Leinenführigkeit und Orientierung: Trainingsansätze "normal"?

  • Hallo,

    wir hatten gestern den ersten Termin mit einer neuen Hundetrainerin, mit der wir noch mal ein paar Themen mit unserem Pudel bearbeiten wollen (u.a. Leinenführigkeit in bestimmten Situationen). Wir haben als Hausaufgabe bekommen, dass wir noch mal zusammenfassen, welche Trainingsansätze wir verfolgt haben und wie gut das funktioniert hat.

    In dem Zusammenhang ist mir dann auch wieder eingefallen, dass wir in der ersten Hundeschule darauf achten sollten, dass unser Hund beim ruhigen Laufen an der Leine (in der Orientierung) die Nase nicht auf dem Boden hat. Dazu sollten wir eine Leine am Geschirr befestigen, um den Hund zu führen und eine zweite am Halsband, die so auf Zug sein sollte, dass der Hund den Kopf nicht senken kann.

    Schon während uns das gezeigt wurde, musste unser Hund mehrfach husten, weil er den Kopf immer wieder nach unten ziehen wollte und dann im Halsband hing. Das haben wir mehrere Wochen lang fast täglich geübt und es hat überhaupt nicht geholfen. Wenn ich ganz ehrlich zu mir bin, habe ich wohl damals meinen Hund nach der Anleitung des Trainers täglich gewürgt, um seinen Kopf in die gewünschte Position zu bekommen, ohne dass er verstanden hat was ich von ihm will.

    Hinzu kam, dass wir in der Orientierung Schreckreize verwendet haben. Wenn der Hund zur Seite geschaut hat, sollte man vor dem Hund aufstampfen oder eine kleine Dose mit Schrauben auf den Boden werfen, damit der Hund wieder aufmerksam ist.

    Beides hat für uns gar nicht funktioniert und als ich das gemerkt habe, habe ich auch sofort wieder damit aufgehört. Ich frage mich aber jetzt, ob das "normale" Methoden sind, um Leinenführigkeit zu üben? Dass sie aversiv sind ist klar, aber sind das bekannte Trainingsansätze oder eher etwas spezielles, was von den damaligen Trainern kam?

  • Also solche "Trainingsansätze" finde ich überhaupt nicht zielführend. Sie klappen ja auch nicht...

    Wenn du ungefähr schreibst woher du kommst, bekommst du bestimmt Empfehlungen für gute Trainer.

    Meiner Meinung nach klappt Leinenführigkeit, wenn man als Team zusammenarbeitet, neues erlebt und hohe Motivation da ist.

    Viel Glück bei der Trainersuche :kleeblatt:

  • Wir bauen das komplett anders auf.

    Setzen eher mehr auf freiwillige Mitarbeit vom Hund. Kann zwar dauern, und ist auch nicht für jeden was, vor allem dann nicht, wenn man auf "schnelle Ergebnisse" hofft.

  • Ich weiß nicht, wer das mit Schreckreizen heute noch macht, aber das waren die, mit denen wir gar nicht Gassi gehen können. Da drehen wir direkt um. Würgen - so wie du das beschreibst, hätte ich eher ins vergangene Jahrhundert datiert.
    Meine haben das über Richtungswechsel, Stehenbleiben bzw an einem Zaun entlanglaufen und über gute Zusammenarbeit gelernt. Rallye Obedience hat hier auch viel geholfen.

  • Ich hab schon einiges an Mist gehört. Aber dein beschriebener Weg ist sogar mir neu :ka:

    Also nein - weder mein Ansatz noch habe ich davon bisher gehört. Wir setzen auch mehr auf Kooperation statt auf Zwang in dieser Hinsicht...

  • Naja, was heißt schon normal und was bringt das in diesem Zusammenhang? Dieser Trainingsansatz war vor 40, 50 Jahren vielfach noch normal, heute ist er absolut veraltet. Aber sowas von!

    Der heute in Welpen- Junghunde- und Basiserziehungsgruppen übliche Ansatz ist der, daß man kleine Leckerchen in die linke Hand nimmt und den Hund darauf aufmerksam macht. Dann flott losgehen, Leine mit reichlich Spielraum in der rechten Hand, und den Hund immer dann belohnen, wenn er in der gewünschten Position läuft.

