Tourismus vs. Bedürfnisse der Einwohner - Diskussion

  • Ich finde die Frage sehr spannend musste tatsächlich mal kurz in mich gehen. Ich glaube das wo ich aktuell am Meisten Anwohner, Umwelt etc belaste (aber natürlich auch Geld dalasse) ist beim Skifahren.

    Hier bin ich wirklich der typische Tourist der genervt nach nem Parkplatz sucht, im Skiverleih dumme Fragen stellt und mit seinem Hund an Ortschaften vorbeischlendert und sich an der Aussicht ergötzt nur um dann Abends im Airbnb selbst zu kochen mit mitgebrachtem Zeug aus Deutschland.


    In DE richtig Urlaub gemacht habe ich schon lange nicht mehr außer für so spezielle Sachen wie Freizeitpark und Co wo man auf ausgewiesenen Flächen parkt und auch sonst nicht wirklich in Kontakt tritt mit dem Drumherum.

    Mal nen Nachmittagsausflug nach Bamberg oder Nürnberg für ein Eis und durch die Innenstadt... streng genommen sind wir in dem Moment ja auch Touristen.


    Ich wohne außerhalb unserer schönen Stadt und freue mich tatsächlich immer wenn Leute herkommen und das Städtchen wo ich aufgewachsen bin und als selbstverständlich erachte für Anreisenswert erachten.

    Gehe da auch gerne in die Unterhaltung und auch beim alljährlichen Festival stören mich die Massen aus allerhand Ländern nicht (Öffis sehr gut aufgestellt für die Zeit) aber ich bin eben auch kein Anwohner mitten in der Stadt der sich dem Lärm und der Parkplatzsituation aussetzen MUSS. Viele verreisen während der paar Tage und verkaufen ihr von der Stadt geschenktes Ticket was ich auch absolut verstehen kann, generell ist unser Kaff aber sehr Stolz auf diese Festivität (allgemeiner Grundtonus in den üblichen Stadtgruppen) und dem damit einhergehenden Kulturtrubel.



    Apropos Festival... ich glaube das ist wirklich etwas wo man sagen kann, jap, MEISTENS massive Anwohnerbelästigung ohne Benefit für jene.


    Klar, nur einmal im Jahr, aber dadurch eben auch nicht wirklich ne solide Einnahmequelle für die Stadt, oder? Bekanntheit, ja.

    Nehmen wir Nürnberg Rock im Park, es ist abartig was zu der Zeit abgeht, wir sind ja Dienstag immer schon angereist... vollgestopfte Bahnhöfe, alkoholisierte Massen, alles grölt rum, stürmen die Supermärkte und versiffen danach sämtliche Pfandautomaten in der Umgebung.


    Also nein, ich bin keinesfalls der Mustertourist gewesen, zumindest nicht in Deutschland oder dem nahegelegenen Ausland.


    In Asien sah das anders aus meiner bescheidenen Ansicht nach, hier war ich fast schon demütig und selbstverständlich auch meinen Möglichkeiten nach sehr spendabel unterwegs. Ich wurde aber auch von allen Seiten mit extremer Freundlichkeit überschüttet.


    Pauschalurlaube in so Resorts sind ja nochmal ein eigenes Pflaster. Klar, manche machen Ausflüge außerhalb, bei uns hielt sich das bisher in Grenzen (ich musste als Kind schon betteln dass man sich doch wenigstens mal die Pyramiden anschauen könnte) Die Attraktionen die es gibt sind ja meist sogar EXTRA für Touristen so angelegt und finanzieren sich auch fast ausschließlich dadurch (Beduinendorf etc), daher denke ich nicht dass man hier sonderlich Anwohner stört sondern eher im Gegenteil (korrigiert mich gerne).


    "Auf eigene Faust" ist in vielen Ländern auch kaum/schwierig möglich (gibts natürlich trotzdem, klar, ich rede hier bspw von Ägypten, Tuniesien) und das wird schon seinen Sinn so haben, wir sind immer nur im Konvoi gefahren und alle wurden tlw auch mit Waffenunterstützung gut beisammen gehalten und geschützt. Das ist Massenabfertigung, ja, aber eben auch deren Hauptjob von dem sie gut leben können dort bzw wenn mich nicht alles täuscht damit auch einen sehr angesehenen Sektor bedienen und stolz auf ihren Job sind.



