Welpe entspannt nicht richtig in unserer Nähe

  • Vergesst die ersten Wochen - ihr habt euch da durchgekämpft, falsche Vorstellungen "abgearbeitet (wie viele andere auch, ihr seid da nicht die Einzigen ;)), und habt jetzt noch ein ganzes Hundeleben vor euch.

    Zu Standardprogramm, Leckerchen, Sitz, Platz und Bleib:

    Diese "Standardkommandos" sind für die meisten Hundehalter wichtige "Hilfen" im Alltag, die immer und überall eingesetzt werden können, um das Handling mit dem Hund zu erleichtern.

    Was aber viel wichtiger ist: Ihr konditioniert (erlernt) damit eine gemeinsame Kommunikation; Hund spricht Hundesprache, Mensch spricht Menschensprache.

    Damit der Hund zunächst überhaupt erst mal lernt, dass es eine Möglichkeit der Kommunikation mit euch gibt, wird diese Basis für eine gemeinsame Kommunikation gerne mit diesen Standardkommandos aufgebaut.

    Leckerchen dienen dabei als Belohnung, und damit als positiver Verstärker, welcher die Motivation des Hundes erhöht, ein wünschenswertes Verhalten erneut zu zeigen.

    Gerade zu Beginn, beim Welpen und auch Junghund, sind sie aber auch ein sehr gutes Hilfsmittel, um dem noch jungen Hund BEGREIFLICH zu machen, was man von ihm will, als Beispiel hier das Futtertreiben (der Hund wird mit einem Leckerchen "geführt", je nach Hund entweder das Leckerchen in der geschlossenen Hand, oder ein größeres Leckerchen/eine Kaustange so, dass der Hund in der Bewegung daran knabbern kann, ohne es komplett nehmen zu können).

    Als Hundehalter lerne ich dabei, meinen Hund zu beobachten, zu erkennen was er braucht, um meinen Anweisungen folgen zu können, aber auch meine Umwelt zu beobachten und eventuelle kleinere und größere Schwierigkeiten in mein Handeln mit einzuplanen.

    Dazu mal ein Beispiel:

    In der Welpen- und auch Junghundegruppe haben wir immer wieder, wirklich mindestens ein Mal pro Trainingseinheit, folgende Übung gemacht.

    Wir standen mit unseren - je nach Ausbildungsstand angeleinten oder unangeleinten - Hunden im Kreis, mit ausreichend großem Abstand zum nächsten Team.

    Dann ging ein Hundehalter im Slalom zwischen den Teams durch, Aufgabe war dass der Hund mitkommt OHNE NOTIZ von den Teams zu nehmen, die dabei passiert wurden.

    Grundsätzlich dient diese Übung dazu, dem Hund beizubringen andere Hunde zu passieren ohne jegliche Interaktion mit den Hunden, wenn der Mensch das in dem Moment so will. Also ein Baustein dafür, der Anweisung des Menschen zu folgen = Gehorsam.

    Darüber hinaus lerne ich aber auch, meinen Hund zu beobachten und zu lesen - was kann mein Hund, was muss ich tun, damit er dieser Anweisung auch folgen kann?

    Bei den zu passierenden Teams gibt es nämlich fortgeschrittene Teilnehmer, wo der Hund ruhig neben seinem Menschen bleibt, aber auch Teams (zumeist Neulinge), wo der Hund nicht so ruhig sitzen bleibt sondern versucht, mit jedem sich ihm nähernden Hund Kontakt aufzunehmen.

    An den fortgeschritteneren Teams kann ich mit weniger Abstand vorbeigehen, an den Neulingen muss ich den Abstand vergrößern.

    Im weiteren Verlauf lernt aber auch mein Hund etwas sehr Wichtiges: Dass sein Mensch auch auf die Umgebung achtet und erkennt, bei dem aufgeregten Neuling einen größeren Abstand einzuhalten, damit dieser Hund einem nicht doch zu Nahe kommt, bei dem fortgeschritteneren Hund ist ein Passieren mit wenig Abstand möglich.

    So banal diese Übungen auch sind, und so langweilig sie einem auch vorkommen - wenn du sie mal genauer betrachtest, bergen diese Übungen viel mehr an Input für deinen Hund und dich, als es auf dem ersten Blick scheint.

    Du schaffst dir damit eine gemeinsame Basis für den gemeinsamen Umgang miteinander, ihr lernt euch gegenseitig "lesen", und eine Kommunikation, die weit über die einfachen Kommandos wie "Sitz" und "Platz" hinausgeht.

    Last not least: Wenn ein Hund auch Draußen, und dann noch in sehr kribbeligen Situationen, Leckerchen annimmt - dann ist das ein GESCHENK für dich!

    Wenn du deinen Hund dadurch schnell und unkompliziert aus solchen kribbeligen Situationen rausführen kannst, dann ist das deutlich besser, als wenn du jedes Mal erneut einen Kampf/eine Diskussion mit ihm führen musst, aus der er nichts lernt, außer dass du dich auf einen Kampf/eine Diskussion mit ihm einlässt.

