Kultursodomie?
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Hi @ all
Mal so ganz OT:
Finde ich toll, auf welchem Niveau hier gepostet wird und zeigt, das hier auch über kontroverse Themen gut diskutiert werden kann!
Wollt ich nur mal erwähnen...
OT-off!!!
lobende Grüße,
canis f
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Zitat
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Eine Gesellschaft löst ihre Probleme, die sich aus dem Miteinander ergeben nicht, indem sie sich anderen Lebewesen und Objekten zuwendet.
Die Unfähigkeit miteinender liebevoll umzugehen, wird nicht gelöst indem ich mich hingebungsvoll um ein Tier kümmere ohne dass wieder eine Rückkoppelung auf den Umgang mit Menschen stattfindet.Das kann ich nur unterstreichen. Sehr gut beschrieben!
Zitat...
Wenn sich immer mehr Menschen aus ihrer Verantwortung des Miteinanders ziehen und lieber mit einem Haustier intensivsten Kontakt pflegen, fehlt das irgendwann der menschlichen Gesellschaft.
Eine sozialer, emotionaler und geistiger Verarmungsprozeß tritt ein.
Das prangern dann, wie geschehen , die Soziologen an.Das würde ich allerdings ungern so pauschalisieren. Es gibt durchaus einen Schlag Mensch, der alleine mit sich und der Natur - nicht jetzt ausschließlich auf Haustiere bezogen - klarkommt, ohne dafür auf Mitmenschen angewiesen zu sein. Ich glaube ganz und gar nicht, dass diese Menschen in irgendeiner Weise verarmt sind.
Ob diese Gruppe unter die Kultursodomisten untergeordnet wird, weiß ich allerdings nicht genau, da ich mich mit der genauen Begrifflichkeit noch nicht ausreichend auseinandergesetzt habe.
Allerdings sind diese Menschen eher die Ausnahme und nicht zu verwechseln mit denen, die Du hier wohl meinst: Nämlich die, die inmitten der Zivilisation leben und deren Vorzüge auch nutzen, sich aber von der zwischenmenschlichen Beziehung verabschieden und mehr in die Beziehung zum Haustier flüchten.
Gruß,
Martin -
Zitat
"Menschen sollten mit Menschen den intensivsten Kontakt haben"Dies ist natürlich absolut richtig. Aber auch hierbei hilft mir die Gattung Hund wieder.
Ich bin vor 2 Jahren Umgezogen und habe noch nie so schnell neue Kontakte in der Umgebung gefunden wie hier durch meine Hunde. Da haben sich sogar 2 richtig schöne Freundschaften durch entwickelt.
Und es waren nicht nur HH die mich, ohne das man sich kannte, freundlich auf meine Hunde angesprochen haben. Auch waren alle Altersgruppen dabei, von jung bis alt.Was ich damit sagen will ist das einen Hunde durchaus helfen können mit Leuten in Kontakt zu treten so das es zu keiner sozialen Isolation kommt.
Aber ganz klar gesagt es gibt Leute die mir wichtiger als meine Hunde sind. Aber umgekehrt verhält es sich genauso.
Schönen Gruß,
Frank -
Zitat
Dies ist natürlich absolut richtig. Aber auch hierbei hilft mir die Gattung Hund wieder.
Ich bin vor 2 Jahren Umgezogen und habe noch nie so schnell neue Kontakte in der Umgebung gefunden wie hier durch meine Hunde. Da haben sich sogar 2 richtig schöne Freundschaften durch entwickelt.
Und es waren nicht nur HH die mich, ohne das man sich kannte, freundlich auf meine Hunde angesprochen haben. Auch waren alle Altersgruppen dabei, von jung bis alt....
Hallo Frank!
Ist das nicht einfach das Phänomen des gemeinsamen Interesses, was Du da beschreibst. Es besteht ein gemeinsames Interesse - in dem Fall der Hund - über das man sich eben zusammen unterhalten kann, ohne - und das ist m.E. das entscheidende - dass man etwas über die eigene Person preisgeben muß.
Klar kann sich daraus dann etwas entwickeln, aber meist bleibt es ja doch Oberflächenkommunikation - was jetzt aber nicht abwertend gemeint ist.
Das "einfachere" für einen HH ist, dass das beiläufig auf der Straße geschieht, während ich sonst dafür z.B. in einen Verein gehen müßte, um gleichgesinnte zu treffen.
Gruß,
Martin -
Zitat
Ist das nicht einfach das Phänomen des gemeinsamen Interesses, was Du da beschreibst. Es besteht ein gemeinsames Interesse - in dem Fall der Hund - über das man sich eben zusammen unterhalten kann, ohne - und das ist m.E. das entscheidende - dass man etwas über die eigene Person preisgeben muß.Klar kann sich daraus dann etwas entwickeln, aber meist bleibt es ja doch Oberflächenkommunikation - was jetzt aber nicht abwertend gemeint ist.
Das "einfachere" für einen HH ist, dass das beiläufig auf der Straße geschieht, während ich sonst dafür z.B. in einen Verein gehen müßte, um gleichgesinnte zu treffen.
