Debatte um Hunde in der Gesellschaft

  • Ein eigenes Thema,

    weil sich hier verschiedene Themen vermischen:


    gefährliche Hunde, Qualzucht, die Tierschutzvereine, Welpenhandel, ökologischer Fußabdruck und höfliches Verhalten als Hundebesitzer.


    Anlass für mich:

    Ein sehr sympathischer Jan Dießner interviewt Rütter, der natürlich weiß, wie man Stimmung in der Main Stream Gesellschaft macht.


    Was ich mir dabei denke: Vielleicht gibt es in der Masse der Menschen noch so viel Aufklärungsarbeit zu leisten,

    dass man die Leute heillos überfordern würde, wenn man ihnen die Hundewelt in ihrer ganzen realen Vielschichtigkeit darlegt.


    018: Brauchen wir einen Hundeführerschein, Martin Rütter? – The Petfood Family - der Hunde-Podcast – Podcast
    Wir sind überglücklich, Martin Rütter bei uns im Podcast begrüßen zu dürfen! In dieser großartigen Folge unterhalten sich Jan und Martin über ein Thema, das…
    podtail.com
  • Also so ganz verstehe ich nicht, was genau in Deinem Beitrag diskutiert werden soll :woozy_face: , aber was mir zu dem Thema Hundeführerschein einfällt:


    Ich finde die Aussage "Hundeführerschein sollte Pflicht sein" ist nur bedingt hilfreich.

    Ich komme aus NRW und habe für meinen Hund den Sachkundenachweis machen müssen. Umgangssprachlich der Hundeführerschein hier. Da hab ich also einen Haufen Multiple Choice Fragen beantwortet, tatsächlich VOR Kauf des Hundes, und war also theoretisch gut vorbereitet. Auch wenn ich heute noch bei einigen Fragen darin den Kopf schüttel.


    Dann kam der Hund und die Lücke zwischen Theorie und Praxis war gigantisch.


    Von daher würde ich gerne mal dieses Konzept sehen, was Rütter da vorgestellt hat, denn anscheinend geht es bei seiner Variante des Hundeführerscheins ja über Fragen, wie sie beim Sachkundenachweis gefragt werden, hinaus (kann man das irgendwo nachlesen?)


    Seine Idee, diese Sachen in Tierheime zu verlegen, finde ich grundsätzlich gut, vor allem, wenn von dem dabei eingenommenen Geld auch entsprechend viel im Tierheim hängen bleibt. Allerdings frag ich mich, ob die bei der derzeitigen Überforderung überhaupt Zeit dafür haben.


    Jetzt erzählt Rütter ja zudem er ist für den Führerschein VOR Anschaffung eines Hundes. Natürlich ist auch die Theorie durchaus hilfreich, aber die Umsetzung in der Praxis ist mMn das, was viel wichtiger ist. Und das ist natürlich VOR der Anschaffung des Hundes (also auf den eigenen Hund bezogen) etwas schwierig zu bewältigen.


    Körpersprache besteht teilweise aus so feinen Nuancen, dass es für einen Laien, und der Großteil der Hundebesitzer ist das ja, schwer ist in Situationen, in denen Hunde aufgeregt miteinander agieren, alles im Blick zu behalten und auf feine Körpersignale zu achten.

    Dazu kommen unzählige Hunderassen, die gar keine Rute haben, oder andere Körpereigenschafften, die ein Lesen erschweren (Thema Qualzucht). Da fällt es ja sogar dem eigenen Hund manchmal schwer den Gegenüber zu entziffern.

    Als Durchschnittshundebesitzer bist du da schnell raus.


    Auf Deine Frage bezogen, ob man die Menschen nicht überfordert, wenn man ihnen die Hundewelt in ihrer ganzen realen Vielschichtigkeit darlegt, würde ich mal sagen: das wird selbst der beste Hundeführerschein nicht können.


    Denn wir alle wissen am Besten, dass Theorie und Praxis einfach zu weit auseinander liegen, als dass man auf jede Charaktereigenschaft, die der einzelne Hund hat, eingehen kann. Und zudem ist ja die praktische Umsetzung von theoretischem Wissen auch nicht so einfach wie bei einer Maschine. Sitzt Schraube A fest, machste das und das. Das funktioniert halt beim Hund nicht.


