Freilauf: Risikofreude vs. Risikoaversion

  • Also für uns ist Freilauf definitiv nicht die Königsdisziplin, aber um bei deinem Beispiel mit der Klingel zu bleiben, ich habe einen Hund der nicht wacht, der bellt nicht wenn es klingelt, musste ich nichtmal trainieren, weil es ihm egal ist. Und oh Wunder, er hat trotzdem schon einmal gebellt, da muss er wohl beim Klingeln im Tiefschlaf so überrascht worden sein, dass er doch gebellt hat. Deshalb sind das dann für mich keine 100 % mehr (ebenso wie ich den Spruch: Ausnahmen bestätigen die Regel, maximal bescheuert finde. Ist nämlich dann genau das Gegenteil von bestätigen, sondern das widerlegt die Regel), glaube wir haben da einfach einen unterschiedliche Auffassung von 100%. Du kannst bei einem Lebewesen maximal im Nachhinein sagen bisher hat das 100% funktioniert, aber dadurch keine Aussage für die Zukunft ("wird immer 100% funktionieren") machen.

  • Das hat sich bei mir tatsächlich verändert.

    Bis ich Kaos hatte lief Micky sehr viel frei. Nicht an Straßen oder so, aber auch schon mal auf schlechter überschaubaren Wegen. Rückruf war nie 100%, dafür war sein Radius auch nicht allzu groß und ich hätte doch rechtzeitig eingreifen können.

    Seit dem Kaos da ist, ist er viel mehr an der Leine bzw beide. Es macht halt einen Unterschied ob man einen Hund laufen lässt oder zwei, die sich im Zweifelsfall auch gegenseitig anstiften. Kaos Rückruf ist wirklich gut, trotzdem gehe ich da kein Risiko ein und es dauert ja auch entsprechend länger zwei Hunde anzuleinen.

    Demnach haben beide zusammen nur Freilauf in übersichtlichen Gebieten. Gehe ich einzeln, bin ich auch etwas nachlässiger, aber definitiv nicht risikofreudig.

  • Also für uns ist Freilauf definitiv nicht die Königsdisziplin, aber um bei deinem Beispiel mit der Klingel zu bleiben, ich habe einen Hund der nicht wacht, der bellt nicht wenn es klingelt, musste ich nichtmal trainieren, weil es ihm egal ist. Und oh Wunder, er hat trotzdem schon einmal gebellt, da muss er wohl beim Klingeln im Tiefschlaf so überrascht worden sein, dass er doch gebellt hat. Deshalb sind das dann für mich keine 100 % mehr (ebenso wie ich den Spruch: Ausnahmen bestätigen die Regel, maximal bescheuert finde. Ist nämlich dann genau das Gegenteil von bestätigen, sondern das widerlegt die Regel), glaube wir haben da einfach einen unterschiedliche Auffassung von 100%. Du kannst bei einem Lebewesen maximal im Nachhinein sagen bisher hat das 100% funktioniert, aber dadurch keine Aussage für die Zukunft ("wird immer 100% funktionieren") machen.

    Natürlich kannst du eine Aussage darüber tätigen wie sehr ein Hund sich beeinflussen lässt, wenn er sich anders verhält als erwartet.


    Gibt genug Hunde die lassen sich in unvorhergesehenen Situationen über Gehorsam beeinflussen und auch in hohen Erregungslagen ins Kommando nehmen.


    Für mich macht es einen riesigen Unterschied, ob der Hund direkt weg ist wenn er mal durchstartet, oder ob ich ihn dann einfach unverzüglich stoppen kann.


    Du kannst auch keine 99,9% Aussage über die Zukunft tätigen. Das ist doch auch völliger Blödsinn. Entweder bin ich mir sicher, oder ich bin es nicht weil mir bewusst ist, dass es Trigger gibt oder im Notfall auch kein Gehorsam greift.

  • WorkingDogs Es mag den Trigger geben, der euch bislang bloß noch nicht begegnet ist. Nein, es gibt keine 100%, da schließe ich mich an.


    Ja aber nur weil es vlt irgendeinen Trigger geben könnte, den ich nur noch nicht gesehen habe, darf ich meine Hunde nicht frei laufen lassen? :???:


    Meine Hunde orientieren sich bei anderen Hunden und Menschen in jeglicher Bewegungsart zu mir. Ebenso bei sämtlichen heimischen Wildarten. Habe ja zu auf Seite 2 ein Video gepostet von einer Rehsichtung.

    Ohne Ansprache, selbstständige Umorientierung.


    Vlt würden sie Kängurus jagen. Ich weiß es nicht. Wir haben nie eins gesehen. Aber das Bewegungsmuster ist ja besonders.