Ich gebe dir Recht das es meistens Oberflächenkommunikation ist, aber bei mehreren Personen ist es mehr als das. Da erfährt man dann auch auch einiges über die Familie, über politische Ansichten, den neuesten Tratsch
, usw. Und, wie gesagt es, sind auch 2 Freundschaften entstanden. Sicherlich ist bei all diesen Personen der Hund ein wichtiges Gesprächsthema aber eben nicht mehr ausschließlich. Ohne Hund hätte ich diese Leute höchstwahrscheinlich in meinem Leben nicht kennengelernt.
Schönen Gruß,
Frank -
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Hallo Frank!
Ich wollte eigentlich weniger bestreiten, dass sich aus dem zunächst oberflächlichen Gespräch, regelmäßige und dann auch tiefgreifendere Gespräche entwickeln (können).
Mir ging es eigentlich mehr darum, dass das weniger der Verdienst des Hundes an sich ist, als dass man eben erst mal einen gemeinsamen Gespächsstoff hat, um das Gespräch überhaupt zu beginnen.
Wenn Du z.B. als MTBer am Wochende durch den Wald fährst, wirst Du höchstwahrscheinlich auch leicht mit anderen MTBer ins Gespräch kommen oder solchen, die sich in irgendeiner Weise dafür interessieren.
Unbestritten Recht hast Du aber, dass der Hund ein guter Gesprächsaufhänger ist.
Gruß,
Martin -
Zitat
Hallo Frank!
Ich wollte eigentlich weniger bestreiten, dass sich aus dem zunächst oberflächlichen Gespräch, regelmäßige und dann auch tiefgreifendere Gespräche entwickeln (können).
Mir ging es eigentlich mehr darum, dass das weniger der Verdienst des Hundes an sich ist, als dass man eben erst mal einen gemeinsamen Gespächsstoff hat, um das Gespräch überhaupt zu beginnen.
Wenn Du z.B. als MTBer am Wochende durch den Wald fährst, wirst Du höchstwahrscheinlich auch leicht mit anderen MTBer ins Gespräch kommen oder solchen, die sich in irgendeiner Weise dafür interessieren.
Unbestritten Recht hast Du aber, dass der Hund ein guter Gesprächsaufhänger ist.
Gruß,
MartinUups, habe ich ein wenig falsch verstanden.
Deutsch ist aber auch so schwer.
Ja, da hast du natürlich Recht das der Hund selbst dabei relativ unbeteiligt ist und nur der Gesprächsaufhänger ist. -
Zitat
Hallo Livvy,
ich versuche mal auf deine Fragen zu antworten.
Soziologen versuchen immer prägnante Begriffe für ein beobachtetes Phänomen zu finden.
Richtig glücklich gewählt sind sie selten.
Mithin ist auch "Kultursodomie" ein sehr sperriger Begriff.
Er beschreibt eine Beobachtung, dass immer mehr Menschen statt miteinander zu kommunizieren, ihre gesamte Energie auf ein Tier übertragen, ihm all das zukommen lassen was im Zusammenleben mit Menschen üblich ist:
Aufmerksamkeit, Liebe, Freundschaft, Treue, Versorgung, Bekleidung, Spiel, körperliche Zuwendung, Erziehung, .....Meine von dir als zu pauschal formulierte Aussage
"Menschen sollten mit Menschen den intensivsten Kontakt haben," unterstreiche ich in diesem Zusammenhang nochmal.Eine Gesellschaft löst ihre Probleme, die sich aus dem Miteinander ergeben nicht, indem sie sich anderen Lebewesen und Objekten zuwendet.
Die Unfähigkeit miteinender liebevoll umzugehen, wird nicht gelöst indem ich mich hingebungsvoll um ein Tier kümmere ohne dass wieder eine Rückkoppelung auf den Umgang mit Menschen stattfindet.Wenn sich immer mehr Menschen aus ihrer Verantwortung des Miteinanders ziehen und lieber mit einem Haustier intensivsten Kontakt pflegen, fehlt das irgendwann der menschlichen Gesellschaft.
Eine sozialer, emotionaler und geistiger Verarmungsprozeß tritt ein.
Das prangern dann, wie geschehen , die Soziologen an.Ich selbst sehe bisher nur eine Tendenz dahin.
Noch ist viel sprudelndes Leben da.
Für mich sind Hund und Mensch eine wunderbare Gemeinschaft mit vielen Möglichkeiten sich gegenseitig zu unterstützen.Friederike
Hallo Friederike!
da stimm ich dir absolut zu, dass eine Gesellschaft nur wie oben beschrieben, durch das nötige Maß an Zuwendung funktionieren kann. V.a. in solch dicht besiedelten Gegenden wie in unseren Breitengraden. Ein friedliches MIteinander also nur möglich durch - ja - Rücksichtnahme, und v.a. Kommunikation.