    Der Ansatz über Strafe stammt aus einer Zeit, in der man Hunde überhaupt erst ab etwa einem Jahr für ausbildungsfähig hielt, weil sie erst dann seelisch robust genug waren, um die strafbasierte Dressur einigermaßen wegzustecken. Wobei sich auch das vorrangig auf "harte" Gebrauchshunde bezog und sensiblere Hundetypen als "zu weich" und daher kaum ausbildungsfähig abgewertet wurden.

  • Dieser Trainingsansatz war vor 40, 50 Jahren vielfach noch normal

    Hier muss ich Einspruch einlegen, normal war die Ausbildungs mittels Dressurhalsung und gerne auch Gerte/Weidenstock. Die Verwendung von Schreckreizen würde ich der heutigen Zeit zuordnen als "sanfte" Alternative mit fragwürdiger Erfolgsquote und Sinnhaftigkeit.

    Der Ansatz über Strafe stammt aus einer Zeit, in der man Hunde überhaupt erst ab etwa einem Jahr für ausbildungsfähig hielt, weil sie erst dann seelisch robust genug waren, um die strafbasierte Dressur einigermaßen wegzustecken. Wobei sich auch das vorrangig auf "harte" Gebrauchshunde bezog und sensiblere Hundetypen als "zu weich" und daher kaum ausbildungsfähig abgewertet wurden.

    Auch heute gibt es noch funktionierende, strafbasierte Aufbauwege die auch ihre Berechtigung haben. Auf Pirsch beispielsweise darf der Hund kein Sicherheitsrisiko darstellen und muss bombenfest an der Leine laufen, frei bei Fuß folgen können. Auch ohne eine Erwartunshaltung zu haben.

    Das war die TE beschreibt zählt nicht dazu, das macht so ja super wenig Sinn.


    Ich denke auch in unserer heutigen Zeit wäre es hilfreich sich bei den Dingen manchmal wieder mehr Zeit zu lassen, grade das Thema Leinenführigkeit wird sich nur allzugerne erstmal gehörig versaut während der Welpen- und Junghundezeit. Da hätte man es im Aufbau viel leichter wenn die Hunde erstmal reifen dürften bevor man das Thema angeht, aversiv hin oder her.

  • Jo, am Halsband hochziehen (auch mit Moxonleine ohne Zugstopp) habe ich auch schon gesehen und sehe ich leider immer noch regelmäßig, diese konkreten Leute sind leider komplett beratungsresistent. Von "normal" würde ich da nicht sprechen, aber es gibt noch Löcher, wo so etwas für normal gehalten wird.

    Ich würde Leinenführigkeit auch positiv aufbauen mit Belohnen / Markern usw. aufbauen. Wenn der Hund permanent nach vorne stürmt, finde ich körpersprachliches Blockieren (also vor den Hund gehen) oder "sehr leichtes (!!!!!!) an der Leine zuppeln" (so leicht, dass man die Leine noch mit zwei ganz leicht aufeinanderliegenden Fingern halten könnte, schwer zu beschreiben...) auch noch ok. Wenn irgendein anderer Reiz so groß ist, dass der Hund im Tunnel ist, finde ich JE NACH HUND auch Schreckreize ok, das hat dann aber nichts mehr mit Leinenführigkeit zu tun.

  • Leinenführigkeit in dem man sämtliches Schnüffeln unterbindet und den Kopf des Hundes, auch mit entsprechendem "Druck" versucht bei sich zu halten, kenne ich aus den 90ern. Damals hatte ich einen Schäferhund-Rottweiler-Mischling, mit dem ich in die viel gepriesene Hundeschule ein paar Orte weiter ging. Der Trainer (mit DSH-Zwinger, wenn ich mich recht erinnere) war schon damals "vom alten Schlag", was ihn aber quasi als Auszeichnung nachgesagt wurde. Da lief das auch so ab, dass der Trainer den Hund übernahm, ihn quasi einnordete und dann lief der Hund auch bei Frauchen die ganze Stunde über sauber (sogar noch ein paar Tage danach). 2-mal war ich da, dann hatte sogar mein junges und unerfahrenes Ich erkannt, dass das für uns nicht der richtige Ansatz war.

    Schreckreize an sich kennt man ja auch vom (früheren?, verfolge ihn nicht mehr) Rütter, das ist noch gar nicht sooo alt.

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