Alleine bleiben üben mit einem Velcro-Dog

  • Ich finde den Begriff "Training" fürs Alleinebleiben manchmal schwierig. Weil das für mich impliziert, man würde Alleinesein wie einen Trick auftrainieren. Und meiner Meinung nach tut man das eigentlich nicht, oder sollte es bestenfalls nichts. Bei einem Trick wird unnatürliches Verhalten für gewisse Momente abgefragt. Das Alleinebleiben sollte aber etwas Selbstverständliches, Alltägliches für den Hund sein. Ich möchte, dass meine Hunde wirklich entspannt sind. Nicht, dass sie aktiv drüber nachdenken, dass sie gerade allein sind.

    Deswegen würde ich möglichst wenig am eigenen Tagesablauf ändern, möglichst authentisch bleiben und Alleinesein einfach als normalen Nebeneffekt des Zusammenlebens von vornherein einbauen. So etwas wie mehrfach Räume wechseln, obwohl man es eigentlich gar nicht muss, würde ich eher lassen. Dabei ist man dann mit dem Kopf selbst doch auch beim Hund und nicht beim Alltag. Und das merken Hunde. Und dann ist es wiederum eigentlich widersinnig für mich, zu erwarten, dass der Hund woanders hingeht, wenn der Mensch eigentlich gerade aktiv über den Hund nachdenkt, horcht und schaut was er macht.

    Die Idee, dass der Mensch nicht immer verfügbar ist und für alles herhalten muss, finde ich gut.

    :bindafür:

    Das finde ich eine wichtige Basis. Dazu gehört für mich dann eben auch, dass der Hund weicht und dir Raum gibt, wenn du es einforderst. Meine Hunde kennen zB "Ab" als Kommando. Heißt, sie sollen mir mehr Raum geben und weggehen. Meist gehen sie dann auch ganz aus dem Raum und schlafen erstmal irgendwo anders. Ich habe das über körpersprachlichen Druck aufgebaut. Also "Ab", Druck aufgebaut, bis sie gewichen sind. Hat hier schon gereicht. Körpersprachlicher Druck war hier tatsächlich vor allem Körperspannung, etwas nach vorne lehnen, fixieren. Also keine wilden Sachen. Und direkt Druck rausgenommen, wenn eine entsprechende Reaktion kam. Unserer Beziehung hat das keinerlei Abbruch getan. Meine Hunde bitten sich ja auch gegenseitig mal um mehr Raum, und das hat Balu bei Reika als Welpe ganz besonders viel getan, soweit er es hinbekommen hat. Trotzdem sind sie total dicke miteinander.

  • Ich denke, ich werde auf mehreren Eben arbeiten müssen. Da in der ersten Woche so irre viele Eindrücke auf den Welpen eingeprasselt sind

    Natürlich muss man daran arbeiten, doch du bist für mich viel zu sehr verkopft.

    Sie ist jetzt eine Woche bei dir, muss ohne Geschwister klar kommen und mit all den neuen Reizen. Dazu habt ihr euch noch gar nicht richtig kennengelernt, Vertrauen aufgebaut und ohne dieses, wird auch nichts wirklich klappen. Geduld scheint hier nicht gefragt, eher husch, husch und da du dabei so verkrampft bist, wird das nichts werden, außer Frust auf beiden Seiten. Druck erzeugt Gegendruck, auch unnötigen Stress, vielleicht auch deswegen die vielen Pippi Pfützen.

    Keiner meiner vorherigen drei Hunde ist wirklich zuverlässig und stressfrei unter 7-12 Monate alleine geblieben.

