die Bindung einfach ungeheuer, ohne das man was dafür kann. Und das meine ich nicht mal nur positiv. Da ist mein Hund absolut abhängig von mir, und das wiederrum stärkt mein Verantwortungsgefühl, was dann vielleicht wieder allzu menschliche Gefühle verursacht. Aber ich bleibe sachlich und behalte einen klaren Kopf. Sonst könnte ich sicher auch irgendwann denken: Oh mein arrrrrmer Hund, ganz allein zu Haus, dem ist ja langweilig, und ganz allein im kalten Körbchen etc... Aber ich bin eh kein hyperemotionaler Mensch. ;)

  • Hallo Björn,

    ich stimme Dir durchaus zu, deshalb bin ich ja auch mit dem tollsten Mann der Welt verheiratet und ich war vor ihm über 10 Jahre solo.
    Aus gutem Grund, gehört hier aber nicht her. Als wir uns kennengelernt haben mußte er sich erstmal ein paar Tage nach dem Friß- oder Stirb-Prinzip anhören was ich nicht mehr will bei einem Mann. Ich gebe gern zu d. vielleicht viele nicht mein Energiepotential haben, ist auch jedermans eigene Sache. Aber ich hatte diese halbgaren Beziehungen mit andauernden Kompromissen sowas von satt. Ich hab es schonmal geschrieben

    " Partnerschaft ist nicht nur wenn der Partner schafft "

    es gehören immer zwei dazu und bitte immer Kompromisse von beiden Seiten. So, wenn sich jetzt jemand genauer interessiert, kein Problem. Wir haben uns im August 2005 kennengelernt und sind seit Oktober 2005 verheiratet. Ganz bewußt und von beiden Seiten gewollt. Mein Mann wußte schon nach 3 Tagen d. er mich heiraten will, aber er mußte ganz schön Überzeugunsarbeit leisten :roll: . Rückblickend, die besten Entscheidung meines Lebens, er hätte mir vor 30 Jahren passieren müssen.

    Hier im DF geht es halt um die Hunde, primär. Unser Hund ist eine sehr bewußte Entscheidung, von beiden Seiten gewollt, vielleicht hast Du ja schon manches gelesen. Wir haben ein Leben ohne Hund, sicher. Bücher sind auch eine Leidenschaft von uns beiden (war schwer als wir zusamengezogen sind :D ). Wir gehen gern essen und wir haben gern Besuch. Unsere Berufe sind Leidenschaften. Apollo ist eine Bereicherung unseres Lebens, es macht einfach Spaß zu sehen wie er größer wird, wächst und lernt. Er ist eine gemeinsame Aufgabe.

    Ich denke nicht d. wir zu Überhundeeltern mutieren, die Zeit hätten wir gar nicht. Er ist ein Familienmitglied und wird auch so behandelt. L.G.Burgit


    PS: übrigends liest mein Mann hier mit, kümmert sich um die Bilder und ich habe nie ein Problem damit d. er das tut, warum auch ?

  • Kultursodomie :D

    krasser Name, dafür dass es nur so was
    relativ banales enthält ;-)

    Ich gebe zu, mich da gewandelt zu haben.

    Von der Ersthundebesitzerin, die wirklich überhaupt
    kein anderes Thema mehr wußte als
    "Hund Hund und nochmals Hund", die dachte
    daß nur Hundebesitzer auch wirklich gute Menschen sind zur inzwischen
    abgeklärteren Zweithundbesitzerin, die
    weiß dass auch ein Leben ohne Hund lebenswert
    ist, daß die beste Freundin sich nicht durch ihre
    ebenfalls krasse Hundeliebe
    auszeichnet sondern durch Ehrlichkeit, Loyalität,
    und Aufrichtigkeit - dafür darf sie sogar ruhig sagen :
    "Ich mag keine Hunde" - ohne dass ich ihr die Freundschaft kündige oder einen Hilfe-Thread im Forum
    eröffne ;-)
    Und inzwischen denke ich sogar manchmal,
    niemals habe ich größere Idioten getroffen als unter
    Hundebesitzern.
    :D

    Im übrigen glaube ich, ist es kein Zufall,
    daß die Frauenquote hier überwiegt und dass es Frauen
    sind, die in der Mehrheit in den Hundeschulen angetroffen
    werden oder so Sätze von sich geben wie
    "Ich kann ohne meinen Schnurzelpurzel nicht leben"

    Das scheint das Muttergen zu sein sich um alles kleine,
    vemeintlich schwächere ausgiebig kümmern zu müssen und völlig darin aufzugehen.