    Deshalb hat auch schon so mancher Hundehalter, der mir - seinen tobenden Hund am Halsband fixierend - nachrief: "Jaaaa - mit Leckerchen kann ich das auch!!!" als Antwort bekommen: "Schön blöd, wenn Sie es nicht tun!".

  • Ach ja - kein Edit, obwohl es noch ginge, aber Edits werden ganz gerne auch mal übersehen:

    Glaube niemals der Aussage: "Mit Leckerchen trainieren macht dich abhängig von Leckerchen, und dein Hund lernt nur dir zu gehorchen, wenn du Leckerchen hast!"

    Das ist Blödsinn!

    Ob mit oder ohne Leckerchen: Was du machst ist lernen, du konditionierst, und das ist einfach Behaviorismus.

    Der ist die Basis, alles andere (Kognitivismus und manches Mal auch Konstruktivismus) also wenn dein Hund denken muss, und manches Mal auch eigene Lösungen finden soll, baut auf Behaviorismus, dem über Übung Erarbeitetem, auf.

    Dein Hund macht nicht etwas WEGEN der Leckerchen, sondern weil ihr es so geübt und damit gelernt habt.

    Mit den Leckerchen erreichst du aber ganz schnell, dass dein Hund für sich verinnerlicht: Es LOHNT SICH, wenn ich meinem Menschen folge (seinen Anweisungen folge).

    Das ist später Gold wert, auch in der Pubertät, wenn der Hund vieles in Frage stellt und "sich neu erfindet", weil er dann eben (oft ... in der Pubertät gerne auch überraschend *seufz*, aber da seid ihr noch nicht, und über ungelegte Eier reden wir erst später, wenn es ansteht ...) auch dann das macht was IHR wollt, obwohl ihm der Sinn nach etwas Anderem steht - weil er gelernt hat, dass es von Vorteil ist, wenn er euch/euren Anweisungen folgt.

  • Ihr wollt, dass der Hund euch versteht.

    Der Hund las eure Körpersprache auch die ersten Wochen schon, wo du ja meinst, die Zeit war blöd, weil IHR ihn nicht verstanden habt.

    Jetzt würde ich euch empfehlen den Hund ganz normal mit Leckerchen in der Hundeschule zu "verclickern", was ihr mir eurer Körpersprache überhaupt meint.

    Das ist die Basis.

    Das was du als Bindung in Bezug auf einen späteren Gehorsam beim Erwachsenen 5/ 6 jährigen Hund meinst, ist Universität.

    Jetzt ist"Kindergarten"!

    Lass den Hund doch mal "Baby/Junghund" sein, bevor du "Bindung verlangst.

    Hunderrziehung ist lustig und macht Spass!

    Nicht vergessen, du bist Anfänger als Hundausbilder. Und dein Hund ist Anfänger im "Ausgebildet werden".

    Du wirst soooo viele Fehler machen, das glaubst du gar nicht.

    Und der Hund wird machen, was du ihm beibringst und was er grad toll findet.

    Zum Beispiel Würmer fressen🤣

  • Aber es fühlt sich nach Konditionierung an und nicht nach echter Bindung vom Hund und das finde ich sehr schade.

    Es fühlt sich nach Konditionierung an, weil es Konditionierung ist. Erziehung und Training ist immer zu sehr großen Teilen Konditionierung. Das ist nichts Schlechtes. Es bedeutet nur, dass der Hund sein Verhalten durch daraus folgende Konsequenzen anpasst. Ist doch super. Der Gedanke, dass der Hund Dinge tut, weil die Bindung so super ist, ist sicher schön. Setzt aber auch voraus, dass der Hund ne Ahnung davon hat, was man überhaupt möchte. Was auch wiederum durch Verhalten - Konsequenz - Anpassung des Verhaltens passiert.

    Bindung wird durch viele Dinge aufgebaut. Bindung geschieht immer. Bei der Erziehung, beim Kontaktliegen, beim Schönedingeerleben, beim Schlafen, und und und.

  • Zum Them Hundeschule, vlt. kann flying-paws dazu auch was sagen. Irgendwie sind wir da doch keinen Schritt weiter.
    Es wird überall im Grunde das Standardprogramm gefahren. Der Hund wird mit leckerlis vollgestopft. Wo wir gestern waren, die machen keinen Kurs, sondern es ist fortlaufend, wo dann schon erfahrene Welpen auf Neuankömmlinge treffen. Das war irgendwie ziemlich chaotisch. Am Ende das Gespräch mit dem Trainer war wiederum ganz gut.
    Scheinbar wollen die Leute Sitz, Platz und bleib und Lauf nen bisschen an der Leine. Aber es fühlt sich nach Konditionierung an und nicht nach echter Bindung vom Hund und das finde ich sehr schade.