    Nun lebt hier Peppino, ein Chihuahua und als ich ihn mit 4 Monaten bekam war er auch eine extreme Klette. Ja, viele Kleinhunde sind so, war mir bewusst und eine große Herausforderung. Trotzdem habe ich ihm Zeit gelassen um erstmal anzukommen, uns kennenzulernen, die ganzen Umwelteindrücke nach und nach kennenzulernen (wohne ja auch in Berlin;)). Ging ich duschen / baden, lag er auf der Matte davor und schlief, war er drüber, kuschelte ich ihn auf dem Schoß in den Schlaf und legte ihn anschließend in seine Flocke. Bindung und Vertrauen schaffen fand ich anfänglich viel wichtiger. Er hatte eine Box die er gerne aufsuchte, die aber offen blieb, auch einen Auslauf der offen blieb, erzwungen habe ich nichts. Erst 1 Monate später lehnte ich die Tür mal kurz hinter mich an, schloss die Badtür, ging mal nach Post schauen, kurz einkaufen etc., trotzdem quietschte er mir hinterher obwohl mein Mann da war. Das besserte sich nach und nach, der Mamahund schaffte es auch mal auf Herrchens Schoß Ruhe zu finden.

    Erst dann erweiterten wir das Alleinsein, mit Mann zusammen um den Häuserblock, dann gemeinsam einkaufen ( mit Handyvideo überwacht) und verlängerten die Zeit stetig. Mit 8-9 Monaten konnte er 1,5 Stunden alleine bleiben und dann langsam immer mal länger, doch da wir viel zuhause sind brauchte er es nicht täglich. Nun ist er 3,8 Jahre alt und kann recht gut alleine bleiben, wenn's ml sein muss. Er sucht sich dann einen Sonnenplatz und pennt.

    Du kämpfst an zwei Fronten, das Alleinsein und Stubenreinheit, beides braucht Geduld und ja, auch ein klein wenig mehr Humor. Ich habe mir meinen Knirps morgens in einem Tragebeutel um den Hals gehangen, mich schnell frisch gemacht und ab runter, so blieben mir anfängliche Pippi Unfälle beim Warten erspart.

    Also die harte Tour, Hund wegpacken, schreien lassen, buffen, schupsen etc. ist und war nie meins und ich denke das tut keinem gut.

  • Ich empfehle dir, dich mal zum Thema "konditionierte Entspannung" zu belesen. Ich habe leider keinen konkreten Link parat, aber google einfach mal. Ich denke, dass könnte dir und deinem Hund weiterhelfen.

  • Ich hab auch ne Rasse bei der ich viele Vertreter kenne, die Probleme mit dem alleine bleiben haben / es nicht so richtig gelernt haben.

    Ich habe das bei beiden Hunden ganz klassisch gemacht. Immer mal aufstehen und den Raum verlassen, dabei mal ne Tür öffnen, mal die Tür wo der Welpe ist anlehnen, kurz schließen und wieder rein. Ins Badezimmer hab ich beide Welpen nicht mitgenommen.

    Hier gab es auch manchmal bisschen Gejammer wenn die Tür anfangs zu war. Bin auch immer erst wieder rein wenn Ruhe war und dann auch ohne Begrüßung usw.

    Haben beide Hunde super gelernt und auch das hinterher laufen hat so fix aufgehört. Die haben schnell verstanden das dann nichts passiert.

    Ich musste keinen von beiden dabei zum meiden bringen. Sehe darin auch keinen Sinn.

    Dein Welpe ist ja erst 11 Wochen :) ihr lernt euch ja gerade noch kennen

  • Ich habe lange überlegt ob ich meinen "Weg" dazu schreiben soll, weil das wahrscheinlich den gängigen Lehren total widerspricht, aber da ich auch kleine Gesellschafts- und Begleithunde habe (Chihuahua), die dazu neigen an einem zu kleben hilft es vielleicht 😊

    Und zwar habe ich das alleinebleiben einfach gar nicht aktiv geübt 🙈 Hund 1 kam als klebender Welpe, ich habe ihn solange kleben lassen wie er es wohl brauchte und hab aktiv gar nichts gemacht. Sobald er sich zuhause gefühlt hat (und das hat bei ihm schon ein paar Monate gedauert) wurde das von allein immer weniger und er konnte irgendwann super allein sein bzw. bleiben.

