Leinenaggression bei gut sozialisiertem Junghund

  • Huhu,

    seit knapp 4 Wochen haben wir wieder einen Hund. Unsere kleine Ida (Jack-Russel-Mix?) kam im Alter von 4,5 Monaten aus dem Tierschutz. Sie ist vom Babyalter an in einem kleinen ungarischen Tierheim aufgewachsen und hat mit ca. 50 anderen Hunden jeden Alters sowie zig anderen Katzen und anderen Tieren (in Haus und Hof) zusammengelebt. Ist also eigentlich bestens sozialisiert. Ida kam mit allen Hunden gut aus, wurde aber als dominant beschrieben, wenn es ums Fressen / Ressourcen ging.
    Nun ist es so, dass Ida hier vom allerersten Tag an eine Leinenaggression zeigte. Wie würdet ihr das deuten? Sie ist ja noch so jung, gerade eben ein Junghund.
    Würdet ihr das als Unsicherheit ansehen?
    Oder zeigt sie die Leinenaggression, weil die anderen Hunde nicht zum Rudel gehören?
    Oder,letzte Option, weil sie im Rudel im Tierheim vielleicht von den anderen Hunden gestresst war? Sie kam auch mit einer kleinen (vermutlich) Bisswunde am Kopf hier an. Es ist also davon auszugehen, dass sie kurz vor der Abreise eine Auseinandersetzung mit einem anderen Hund hatte.

    Danke für eure Tipps,


    Coucou

  • Nur, weil ein Hund mit einer Horde anderer Hunde herumrennt, wird er nicht sozialisiert. Das wird er, weil er unter Aufsicht UND Anleitung mit anderen Hunden in Kontakt kommt. Bei einem Terrier liegt es ohne Anleitung nahe, dass sie sich angewöhnt hat die anderen Hunde zu kontrollieren und/oder zu jagen. Weil sie das nicht mehr ausleben kann, ist sie frustriert und pöbelt deshalb an der Leine.

  • Ok danke. Dann kann ich das besser einordnen.
    Wenn ich sie dann zu anderen (bekannten) Hunden lasse, ist alles ok. Dann versteht sie sich gut mit ihnen und will spielen. Ist dabei aber aus meiner Sicht etwas respektlos und springt ständig an den anderen (meist deutlich größeren) Hunden hoch.
    Wenn ich das unterbinde, läuft sie danach dann schön mit dem anderen Hund mit Gassi.

  • Leine pöbeln hatten alle meine Junghunde aus dem Tierschutz und auch jetzt die beiden, die zwar keine Tierschutzhunde sind, aber schon 7 Monate waren und bis dahin keine Hundebegegnungen an der Leine kannten.

    Legte sich, mit etwas erzieherischer Unterstützung bei allen. Ich hab es bisher meist als Unsicherheit empfunden und als "Keine Erfahrung mit Leinenspaziergängen, aber langsam hat man genug Hormone, sich Vertreibekläffen oder Groß tun zu trauen".

  • Ok gut, auch dir vielen Dank für deine Einschätzung.
    Teilweise klappt es schon, Ida mit einem Leckerchen vom Kläffen abzulenken. Schlimmer ist es grundsätzlich, wenn meine Kinder mit dabei sind. Dann ist Ida generell oft "wie von der Tarantel gestochen" und macht allerhand Faxen. Laufe ich mit ihr alleine, läuft sie ruhig und beinahe perfekt an der Leine.
    Wir arbeiten weiter dran!

  • Ich würd Ida den Stress nicht mehr antun, fremden Hunden (noch dazu größeren) "Hallo sagen" zu müssen.

    Wenn sie lernt, dass du zwischen ihr und den anderen stehst und sie beschützt, braucht sie sich auch nicht aufregen.

    Also mit Keksen an den Hunden vorbei ist schon mal ne gute Idee, belege das mit irgendeinem Signal ("Wir gehen weiter!) und sie weiß nach einer Weile, dass "wir gehen weiter" bedeutet, dass sie nur am Hund vorbei muss und er nicht zu ihr kommt. Das kann schon zu Entspannung führen.

    Sozial sein kann sie mit festen Hundebekanntschaften/-freundschaften.


    Wenn sie insbesondere hektisch ist, wenn die Kinder dabei sind: klar, da ist dein Fokus weniger auf ihr und der Umwelt. Da merkt sie schon selbst, dass sie selber regeln muss, also tut sie das auch. Schlauer Hund!

