Fragen, die man sich sonst nicht zu stellen traut - Teil 23

  • DAS ist eine rassistische Aussage. Also wenn weiße Menschen zB in gewissen ostasiatischen oder afrikanischen Ländern Rassismus erleben, sind sie trotzdem nicht in der Lage solche Aussagen zu beurteilen, weil die Hautfarbe dafür sorgt, dass sie dazu nicht im Stande sind oder wie genau meinst du diese Aussage?

    Nur zum Verständnis: mit "weiß" ist bei solchen Debatten in erster Linie nicht die tatsächliche Hautfarbe gemeint.


    Da gehts um viel weitreichendere Strukturen.


    Eine diskriminierte Osteuropäerin würde bspw in dem Kontext auch nicht als "weiß" gelten obwohl ihre Hautfarbe dies evtl vermuten ließe.


    Und JA (struktureller) Rassismus ist eine Einbahnstraße, aber dazu gibt's sooo viel gute Literatur und Nachschlagmöglichkeiten warum das so ist (und selbstverständlich können davon auch Asiaten betroffen sein, wie gesagt mit "weiß" ist nicht die bloße Hautfarbe gemeint)

  • Ich käme gar nicht auf die Idee, dass das nötig sein könnte. Für mich waren das immer Motivationsabzeichen und nix Verpflichtendes :ka:

    In der Badeordnung von unserem Schwimmbad steht tatsächlich, dass Kinder das Schwimmerbecken (und da steht der Sprungturm dran) erst benutzen dürfen wenn sie das Seepferdchen haben.

  • Fenjali ich find das ja immer spannend wie man auf sowas kommt (ernst gemeint!).

    In welchem Kontext fühlst du dich eingeschränkt? Was darfst du nicht mehr sagen was du aber gern würdest?

    Inwieweit bestimmt das deinen Alltag?


    Witzigerweise sagen Menschen die meinen man dürfe garnichts mehr sagen ständig Sachen "die sie nicht sagen dürfen".

    Ähnlich Paradox wie das Gehabe auf Facebook zu Zeiten von Corona "Diktatuuuuur ich darf gar nix mehr äußern"


    Weißt du was ich daran so problematisch finde? Es gibt Länder in denen du TATSÄCHLICH gewisse Dinge nicht sagen darfst weil du sonst im Knast landest oder schlimmeres.


    Ich habe für kurze Zeit in einem Land gelebt mit heftigsten Zensurmaßnahmen und allen Einschränkungen die damit einhergehen und ICH war dort ja noch vergleichsweise privilegiert was mir natürlich stehts und ständig bewusst war (ähnlich wie Influencer die nach Dubai auswandern und uns erzählen wollen wie toll und tolerant dieses Land sei... Ja... ggü denen vielleicht die Geld haben).


    Ich krieg daher wirklich innerlich (und äußerlich) die absolute Krise wenn mir jemand erzählen will dass man hier in Mitteleuropa nix mehr sagen dürfe und alles "immer mehr zensiert werden würde".


    Solche Dinge würdest du in einem Land in dem tatsächliche Zensur herrscht niemals nicht auch nur aussprechen können! Oder gar GEFAHRLOS ins Internet posten können.


    Welche Konsequenzen hast du denn? Was meinst du denn genau mit "darf ich nicht sagen"?

    Mich interessiert das ernsthaft welche verdammten Einschränkungen du in deinem Leben davon hast?

  • Mich interessiert das ernsthaft welche verdammten Einschränkungen du in deinem Leben davon hast?

    Der Satz wiederum impliziert, dass Du in keinster Weise daran glaubst, dass sie eingeschränkt ist, sondern dass sie sich das nur einbildet oder ein vorgeschobenes Argument benutzt. So kommt es zumindest bei mir an. Hättest Du das "verdammten" weggelassen, hätte ich Dir sofort ernsthaftes Interesse bescheinigt.


    Und mir geht es da tatsächlich auch so, dass ich immer wieder fürchterlich ins Überlegen komme, ob ich das (in bester Absicht) geschriebene tatsächlich so schreiben kann oder ob mir damit der nächste Leser Rassismus unterstellen könnte. Deshalb mag ich mich an solchen Diskussion garnicht mehr beteiligen. Gefühlt ist jedes zweite Wort, das ich von Kind auf an genutzt habe, ohne es auch nur im mindesten abwertend zu sehen und zu meinen, nicht mehr erlaubt. Ich fang schon an, bei "Schokolade" zu überlegen, ob ich das überhaupt sagen darf Ursprung hier (bei mir): frühere Bezeichnung von Schokoküssen - ist das eigentlich aktuell eine erlaubte Bezeichnung? Ich habe mittlerweile keine Ahnung mehr, ob ich einen Homosexuellen als Homosexuellen bezeichnen darf oder wie da gerade die aktuelle, erlaubte Bezeichnung ist. Zuviel im Wandel - und ja, das schiebe ich durchaus bei mir auf mein Alter.

    Aber wie gesagt, bei diesen Diskussionen fühle ich mich nicht wohl und deshalb bin ich jetzt auch wieder hier raus.

