Kultursodomie?
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Ich glaube, dass Problemhunde ein "Produkt" von mehrere Faktoren sind.
1. Die Ansprüche an die Hunde werden höher: man will sie überall mit hinnehmen, sie müssen sich dabei gut benehmen, sie treffen dabei auf viel mehr
- andere Hunde
- neue Situationen
- fremde Menschen
Daher müssen sie viel besser sozialisiert werden.2. Die Erziehung hinkt den Ansprüchen hinterher: Besitzer denken, die Hunde kommen als fertige "Lassies" oder "Rexe" oder "Kalles" zur Welt.
Demzufolge kümmern sie sich um die Erziehung erst, wenn Probleme auftreten und docktern dann am Problem herum, ohne die richtigen Informationen und Methoden zu haben. Man ließt immer noch in "Erziehungsratgebern" mehr darüber wie man "Problemverhalten" bestraft, als man darüber findet, wie man es verhindert. Der Wissenstand vieler Hundeschulen ist mindesten 15 Jahre hinter dem "Wissen" hinterher.3. Die Genetik: Es werden oftmals Rassen bevorzugt, die für "ARbeit, Arbeit, Arbeit" geschaffen sind, und die sich, wenn sie keine Arbeit bekommen, sich hundegerechte, aber "menschenunfreundliche" Hobbys suchen.
Oder es werden Rassen "cool" gefunden, in deren Standart "mißtrauisch gegenüber Fremden" und ähnliche Formulierungen zu finden sind. Da sind Schwierigkeiten vorprogrammiert, wenn nicht bis zum Erbrechen auf alles Sozialiert wurde (und unter Sozialisieren versteh ich nicht "hat er schon mal gesehen" sondern "während der 6-10 Male, die er das schon gesehen hat, hat er das aufs angenehmste Verknüpfen können"!!!!)
Bei vielen Rassen wird nicht auf Familientauglichkeit, Altagstauglichkeit etc gezüchtet. Wichtig ist, dass Tierchen was im Ring hermacht.
Hunde, die beschwichtigend im Ring stehen, sitzen, oder gar liegen(!), weil sich die restlichen angiften, kommen gar nicht erst in die engere Auswahl für die Championtitel...4. Je dichter die vielen Hunde und Menschen zusammenleben und je mehr der Hund ins tagesgeschehen integiert werden soll, desto wichtiger sind die genannten drei Punkte.
Lebt der Hund nur im Zwinger hat er die gleichen Probleme mit der Umwelt wie ein umweltuntauglicher Familienhund in der Etagenwohnung, aber es fällt eben nicht auf, weil er halt nicht ständig mit der Umwelt zusammenprallt. Seine Halter sehen demzufolge auch garkeine Notwendigkeit irgendwelche Maßnahmen diesbezüglich zu ergreifen.Volle Zustimmung und schlüssig dargestellt.
ZitatIch finde, da kann man doch ganz gut dran erkennen, dass wir geradezu Kultursodomisten werden MÜSSEN, wenn wir wollen, dass unsere Hunde mit der Umwelt in der wir sie "gesteckt" haben, klar kommen sollen.
Wir MÜSSEN eben mehr sozialisieren, mehr Trainieren, mehr Zeit und Geld und Geduld und mehr Wissen in sie investieren.
Und weil man sich mehr beschäftigt, nimmt der Hund eben auch einen höheren Stellenwert ein, und schon hat man eine Spirale: weil man sich Intelektuell und emotional mehr mit ihnen Beschäftigt, werden die Ansprüche höher (man will sie auch mit in den Urlaub nehmen, mit zu Familienfeiern....) und dazu müssen sie sich noch besser benehmen....Mehr sozialisieren, mehr Training, mehr Ausbildung, mehr Geld... -ja.
Der Zwang zum Kultursodomisten besteht dadurch nicht.
Dieser entsteht aus meiner Sicht nur durch die ausschließliche Hinwendung zum Tier unter Vermeidung und Ausschluss menschlicher Kontakte.Friederike
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Mehr sozialisieren, mehr Training, mehr Ausbildung, mehr Geld... -ja.
Der Zwang zum Kultursodomisten besteht dadurch nicht.
Dieser entsteht aus meiner Sicht nur durch die ausschließliche Hinwendung zum Tier unter Vermeidung und Ausschluss menschlicher Kontakte.Friederike
Das kommt vielleicht dann genau darauf an, wie man den Begriff verstanden hat.
