Für die Leseratten - Der Bücherthread - Band 3

  • Hab nur ein Fitzk Buch mal als Hörbuch gehört und fand das auch völlig überzogen, nach jeder überwundenen Herausforderung kam sofort die nächste, völlig unrealistisch, fands irgendwann echt nervig.


    Ich hab als Kind und Jugendliche auch wahnsinnig viel gelesen, jetzt dann immer so phasenweise, lustigerweise bin ich eher ein Sommerleser, mit nem Buch auf der Sonnenliege als jetzt im Winter zuhause auf der Couch. Bin aber auch oft zu müde nach Arbeit und Hunderunde, dann lass ich mich doch eher vom TV berieseln, auch wenn ich mir immer vornehme doch besser mehr zu lesen leider. Lese eher Romane, auch mal Krimis oder Thriller, aber nichts mega brutales, Phantasie ist eher nicht meins. Ich kann an keinem Buchladen vorbei gehen, da müssen immer ein paar Mängelexemplare mit, dabei bin ich meist nicht up to date, sondern lese halt was mir da so in die Finger fällt. Manchmal hab ich mich aber auch schon hier vom Forum inspierieren lassen, aber eigentlich ist der Bücherstapel groß genug.

  • Ich hab nach einem Fitzek gesagt: Nix für meine Nerven! Es war wirklich ein Pagetuner und hat mich die Nacht gekostet. Spielte in der Psychiatrie, große Frage: Wer ist da der schlimme Killer?

    Von Krimis bin ich auch weg, das lief so: Ich, im Urlaub in Dänemark, lese einen Krimi, der in DK spielt, super Sache! Ich laufe also schön am Strand mit Hund und den anderen und zähle dabei innerlich die Toten und wer die nächsten sind und welche Todesarten es noch gibt…
    Da hab ich mich gefragt: Warum tu ich mir das an?


    Bin weiterhin von „Zugvögel“ begeistert! (Ich will jetzt schon, dass es mehr Seiten hat 😆)

    Aktuelles Sachbuch (hatte ich noch nicht geschrieben, oder?): „Komplexe neue Welt und wie wir lernen, damit klar zu kommen“ von Marco Wehr. Anspruchsvoll durch die erkenntnistheoretischen Einlagen, aber jetzt, nach gut der Hälfte, scheint er sich - von mir herbeigesehnt - auf den Untertitel des Buches zuzubewegen…

  • Ich finde Fitzek auch maßlos überbewertet. Hab den eigentlich trotzdem ganz gern gelesen, weil man den super "wegschlabbern" kann - kurze Kapitel, alles Cliffhanger, ein absoluter Pageturner. Leider fand ich Der Seelenbrecher so dermaßen bescheuert - und das gilt unter den Fitzek-Fans ja sogar als sein Bestes :fear: -, dass ich seitdem nichts mehr anfasse. So ein abstruses überzogenes bescheuertes Ding...

    Ich finde den Typen selbst super und sypathisch, aber favorisiere bei dieser Art von Büchern definitiv Ursula Poznanski.

    Für alle, die mit seinen Büchern aber auch nix anfangen können: Gebt vielleicht Noah mal ne Chance. Das fand ich richtig gut!

  • Ich hab gerade Brimstone fertig gelesen. Tja. Schade Marmelade. Kommt für mich nicht an den ersten Teil ran und ich hab sogar Seiten überblättert,weil ich nicht schon wieder das Selbe lesen wollte. Meh

    Jetzt fang ich Daughter of no Worlds an (hat mein Freund ausgesucht. Er durfte zwischen The Devils von Joe Abercrombie und Bury our Bones in the Midnight Soil von V.E. Schwab entscheiden). Ich glaube er hat's nur genommen,weil es das einzige rote Buch war, aber egal.

  • Ich habe Daughters of no worlds gestern beendet!

    Ich versuche ein paar Gedanken dazu zu schreiben, ohne wirklich etwas zu spoilern!

