Haben wir ein systemisches Problem mit dem Tierschutz v.a. was "gefährliche" Hunde betrifft?

  • So eine Plattform ist natürlich "okay" und ich fände das prinzipiell auch toll. Aber die Mühen und Kosten, die dafür angestrengt werden müssten, sehe ich halt völlig im Tierschutzalltag drauf gehen. Und die Forderung dessen empfinde ich als unempathisch und, wie gesagt, auch nicht so richtig als Tierschutz. Aber das hat sie ja bereits aufgeklärt, dass es ihr nicht um Tierschutz im allgemeinen geht, sondern um die Not von einzelnen Tieren "ihrer" Rasse.

    Warum ist das unempathisch?

    Der richtige Hund beim passenden Menschen ist der beste TS den es geben kann

  • Eine Forderung habe ich übrigens nie aufgestellt, sondern nur einen Vorschlag unterbreitet und die evtl. Sinnhaftigkeit dieses Vorschlags an meinem eigenen konkreten Beispiel festgemacht.

  • Boshaftigkeit würde ich niemals nicht annehmen. Naivität und Wunschdenken, ja. Oft genug auch zuwenig Informationen oder falsche Annahmen.

    Und dann ist es es ja auch oft so, dass etwas für einen hundeerfahrenen Menschen völlig klar und einfach ist, ein Anfänger ist aber überfordert und macht sich Stress, weil mal ne Pfütze reingeht, der Hund knurrt etc.

    Auch keine Naivität, einfach Tiere. Auch beim Rassehunde kann einem der Züchter ja nicht versprechen, wie sich der Hund daheim geben wird.

    Das kann an verschiedenen Alltagen liegen, weil die neuen Besitzer die Dinge einfach anders händeln.


    Bei meiner letzten Vermittlung hat sich zum Beispiel dort das Thema Autofahren zügig negativ entwickelt. Hat niemand mit gerechnet. Die Problematik war weder bei mit, noch bei der Vorbesitzerin präsent. Aber warum auch immer kam das Thema dann im neuen Zuhause auf. Da braucht es dann Leute, die nicht gleich in Panik verfallen, sondern dann passend agieren. Da hat keiner gelogen oder irgendwas beschönigt vorab, weil es in den voherigen Konstellationen nie ein Thema gewesen ist.


    Wenn man Hunde vermittelt, lernt man den Interessenten ja nun auch nicht wochenlang innig kennen, man trifft sich im besten Falle ein paar Mal in verschiedenen Situationen, hört sich an was die Interessenten erzählen, schaut sich alles an und muss das Ganze dann einschätzen als im Grunde Außenstehender. Das ist schon ne ordentliche Herausforderung, noch dreimal bei Hunden die ihr Päckchen tragen.


    Deshalb gilt bei mir in erster Linie nicht: "Der Züchter hat falsch vermittelt" oder "die Tierschutzorga hat falsch vermittelt", sondern "der Hundehalter hat sich falsch eingeschätzt". Man selbst sollte sich schon am besten kennen und einschätzen können. Mangel an Information kann es ja nun auch nicht sein heutzutage. Da den Buhmann bei Personen zu suchen, die einen Interessenten lediglich ein paar Mal erleben finde ich total vermessen.


    Unter der Voraussetzung, dass offen und ehrlich kommuniziert wurde, natürlich! Beißvorfälle und sowas zu verschweigen ist natürlich ein Nogo. Mir ist bewusst, dass viele Dinge auf Seite der Abgabe leider auch verschwiegen oder beschönigt werden, das geht natürlich gar nicht! Aber hier geht es ja bewusst um Problemhunde aus dem Tierschutz und nicht um Havaneserwelpen vom Züchter. Da setze ich offene Karten und Bewusstsein mal als Prämisse.

  • Ein echter TSV hat auch nichts davon, gravierende Verhaltensprobleme zu verschweigen, weil der Hund dann eh wieder zurückkommt - und je nach Hund und Szenario noch ‚schwieriger‘ als vorher.

  • Ein echter TSV hat auch nichts davon, gravierende Verhaltensprobleme zu verschweigen, weil der Hund dann eh wieder zurückkommt - und je nach Hund und Szenario noch ‚schwieriger‘ als vorher.

    In dieser Diskussion sehe ich als Voraussetzung, dass der Verkäufer (egal wer) mit allem offen und ehrlich ist und ein Interesse an einer glücklichen Vermittlung hat.



    Ich finde da ja auch das Thema Aufklärung ein wenig kurios.

    Wenn ich zum Züchter gehe und mir einen Malinois Welpen kaufe, dann gibt es da ja auch kein Aufklärungsgespräch ala "die haben aber Schutztrieb und Wachen und ne kurze Zündschnur", sondern ich stelle mich vor, schreibe was ich mit dem Hund vorhabe und dann sagt der Züchter ja oder nein und darf erstmal davon ausgehen, dass ich weiß, was ich mir da hole. Vor allem, wenn jemand schon Hunde hatte. Hat der ein schlechtes Gefühl sagt er nein, hat er ein gutes sagt er ja. Oft auch mit der Brgründung, dass der Mali aufgrund seines Temperaments oder Triebe nicht zu Person X passt.


    Und so zum Thema, dass man im Tierschutz keinen Hund bekam, aber dann beim Züchter. Menschen lernen auch dazu. Und leider nicht immer das, was man sich erhofft hat. Die können aus einem Nein auch mitnehmen, dass sie ihre Geschichte wohl lieber anders verpacken müssen um ihren Willen zu kriegen. DAS gibt es leider auch und wird wohl kaum einer offen zugeben, der sowas macht, sondern die Schuld wieder beim Verkäufer suchen. Es gibt leider nicht wenige Leute, die beim Hundekauf bewusst lügen! Das geht auch nicht immer schief im Resultat, aber es sind nicht alle Leute nur offen und ehrlich unterwegs und können vernünftig mit einem "Nein" umgehen.

