Haben wir ein systemisches Problem mit dem Tierschutz v.a. was "gefährliche" Hunde betrifft?

  • Es gibt schon Dinge, die man sich angucken könnte. Wenn man das möchte. Z. B. steht die Satzung auf der Homepage. Gibt es eine Historie. Gibt es Infos zu den Vereinen, mit denen man zusammenarbeitet. Wie sind die Beschreibungen der Tier. Gibt es konkrete Informationen zum Vermittlungsablauf und dazu, was passiert, wenn man das Tier nicht halten kann. Gibts Infos zu vereinseigenen Unterbringungsmöglichkeiten …


    Wenn man keine Historie und keine Satzung auf der HP findet, könnte man beim Verein nachfragen - oder Einsicht ins Vereinsregister nehmen bzw. einen Vereinsregisterauszug beim zuständigen Ortsgericht bestellen. Da hat man dann schon zumindest mal die Info, wann die Satzung festgelegt wurde, ergo, wie alt der Verein ist.


    Ich kenne nur kaum jemanden, der das macht.

  • Ich möchte noch mal den Gedanken von Terri-Lis-07 aufgreifen.


    Warum sich nicht an einen der Rasse(gruppe)-in- Not-Vereine online wenden, wenn jemand wie Sascha einen Hund mit bestimmten Profil sucht? Zum einen bekommt man da Infos zu bereits "vorgefilterten" Hunde, zum anderen sind da Spezialisten, die diese Hunde besser einschätzen können. Über solche Orgas werden auch Problemhunde (alt, krank, Verhaltensprobleme) manchmal erstaunlich erfolgreich vermittelt, wie ich bei meiner Rasse erlebe. Da wird auch des öfteren auf Hunde in kooperierenden Tierheimen des In- und Auslandes verwiesen, wenn ein Notfall vorliegt. Klar, ein Mindestmaß an Eigeninitiative ist auch notwendig, der Interessent muß wissen, daß es solche Orgas überhaupt gibt. Aber das würde ich schon voraussetzen wollen, bei ernsthaftem Interesse.


    Die Vorkontrollen könnten auch überegional erfolgen, ich bin z.B. mal für die Vorkontrolle eines Malinois angefragt worden. Auch wenn ich die Expertise für einen Mali nicht unbedingt habe: man kannte mich und traute mir zu, grob vorsortieren zu können. Das konnte ich problemlos leisten. Die Interessenten waren denkbar ungeeignet.

  • Warum sich nicht an einen der Rasse(gruppe)-in- Not-Vereine online wenden, wenn jemand wie Sascha einen Hund mit bestimmten Profil sucht? Zum einen bekommt man da Infos zu bereits "vorgefilterten" Hunde, zum anderen sind da Spezialisten, die diese Hunde besser einschätzen können. Über solche Orgas werden auch Problemhunde (alt, krank, Verhaltensprobleme) manchmal erstaunlich erfolgreich vermittelt, wie ich bei meiner Rasse erlebe.

    Kommt aber auch stark auf den Verein an - wie immer eigentlich.

  • Gut und schlecht gibt es da mit Sicherheit auch, ja. Aber das Konzept als solches ist richtig.

    Und ich finde Not-Orgas nun wieder schwierig. Also nicht, weil ich die Idee dahinter nicht befürworte, sondern weil es hier wieder darauf ankommt, dass jeder Tierschutzverein seine Rasse(mix)-Hunde eben auch den entsprechenden Not-Orgas meldet und DAS ist definitiv dann Mehrarbeit. Überhaupt ist aktuell jede überregionale Vermittlungsaktivität Mehrarbeit, weil entsprechende Anzeigen geschaltet und gepflegt werden müssen oder Hunde sogar untereinander getauscht werden. Alles eher kompliziert und umständlich.

