Welpe kennt keine Grenzen

  • Falls Ihr keine Dackelgruppe in der Nähe habt, gibt es auch Hundeschulen, die zumindest grundlegend Ahnung von Jagdhunden haben und weitere Kontakte vermitteln können. Unsere Hundeschule ist z.B. so eine.

    Das Problem mit den über andere Hunde walzenden Labrador-Welpen kennen wir auch. Hier gibt es Welpengruppen für Kleinhunde, wo die nicht sind. Aber da muss man dann gucken, ob da Kleinhunde sind, die sich von Eurem nicht die Butter vom Brot nehmen lassen. ;)

    Unsere Pudeldame war als Welpe auch eine Krawallschachtel, die einem in die Hosenbeine gebissen hat und sich vom Wegschubsen nur animiert fühlte, mit Anlauf zurückzukommen. Ignorieren hat bei ihr auch nicht geholfen.

    Das Verhalten kam eigentlich immer durch zwei Situationen zustande, entweder weil sie drüber war oder weil sie unsere Bewegungen eingrenzen wollte.

    Wir haben sie meistens in den Welpenauslauf gesetzt, wenn sie drüber war, bzw. versucht, sie runter zu bekommen, wenn es in die Richtung ging. Ich habe mich dann oft auf's Sofa gelegt oder an den Rechner gesetzt, "Pause" gesagt und den Hund ignoriert. Irgendwann hat sie sich dann auch hingelegt.

    Kuscheln fand sie als Welpe so lala. Wenn sie nicht gerade auf einem eingeschlafen ist, war sie zu ungeduldig für längere Kuschelzeiten.

    Mittlerweile ist sie eine eher unsichere und sehr liebe, furchtbar verkuschelte Hundedame, aber wenn sie richtig toben will, findet sie es immer noch super, wenn wir sie wegschubsen. Dann kommt sie zurück geschossen und rangelt weiter. Sie hat das offenbar nie als Kritik an ihrem Verhalten verstanden, sondern immer als Spiel. xD

    Sie rangelt auch gerne mit uns mit dem Maul, wobei sie aber heute ganz vorsichtig ist, mit ihren Zähnen. Wenn das einem Nicht-Familienmitglied unheimlich ist, sagen wir "Ohne Zähne!". Das versteht sie mittlerweile als Kommando, weil wir das früher immer gesagt haben, wenn sie zu fest zugepackt hat. Man kann dem Hund dann auch ein Spielzeug zwischen die Zähne schieben.

    Es kann gut sein, dass Euer Dackel als erwachsener Hund trotz seines jetzigen Verhaltens ein friedlicher Vertreter sein wird. Ich würde mir da jetzt nicht zu große Sorgen machen.

    Dackel kenne ich als ziemlich unabhängig. Mit ohne Leine laufen wäre ich da grundsätzlich vorsichtig.

    Meine Schwiegereltern hatten einen Rauhaardackel aus jagdlicher Zucht. Das war einer der am besten gehorchenden Hunde, die ich je erlebt habe. Trotzdem ist er ihnen im Gelände auch ein paar mal abgehauen.

    Zu dessen Welpenzeiten hatte mein Schwiegervater noch ein Jagdrevier und einen alten Deutsch Kurzhaar als Jagdhund. Die hatten damals Kontakt zu jagdlich geführten Dackeln und deren Haltern und haben da schon ein bisschen was mit dem Rauhaardackel gemacht. Da gab es z.B. einen künstlichen Dachsbau für die Hunde. Richtig jagdlich ausgebildet war der Hund aber nicht. Später war er ein reiner Familienhund, wirkte auf mich aber trotzdem zufrieden.

    Er ließ sich schon gerne streicheln, aber nicht so ausgiebig und lange, wie unsere Pudeldame.

  • Welpen machen jede Menge Unfug und haben sich noch nicht an das Leben in einem halbwegs ordentlichen menschlichen Haushalt angepasst

    Der Alltag eines Welpen besteht also in aller Regel - notgedrungen - aus viel "Nein" "Laß das" und "darfst du nicht".

    Letztendlich sind ja sogar die bekannten Kommandos Rückruf, Sitz, Platz, Aus dazu gedacht, den Hund unter unsere Kontrolle zu bringen, um ihn von selbstgewählten Tätigkeiten abzuhalten, die wir nicht gutheißen.

