Hund lässt sich die Krallen nicht schneiden

  • Um auf die Schnelle ein wenig Einblick ins Medical-Training mit Kooperationssignal zu bekommen, hilft vllt. diese Passage hier, die ich mal geschrieben habe:

    Ich hab das hier mal in meinem Pfoto-Thread geschrieben - hilft vllt. dabei, nachzuvollziehen, was in einem Tier vorgeht, mit dem so gearbeitet wird:

    .....

    Ganz lieben Dank. Ich habe schon mal kurz ein bisschen reingelesen. Das ist gar nicht sooo fern von dem, was ich bisher probiert habe. Leider war das, wie schon erwähnt, nie wirklich von Erfolg gekrönt.

    Meine Hündin Merle ist, glaube ich, sehr sensibel ggü. Fremdeinwirkung. So lange ich sie kenne, war sie immer ein eher ängstlicher, unsicherer und skeptischer Charakter. Andererseits kann sie aber auch sehr sehr stur sein und Dinge mit aller Gewalt durchsetzen, die sie sich in den Kopf gesetzt hat. Sie hat sich jedoch gut leiten lassen, solange sie alles selbst in der Hand hatte und solange man nicht wirklich ernsthaft was von ihr oder an ihrem Körper wollte. Aber allein schon wenn ich sie nur an einer Körperstelle genauer angeschaut habe ohne sie zu berühren, ist sie extrem schnell in eine Abwehrhaltung gegangen, ist eingefroren und nicht selten und wildem Jaulen ins andere Ende der Wohnung gerannt.

    Ich habe daher immer versucht nur soweit zu gehen wie sie es toleriert, sie ausgiebig belohnt und ihr Zeit zu geben. Daher habe ich vieles schon sehr kleinschrittig aufgebaut. Beim Krallen schneiden z.B. (zuletzt mit Dremel): Dremel im ausgeschalteten Zustand zeigen - Leckerli, Dremel im ausgeschalteten Zustand an Kralle halten - Leckerli, das selbe mit allen anderen Krallen - jedes Mal ein Leckerli, die ganzen Schritte nochmal wiederholt - natürlich auch da jedes Mal ein Leckerlis, Dremel anschalten - Leckerli, wieder ausschalten - Leckerli, auch das ein zwei Mal wiederholt - Leckerlis, Dremel eine Millisekunde an Kralle halten - fettes Loben und viele Leckerlis, kurze Pause und meist habe ich danach sogar erstmal aufgehört und erst ein paar Stunden und am nächsten Tag weitergemacht. Sie ist dabei aber von Anfang an so skeptisch, dass sie schon beim ersten Schritt zuckt und ich die Sache abbrechen müsste. Und das mehrere Tage infolge. Bei dem Tempo habe ich die erste Kralle vielleicht in einem Jahr abgeschliffen oder geschnitten. Das kann ja nicht die Lösung sein oder?

  • Sie ist jetzt 12

    Ganz ganz sicher, dass da nicht vielleicht eine beginnende Arthrose im Gang ist?

    Ansonsten bin ich mit der tierärztin einer Meinung und das hat bis jetzt bei all meinen Kunden Hunden hervorragend geklappt... Jeden Tag eine Kralle schneiden, , egal wie gut, das läuft... egal ob sie heute einen guten Tag hat oder du die Kralle vielleicht nicht richtig erwischt hast. Es bleibt bei dieser einen Kralle und wird hochwertig belohnt. Und wirklich ausnahmslos jeden Tag. Am besten noch zu einem festen Zeitpunkt, wie z.b vor dem Gassi oder vor dem Schlafen gehen.

    In der Regel haben die Hunde den Dreh sehr schnell raus. Es ist eine einfache Routine, die weniger Sekunden dauert und hochwertig belohnt wird.

  • Kann es sein, dass sie Schmerzen hat? Arthrose oder so?

    Nein, ich bin mir ziemlich sicher, dass sie keine körperlichen Schmerzen dabei hat. Sie hat da wie gesagt schon immer sehr empfindlich reagiert. Schon früher ist sie mit einem lauten Aufheulen und großer Dramatik in die letzte Ecke der Wohnung gerannt, nur weil ich mal einen Punkt an ihrem Körper eindringlicher betrachtet habe, z.B. weil ich eine Rötung gesehen habe. Beim Tierarzt gabs mal eine Begebenheit, die das ziemlich deutlich zeigt: Ich wartete im Wartezimmer auf meine Hündin, um sie wieder abzuholen und hörte ein lautes Schreien. Die TA-Helferin kam dann mit ihr um die Ecke und fragte lachend 'Ihr Hund ist aber eine kleine Mimose. Das, was sie wahrscheinlich gerade hören konnten war ihr Hund und ich habe nur das Pflaster abgezogen.' Andererseits kann sie, ohne mit der Wimper zu zucken, in einen Dornenbusch rennen um ihr Spielzeug rauszuholen. Also nein, ich denke, es liegt nicht daran, dass sie Schmerzen hat, sondern eher, dass sie extrem unsicher bis hin panisch im Umgang mit medizinischem Untersuchung/Anfassen/Anschauen ist.

    Ich weiß allerdings nicht, ob mal irgendwann was vorgefallen ist, da ich sie im Alter von einem Jahr übernommen habe. Was davor war, weiß ich nicht genau. Aber ich weiß, dass sie insgesamt in dem ersten Jahr nicht viel kennengelernt hat und sogar Angst vor Treppen hatte.