    Ich habe übrigens gar keinen Anspruch an ein Tierheim/den Tierschutz. Mein Anspruch ist, dass Fundhunde und beschlagnahmte Hunde auf Staatskosten untergebracht, verwahrt und vermittelt werden. Dass sich der Staat die Kosten nach Möglichkeit vom ursprünglichen Besitzer wiederholt, entsprechend fändet und bei Wiederholungsgefahr Tierhaltungsverbote ausspricht. Was private Tierschutzorganisationen machen oder lassen, das ist ihre private Entscheidung.
    Sicherlich werde ich, wenn bei mir die Hundesuche akut wird, dann entsprechende Not-Orgas anfragen und auch der ein oder anderen Tierheimseite einen Besuch abstatten. Evtl. findet sich dann da ein passender Hund. Wenn nicht, dann eben nicht, dann wird es wieder ein Welpe.

  • Das ist ja, was ich oben schrieb - die Politik müsste viel mehr Geld locker machen, um schwer vermittelbare Hunde unterzubringen und vermittelbar zu machen, aber da fehlt das Interesse.

    Ich muss sagen, ich tue mir schwer damit, es auch noch staatlich zu unterstützen, dass Leute sich Hunde anschaffen, denen sie nicht gewachsen sind. Indem man dann eine kostenlose Abgabemöglichkeit anbietet, falls es nicht klappt. Das ist komplett Eigenverantwortung, und die Besitzer sollten in die Pflicht genommen werden. Das ist nicht Sache der Allgemeinheit. Gibt sicher Einzelfälle, wo man dann anders entscheiden könnte (Besitzer verstorben etc - wobei meine Tiere abgesichert sind, auch wenn ich jetzt sterben würde, das ist FÜR MICH selbstverständlich).

    Aber im großen und Ganzen: Wer den Hund anschafft, muss dafür geradestehen.


    Aber ja, ich weiß dafür auch keine Lösung, wie man das wirklich umsetzen und lösen kann, wie man verhindert dass Hunde ausgesetzt werden etc.


    Ob ich mir jetzt wünsche, dass möglichst viele verkorkste Gebrauchshunde, HSH, Listenhunde oder Hunde mit Beissvorfällen vermittelt werden? Ich bin da ehrlich gesagt nicht so wirklich sicher. Was, wenns dann doch schief geht? Das ist dann uU schon anders, als wenn es eben der kniehohe Wuschel ist. Aus meiner ganz persönlichen Sicht (und ja, ich weiß, auch ein kleiner Wuschel kann töten wenn das Opfer lange genug still hält....die ganze Diskussion gabs ja schon oft genug. Ist einfach mein persönliches Empfinden, wem ich gerne draussen begegne und wem nicht so.)


    Es sind eben Tiere. Ich würde da nicht immer boshaftigkeit hereininterpretieren, wenn der Hund sich im neuen Zuhause plötzlich anders zeigt.

    Boshaftigkeit würde ich niemals nicht annehmen. Naivität und Wunschdenken, ja. Oft genug auch zuwenig Informationen oder falsche Annahmen.

    Und dann ist es es ja auch oft so, dass etwas für einen hundeerfahrenen Menschen völlig klar und einfach ist, ein Anfänger ist aber überfordert und macht sich Stress, weil mal ne Pfütze reingeht, der Hund knurrt etc.


    Das ist in der gesamten Welt des Hundehandels so, nicht nur beim TS. Wieviele Züchter preisen ihre Hunde als super easy anfängertaugliche Familienhunde an - Aussie, Ridgeback etc - für sie selbst sind die Hunde das auch, weil sie damit klar kommen und Erfahrung haben.


    Dazu das Wunschdenken auf seiten des Käufers, und schon hat man, wenns blöd läuft, eine unpassende Kombi.

  • Ich muss sagen, ich tue mir schwer damit, es auch noch staatlich zu unterstützen, dass Leute sich Hunde anschaffen, denen sie nicht gewachsen sind. Indem man dann eine kostenlose Abgabemöglichkeit anbietet, falls es nicht klappt. Das ist komplett Eigenverantwortung, und die Besitzer sollten in die Pflicht genommen werden.

    Von einer kostenlosen Abgabemöglichkeit hat katzenpfote doch überhaupt nichts geschrieben.

    Du hast den Beitrag doch selbst zitiert. Davon steht da nicht das kleinste Wort.


    Was ich mir auch wünschen würde, wäre, dass HH mehr in die Pflicht genommen werden.