    Das führt leicht dazu, daß wir im Alltag sehr oft die Spaßbremse für unseren jungen Hund sind. Umso wichtiger finde ich es, von Anfang an auch auf die Interessen des Hundes einzugehen. Und da kommt die Nasenarbeit ins Spiel.

    Wir wissen ja alle, daß Hunde eine tolle Nase haben, aber alles, was wir so im Alltag tun ist doch, stehenzubleiben wenn der Hund irgendwo schnüffelt.

    Wenn jarvik aber ihrem Welpen eine Schweißfährte legt, dann sagt sie ihrem Hund: ich interessiere mich für das, was du wahrnimmst, zeig mir deine Welt. Das ist Kommunikation. Es ist schön, wenn sich mein Sozialpartner für das interessiert, was mir wichtig ist. Es ist großartig, wenn wir uns darüber verständigen können. Der Hund lernt durch bestimmte Rituale und Worte, was und wie er suchen soll. Der Mensch läßt sich führen und lernt seinem Hund zu vertrauen und ihn immer besser zu lesen. Beide nehmen sich gegenseitig als Partner wahr. Da sind wir auch wieder beim Thema Bindung.

    Für den Nichtjagdhund muß es ja keine Schweißfährte sein. Man kann Leberwurstwasser oder Käsewasser oder Pansenwasser nehmen und am Ende der Fährte entsprechend belohnen.

    Cara durfte schon als Welpe nach einem kleinen Behältnis mit Käse stöbern, daß ich im Gelände ausgelegt habe oder in der Wohnung. Das brachte sie als geborener Apportierhund dann zu mir und bekam den Inhalt. (Korrektes Apportieren kam natürlich viel später)

    Mit solchen Nasenübungen fördert man auch nicht den unerwünschten Jagd/Hetztrieb, sondern schafft sich im Gegenteil frühzeitig Werkzeuge für spätere art- und rassegerechte Auslastung, sprich Jagdersatz.

    Vor allem macht man sich aber schon früh als Sozial- und Teampartner interessant. Man findet eine gemeinsame Sprache zu einem Thema, das den Hund begeistert.

    Das wissen nicht nur Jagdhunde zu schätzen.

    PS: Schnüffelteppich und "Intelligenz"spielzeuge, in denen Futter versteckt wird, sind nette Zwischendurchbespaßungen, aber keine Nasenarbeit im obigen Sinne.

  • Vielen, lieben Dank für eure antworten, die buchtipps, die anregungen und die Denkanstöße. Ihr habt mir unglaublich viel input gegeben und jetzt fühle ich mich schon gewappneter und viel optimistischer. :kleeblatt: nächste Woche probiere ich eine andere hundeschule / hundetrainerin aus, mit der ich hoffentlich langfristig arbeiten werde und ich hab mir ein paar schnüffelspiele für die Wurst überlegt. Direkt über unserem Haus ist ein Wald, der bietet viele Möglichkeiten.

    Ich wünsche euch einen schönen Abend!

  • Vielen, lieben Dank für eure antworten, die buchtipps, die anregungen und die Denkanstöße. Ihr habt mir unglaublich viel input gegeben und jetzt fühle ich mich schon gewappneter und viel optimistischer. :kleeblatt: nächste Woche probiere ich eine andere hundeschule / hundetrainerin aus, mit der ich hoffentlich langfristig arbeiten werde und ich hab mir ein paar schnüffelspiele für die Wurst überlegt. Direkt über unserem Haus ist ein Wald, der bietet viele Möglichkeiten.

    Ich wünsche euch einen schönen Abend!

    wenn ich nochmal kurz Spaßbremse sein darf - bitte fang nicht an, deinem Hund "Fährten" im Wald zu legen. Ersten dürfte das Umfeld für einen Jagdhund deutlich interessanter sein, zweitens solltest Du auch im Wald auf den Wegen bleiben (Jagdhundeausbildung (du hast einen Jagdhund!) fällt unter "Jagdausübung" und darf nur mit Zustimmung des Revierpächters im Revier ausgeübt werden). Fang doch erstmal auf einer "langweiligen" Wiese an, damit der Hund Dich als Teampartner wahrnehmen kann.

