Hund lässt sich die Krallen nicht schneiden

  • Hallo an alle,

    ich habe mit meiner Hündin das Problem, dass sie eine extreme Abwehrhaltung ggü. dem Krallenschneiden entwickelt hat. Das war in der Vergangenheit schon immer schwierig und ich habe daher alles mögliche versucht um es ihr angenehmer zu gestalten - hab verschiedene Krallenzangen und auch Schleifgeräte ausprobiert, habe die Situation möglichst entspannt gestaltet, habe sie versucht mit Leckerlis abzulenken, habe ihr Zeit gegeben und das ganze langsam aufgebaut usw. Das Ergebnis war aber immer dasselbe: sie hat von vornherein eine deutliche Abwehrhaltung und lehnt es irgendwann komplett ab, indem sie sogar nach einem schnappt.

    Auch heute gab es wieder einen Versuch beim Tierarzt - wir haben eine einzige Kralle schneiden können, danach hat sie laut aufgeschrien und nach der Tierärztin geschnappt. Schmerzen hat sie dabei ziemlich sicher keine. Ich kenne diese Reaktion auch von anderen Situationen, bei denen ich sie körperlich 'inspizieren' muss, z.B. eine Zecke entfernen oder einfach nur eine Körperstelle betrachten, weil sie komisch aussieht (z.B. bei einer Rötung etc.). Sie war da schon immer empfindlich, bisher konnten wir aber alles ganz gut managen. Beim Krallenschneiden bin ich nun am Ende meines Lateins. Die Tierärztin heute meinte, dass wir immer mal nur eine einzelne Kralle schneiden sollen, dann könnte es ihrer Meinung nach vielleicht klappen. Aber ich kenne meine Hündin gut genug, dass das ziemlich sicher nicht zuverlässig klappen wird.

    Nun hoffe ich auf die Schwarmintelligenz und einige Hundehalter, die eine ähnliche Problematik und gute Tipps haben. Ich dachte nun spontan an natürliche Beruhigungsmittel wie Baldrian oder CBD. Hat in der Hinsicht schon mal jemand von euch Erfahrung gesammelt? Egal welche Tipps ihr habt, haut bitte alles raus!!! :loudly_crying_face:

  • Um auf die Schnelle ein wenig Einblick ins Medical-Training mit Kooperationssignal zu bekommen, hilft vllt. diese Passage hier, die ich mal geschrieben habe:

    Ich hab das hier mal in meinem Pfoto-Thread geschrieben - hilft vllt. dabei, nachzuvollziehen, was in einem Tier vorgeht, mit dem so gearbeitet wird:

    "Die kurzen Stichworte dazu, was das Training über die Kooperationsbereitschaft des Tieres angeht (IBB = ich bin bereit), sind vor allem: das Tier behält die Kontrolle über die Situation und kann sie, indem es sich aus der angelernten Kooperations-Haltung (Kinntarget, Platz, Sitz, Seitenlage, etc. was man braucht und was einem so einfällt) herausbegibt, jederzeit abbrechen.

    Das klingt erstmal blöd - weil eigentlich soll das Tier ja still halten und man will ja Tropfen ins Ohr, ins Auge etc. befördern.

    Aber indem man das Einhalten der Position beständig lobt und markiert und in allerkleinsten Schritten auf die endgültige Aufgabe zuarbeitet und anfangs immer nur so weit geht, wie das Tier es entspannt zulassen kann, ändert man die Emotionen in solchen Momenten. Das Tier behält die Kontrolle über seinen Körper, Manipulationen, auch schmerzhafte bekommen eine andere Wertung vom Tier, es wird nicht überrascht, überrumpelt, verkackeiert, sondern weiß durch kurze Vorarbeiten, dass gleich etwas Unangenehmes kommt. Weiß aber durch das Training genauso, dass es das kurz aushalten kann und dass es dafür eine hochwertige Belohnung bekommt.

    Und der Witz ist - das alles klingt viel komplizierter, als es tatsächlich ist.

    In dem Moment, in dem z. B. McGyver geschnallt hat, dass ich sofort aufhöre, wenn er das IBB-Signal unterbricht (Kopf vom Bein hebt), fällt es ihm um Klassen leichter, mich beim nächsten Versuch einen Schritt weitergehen zu lassen.