    Aber für den unwahrscheinlichen Fall, dass wir in Deutschland doch mal ein Känguru sehen, soll ich meine Hunde jetzt nie wieder frei laufen lassen? Nö. :ka:

  • Nein, der Punkt ist, daß es immer ein Restrisiko gibt. Ohne eine einzige Ausnahme.

  • Ich habe eine Frage. Woher genau wisst ihr, dass der RR 99% (oder 100%) sicher ist, bevor ihr tatsächlich ableint?



    Und das ist jetzt wirklich kein Sticheln, es geht mir NICHT darum, die Aussagen anzuzweifeln! Ich interessiere mich ehrlich dafür, weil ich selbst keine klare Antwort darauf habe.

  • Die Schleppeleine hat beim Aufbau des Rückrufs für meine Hunde überhaupt keine Bedeutung.


    Allerdings regele ich "Weglaufprobleme" eh nicht über den Rückruf.

  • Ich denke, ihr macht aus Freilauf auch eine ziemliche Mammutaufgabe im Vergleich. Meine Hunde können auch zu 100% alleinebleiben oder zu 100% Autofahren. Dabei geht es doch nicht darum, ob irgendwelche konstruierten Ereignisse in der Zukunft passieren könnten, sondern rückwärtsgerichtet danach, wie der Hund sich tagtäglich in der vorhandenen Umgebung zeigt und da kann ich nun mal von 100% sprechen, weil auch zu 0,00001 keiner durchstartet. Nein, auch nicht bei Katzensichtung, Wild vor der Nase, Menschen die uns passieren, lauten Geräuschen oder fremden Hunden. Gäbe es einen Trigger, würden sie nicht freilaufen, ich hab keine Lust die von der Autobahn zu kratzen oder das womöglich noch jemand verunfallt wegen meines Hundes. Das gibt unsere westliche Welt einfach nicht mehr her, so ist das nunmal.


    Und manche Schwierigkeiten liegen eben anderswo, ob ihr es nun glauben wollt, oder nicht. Hier ist es schwieriger zu trainieren, dass beim klingeln nicht gebellt wird, als Freilauf. Nein, es sind keine Maschinen, aber nicht alle Hunde haben die gleichen Herausforderungen, die liegen manchmal auch einfach anderswo. Und nur weil 100% Freilauf klappt, heißt es nicht, dass der Hund sonst keine Schwierigkeiten hat, auch wenn es für einen selbst die Königsdisziplin zu sein scheint.

    Im Rückblick könnte ich jetzt auch sagen, dass mein Gos dAtura 100% Zuverlässigkeit und Gehorsam im Freilauf erreicht hatte. Aber als der zu mir als Welpe kam, konnte ich das einfach nicht. In seiner Pubertät hätte ich auch nix drauf verwettet. Und später, solange er lebte, hätte ich gesagt, 98 %. Die 2% Abzug waren aber nicht ihm geschuldet, sondern den Umweltbedingungen und ab und an auch dem unkalkulierbaren Verhalten anderer Menschen.


    Aber ich denk da wohl ganz anders als du: für mich ist meine Definition von 100% "Sicherheit" bzw "Risikoabwägung" im Freilauf nicht nur auf das Verhalten meines Hundes bezogen sondern immer auch ein wenig aufs "drumrum". Und ja, da bin ich dann vielleicht ein wenig weniger optimistisch und eher auf der vorsichtigen Seite. Liegt vielleicht auch an meinem fortgeschrittenen Alter und ganz subjektiv an den Erfahrungen, die ich so im Laufe meines Hundehalterlebens gemacht hab. (Von den Eigenarten der Rassen/Mixe die bei mir gelebt haben mal ganz abgesehen). Es gibt eben nix, was es nicht gibt.


    Der Ben kann und darf einen Großteil unserer Gassigänge im Freilauf erleben aber zu 100% tiefenentspannt werd ich auch wenn er selber 100% im Gehorsam stehen sollte, nie werden. Meine Aufmerksamkeit ist da schon immer beim Hund und bei meiner Umgebung. In städtischer Umgebung, im Menschengewusel mit starkem Verkehr - nein, da gibt es bei mir keinen Freilauf, schon gar keinen tiefenentspannten. Draussen, im Wald und im Feld ist es eine ganz andere Nummer.


    Wie du schon geschrieben hast: dafür kann mein Hund 100% ohne Stress allein bleiben, 100% entspannt im Auto mitfahren, er ist zu 100% ein Menschenfreund und macht seinen "Job" mit jeder Faser seines Herzens zu 100% mit Leidenschaft. Da fallen die paar % wo er mal an der Leine bleiben muss weil die Bedingungen einfach für mich nicht passen, nicht ins Gewicht.

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