    Von daher ja, Hundeführerschein ist durchaus wichtig, aber die Welt rettet der auch nicht. Und man sieht ja, allein das Wissen darum, dass manches falsch ist, ändert nichts daran, das es weiterhin falsch gemacht wird (auch Thema Qualzucht).

    Aber hey, besser weniger als gar nichts. Und wenn es auch nur bei einem Bruchteil der Menschen hilft.


    So ein Benimmknigge in dem Hundeführerschein fände ich auch gut, denn daran hapert es auch bei vielen.

  • Ja, dem Benimmknigge würd ich absolut beipflichten:

    - Hunde, die nicht hören, an die Leine

    - keine Hundekontakte an der Leine

    - vor Kontaktaufnahme das Gegenüber FRAGEN, ob es das möchte

    - nicht mit Hund, den man nicht im Griff hat, mit Schlappen und Hund an der 5-Meter-Leine spazierengehen, weil das die Garantie dafür ist, daß man sich was bricht :smiling_face_with_horns: (Wie oft sieht man Leute mit diesen unsäglichen schlabbrigen Croqs mit Hund laufen..... Ich hab hier 2 Damen mit Statur einer Elfe, klein, zierlich, immer mit Schlappen unterwegs, und fast 40 Kilo Labbirüde an der 5-m-Schlepp, der alles anpöbelt, was nicht schneller weg ist als er plärren kann. Ich mein - da sind Unfälle doch vorprogrammiert....... Die können den ja nichtmal halten, wenn der friedlich läuft!)

    - Haufen werden AUFGEHOBEN, auch wenn der eigene Hund ein Kangal oder ne Dogge sein mußte (vielleicht überlegt sich das der Ein oder Andre nochmal mit der Rasse, die so "cool" ausschaut *gg)

    - den eigenen Hund nicht in Nachbars Garten Ballast abwerfen lassen......


    Und dazu ganz viel Rassekunde: was bedeutet es, nen Jagdhund zu haben, was bedeutet das romantische "beschützt die Familie", das in dem Hundebuch so toll klingt, in der Praxis, wenn ich den in der Stadt spazierenführe? Wie sieht es aus, wenn ich 35 Kilo an der Leine habe, aber die Leinenführigkeit nicht gebacken kriege? Wie siehst das aus, wenn 50 Kilo Hund mit 45 Kilo Mensch an der Leine spazierengehen? Was heißt "sehr wachsam" für einen Mietwohnungsbewohner im Zweifelsfalle? Oder das "Einmannhund" für den Partner? Was bedeutet die süßekurze Nase bei gewissen Rassen, und wie "süß" ist das Nachluftringen einer Qualzuchtrasse in Wirklichkeit? Was bedeuten die Tierarztkosten, die daraus zwangsläufig folgen? Also quasi das Lesen und richtige Interpretieren von Rassebeschreibungen.

    Das sind alles so basics, die es bräuchte, BEVOR sich überhaupt wer entscheidet, nen Hund zu holen, geschweige denn den Hundeführerschein machen zu wollen.


    Aber wer sowas nicht von sich aus weiß - wie soll der sich mit komplizierterem Hundeverhalten auseinandersetzen müssen? Lerntheorie? LESEN eines Hundes?

    Und WER verdammtnochmal soll das vermitteln, wenn 90% der Trainer hierzulande (behaupte ich mal) zwar nen 11er haben, aber keine Ahnung? Die können doch bestenfalls Welpenstunde, aber ganz sicher nicht Problemverhalten. Ich denk da nur an Sachkundefragen aus der BH-Prüfung oder in der Rettungshundearbeit, die man auswendig lernen muß, weil da teilweise n riesengroßer Schwachsinn abgefragt wird, mit Antworten die schlichtweg FALSCH sind. Und von sowas soll ich mich dann prüfen lassen? Ne ey - echt nicht......


