Reitsport - zwischen lieben und quälen

  • Vriff das was Du mit den Kleinkindern, Radfahrern etc. beschreibst, habe ich in dreißig Jahren tägliche Strecke zur Haard , ich reite über Landstraßen, wo ich vom LKW bis zum Fußgänger die Straße teile, nicht erlebt. Das einzige was mich aufregt, sind Mountainbiker von hinten auf Reitwegen im Wald

  • Naja, das wird wie beim Hund sein: es kommt halt drauf an, wo man unterwegs ist. Für mich ist's z.B. viel, wenn ich drei andre Hunde beim Gassi treff - für andre ist das extrem wenig.

    Allerdings dürften Turnierpferde allerei Lärm und Trubel gewöhnt sein und daher damit keine Probleme haben. Zumal die meisten Reiter ja durchaus das Wohlergehen ihres Vierbeiners im Kopf haben und es daher langsam an die Turnieratmosphäre gewöhnen. Abgesehen davon, dass sich auch niemand blamieren will und die meisten Reiter sehr genau wissen, wie schlecht sich 500 kg Panik präsentieren lassen.

    Ich halte nicht das Turniergeschehen ansich für problematisch, sondern viel mehr die Ausbildung der Pferde, wie sie teilweise geschieht. Eben durch Rollkur und andre schmerzhafte Methoden. Dass zu wenig auf die ordentliche Gymnastizierung geachtet wird. Dass mit unpassendem Equipment gearbeitet wird.

    All das sind Themen, die nicht nur die Turnierreiter, sondern auch die Freizeitreiter betreffen.

    Aber gerade wenn Profis offensichtlich sowas wie Rollkur nutzen, dann braucht man sich nicht wundern, wenn eben auch Freizeitreiter das nutzen, denn immerhin hat die Profi-Reiterin gesagt, dass das der Gymnastizierung des Pferdes dienen würde. Außerdem bekommst du Pferde anders eher schlecht in die Haltung, die viele Pferde im Dressurviereck einnehmen - dass diese Haltung weder gesund noch der klassischen Reitlehre entsprechend ist... nunja, auch hier wie beim Thema Hund: man sieht im Alltag so viele übergewichtige Hunde, dass einem normalgewichtige Hunde schnell als zu dünn vorkommen können.

  • Ich muss keine eigenen Kinder haben um zu wissen, dass es nicht ok ist Kinder zu schlagen.

  • Die letzten Jahre ist das Geld nicht in die sozialen Bereiche zurückgeflossen.

    Kommunale Finanzen haben aber eben auch wieder absolut Null mit Tierquälerei zu tun.
    Das ist wieder ein komplett anderer Nebenschauplatz.
    Die Diskussion kann man bei tausenden Sportvereinen, Veranstaltungen und Vanity Projekten anführen.

  • Es werden mMn auch teils die falschen Anreize gesetzt. Ein Pferd möglichst jung möglichst schon fertig zu präsentieren scheint einem vernünftigen Aufbau mit gesunder Entwicklung im Kopf und Körper manchmal vorgezogen zu werden, und da nehme ich jetzt zb die verschiedenen Western Disziplinen auch nicht aus.

    Ein Pferd das ich kenne ist gerade 4 geworden. Die kann kaum langsam unterm Reiter gehen, weil das Gleichgewicht fehlt und entsprechend hängt die Reiterin ihrem Pferd im Maul, um sowas wie einen ordentlichen Schritt hinzubekommen. Pferd sperrt natürlich und läuft nicht schön, weil es ständig seinem Schwerpunkt hinterherläuft. Reiterin sieht das Problem.

    Ich bin da zweigeteilt, dieses Pferd war schon auf kleinen Turnieren unterwegs und wurde dazu mehrfach verladen und hat somit Turniererfahrung gesammelt. Andererseits rennt die so unterm Hintern weg, ist widersetzlich und rennt an der Longe wie nichts Gutes, stillstehen am Putzplatz Fehlanzeige. Ich bin und wäre eher für einen vernünftigen Aufbau von Ruhe, Handling, Bodenarbeit, Longe, Trail, Gleichgewicht, Vertrauen etc pp aber damit bekommt man halt keine Schleifen und es dauert Jahre, bis das alles sitzt und man ein in sich ruhenden Pferd hat, das man überall mit hinnehmen kann.