  • Mein Hund ist ähnlich. Es kann sich niemand vorstellen, wie dieser Hund schreit und sich wehrt, wenn man ihm die Krallen schneiden, Ohrenreiniger benutzen oder eine Zecke an einer unangenehmen Stelle entfernen will. Geht grundsätzlich nur mit Maulkorb und mindestens 2 Personen, damit einer ihn fixieren kann, während der andere erledigt, was erledigt werden muss. Wir machen hier zwar ganz ganz langsame Fortschritte, was das Dremeln der Krallen angeht (sehr sehr sehr kleinschrittig und mit hochwertigen Belohnunen), aber zwischendurch lasse ich sie auch beim TA schneiden wenn ich das Gefühl habe, dass es dringend Zeit ist. Der ist sowieso so mies verknüpft, da kommt es da auch nicht mehr drauf an und tatsächlich hat das bisher unser Training Zuhause nicht merklich beeinträchtigt. Was uns dazu aber wenigstens für die mittleren Krallen vorne wirklich gut hilft, ist ein selbst gebautes Kratzbrett. Aron hatte das super schnell raus und damit spart man sich wenigstens etwas Arbeit.

    Ansonsten lese ich hier aber auch sehr interessant mit. Mich nervt es schon etwas, wenn manche so lapidar sagen 'Einfach jede Woche ein Minibisschen schneiden' wenn dieses Minibisschen schon absolut nicht möglich ist bzw. der Hund dabei beschädigend beißen würde..

  • Sie ist jetzt 12

    Ganz ganz sicher, dass da nicht vielleicht eine beginnende Arthrose im Gang ist?

    Ich schließe nicht aus, dass sie eine beginnende Arthrose hat. Aber ich denke nicht, dass diese ihr derzeit so starke Schmerzen macht, dass dies zu dieser Abwehrhaltung beim Krallenschneiden führt. In meiner TA-Praxis haben die letzten beiden TÄ in den letzten Wochen sogar gelobt wie gut und fit sie sich für ihr Alter noch bewegt und man ihr das Alter kaum anmerkt. Und zum anderen hat sie diese Abwehrhaltung ja früher schon sehr ausgeprägt gezeigt (wie ich gerade schon weiter oben mehrmals erwähnte), nur dass wir da alles noch halbwegs gut gemanaged bekommen haben und Krallen schneiden nicht in dem Ausmaß notwendig war und ich es ehrlicherweise daher eher vermieden habe. Ich weiß, dass ich da hätte schon eher intervenieren müssen, aber nun kann ich an der Vergangenheit nichts mehr ändern und muss gucken wie wir es jetzt für alle Beteiligten so gut wie möglich hinbekommen.

  • Kenne ich auch. Nerida schnappt zwar nicht, sie zieht aber den kompletten "Warum tust du das mit mir? War ich kein guter Hund? Magst du mich nicht?" Modus ab. Mit Pfötchen wegziehen als wolle man es abhacken und wenn das nicht klappt weint sie so bitterlich während man knipst, dass man glaubt ihre Lebensader durchtrennt zu haben. Das Weinen ist so herzzerreißend das selbst ich mich nicht dran traue und ich bin inzwischen echt abgebrüht. Wir müssen es beim Tierarzt machen lassen, wenn es notwendig ist, der macht das zack zack zack und sie muckt sich nicht. :unamused_face:

  • Mich nervt es schon etwas, wenn manche so lapidar sagen 'Einfach jede Woche ein Minibisschen schneiden' wenn dieses Minibisschen schon absolut nicht möglich ist bzw. der Hund dabei beschädigend beißen würde..

    Das ist einfach nach meiner Erfahrung die Methode, die wirklich zuverlässig funktioniert.

    Das heißt natürlich nicht, dass der Hund direkt vom Tag eins an total entspannt ist. Und vielleicht wird er auch an Tag 10 und an Tag 100 noch nicht entspannt sein.

    Aber wenn man jeden Tag.... Jeden einzelnen Tag, ganz konsequent, nur eine Kralle schneidet. Dabei natürlich nicht unbedingt einen Zentimeter abschneidet, sondern eher zu wenig als zu viel, und das jeden einzelnen Tag hochwertig belohnt, und ansonsten kein großes Trara aus der Sache macht.... Dann ist es sehr sehr unwahrscheinlich, dass das ganze für immer so ein Thema bleibt.

    Diese Routine könnte zum Beispiel so aussehen. Hund sichern, alle Sachen bereitlegen, knipsen oder für zwei Sekunden den Dremel an die Kralle halten, hochwertige Belohnung, alles wegpacken, fertig. Keine zwei Minuten sollte das ganze dauern.


    Ansonsten bin ich auch ein großer Fan von medical Training. Leider wird es viel zu oft falsch aufgebaut.

  • Ich würde immer auch Zehengelenksathrose im Hinterkopf haben, wenn der Hund ansonsten komplett durchgecheckt ist.

    Mein alter Labbi ist extrem schmerzunempfindlich und echt stumpf, aber das scheinen super fiese Schmerzen zu sein und Krallenschneiden war hier auch auf einmal nicht möglich, bevor ich geschnallt habe was los ist.

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