    Ich mag es ansonsten mich so "einheimisch" wie möglich zu verhalten. Das ist für mich tatsächlich Urlaub. Keine Charterflüge sondern Linienflüge, keine organisierten Bustouren sonder die gängigen Öffis der Stadt nutzen oder für weitere Strecken ein Auto mieten. Keine Tourihotels sondern Businesshotels die eben auch von den Bürgern des Landes genutzt werden. Ich fühle mich im Ausland am wohlsten wenn ich um mich herum keinen Ton verstehe :lol:Aber ich glaube so gehts vielen.

  • Aber ist es nicht touristisches Verhalten sich genau so zu verhalten - für einen nicht alltägliche Dinge zu erleben, Orte anzusehen, die "fremde" Gegend zu erkunden?

    Unabhängig davon, ob es nun ein sogenannter Hotspot ist oder nicht? Es ging ja in der Frage nicht nur um Hotspots, oder?

    Streng genommen ist alles touristisch, was man nicht direkt am eigenen Wohnort macht und nicht explizit einem anderen Zweck dient. Zeigt eben, dass das nicht an das Verhalten gekoppelt ist.


    Der Punkt ist doch, wenn man die Kritik hier zusammen fasst, niemand hat was dagegen wenn Leute von außerhalb kommen. Man hat ein Problem mit dem Müll, den Unverschämtheiten und in allererster Linie, dass es einfach zu viel ist. Mir ging es darum, dass sich nicht wie ein typischer (auffälliger) Tourist zu verhalten nichts damit zu tun hat, dass man kein kulturelles Interesse hat.

  • Vielleicht kann ich als Stadtbewohner Vieles auch nur sehr bedingt verstehen. Für mich ist es normal immer einen Parkplatz suchen zu müssen und direkt vor meiner Tür eingeparkt zu werden. Für mich ist es normal für 10km 1 1/2 Stunden zu brauchen und meine Erledigungen und Ausflüge nach Uhrzeit und Richtung zu planen. Für mich ist es normal ausschließlich, wenn es nicht so schön ist in den Park zu gehen. Für mich ist es normal 1-2 U-Bahnen abzuwarten bis ich stehend mit Fremden kuscheln kann. Für mich ist es normal meinen Hund selten bis nie ableinen zu können, weil immer jemand "im Weg ist". Für mich ist es normal, das meine Mülltonne nicht abgeholt wird, weil das Müllauto mal wieder nicht durchkam. Usw.


    Für mich ist es großer Luxus, dass das auf dem Land nur in der Saison so ist statt immer.

  • Vielleicht kann ich als Stadtbewohner Vieles auch nur sehr bedingt verstehen. Für mich ist es normal immer einen Parkplatz suchen zu müssen und direkt vor meiner Tür eingeparkt zu werden. Für mich ist es normal für 10km 1 1/2 Stunden zu brauchen und meine Erledigungen und Ausflüge nach Uhrzeit und Richtung zu planen. Für mich ist es normal ausschließlich, wenn es nicht so schön ist in den Park zu gehen. Für mich ist es normal 1-2 U-Bahnen abzuwarten bis ich stehend mit Fremden kuscheln kann. Für mich ist es normal meinen Hund selten bis nie ableinen zu können, weil immer jemand "im Weg ist". Für mich ist es normal, das meine Mülltonne nicht abgeholt wird, weil das Müllauto mal wieder nicht durchkam. Usw.


    Für mich ist es großer Luxus, dass das auf dem Land nur in der Saison so ist statt immer.

    Das Landleben, wie auch das Stadtleben, haben beide ihre Vor- und Nachteile. Einer der Vorteile des Landlebens ist, dass man sich nicht mit diesen Menschenmassen und all den daraus folgenden Nachteilen rumschlagen muss. Dafür nimmt man die Nachteile des Landlebens in Kauf. Ich sehe jetzt also nicht wo der große Luxus ist, wenn man sich nur Teile des Jahres mit den Nachteilen beider Lebensentwürfe rumschlagen muss.