    Ich habe einige Pferde kennengelernt, die quasi nur unterm Sattel händelbar waren. Ins Gelände, an der Hand länger führen, mal mit ner Plane konfrontieren- undenkbar. Vielleicht gehen da einfach die Ziele auseinander und es ist eine Philosophiefrage, aber mir fehlt oft die Grundlage, bevor man von da aus das Pferd weiter aufbaut.

    Und ich denke auch (Achtung Klischee) oft an Totilas und wie dieses Ausnahmepferd verscheuert wurde und jeder noch ein paar Euro an ihm verdienen wollte (und verdient hat). Das sind natürlich Athleten, solche Pferde, und völlig außer meiner Liga, aber es hat mir so leid getan, wie das Ganze dann niedergegangen ist. Da scheinen einfach zu viele Interessen und eben auch wieder das Geld eine Rolle zu spielen und letztlich zahlt das Tier die Rechnung (wie bei ganz vielen anderen Themenfeldern auch, wo Tiere in geschäftliche Interessen involviert sind).

  • Ich habe mich damals aus der Tunierwelt verabschiedet ( sehr zum leidwesen meiner Trainerin), weil mir das als Jugendliche/junge Erwachsene schon gegen den Strich ging was ich da so mitbekommen haben.

    So wie ich das in den Jahren von anderen an Fotos, Videos usw. mitbekommen haben, hat sich nicht so viel getan.

    Eine Freundin hat mir ein Video von ihrem Ritt geschickt. Ich meinte das er hinter der Senkrechten und auf der Vorhand läuft und man deutlich sieht das es ihm gerade alles nicht passt usw. Sie sagte mir dass das alles nicht mit einem Wort von den Richtern bemengelt wurde.

    In den Unteren Prüfungen ist es scheinbar auch egal wie die Pferde laufen hauptsache die Reiter bleiben oben drauf sitzen. Anders kann ich mir die Beurteilungen nicht erklären.

    Unser Tierarzt hat vor seinem Studium eine Ausbildung zum Bereiter gemacht und auch erst in dem Beruf etwas gearbeitet. Was der erzählt....oh Hilfe, die armen Pferde. Er ist auch mit den großen Namen zusammen auf Tunieren gestartet. Selbst nach dem Studium ist er hier und da mal gestartet. Da er züchtet hat er auch regelmäßig Hengstleistungsprüfungen gemacht. Er weiß auch von den ganzen " Ausbildungsmethoden" und hat das selber gesehen. Es gab ja auch mal den Skandal um den berühmten Springreiter beim Training. Es kam mal jemand auf ihn ( der war im deutschen Kader) zu und bat ihn um Unterricht kurz vor eine internationalen großen Prüfung. Was der konnte..... nach der Prüfung fragten ihn alle wo er denn trainiert hat und wer ihn unterricht hat. Es sollte keiner wissen das er bei unserem Tierarzt im Training war. Selbst sein Trainer wusste das nicht.

    Lg

    Sacco

  • Die Profi Reiterei ist nur die Spitze des Eisbergs.

    Was in der Freizeitreiterei passiert ist genau so tragisch.

    Nur redet man sich das aktuell noch schön.
    Es viel einfacher, bei den öffentlich auftretenden Reitern zu kritisieren, als das eigene Tun (oder oft eben nicht-tun) zu hinterfragen.

  • Nur redet man sich das aktuell noch schön.
    Es viel einfacher, bei den öffentlich auftretenden Reitern zu kritisieren, als das eigene Tun (oder oft eben nicht-tun) zu hinterfragen.

    Ich denke psychologisch gibt es viele Gründe für das Warum. Menschen gehören halt gerne zu Gruppen und es ist ein sehr schönes Gefühl wenn man zu der besseren Gruppe gehört.

    Differenzieren erfordert eine gewisse Reife.

  • Wie sagte erst kürzlich ein Bekannter zu uns.... Mein Mann und ich sind zu realistisch, erwarten zu viel/das falsche von anderen Menschen und haben den falschen Ansatz in unserem Denken.

    Lg
    Sacco

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