  • Na ja, der eine große Hund ist unser Nachbar. Da erschien es in jedem Fall günstig, dass die beiden sich anfreunden. Ida hat bei der ersten Begegnung kräftig gezetert, der sehr ausgeglichene Nachbarsriese blieb völlig unbeeindruckt und gelassen, und seither himmelt Ida den Riesen an und geht supergern mit ihm spazieren.
    Beim zweiten großen Hund (auch ein Rüde) hat sie interessanterweise gar nicht gezetert. Ich kenne den Hund und die Halter von meiner verstorbenen Hündin, die beiden haben früher super gern zusammen gespielt. Da ist sie völlig stressfrei zum Schnuppern hin.
    Und der dritte Hund, mit dem sie schnuppern durfte, war eine Französische Bulldogge, auch ein Ex-Buddy von meiner Hündin. Da hat sie kurz gemeckert, dann geschnuppert und dann wollte sie mit ihm spielen. Leider ist der Bullyrüde schon ein älteres Semester und hat nicht so mitgespielt.
    Und dann gibt es noch die Hündin einer langjährigen Freundin. Da durfte Ida natürlich auch schnuppern, weil wir mit Sicherheit öfter mal zusammen spazieren gehen werden, zumal wir nah beieinander wohnen.

    Mit "fremden" Hunden schnuppern wir nicht.

  • Mit "fremden" Hunden schnuppern wir nicht.

    na das ist doch super. Dann hat sie ihre Kontakte, mit denen sie ganz unterschiedlich umgehen kann und muss und mit denen sie sich auseinandersetzen darf.

    Und alle anderen werden ihr nun beigebracht mit "geht dich nichts an, kein Grund zur Aufregung". Dann wird das ,agnz bestimmt! Dranbleiben!

  • Wenn ich sie dann zu anderen (bekannten) Hunden lasse, ist alles ok. Dann versteht sie sich gut mit ihnen und will spielen. Ist dabei aber aus meiner Sicht etwas respektlos und springt ständig an den anderen (meist deutlich größeren) Hunden hoch.

    Klingt für mich jetzt nicht so, als wäre das Spiel. Zu einem Spiel gehört Freiwilligkeit und Freude bei beiden (!) Hunden. Wenn sie sich respektlos verhält und die anderen bedrängt, dann würde ich mal wirklich kritisch hinterfragen, ob sie wirklich spielen möchte.

    Möglich wäre zB auch, dass sie Bewegungen kontrollieren möchte. Oder dass sie rumrüpelt, weil sie überfordert, aber keine andere Strategie kennt. Man denkt schnell, dass der Hund doch weggehen würde, wenn er überfordert wäre. Aber nicht jeder Hund kann das. Es ist mMn durchaus ein zu lernender Skill, sich aus unangenehmen Situationen zu entfernen.

    Wenn ich das unterbinde, läuft sie danach dann schön mit dem anderen Hund mit Gassi.

    Das könnte zB dafür sprechen, dass sie gar nicht unbedingt spielen möchte. Denn scheinbar ist sie ganz happy, wenn du ihr die Entscheidung abnimmst und sie nicht zwingend direkt Kontakt aufnehmen/aufrechterhalten muss.

  • Wenn ich sie dann zu anderen (bekannten) Hunden lasse, ist alles ok. Dann versteht sie sich gut mit ihnen und will spielen. Ist dabei aber aus meiner Sicht etwas respektlos und springt ständig an den anderen (meist deutlich größeren) Hunden hoch.

    Klingt für mich jetzt nicht so, als wäre das Spiel. Zu einem Spiel gehört Freiwilligkeit und Freude bei beiden (!) Hunden. Wenn sie sich respektlos verhält und die anderen bedrängt, dann würde ich mal wirklich kritisch hinterfragen, ob sie wirklich spielen möchte.

    Möglich wäre zB auch, dass sie Bewegungen kontrollieren möchte. Oder dass sie rumrüpelt, weil sie überfordert, aber keine andere Strategie kennt. Man denkt schnell, dass der Hund doch weggehen würde, wenn er überfordert wäre. Aber nicht jeder Hund kann das. Es ist mMn durchaus ein zu lernender Skill, sich aus unangenehmen Situationen zu entfernen.

    Wenn ich das unterbinde, läuft sie danach dann schön mit dem anderen Hund mit Gassi.

    Das könnte zB dafür sprechen, dass sie gar nicht unbedingt spielen möchte. Denn scheinbar ist sie ganz happy, wenn du ihr die Entscheidung abnimmst und sie nicht zwingend direkt Kontakt aufnehmen/aufrechterhalten muss.

    Meinst du? Ida war bei der ersten Begegnung 4,5 Monate alt. Sind Hunde da nicht generell einfach verspielt? Ich kann es halt nicht so einschätzen, weil ich Ida noch nicht ableinen kann. Es wäre interessant zu sehen, wie sie sich ohne Leine verhalten würde. Und dann ist ja auch der starke Größenunterschied da. Ida hat noch nicht einmal eine SH von 30 cm, der Riese bestimmt eine SH von 65 cm oder mehr. Sie springt halt immer wieder an ihm hoch zur Begrüßung. Inzwischen lasse ich das nicht mehr zu, weil ich nicht will, dass sie den Nachbarn belästigt. Und im Laufe des Spaziergangs wird sie dann ruhig und läuft halt neben ihm. Dann interessieren sie auch eigentlich nur noch die Mäuselöcher.

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