  • Ich würde Dir auch empfehlen nicht den Wald als Trainingsort zu wählen. Er ist für den Dackel viel zu interessant, als dass er da für Dich empfänglich wird. Du kannst ihn selbständig an der Schleppleine am Wegesrand schnüffeln lassen. Jeder Schritt in den Wald musst Du aber sofort tadeln. Da darf und soll er nicht hin. Das erleichtert Dir später einen Freilauf im Wald.

    Ich habe den Eindruck beim Lesen, dass Dein vorheriger Dackel wohl eine Hündin war. War das so?

    Manchmal ist eine Rückgabe an den Züchter die richtige Entscheidung. Im Interesse des Hundes! Ich schreibe nicht, Du sollst den Hund abgeben. Das ist alleine Deine Entscheidung. Nur sollte Dir klar sein, dass Du dauerhaft "Arbeit" mit diesem Hund haben wirst und wenn Du das leisten kannst ist alles okay.

    Dein Thread erinnert mich an eine Dackelbekannte die auch aus jagdlicher Zucht einen Welpen gekauft hatte und wenig Bereitschaft hatte den Hund selbst zu beschäftigen. Über 10 Jahre lang war stets eine Abgabe des Hundes im Gespräch und dass er nicht der richtige Hund war. Selbstzweifel und "ich hab ihn doch lieb" hinderten an der Abgabe. Mir tat der Hund sehr leid!

    Mir taten die vielen Telefonate richtig weh! Mit 14 Jahren ist der Hund verstorben. Ein glückliches Leben hatte der nicht. Einfach nur geduldet zu sein, ist nicht schön!

    Sprich mit Deinem Züchter. Wenn er wirklich Interesse am wohlergehen seiner Welpen hat, wird er für Euch einen Weg finden.

  • Wir trainieren überwiegend im Wald. Unsere Trainer im Klub sind Jäger, wir nutzen ein Areal im Revier des einen Jagdscheininhabers.

    Er kennt sein Revier, stellt seit Jahren wie geschrieben eine nicht kleine Fläche zur Verfügung, auch für Prüfungen (jagdl. und nicht jagdl.). Auch Wasserarbeit ist dort möglich.

    Hinzu kommt, ich lebe in einer Ecke Berlins umgeben von Waldgebieten, auch ein ausgeschriebenes Hundeauslaufgebiet durchläuft Teilgebiete im Wald. Ich will gar nicht umhin kommen, meinen Hunde nicht trainingssicher im Wald führen zu können.

    Meine Teckel stammen alle -nächste Woche zieht die Fünfte ein- aus Leistungszucht (wie ehemals meine Graue und der Beagle vom Junior auch), die Naivität, dass ein gezogener Teckel aus nicht LZ weniger oder gar kaum Jagdtrieb ausleben möchte, besitze ich nicht.

    Wir haben einige papierlose Teckel, Holla die Waldfee packen die aus ... und ihre Besitzer gerne ein, weil sie komplett überrascht sind ... =)

    Aber ja natürlich, alles was ich mit Hunden wo auch immer trainiere, sollte vorausschauend gut durchdacht ablaufen!

  • Grinsekatze1 Ich finde deinen Einwand prinzipiell gut aber meiner Meinung nach passt es auch 0 zu dem Fall hier.

    Die Te hat Probleme jetzt aber

    1. Macht sich Gedanken um den Hund und sein Wohlergehen. ( geht es ihm bei mir gut)

    2. Kennt ihre Grenzen ( ich kann ihn nicht die gleiche Auslastung geben, wie ein Jäger)

    3. Nimmt tipps an

    4. Nutzt die Ressourcen die zur Verfügung stehen ( Trainer wechsel)

    Und jetzt überlege welche Überschneidungen zur Dackelbekammten gibt die wenig Bereitschaft hatte mit den Hund zu beschäftigen. Ich sehe da schon viel Beteitschaft.