    Und: WER bitteschön soll das dann zahlen? Wenn ich nen Hundeführerschein vorgeschrieben kriegte, dann verlange ich auch, daß derjenige, der den haben möchte, die Kosten dafür übernimmt. Weil für mich ist der schlichtweg überflüssig bis lächerlich, nach a) 17 Jahren Mehrhundehaltung auch mit Problem-/gefährlichen Hunden b) mehreren gelaufenen BHs und c) 15 Jahren Rettungshundearbeit.


    Und dann sind wir wieder bei der Frage: wer soll ihn machen müssen, bei wem gibt´s Ausnahmen (Prüfung XY, daundda abgelegt, oder schon seit xy Jahren hundehalter (aber alles falsch gelernt?)).

    Das ist zwar alles ne nette Idee, aber irgendwie nicht wirklich praktikabel.


    Was mich dabei immer entsetzt: ich hol mir ein Lebewesen, mit dem ich im Idealfalle bis fast 20 Jahre verbringe, und interessiere mich so wenig dafür, daß ich mich über die Läufigkeit der Hündin zB erst informiere, wenn sie bereits schwanger ist. Oder über die RAsse, wenn ich feststelle, daß der Ridgeback mit 3 Jahren nicht mehr zu handhaben ist. Ich mein, ein BISSEL gesunder Menschenverstand: ist da echt so wenig Interesse an diesem (vlt. künftigen) Lebewesen da, daß sich so überhaupt gar nicht erkundigt wird vorher, ob das zu mir paßt, meinem Alltag paßt etc.? Hauptsache, hat 4 Füße?? Dieses Bewußtein, daß jeder Hund anders ist, jede Rasse andre Eigenschaften hat, und wie diese zutage treten im Alltag - das existiert doch irgendwie nach wie vor überhaupt nicht. und eigentlich ist doch DAS das Problem, oder? Wer sich für das Lebewesen auch nur für 5 Pfennige interessiert, das da mit ihm wohnt und lebt, macht sich doch schlau, was es braucht, oder nicht? Spätestens, wenn es da ist. Aber auf jeden Fall, BEVOR es eskaliert beim Erwachsenwerden.


    Daher glaube ich NICHT, daß ein Hundeführerschein tatsächlich die Lösung wäre. Wäre nur hektiche Betriebsamkeit, damit man "was gemacht" hat - so wie diese unsäglichen "Kampfhund"listen vor 20 oder mehr Jahren, die wir heute noch nicht losgeworden sind. Ich sag immer: schön aufpassen - die Geister, die ich rief..... und so.....

    Um WIRKLICH Ahnung zu haben, sodaß man den Hund nciht nur HALTEN, sondern auch FÜHREN kann, gehört so viel mehr als n einfacher Hundeführerschein oder Sachkundenachweis, da gehört auch Erfahrung dazu und Interesse, und all das Wissen kann man nicht in nem Wochenendkurs lernen. Das ist utopisch. Und irgendwie muß das ja im Rahmen bleiben. Ich sage nur Führerschein - inzwischen so komplex, daß man für jedes Rad am Auto nen eigenen Schein braucht, nimmer weiß, welchen man beantragen muß, wenn man nen 326,4 Kilo Hänger fahren möchte, und sich schon in der Schulzeit bis über beide Ohren verschulden muß, um den zahlen zu können (eine Frechheit meiner Meinung nach! Ein Auto fahren zu können, ist absolut essentiell, für Job und Alltag. Auf jeden Fall, wenn man net grad in Berlin wohnt, und solange die Öffis die derzeitige (NICHT)Qualität präsentieren und nach Bleiben bestreitk werden dürfen....). Mit sowas ist ja dann auch nicht geholfen. Damit tritt man sich in den eigenen Hintern, und das führt nur dazu, daß die Leute sich gar keinen Hunde mehr holen, oder halt auf nem Hinterhof und nicht anmelden, weil sie sonst 4stellige Beträge für den Hundeführerschein aufbringen müßten. Das wäre dann ja auch am Ziel vorbeigeschossen.

  • Ich glaube halt einfach gar nicht mehr an die Heilswirkung von Führerscheinen und Tests.