  • Weil man heutzutage nicht mehr komplett trennen kann. Auch der Landmensch braucht die Stadt und sei es nur für ein Krankenhaus. Es vermischt sich eben, egal ob man das gut findet.

  • So, war das auch nicht gemeint. Ich sehe nur nicht, wo das Luxus sein soll, wenn man auch auf dem Land überrannt wird. (Was ja auch bei weitem nicht überall der Fall ist, hier zB nicht, das wäre dann noch mehr Luxus.)

  • Mir ging es darum, dass sich nicht wie ein typischer (auffälliger) Tourist zu verhalten nichts damit zu tun hat, dass man kein kulturelles Interesse hat.

    Wenn bewusst um nicht zu "stören" das Aufsuchen von Museen, historischen Gebäuden, Konzerthallen etc. vermieden wird, was ist das denn dann sonst?

  • Ich sehe auch schon auf dem Land eine gewisse Gentrifizierung. Wir sind hier mit unserem Vieh, Gemüsegarten und Naturgarten nicht weniger Exoten und haben einige Nachbarn deren Hobby das Reisen ist. Die fühlen sich von den krähenden Hähnen nicht weniger stört, als es viele „Städter“ tun würden. Die empfinde ich sogar oft als toleranter, Großstädte sind nämlich echt laut.


    Solange man sich nicht wie die Axt im Walde verhält ist das doch ok. Diesen Wahn bloß niemanden zu stören finde ich auch gruselig. Genauso ist es doch total ok, irgendwo ins Freibad, Kino oder Essen zu fahren. Oder wandern zu gehen.

  • Ich finde es gerade ganz schlimm und befremdlich das (mir) hier in der Diskusison der Eindruck vermittelt wird, man ist als Tourist ein Störfaktor der sich gefälligst so zu verhalten hat das er möglichst wenig auffällt, dabei aber bitteschön viel Geld in der Region lassen soll.


    Kann man als Tourist überhaupt etwas richtig machen? Keine Chance. Sieht man sich Sehenswürdigkeiten an, ist man der typische Tourist der Strassen & Co. verstopft oder ein Lemming der der Masse nach rennt. Tut man es nicht, ist man ein Kulturbanause. Kocht man selbst im Camper/Ferienhaus, ist man geizig und will alles nur billig weil man nicht täglich essen geht. Meidet man die komplett überfüllte Hauptsaison, sind die Einheimischen genervt weil sie "nie" Ruhe haben vor Touristen. Reist man in der Hauptsaison, ist man eine Plage.

    Sehe ich nicht so kritisch, denn jeder hat ja seine eigene Meinung zu diesem Thema, und diese Meinung ist aus eigenen Erfahrungen etc gewachsen. Ich für mich finde es halt ehrlich schlimm, wenn Orte von Touristen überrannt werden oder auch "beschlagnahmt".

    Ich für mich persönlich beschließe, in solche Orte nicht zu fahren, weil ich nicht Teil von diesem Problem sein möchte. Punkt.

    Was aber nicht heißt, daß ich anderen mies machen möchte, wenn sie halt trotzdem zum Schliersee fahren und Gipfelziele wählen, wo man zum Gipfel rauf schon Schlange steht. Das muß jeder für sich selbst entscheiden.

    Ich finde es aber zumindest für mich schon wichtig, Anwohner betroffener Regionen anzuhören und die Problematiken kennenzulernen. Immerhin ist man als Tourist Gast, nicht immer eingeladen, manchmal unerwünscht aus Gründen.

    Wie heißt es so schön: Die eigene Freiheit endet da, wo die Freiheit des anderen beginnt. Ich finde nicht, daß Menschen, die das Pech (oder Glück) haben, in zb landschaftlichen wunderschönen Gegenden zu leben, es ertragen müssen, ihre eigene Heimat nicht mehr genießen zu können.

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