  • Hallo wienerwurst25,

    ich habe auch einen Dackel, allerdings nicht aus einer jagdlichen Leistungszucht, sondern aus einer Zucht, die den Schwerpunkt eher auf familientaugliche Dackel setzt. Aber auch Ernie's Elterntiere haben beider jagdliche Prüfungen abgelegt und seine Wurf-Geschwister (teilweise) ebenfalls. Dass Ernie keinen Jagdtrieb hat, kann ich nun wirklich nicht behaupten :speak_no_evil_monkey: . Aber man kann das sehr gut händeln, wenn man immer dran bleibt und auch im Erwachsenenalter immer weiter am Rückruf, der Wegtreue und vor allem der Bindung arbeitet.

    Ganz ehrlich, das schaffst du beim Dackel nur, in dem du dich super interessant machst für den kleinen Kerl und zwar interessanter als die Reize die von außen auf ihn einwirken. Und das, kann ich dir sagen, ist sauschwer. Du musst herausfinden für was der kleine brennt. Fressen oder vielleicht ein Spielzeug? Bei uns ist es gottseidank Käsewurst aus der Tube. Die habe ich auch heute vorsichtshalber noch immer in der Tasche. Ich erinnere ihn in regelmäßigen Abständen daran, dass es sich lohnt auf den Rückruf zu hören.

    Außerdem macht es Sinn dem Dackel eine Beschäftigung zu geben, die dem Jagdverhalten ähnelt. Ich mache das auch wirklich nur hobbymäßig und immer unterschiedliche Dinge, aber Ernie hat extrem viel Spaß daran. Wir machen beispielsweise immer wieder unterschiedliche Leckerliesuchen, Apportieren mit einem Futterdummy und 1 x die Woche Mantrailing. Zusätzlich gehen wir einmal die Woche in die Hundeschule zum Kreativkurs, eine Mischung aus Grundgehorsam und Geschicklichkeit. Da hat er auch richtig viel Spaß dran.

    Als Ernie ein Welpe war, war sein Verhalten tatsächlich dem von dir beschriebenen sehr sehr ähnlich, daher habe ich beim Lesen auch einfach nur gedacht: Herzlichen Glückwunsch du hast einen stinknormalen Dackelwelpen :upside_down_face: .Er hat mich mit dem in die Hände und Füße beißen und seinen abendlichen Zoomies, wo er oft überall rein gebissen hat, wirklich komplett überfordert und einfach keine Grenzen akzeptiert. Wir haben aber nicht aufgegeben und das mit konsequent dran bleiben und Trainer/Hundeschule in den Griff bekommen. Auch heute testet Ernie dackeltypisch regelmäßig seine Grenzen aus und diskutiert gerne, manchmal hilft dann auch nur, wie von dir beschrieben, ein Management übers Anleinen. Aber alles in allem ist er ein wirklich toller kleiner Kerl mit riesigem Charakter, der im Alltag absolut unkompliziert ist, viel schläft, den wir überall mit hinnehmen können und der bei Spaziergängen frei laufen kann. Lediglich andere Hunde findet er meistens überflüssig :grinning_squinting_face:.

    Zu dem abreagieren an der Kuscheldecke: solche Übersprungsandlungen hat Ernie immer dann gemacht, wenn der Tag zu viel für ihn war. Es war extrem schwierig das richtige Maß an Auslastung zu finden ohne den Welpen zu überfordern. Wir haben uns oft einfach nur auf eine Wiese gesetzt und ganz in Ruhe die Welt erkundet und ihn schnüffeln lassen. Manchmal auch eine kleine Leckerliesuche eingebaut. Es gibt auch heute noch Tage in den wir einen Spaziergang (oder zumindest einen Teil davon) durch so eine Einheit ersetzen. Einfach Schnüffeln lassen, zwischendurch chillen und dann wieder schnüffeln. Aber man muss einfach für jedes Hund-Mensch-Team individuell schauen was passt und was nicht. Daher ist es immer so schwer pauschale Tipps zu geben.

    Es ist wirklich eine kleine Aufgabe einen Dackel zu erziehen, aber es macht einfach unfassbar viel Spaß zu sehen, was man alles schon zusammen erreicht hat. Und wenn man eine gute Bindung zu seinem Dackel aufgebaut hat, sind das einfach die loyalsten Hunde die es gibt (außer jemand anderes hat Futter dabei :beaming_face_with_smiling_eyes: ).

    Ich wünsche dir viel Spaß mit dem kleinen Kerl :smiling_face_with_heart_eyes: .

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