  • Gefühlt ist jedes zweite Wort, das ich von Kind auf an genutzt habe, ohne es auch nur im mindesten abwertend zu sehen und zu meinen, nicht mehr erlaubt. Ich fang schon an, bei "Schokolade" zu überlegen, ob ich das überhaupt sagen darf Ursprung hier (bei mir): frühere Bezeichnung von Schokoküssen - ist das eigentlich aktuell eine erlaubte Bezeichnung?

    Wow, danke für den Einblick in deine Gefühlswelt. Was du beschreibst stelle ich mir ja extrem unangenehm und anstrengend vor.

    Ich kann mir vorstellen, dass wenn du dich so verunsichert fühlst, es helfen würde, sich ein wenig mit dem Thema zu beschäftigen. Dann fällt ganz schnell auf, dass zumeist die Dinge als diskriminierend angesehen werden, die es schon immer waren, allerdings früher akzeptiert wurden. Es ist ja nicht so, als hätten sich ein paar „woke“ Leute plötzlich überlegt, vollkommen unproblematische Begriffe als problematisch zu deklarieren. Bestimmte Begriffe sind seit ihrer Entstehung problematisch und es wird jetzt nur darauf aufmerksam gemacht.


    Ich kann mir auch vorstellen, dass wenn man das am Rande mitbekommt, ohne wirklich im Thema zu sein und sich das noch mit einigen populistischen Aussagen paart, sich das gesamte Thema des Sprachgebrauchs sehr groß anfühlt. Nach einem ersten Überblick ist es das aber überhaupt nicht mehr.


    Jeder Mensch kennt sich in bestimmten Themengebieten nicht aus und man muss sich natürlich auch nicht für alles interessieren. Da hilft aber häufig schon eine wohlwollend interessierte Haltung, auch für das eigene Gefühl. Es gibt doch immer die Möglichkeit, zu sagen „das war mir nicht bewusst, ich werde das mal überdenken“ wenn man auf eventuell anderen gegenüber verletzendes Verhalten angesprochen wird. Zum Glück sind wir Menschen ja ein Leben lang fähig, zu lernen und unser Verhalten zu adaptieren.

  • Wobei es natürlich ein paar Wörter gibt, die mittlerweile wirklich tabu sind und mit denen man sich (zurecht) sofort ins Abseits katapultiert. Verboten sind die als Beleidigung und Volksverhetzung, aber die Tatbestände sind ja nix Neues. Die Liste ist auch sehr kurz. Und wer sich dadurch eingeschränkt fühlt, solche eindeutig beleidigenden und menschenverachtenden Bezeichnungen nicht benutzen zu dürfen, je nun, das sagt viel über diese Personen aus.


    Mich nervt, wie Yelly, wenn alles in einen Topf geworfen wird, und mit „Verbot!“ und „Redefreiheit!“ gewedelt wird, wenn es um unsanktionierte Begrifflichkeiten geht. Niemand verbietet besagter Kollegin zu sagen, dunkelhäutige Babys seien süß. Aber es gehört zur Redefreiheit, dass andere die Formulierung infrage stellen können.


    Dass das alles nicht einfacher geworden ist, keine Frage. Inklusive Gesellschaften sind anstrengend. Ich finde das einen mühsamen, aber prinzipiell guten Weg.

  • Wobei es natürlich ein paar Wörter gibt, die mittlerweile wirklich tabu sind und mit denen man sich (zurecht) sofort ins Abseits katapultiert

    Natürlich! Das wollte ich gar nicht Kleinreden, mag sein dass ich da auch was verwurschtelt hab, aber diese Wörter betreffend gilt eben für mich: wenn man dadurch ne Einschränkung in seinem Alltag erlebt... na halleluja. Dann sollte man aber dringend seinen Alltag/sein Umfeld überdenken.


    Und auch wenn man ins Abseits katapultiert wird (gesellschaftlich gesehen) hat man doof gesagt hier in Deutschland in den meisten Fällen trotzdem nix weiter zu befürchten (was traurig ist, keine Frage), was es halt irgendwie noch absurder macht wenn Leute sich dann in die Opferrolle begeben und meinen "ich darf nichts mehr sagen".


    Meinungsfreiheit heißt halt auch nicht dass jeder deine "Meinung" gut finden muss.

  • Und auch wenn man ins Abseits katapultiert wird (gesellschaftlich gesehen) hat man doof gesagt hier in Deutschland in den meisten Fällen trotzdem nix weiter zu befürchten (was traurig ist, keine Frage),

    Findest du das wirklich traurig? Wir sehen ja schon an dieser Diskussion, wie schnell etwas als beispielsweise diskriminierend gesehen werden kann, obwohl nicht so gemeint. Wir können darüber nun einen Diskurs führen und Aufklärung betreiben. Willst du wirklich, dass man darüber hinaus dann "etwas befürchten" muss, weil eine bestimmte Personengruppe (die noch nicht mal die Betroffenen sein müssen) diese Aussagen als diskriminierend empfindet?

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