  • Wenn’s wirklich sehr dringend ist, die Krallen zu kürzen, dann wäre ich zur Not auch eher dabei einmal eine Narkose/sedierung beim TA zu machen, um sich Zeit fürs Training zu verschaffen und nicht den Druck innerlich zu haben, dass es so eilig ist und schnell gemacht werden muss.
    Ich weiß nicht wie alt dein Hund ist, aber oft kann man das dann direkt zb mit Zahnsteinentfernung kombinieren.

  • Wie alt ist deine Hündin? Je nach Alter würde ich anders vorgehen. Beim noch einigermaßen jungen Hund definitiv Training, beim alten und deshalb komischen eher Management. Mein Rüde hatte früher keine Probleme mit Krallen schneiden, aber seit er so ca. 13 ist kriegt er echt so eine Art hysterischen Anfall. Da er schon lange blind und dann auch schwerhörig geworden ist, gucke ich eher wie ich das einigermaßen angenehm über die Bühne bekomme und trainiere da nichts. Er ist da sinnestechnisch und kognitiv einfach nicht mehr klar genug für.

  • Evtl. *zusätzlich* die Methode ändern: Wenn du vorher geknipst hast, jetzt dremeln.

    Das habe ich schon ausprobiert. Auch da war sie von vornherein skeptisch, was ja noch okay ist, und nach ca. vier Wochen mühevollem Aufbau hat sie von heut auf morgen die Reißleine gezogen und mich angeknurrt, obwohl es zwei drei Tage vorher mittlerweile recht gut geklappt hatte und sie eigentlich halbwegs entspannt wirkte. :woozy_face:

  • Wie alt ist deine Hündin? Je nach Alter würde ich anders vorgehen. Beim noch einigermaßen jungen Hund definitiv Training, beim alten und deshalb komischen eher Management. Mein Rüde hatte früher keine Probleme mit Krallen schneiden, aber seit er so ca. 13 ist kriegt er echt so eine Art hysterischen Anfall. Da er schon lange blind und dann auch schwerhörig geworden ist, gucke ich eher wie ich das einigermaßen angenehm über die Bühne bekomme und trainiere da nichts. Er ist da sinnestechnisch und kognitiv einfach nicht mehr klar genug für.

    Sie ist jetzt 12 und ja, es wird bei ihr auf jeden Fall auch drastisch schlimmer seit ca. 2 Jahren. Davor hat sie alles halbwegs gut über sich ergehen lassen. Sinnestechnisch und kognitiv ist sie noch sehr gut beisammen, aber ich habe insgesamt oft das Gefühl, dass sie in einem Alter angekommen ist, wo sie sich bei vielem sagt: 'Brauch ig nisch, will ig nisch, mach deinen Scheiß doch alleeene.' :face_with_tears_of_joy:Und dann macht sie einfach dickschädelmäßig dicht und wehrt sich mit allem, was sie hat.

    Also ja, manchmal befürchte ich, dass ich die wirklich notwendigen Sachen einfach einigermaßen angenehm über die Bühne bringen muss und in ihrem Fall nicht mehr viel trainieren KANN, weil sie keinen Nerv mehr hat darauf einzugehen.

    Ich hoffe dennoch auf ein zwei gute Tipps aus der Community. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. :upside_down_face:

    Es tut jedoch gut deinen Beitrag zu lesen, dadurch fühle ich mich immerhin nicht mehr ganz so alleine. :relieved_face:

  • Wenn’s wirklich sehr dringend ist, die Krallen zu kürzen, dann wäre ich zur Not auch eher dabei einmal eine Narkose/sedierung beim TA zu machen, um sich Zeit fürs Training zu verschaffen und nicht den Druck innerlich zu haben, dass es so eilig ist und schnell gemacht werden muss.
    Ich weiß nicht wie alt dein Hund ist, aber oft kann man das dann direkt zb mit Zahnsteinentfernung kombinieren.

    War auch schon meine Überlegung. Das Thema ist schon seit ca. 2 Jahren präsent. Damals hatte ich schon das Gefühl, dass es langsam schwieriger wird mit der Abnutzung der Krallen und evtl. mal ein bisschen was gekürzt werden könnte. Da hatte meine Hündin ohnehin gerade eine OP und ich bat die TÄ dabei gleich die Krallen zu kürzen. Diese lehnte es ab, weil Zitat: 'Die Krallen müssen ja den Boden berühren, sonst können die ja gar nicht natürlich abgeschliffen werden.' Und damit war das Thema für sie durch. :face_with_rolling_eyes:Aber vielleicht kann ich es nochmal explizit ansprechen, auch in Hinblick auf den Zahnstatus.

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