Dennoch denke ich, dass es in jeder Gesellschaft, wahrscheinlich sogar in jeder Gruppe, sei es Verein, Freundeskreis, Klassengemeinschaft, aber eben auch national usw. eben auch die Gegenseite gibt, geben muss, um das Ganze am Laufen zu halten. Gegenentwürfe halt, Ausbrüche aus der gängigen Systematik ... und in diesem Fall sind es vielleicht diese Kultursodomisten, Rückzügler, die ja oft entsprechend sowieso schon im gesellschaftlichen Abseits stehen (erwähnte Omis, Obdachlose etc.)..
du sagst selbst, es ist bisher eigentlich nur eine Tendenz. ich glaube eher, dass es eben schon immer, und in jeder Gruppe/Gesellschaft, Menschen gab und gibt, die sich aus diversen Gründen, und sei es auch nur eine zeitlang, von eben jener abkapseln. Das mag auf verschiedenste Art und Weise geschehen. Noch sehe ich aber dadurch keine Bedrohung für die Gesellschaft, keine ernsthaft schädigende Tendenz.
Ich habe den Befriff "Kultursodomie" selbst aber auch vielleicht ein bisschen anders (falsch?) verstanden. Für mich würde er wahrscheinlich auf keinen aus diesem Forum zu treffen, nur weil derjenige mit seinem Hund den Urlaub verbringt, sich im Bett an ihn kuschelt. Einfach, weil mir das in dem Ausmaß noch nicht hinreichend pathologisch erscheint. Immerhin ist man ja hier sehr um Kommunikation bemüht, viele gehen in die Hundeschule. Agility, Vereine usw., sind - im Gegenteil - augenscheinlich sehr gesellig. Pathologisch und damit soziologisch relevant würde ich es erst sehen, wenn jmd. mit dreißig Katzen, ohne Kontakt zur AUßenwelt (zb auch ohne Internet etc.) in einem Haus lebt und wirtschaftet.
Aber ich glaube im Endeffekt ist das alles Erbsenzählerei (meinerseits! :D)
Ich bin in Soziologie nicht sonderlich bewandert und finde deine Stellungnahme echt interessant. Dennoch glaube ich, dass das alles noch sehr theoretisch ist. Und das Problem liegt wahrscheinlich da auch sehr in der Definition des Begriffs selbst.Eine Frage würde mich aber noch interessieren
: wo siehst du diesbezüglich eine Gefahr für das Tier? Gerade Obdachlosenhunde scheinen - da gibts ja den entsprechenden Thread - sehr glücklich mit ihrem Leben zu sein. Bezogen jetzt auf das Individuum. Andererseits unterstreiche ich - wie bereits gesagt - deine AUssage absolut: dass durch diese extreme Hinwendung zum Haustier oft Präferenzen entsehen, die mit dem Bewusstsein für die (Nutz)tierwelt und Natur als Ganzes in keinem Verhältnis stehen ("Nutztiere fallen durchs Raster"). Und das find ich zum Teil .. hm .. wirklich ein bisschen absurd.
(sorry dass ich hier als Neuling solche Romane schreib :/
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Ohne jetzt Friederikes Frage beantworten zu wollen, nur mal meine Einschätzung dazu:
Die "Gefahr" für das Tier sehe ich in zahlreichen Beispielen, in denen HH ihre Tiere ganz einfach für ihre eigenen Bedürfnisse "überstrapazieren".
Dazu folgendes Beispiel: in unserer Nachbarschaft lebt ein kleiner Malteser, der zwar ca. 97 Haarspangen besitzt, aber in seinen ca. 3 oder 4 Lebensjahren noch nicht mehr von der Welt gesehen hat, als 200m der Straße, in der die Besitzer wohnen...dieser Hund wird ansonsten von der Halterin eher wie ein Baby behandelt (in wirklich übertriebenen Ausmassen)...
Auch wenn das nur ein (recht extremes) Einzelbeispiel ist, ist es leider eins von vielen, die leider zunehmend in Großstädten beobachtbar sind.
LG
der Miniwolf -
Zitat
Dazu folgendes Beispiel: in unserer Nachbarschaft lebt ein kleiner Malteser, der zwar ca. 97 Haarspangen besitzt, aber in seinen ca. 3 oder 4 Lebensjahren noch nicht mehr von der Welt gesehen hat, als 200m der Straße, in der die Besitzer wohnen...dieser Hund wird ansonsten von der Halterin eher wie ein Baby behandelt (in wirklich übertriebenen Ausmassen)...Das hat für mich nichts mehr mit Liebe dem Hund gegenüber zu tun. Das ist für mich einfach nur Tierquälerei.
Bei allen Gefühlen die man seinem Hund entgegenbringt muss er doch immer noch ein Hund bleiben dürfen und man sollte ihn Hundegerecht leben lassen.
Da ist ausreichender Auslauf ein wichtiges Kriterium für mich. Und auf diesem Auslauf muss der Hund auch seinen Bedürfnissen frönen dürfen, solange es nicht für die Umwelt zum Problem wird. Damit meine ich z.B. das der Hund buddeln darf ohne das ich ihn wegziehe weil er sich ja schmutzig machen könnte.Schönen Gruß,
Frank -
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