    Wenn ich mir anschaue, wie viele Kat-1-Hunde im Münchner Tierheim sind und wie viele junge Kat-1-Hunde ich trotzdem täglich sehe... Unabhängig davon, wie man selbst zu Rasselisten steht, die Haltung ist in Bayern und vielen anderen BL verboten und es ist doch simpelste Wahrscheinlichkeitsrechnung, dass der Hund nicht ein ganzes Hundeleben lang unentdeckt bleibt, dass es irgendwann einen Listenhundehasser gibt, der einen anschwärzt, egal, wie nett der Hund ist. Die Leute, die Schuld daran sind, dass der Hund im Tierheim versauern, wie würde ich den Rest des Hundelebens dafür blechen lassen und als Kommune dafür sorgen, dass darüber berichtet wird. Wenn das Mitgefühl für das eigene Tier keine Rolle spielt, geht der Weg nur über den Geldbeutel.

  • Von einer kostenlosen Abgabemöglichkeit hat katzenpfote doch überhaupt nichts geschrieben.


    Das ist ja, was ich oben schrieb - die Politik müsste viel mehr Geld locker machen, um schwer vermittelbare Hunde unterzubringen und vermittelbar zu machen, aber da fehlt das Interesse.



    Ich bin nicht der Meinung, dass die Politik Geld für diesen Zweck locker machen müsste.

    So besser?


  • Boshaftigkeit würde ich niemals nicht annehmen. Naivität und Wunschdenken, ja. Oft genug auch zuwenig Informationen oder falsche Annahmen.

    Ja, aber auch andersrum: im TS gibt es doch gar nicht die Möglichkeiten, ein Tier richtig gut einzuschätzen. Tierheim, egal wie groß oder klein, ist immer Stress für die Tiere. Sie leben dort nicht in der Familie. Schon alleine deswegen kann doch gar keine gute Einschätzung darüber erfolgen, wie ein Hund dann in einer Familie und ohne Stress drauf ist? Das geht eigentlich nur in Pflegestellen (wo die Tiere höchstens in kleiner Gruppe leben, weil der Durchschnittshundebesitzer auch keine fünf Tiere hat).


    Als ich mir das ganze mit Hund und Pflegestelle etc. überlegt habe, habe ich ewig über die "Katzenverträglichkeit" recherchiert, um das mal als Beispielskriterium zu nehmen (was jetzt auch nicht total rassespezifisch ist). Die Katzenverträglichkeit wird in Tierheimen meist bescheinigt, wenn der Hund entweder im vorherigen Zuhause mit Katzen zusammengelebt hat oder, in Sonderfällen, aus irgendeinem Grund viel Kontakt zu den Katzen im Tierheim hat (Unterbringung im Zwinger direkt neben Katzenhaus, dort lebende freilaufende Katzen kommen immer mal vorbei o.ä.). Manche THs geben eine Katzenverträglichkeit an, wenn der Hund mal durchs Katzenhaus geführt wurde und dort kein auffälliges Verhalten gezeigt hat.


    So. Für meine Begriffe bescheinigt nichts von diesen Dingen eine Katzenverträglichkeit. Im vorherigen Zuhause lebten vielleicht Katzen, die Freigänger waren und kaum anwesend bzw. wenn, dann vorwiegend schlafend, sodass sich Hund und Katze gar nicht groß miteinander auseinandergesetzt haben. Wenn ich den Hund jetzt zu meinen Wohnungskatzen setze und die dem auf der Nase rumtanzen, wird der Hund vielleicht doch nicht so katzenverträglich sein. Also auch da ist eigentlich wieder eine kleine Pflegestelle von Vorteil.

    Wenn der Hund durchs Katzenhaus geführt wird und dort nicht schreiend und sabbernd am Fenster hängt beim Anblick einer Katze, ist klar, dass man den nicht zu einer Katze vermittelt. Aber eine "Katzenunverträglichkeit" wird selten angegeben.

    Und dann kommt noch der Faktor Mensch: hat der einfach Katzen, weil man die so hat, ohne groß mit denen zu interagieren oder kann er die Katze-Hund-Begegnung managen? Und wie sollen diejenigen, die die Vermittlung machen, das einschätzen können?

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