  • Mal als Beispiel ein Hund den ich übernommen und vermittelt habe. Rassehund vom Vermehrer. Jeder im Bekanntenkreis hat vorher abgeraten einen Welpen dieser Rasse zu kaufen. Die theoretischen Pläne hießen: gesucht wird ein aktiver und sportlicher Hund um Hundesport zu machen, Hundeerfahrung ist mehrfach vorhanden.


    Die Züchterin saß etwas weiter weg, kannte die Person also nur vom Telefon und Besuchen. Einen Hund hat sie bekommen. Niemand kann nachvollziehen, was dort besprochen wurde und wie sich die Käuferin gegeben hat. Wohnt auf dem Dorf, möchte Hundesport machen, ist selbstständig und kann den Hund mit zur Arbeit nehmen, ihre Zeit frei einteilen, genug Ressourcen für Training ist vorhanden. Klingt doch super.


    Letztendlich behielten die Stimmen, die die Frau kannten Recht, es ging in die Hose und von den großen Plänen wurde nichts umgesetzt, die Frau überfordert mit der Rasse, der Hund schlussendlich abgegeben.


    Der Hund endete als Tierschutzfall, lebt nun in einem rassegerechten Zuhause.


    Ja, wenn man die Frau kennt fragt man sich sicherlich, was der Züchter sich dabei gedacht hat. Man kennt seine Käufer aber nicht. Man spricht ein paar Mal, sieht sich vor ab vielleicht ein paar Mal und das war es. Man kann nur das Einschätzen was man sieht und was einem erzählt wird. Man ist ganz stark darauf angewiesen, wie die Leute sich selbst einschätzen können.

  • Ich glaube nicht, dass irgendjemand der Meinung ist, dass die Käufer nicht zum Problem beitragen.


    Das liegt doch auf der Hand. Im Gegenteil, die Käufer tragen die Hauptverantwortung für ihre eigene Entscheidung, und sollten diese auch ein Hundeleben lang tragen - und wenn sie den Hund nicht behalten können, dann eben seine Verwahrung zumindest teilweise finanzieren.


    Es gehören immer viele Faktoren dazu.


    Verkäufer, die Hunde als Großstadttauglich, Katzenverträglich oder was auch immer einschätzen, obwohl man das ja in einem Shelter in Rumänien überhaupt nicht beurteilen kann. Züchter, die ihre Rasse so toll finden, dass sie sie für jedermann perfekt finden. Verkäufer, die einfach ihre Hunde an den Mann bringen wollen. Tierschützer, die ihre Hunde unterbringen wollen, nach dem Motto "alles ist besser, als hier".


    Und genauso Käufer, die Erwartungen an einen Hund oder ihre eigenen Fähigkeiten haben, die unrealistisch sind. Die eine "Herausforderung" wollen, ihr Ego polieren möchten, sich in die Optik "verlieben" oder an Märchen glauben möchten - vom sanften Riesen, vom Nannydog, oder das Etikett "anfängertauglich" mit ist schon erzogen bzw. erzieht sich selbst verwechseln. Leute, die alles glauben, was ihnen jemand erzählt, weil sie es glauben wollen. Und nicht hören wollen, was ihnen nicht passt.


    Eines macht das andere nicht besser. Und dass nicht alle "so" sind, ist auch völlig klar. Im Gegenteil, überwiegend geht es ja doch ganz gut aus. Sonst wäre das Problem noch viel größer.


    Überall sonst wird man hellhörig, wenn einem was verkauft weden soll, was sich zu gut anhört, um wahr zu sein. Aber wenns um TS geht, werden die blumigsten Geschichten geglaubt... schon schräg. Und dann ist man überrascht und überfordert davon, dass der Hund Angst hat in der Großstadt, dass er nicht stubenrein ist, dass er Angst vor Kindern oder Männern oder anderen Hunden hat, dass er krank ist... oder immer größer und größer wird, und nicht "nett und kniehoch" bleibt, wie versprochen.


    TS heisst, man muss es nehmen (können), wie es kommt. Wer das nicht will/kann oder nicht das Umfeld dafür hat, sollte es lieber bleiben lassen.

  • So eine Plattform ist natürlich "okay" und ich fände das prinzipiell auch toll. Aber die Mühen und Kosten, die dafür angestrengt werden müssten, sehe ich halt völlig im Tierschutzalltag drauf gehen. Und die Forderung dessen empfinde ich als unempathisch und, wie gesagt, auch nicht so richtig als Tierschutz. Aber das hat sie ja bereits aufgeklärt, dass es ihr nicht um Tierschutz im allgemeinen geht, sondern um die Not von einzelnen Tieren "ihrer" Rasse.

    Warum ist das unempathisch?

    Der richtige Hund beim passenden Menschen ist der beste TS den es geben kann

    Weil die Userin das, aus meiner Sicht, schon eher als Forderung formuliert hat und dabei, wieder: aus meiner Sicht!, nicht den Tierschutzalltag im Blickfeld hat(te).

  • Ich kann auch nicht bestätigen, dass Züchter die besseren Menschenkenner sind. Vielen reicht es dann doch, wenn du das Geld passend und in bar mit hast. Ob der Hund in deine Lebenssituation passt, ist da noch nicht einmal Nebensache. Es interessiert sie schlicht nicht.

    ich habe tatsächlich auch schon an Leute vermittelt,

    mit denen ich menschlich nichts/wenig anfangen konnte, einfach, weil ich die nicht heiraten muss, aber ich wusste, der Hund hat dort einen super Platz.

    Gott sei Dank kam das noch nicht so oft vor, aber schon ab und zu.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!