Und, natürlich: das ist kein "zwanghafter" Zusammenhang.
Was ich damit ausdrücken wollte, ist: "Man liebt, was man kennt" sozusagen. Oder andersrum: "Nichthundehalter" würde ehr behaupten, dass man "es" sei, als andere Hundehalter, weil erstere weniger nachvollziehen können, warum man denn nun so viel von allem in den Hund steckt und nicht in die Briefmarkensammlung, die Eisenbahn, die Enkelkinder oder den Urlaub in Indonesien, oder was auch immer... -
was mir, im Zusammenhang, was mexnicki über Mexico erzählte, auch schon aufgefallen ist: dass vom Menschen eher vernachlässigte Hunde, also oft Straßenhunde, oft sehr entspannte, unkomplizierte, gut sozialisierte Hunde sind. das kann man jetzt wiederum natürlich auch nicht pauschalisieren .. aber ich hatte immer stark den Eindruck.
Ich war gut zwei Jahre lang immer mit Tierheim-/Gnadenhofhunden unterwegs, mit ganz unterschiedlichen und manchmal sogar fast täglich (bis ich mir dann meinen Kleinen mitgenommen habe) .. jedenfalls hab ich gerade die, die eine zeitlang in Bulgarien, Spanien, Rumänien etc. auf der Straße (evtl. im Rudel) gelebt hatten, die möglicherweise um ihr Überleben kämpfen mussten, oft als sehr angenehme Hunde in Erinnerung. mag auch Zufall sein oder Auslese. Aber die "Psychos" waren oft die, die zwar aus einem reichen Land (Deutschland), aber ominöser Haltung kamen (von Spielzeugtick über Aggression bis zu extremer Ängstlichkeit).
vielleicht kann man jetzt aber auch damit argumentieren, dass solche Hunde es wohl auch nie über die Landesgrenze in ein deutsches Tierheim geschafft hätten .. weil ja dann doch verschiedenartige Auslese stattfindet (zum einen durch die Natur selbst (Rudel etc, "Evolution" in dem Sinne, dass sie vielleicht gar nicht überlebt hätten, wären sie nicht derart sozialisiert), zum anderen durch die Menschen, also Tierschützer, die nur "vermittlungsfähige" Tiere holen).
Ich weiß es nicht. Ich finds aber interessant. -
Hmm, das kann ich nicht so stehen lassen.
Hier in Brasilien gibt es ja auch viele Straßenhunde, die anscheinend sehr gut mit anderen Hunden auskommen, und wenn man sie nur beiläufig beobachten würde, kämen sie einem sehr sozial vor.Einige Leute, die nur einen "Wachhund" wollen, der im Garten anschlägt, holen sich dann so einen Hund von der Straße.
Der größte Teil dieser Hunde dreht "eingesperrt" total durch, da sie diese Begrenzung nie kennengelernt haben.
Außerdem gibt es einen ganze Menge südländischer Streuner, die nach Deutschland geholt werden und schon beim Anblick eines Häuserblocks gestresst sind.Auch hier werden große Hunde vorrangig draußen in einem riesengroßen Garten gehalten und fallen weiter nicht auf.
Ob das nun aber der wahre Ausschluss von Verhaltensproblemen ist, wage ich zu bezweifeln, denn würde man so einen Hund denselben Reizen und Anforderungen wie einem, naja, sagen wir typischen Dogforumfamiliehund aussetzen, sähe die Sache schon ganz anders aus.
(siehe vorherige Beiträge)In meiner Nachbarschaft gibt es eine ganze Menge von Bordercollies.
Die werden halt geholt, weil sie schön aussehen oder warum auch immer, und verbringen den Rest ihres Lebens im Garten, wo sie eine ganze Palette von Verhaltensstörungen entwickeln. Aber in ihrem Garten fallen sie halt nicht weiter auf.
Da sind mir doch die Kultursodomisten lieber, die ihr Hobby im Hüten, Obedience oder ähnliches haben..Überhaupt, ich finde diesen Begriff furchtbar.
Natürlich ist die Vermenschlichung von Hunden ein Problem, aber das ganze dann als "Sodomie" zu bezeichnen, naja.....
Selbst wenn für diesen Begriff eine genaue Definiton gegeben wurde, ich finde diese Wortkreation äußerst unglücklich.
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