    Mh, was soll ich sagen. Keine Ahnung - ich bin ja nicht dabei und, wenn Trainer Übungen machen, müsste ich letztendlich auch nachfragen, was das Ziel sein soll. Generell kann man sagen, dass Beziehung durch Erziehung entsteht. Das ist also schon das Fundament um Beziehung zu schaffen. Ich mache allerdings recht selten Sitz, Platz ... und bei Fuß gibt es in meiner Jugendgruppe gar nicht.

    Allerdings werden die Hunde bei mir auch mit sehr viel Futter belohnt. Was man sich dabei aber anschauen sollte, ist, ob wirklich Verhalten geformt wird, oder ob der Hund immer nur über locken gesteuert wird. Bei mir lernen die Hundehalter allerdings auch, wie man sinnvoll mit Strafe arbeitet. (Witzigerweise war das das Thema meiner heutigen Stunde mit den jungen Hunden.)

    Ich persönlich mache ja gar keinen Hundeplatztraining mehr, wenn es um Alltagserziehung geht, sondern halte mich in der echten Umwelt auf.

    Welpengruppe habe ich komplett eingestampft. Wen der Grund interessiert, der kann das auf meiner Homepage nachlesen.

  • Bei meinem Hunden hat nur Alltagstraining zu Training des Alltags geführt. Sprich der Hupla ist für meine Hunde halt Training. Da sind Fremde Hunde egal, da wird Ablenkung nicht wahrgenommen, bzw wird nicht reagiert. Alltag ist ganz anders. Ich habe bei Lucifer auf dem Hupla fast permanent seine Aufmerksamkeit bei mir. Leider sieht das beim Gassi ganz anders aus.

    Wir haben Training und Spaß auf dem Platz und noch immer viel Arbeit beim Gassi. Das sind zwei Paar Schuhe.

    Ich war auch in Welpen und Junghundegruppen. Wir haben Impulskontrolle geübt, ein paar Tricks wie sitz und Platz und die Idee von Abbruch und Abruf. Aber in den Alltag bekomme ich das nur übertragen, wenn ich das im Alltag trainiere. Gerade die Impulskontrolle bei Lucifer.... Nun ja...

    Zumindest meine jetzigen Hunde haben einen Arbeitsmodus, wo sie mit ganz viel will to please dabei sind. Auf dem Platz und bei entsprechendem Setting auch im Garten. Aber das ist halt kein Alltag.

  • Ich habe bei Lucifer auf dem Hupla fast permanent seine Aufmerksamkeit bei mir. Leider sieht das beim Gassi ganz anders aus.

    Das ist eigentlich die Technik den Alltag genau nicht zu üben.

    Bei der Formulierung "Aufmerksamkeit beim mir" bekomme ich mittlerweile grüne Flecken. Das ist im Grunde immer die Formulierung dafür, dass den Hunden beigebracht wird, eben genau sich nicht mit dem normalen Leben auseinander zu setzen.

    (Hundesport ist ein anderes Spielfeld. Da möchte ich auch diesen Modus.)

  • Beim Training auf dem Platz mit den Welpen/Junghunden wurde uns immer wieder gesagt, was hier geübt wird ist eine Anleitung dafür, wie wir das "Draußen" im Alltag üben sollen, damit es "Draußen" irgendwann auch funktioniert.

    Genauso beim Apportiertraining; Hier habe ich den Vorzug, einen Jäger als Trainer zu haben, der mit uns unter "Echtbedingungen" in seinem Revier Übungen macht.

  • Ich habe bei Lucifer auf dem Hupla fast permanent seine Aufmerksamkeit bei mir. Leider sieht das beim Gassi ganz anders aus.

    Das ist eigentlich die Technik den Alltag genau nicht zu üben.

    Bei der Formulierung "Aufmerksamkeit beim mir" bekomme ich mittlerweile grüne Flecken. Das ist im Grunde immer die Formulierung dafür, dass den Hunden beigebracht wird, eben genau sich nicht mit dem normalen Leben auseinander zu setzen.

    (Hundesport ist ein anderes Spielfeld. Da möchte ich auch diesen Modus.)


    Aber das meinte ich doch auch? :denker: den Unterschied zwischen Alltag und Hupla?

  • Das ist eigentlich die Technik den Alltag genau nicht zu üben.

    Bei der Formulierung "Aufmerksamkeit beim mir" bekomme ich mittlerweile grüne Flecken. Das ist im Grunde immer die Formulierung dafür, dass den Hunden beigebracht wird, eben genau sich nicht mit dem normalen Leben auseinander zu setzen.

    (Hundesport ist ein anderes Spielfeld. Da möchte ich auch diesen Modus.)


    Aber das meinte ich doch auch? :denker: den Unterschied zwischen Alltag und Hupla?

    Achso. Ich dachte, das auf dem Hundeplatz sollte auch ein Alltagserziehungskurs sein. Wenn es Training für den Sport war, ist ja logisch, dass es für die Alltagserziehung nichts bringt

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