    Ich mochte es, es war dann aber doch irgendwie ganz anders, als ich es mir vorgestellt habe. Die Protagonistin ist interessant, ihre Vergangenheit authentisch ... nur mittendrin wird die Story irgendwie so ... mir fehlt das richtige Wort ... sagen wir einfach ... irgendwie "schnell", wo es vorher eher "langsam" war. Und mir fehlt da manchmal die logische Brücke.

    Das ganze politische Drumrum, der Krieg, die Unruhen, die Welt ... alles wird so am Rande mal angeschnitten, aber nie wirklich für den Leser schlüssig erklärt, sodass sich mal ein komplettes Bild ergibt. Deswegen wirken manche Entscheidungen so sinnlos (warum ist jetzt Krieg? Wer kämpft jetzt eigentlich gegen wen? Was sind die politischen Ziele des Ordens?!!!).

    Bin gespannt auf die kommenden Teile und hoffe, dass wir da nochmal besseren Einblick bekommen. Es ist ja auch fast alles aus der POV der Protagonistin geschrieben, die leider wirklich absolut ahnungslos ist und ihre eigene Agenda hat. Deswegen hoffe ich ein bisschen, dass sich viele Fragen in den kommenden Teilen noch aufklären.

    Und was auch mal angenehm war - die Romance ist glaubhaft xD Kein "muskelbepackter Shadowdaddy", sondern ein Typ mit Brille, Büchern und Blumen und eine sich entwickelnde Freundschaft/Liebe.

  • Shalea Viel Vergnügen damit, 'alias Grace' ist ein supertolles Buch. Falls du danach Lust hast- es ist auch als Miniserie verfilmt worden.

    Ich knüpfe nochmal an das Thema von vor ein paar Seiten an- ich habe auch schon immer sehr gerne gelesen, bei mir fing es mit Hanni und Nanni an, da war ich sieben. Im letzten Jahr dann habe ich gemerkt, dass ich unter inneren Spannungen litt, unausgeglichen war, gereizter als sonst, unzufrieden, leer. Das sind Empfindungen, die ich sonst nicht von mir kenne, also versuchte ich, dem auf den Grund zu gehen. Ich dokumentiere, was ich lese, aber schlicht und ergreifend, damit ich den Überblick nicht verliere und keine Bücher doppelt kaufe. Mit Leistungsdruck oder Performance hat das nichts zu tun. Und daraus ging tatsächlich hervor, dass es Monate gab, in denen ich keine einzige Zeile gelesen habe. Bei normales Maß (ohne dass ich darauf achte), sind sonst so 10 Bücher im Monat, das Lesen ist also schon auch ein wichtiger Teil meines Lebens und ein wesentlicher Anteil meiner Freizeit. Wo war die Zeit hin?

    Ja, richtig. Social Media. Social Media, Doomscrolling, einfach viel zu viel Screentime. Dieses endlose Scrollen und am Ende das Gefühl, den Tag lang überhaupt nichts getan zu haben, oder, noch schlimmer, keinerlei Mehrwert aus dieser Beschäftigung gezogen zu haben. Weder Spaß noch ernsthafte Information. Da stolperte ich (ironischerweise) über ein sehr tolles Youtube Video:

    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.