    Hund 2 kam mit 8 Monaten zu mir, ihn habe ich Anfangs Kaugummi genannt, er war wirklich ein an mir klebender Kaugummi. Er war aufgrund blöder Vorgeschichte einfach auch sehr unsicher. Auch ihn habe ich kleben lassen solange er wollte und auch er (jetzt ist er 14) hat damit nach einiger Zeit von allein aufgehört als er diese starke Nähe einfach nicht mehr brauchte. Auch er kann völlig entspannt allein daheim bleiben.

    Hund 3 ist jetzt 10 Monate alt, bei ihm ist meine Erinnerung also am frischesten und da er ein ganz anderer Typ ist als meine anderen beiden (viel frecher und selbstbewusster) klebte er nie so sehr an mir, aber fand es richtig doof wenn er wo nicht mithin durfte. Er hat sich da als Welpe auch richtig reingesteigert. Dann habe ich ihn die erste Zeit halt überall hin mitkommen lassen. Auch bei ihm hat es von alleine nachgelassen als er älter wurde und mittlerweile kann er schon gut 1 1/2 Stunden allein bleiben, bzw. ich kann ihn auch mittels Türgitter mal aussperren wenn er den Senior mal nervt ohne dass er Theater macht. Oder ihn nicht überall in jeden Raum mitkommen lassen, ist auch kein Problem mehr.

    Also bei mir ist das sozusagen "organisch gewachsen", ich hab mir da gar keinen Stress gemacht und finde es auch irgendwie normal dass ein Welpe nicht ganz allein bleiben will.

  • ich habe ihn solange kleben lassen wie er es wohl brauchte

    Herrlich beschrieben, so war es hier auch! :lol:

    Von meinen vorherigen Hunde kannte ich das nicht, doch Peppi war Kleister pur, nur Augen für Maaaaaaaaaamaaaa, für mich eine völlige Umgewöhnung.:D

  • Wenn sie es denn wirklich brauchen. Ich empfinde es oft sehr stressig für solche Hunde, wenn sie permanent die Nähe zum Menschen suchen (müssen). Ich würde es deswegen schon zumindest kritisch hinterfragen, ob das Kleben wirklich dringend gebraucht wird, oder ob der Hund damit nicht in einer Stressspirale stecken bleibt, aus der man ihn lieber früher als später befreien sollte.

    Damit meine ich explizit nicht eure beiden Hund Terrorfussel und Jali . Die kenne ich nicht und will auch überhaupt keine Ferndiagnosen stellen. Ist nur ein allgemeiner Gedankengang dazu.

  • Ich würde es jetzt nochmal rückgängig machen und ihn die nächsten 3 Tage nicht alleine lassen. Und dann nochmal beginnen- kurz, selbstverständlich raus, Tür zu und sofort wieder auf. Ich habe dabei im Flur auch Lärm gemacht, damit die Hunde mich hören.

  • Ich versteh das tatsächlich nicht. Welches Kommando meint ihr? Ich kenne Warte, Auf Deinen Platz und Bleib. Kommt mir alles etwas fortgeschritten vor für 11 Wochen, aber klar, kann ich einführen.

    Und bislang komme ich nur wieder in den Raum, wenn der Hund kurz Ruhe gibt. Ich gebe mein bestes nicht zu reagieren, wenn sie Faxen macht.

    Ich empfehle dir, dich mal zum Thema "konditionierte Entspannung" zu belesen. Ich habe leider keinen konkreten Link parat, aber google einfach mal. Ich denke, dass könnte dir und deinem Hund weiterhelfen.

    Der Aufbau ist meistens mit der Anwesenheit des Menschen gekoppelt, also hier nicht brauchbar. Abgesehen davon, habe ich in diversen Testläufen mit Kunden festgestellt, dass diese Trainingstechnik eher mäßig bis gar nicht funktioniert. Es ist eher ein Hype in einer bestimmten Trainerszene ...

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