    Die allermeisten Ärgernisse entstehen doch eben nicht durch reißende Bestien, die nur die bestgeschultesten Profi-Halter führen können, sondern durch die mehr oder weniger harmlosen aber unerzogenen TutNixe und Halter, die finden, sie müssten auf ‚Leinen Sie Ihren Hund an!‘ nicht reagieren - wer glaubt denn wirklich, dass solche Leute rücksichtsvoller werden, wenn man ihnen sagt, dass sie rücksichtsvoll sein müssen? Im Leben nicht.

    Der Straßenverkehr - abgesichert durch aufwändige Führerscheine und vergleichsweise engmaschige Kontrollen - ist dr beste Gegenbeweis, und da hat der Halter/Fahrer ja ne eingebaute Kontrolle, das Ding muss ja nicht mal erzogen werden.

  • "Mein Chef" plädiert deshalb immer für eine Hundefreilaufprüfung.

    Hierbei soll jedes Hund - Mensch - Team, wo der Hund frei laufen dürfen soll, eine Prüfung ablegen, die unter Beweis stellt, dass der Hund aus verschiedensten Situationen aus dem Alltag abrufbar ist.

    Dies kann sowas beinhalten, wie abrufen aus dem Spiel mit anderen Hunden, abrufen aus einer Situation, wo der eigene Hund angepöbelt wird, abrufen von Ball spielenden Kindern, einer flüchtenden Katze ... all sowas.

    Leider scheitern solche Vorschläge, so denke ich, am verwaltungstechnischen Aufwand.

    Aber ein Anfang wärs ...

  • Ich wüsste ja bei diesem Thema gerne mal, was Nicht-Hundehalter über neue Regularien denken.

    Wenn ich im Bekannten-/Freundeskreis gelegentlich erzähle, was hier so gefordert/bedacht wird, ist die Reaktion idR „Und wieso?“

  • Man kann prüfen, was man will, solange die "ist mir doch egal Einstellung" in unserer Gesellschaft so sehr verbreitet ist, wird sich eh nichts ändern.

    Vieles passiert nicht, weil die Leute es nicht wissen, sondern weil es ihnen wurscht ist.

    Wonder2009 , wofür Du plädierst, ist im Grunde eine 100% Leinenpflicht. Kein Hund funktioniert 100 %. Auch Deine nicht.

  • Ein sehr sympathischer Jan Dießner interviewt Rütter, der natürlich weiß, wie man Stimmung in der Main Stream Gesellschaft macht.

    tut mir leid, länger als 2 Minuten halt ich das Gelaber von Rütter nicht aus. Gibts irgendwo eine schriftliche kurze Zusammenfassung?

  • Hierbei soll jedes Hund - Mensch - Team, wo der Hund frei laufen dürfen soll, eine Prüfung ablegen, die unter Beweis stellt, dass der Hund aus verschiedensten Situationen aus dem Alltag abrufbar ist.

    Das ist dann aber keine generelle Vorab-Wissensüberprüfung des Halters, sondern eine Überprüfung des Trainingsstandes eines konkreten Hundes in ein paar ausgewählten Situationen.

    Mein älterer Hund würde diese Prüfung bestehen, mein jüngerer nicht. Und jetzt? Bekäme ich dann nur einen halben Führerschein? Oder gibt es Bonuspunkte wenn einem bewusst ist, dass Hund 2 in manchen Situationen eben noch angeleint werden muss?

    Das ist ja absolut nicht durchdacht.

  • Von daher würde ich gerne mal dieses Konzept sehen, was Rütter da vorgestellt hat, denn anscheinend geht es bei seiner Variante des Hundeführerscheins ja über Fragen, wie sie beim Sachkundenachweis gefragt werden, hinaus (kann man das irgendwo nachlesen?)

    Wenn es das ist was ich glaube was es ist, dann wirds wahrscheinlich sein wie der Test bei Dogorama ( in der App kann man nen "Hundeführerschein" machen der meine ich made by Rütter ist ).


    Edit

    Der Hundeführerschein von Martin Rütter DOGS und Dogorama – Dogorama App
    Der Hundeführerschein von Martin Rütter DOGS und Dogorama
    dogorama.app

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