    Und da war ich ernsthaft erschrocken. Also, für mich. Das war Ende Oktober. Danach verbannte ich mein Handy knallhart, ich löschte alles an Social Media und Spielen, danach verlor das Handy komplett an Reiz für mich. Ich nutze es jetzt tatsächlich nur noch zum kommunizieren von Terminen, zum telefonieren und zweckgerichteten Dingen (wie dem Navi). Bei der Arbeit lasse ich es jetzt gleich ganz zuhause.
    Als ich die Zeit von Social Media mit Büchern ersetzte, fühlte ich mich endlich wieder normal. Ich wurde vor Social Media sozialisiert (80er/90er) und war einfach komplett gestresst davon. Alles zu schnell, zu oberflächlich, zu gestellt... und ein furchtbarer Zeitfresser, der alles andere ist, aber nicht 'social'. Jetzt komme ich wieder voran mit dem Lesen und die Ausgeglichenheit und Zufriedenheit ist zurück. Statt Handy in meiner Pause habe ich jetzt ein Buch dabei, oder unterhalte mich mit Kollegen. Und ich habe in meiner Stadt einen Lesekreis gegründet, wo ich mich mit echten Menschen in einem echten Café treffe, um über echte Bücher zu sprechen. Unser erstes Buch wird jetzt 'der Fänger im Roggen' sein. Spannend, weil das eines der wenigen Bücher ist, die ich abgebrochen habe. ABER, damals war ich 15. Es ist durchaus möglich, dass ich heute anders darauf zugehe.

    Meine Entdeckung dieses Jahr ist auf jeden Fall Robert Jackson Bennett. Anspruchsvolle (High und Low-)Fantasy für Erwachsene. 'The tainted Cup' (das jetzt zwei weitere Teile bekommt und damit eine Trilogie wird), die Stadt der tausend Treppen (ebenfalls Trilogie) und aktuell die Schlüssel- Reihe von ihm sind richtig klasse. Die Magie ist schon recht komplex, man braucht hier und da etwas Hirnschmalz, um ihr zu folgen. Aber seine Bücher kommen komplett ohne Kitsch und auch weitestgehend ohne Romantik aus. Ich bin sehr angetan davon und werde auf jeden Fall die nächsten Neuerscheinungen kaufen.


    Meine Güte. Was ein Roman. Ich schick mal ab.

  • Yael van der Wouden - "The Safekeep"

    "The Safekeep" war auf der Shortlist des Booker-Prize 2024 und gewannt den Women's Fiction Prize 2025. Ich stieß eher zufällig auf das Buch, entdeckte, dass darin auch Queerness eine Rolle spielt und es sehr gute Kritiken hatte, die mich neugierig machten - und nun habe ich es auch gelesen.

    Der Debütroman der israelisch-niederländischen van der Wouden spielt Anfang der 1960er-Jahre in den Niederlanden. Die junge, alleinstehende Isabel lebt seit dem Tod ihrer Mutter nach strikten Regeln und einem durchgetakteten Rhythmus in dem Haus, das die Familie schon seits ihrer Kindheit bewohnte, und scheint eine recht verbitterte, verkopfte Person zu sein. Einen richtigen Freundeskreis hat Isabel nicht, lediglich ihre beiden Brüder Louis, der später einmal der eigentliche Erbe des Hauses sein soll, und Hendrik trifft sie regelmäßig. Doch ihr Leben gerät aus den Fugen, als Louis ihnen seine neue Freundin Eva vorstellt, eine scheinbar recht oberfllächliche, etwas dümmliche Person. Aufgrund einer Geschäftsreise bittet Louis Isabel, Eva für einige Wochen bei sich aufzunehmen. Das ist das Letzte, was die eigenbrötlerische Isabel möchte, die im Haus alles in tadelloser Ordnung hält und ständig Angst davor hat, von ihrer jungen Haushälterin bestohlen zu werden, doch sie ist auch nicht in der Position, abzulehnen.

    Doch obwohl Isabel von Evas plötzlicher Anwesenheit in ihrem Leben, in ihren vier Wänden verstört ist und sich dieser gegenüber nicht gerade wie eine zuvorkommende Gastgeberin verhält, ist sie zugleich auch neugierig und sucht immer wieder - auch für sich selbst unerklärlich - Evas Nähe. Auch Eva zeigt Interesse an Isabel und so steigert die Spannung zwischen den beiden ungleichen Frauen ins schier Unermessliche.