    Schöne Grüße
    von
    Christine

  • Ich bin da ganz und gar deiner Meinung, Björn.
    Menschen sollte mit Menschen den intensivsten Kontakt haben.

    Ich lebe gern mit Hund, bin gern mit ihm unterwegs auf so anderen Wegen und Streifzügen als mit der Familie und oft zu ganz anderen Zeiten.

    Mein Bett habe ich gern für mich allein.
    Unser Hund dagegen genießt seinen Korb, dem ihm keiner streitig macht.
    Ankuscheln darf sich Bruno und die Kinder kuscheln auch mit ihm außerhalb der Betten und Polstermöbel.

    Unser Hund ist ein wichtiger Teil in unserer Familie, kann aber auch ohne uns existieren und wird mal fremdversorgt.

    Es ist eine Begleitung unserer heutigen Gesellschaft, dass ein Tier ausgesucht wird, um viele Bedürfnisse zu erfüllen, die im Alltag auf der Strecke bleiben oder als zu mühselig empfunden werden unter Menschen aufzubauen.
    Das Haustier leidet langfristig darunter und auch die Verzehrtiere, die ganz aus dem Raster von Zuwendung und Achtung vor lebenden Tieren herausfallen.

    Trotz Hund, fahre ich mal alleine weg.
    Ich komme dann fröhlich und entspannt wieder, habe wieder viel Kraft für meinen Alltag.
    Sie würden mir fehlen diese Auszeittage.

    Friederike

  • Zitat

    Dann bin ich Kultursodomist - ausser dass ich ein neues Wort gelernt hjabe, ändert diese These gar nichts!


    Mensch, das war ja jetzt mal ne kritische Auseinandersetzung... ;)

    Ganz davon freisprechen kan ich mich mit Sicherheit auch nicht, aber sollte man nicht doch mal hinterfragen, warum es in Deutschland (und anderen reichen Industrienationen) teilweise selbstverständlich ist, dass man anstatt mit einenm Partner/einer Partnerin nachts mit seinem Hund kuschelt, warum man Zeit, Energie und Geld in die Haltung eines Hundes investiert und keinen menschlichen Nachwuchs aufzieht etc.
    Um mal ein Extrembeispiel herauszugreifen, was in diesem Forum immer mal wieder passiert:
    Wenn in einem Thread mal wieder steht "...aber ich bin doch seine Mama.", " meine Hunde sind meine Babys." etc. dann stellen sich mir grundsätzlich die Nackenhaare auf...

  • Deine These mit den Frauen lehne ich ab - denn bei uns ist es Männe, der ohne sein "Baby" nicht leben kann. Face hier Face da. Dagegen bin ich hartherzig und kalt gegen die Mädels *g*

    Ansonsten bin ich dann gern ein Kultursodomist. Unsere Mädels sind für uns ein Stückweit auch Kindersatz. Daher halten wir es mit ihnen auch so, wie wir es mit Kindern halten würden: SIe spielen eine sehr große Rolle - aber sie sind nicht mein ganzes Leben.

    Sprich: Kontakt zu Menschen, Kultur außerhalb des Hundes, all das spielt auch bei uns eine große Rolle mit. Allerdings ist es schon so, daß auch Freundschaften sich im Laufe der Jahre eher "verhundlicht" haben. Sprich, ich habe mittlerweile mehr Kontakt zu Hundehalter als zu Nicht-Hundehaltern.

    Ich fühle mich damit pudel- äh - borderwohl. Wobei ich eben wie gesagt auch immer davon absehe, zu übertreiben. Zumindest versuche ich es.

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