    Das ist der erste Teil des Buches. Der zweite Teil besteht lediglich aus Evas Tagebucheinträgen, die es aber in sich haben und dem Buch eine überraschende, für mich auch sehr unerwartet kommende Wendung verleihen. Im dritten Teil des Buches geht es um das Danach: Wie lebt Isabel weiter, mit dem neuen Wissen über Eva und somit auch über sich selbst? Und was ist mit Eva, einer doch alles andere als oberflächlichen und albernen Persönlichkeit?

    Yael von der Wouden hat in ihrem Debutroman gleich zwei große, bedeutsame Themenkomplexe miteinander verknüpft. Zum einen ist da die gleichgeschlechtliche Liebesgeschichte in einer Gesellschaft, in der Homosexualität als abnorm gilt und togeschwiegen wird. Zum anderen macht der Roman aber auch eine Tiefe in eines der dunkelsten Kapitel der Menschheitsgeschichte und geht der Frage von Mittäterschaft, Mitwisserschaft und kollektiver Verantwortung auf den Grund.


    Ich fand den Roman gut geschrieben. Es gibt einige literarisch sehr ansprechende Passagen, die Liebesgeschichte erinnert ein wenig an Sarah Waters oder vielleicht auch "Die Geschichte der Bienen", gemischt mit etwas "Carol". Themen wie unterdrücktem Verlangen und dem Erwachen der sexuellen Identität wird sensibel Raum gegeben, ohne in Kitsch abzudriften.

    Für mich kam die Wendung bzw. "Enthüllung" im zweiten Teil des Romans trotz der oftmals bedrückend-düsteren Atmosphäre, die van der Wouden mit ihren Worten kreiert, sehr überraschend und verlieh dem Buch nochmals eine ganz andere Form von Tiefe und Vielschichtigkeit.

    Die Ausarbeitung der Charaktere fand ich insgesamt überzeugend und glaubhaft. Da ist Isabel, gefangen in den starren Gepflogenheiten ihrer Zeit, und doch immer eine Außenseiterin, hinter deren unnahbarer Fassade ein zutiefst verunsicherter, einsamer Mensch steckt. Und da ist Eva, die aufgrund der Erzählperspektive überwiegend aus Isabels Sicht (die Tagebucheinträge ausgenommen) bis zum Ende nie ganz zu entschlüsseln gelingt, die vielleicht auch lernen musste, wandelbar wie ein Chamäleon zu sein, um überhaupt überleben zu können.

    Das Ende stimmt hoffnungsvoll, zugleich ging es mir persönlich etwas zu schnell, etwas zu gewollt von der Autorin. Ich hätte mir auch eine noch etwas tiefergehende Auseinandersetzung der Charaktere sowohl mit ihrer Beziehung als auch mit ihren gesellschaftlichen Rollen und der Last der Vergangenheit gewünscht. Dass die Personen zu Beginn und auch im Verlauf des Romans eigentlich eher sprechen, indem sie nicht miteinander sprechen - es gibt kaum ganze "richtige" Unterhaltungen, viele abgebrochene Sätze, viel Ungesagtes, viele Andeutungen - passt zu Stimmung und Thematik des Buches, für Eva und Isabels Beziehung hätte ich mir am Ende aber einfach etwas mehr Gespräch gewünscht.

    Insgesamt aber trotz ein paar Schwächen ein durchaus beachtlicher Debütroman, und wie es scheint, schreibt van der Wouden bereits an ihrem zweiten, ebenfalls historisch eingebettetem, Roman, den ich auf jeden Fall auch gerne lesen würde.

  • Stachelschnecke witzig, ich kann das quasi alles genauso unterschreiben. Also wirklich alles. Ich habe das gleiche Video gesehen. Ich habe die gleichen Erfahrungen mit bildschirmzeit gemacht und die exakt gleichen Erfahrungen, seitdem ich da extrem darauf. Achte sie runterzufahren und das sogar so ziemlich im gleichen Zeitraum wie du 🥲

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