Dogwalker und Trennung vom Hund

  • Indem DU aktiv wirst.

    Das klingt jetzt vielleicht komisch, die Hündin agiert und ich reagiere, aber das gibt es natürlich auch umgekehrt. Wenn ich sie anschaue und sie ist gerade mit etwas beschäftigt, dann warte ich so lange bis sie mich fragend anschaut und ich ihr körpersprachlich sagen kann, was ich möchte.

    Also genau umgekehrt. Eigentlich solltest du Kontakt aufnehmen und sie dann mit ihrer Aufmerksamkeit reagieren.

    Du wartest doch auch nicht, bis dich mal jemand anspricht, ob du was brauchst, sondern fragst direkt nach Im Kontakt mit Menschen.

    Das war klar, dass darauf jemand anspringt. Also ehrlich gesagt, bin ich froh, wenn ich mal keinen Kontakt aufnehmen brauche. Draußen im Wald möchte ich auch einfach mal nur spazieren gehen.

    Den Kontakt zu ihr nehme ich dann auf, wenn ich mit ihr spielen möchte oder wenn sie etwas suchen und/oder apportieren darf oder beim Abfragen der Tricks oder wenn wir einen neuen Trick in ungewohnter Umgebung üben - also bei der geistigen Auslastung und da reagiert sie auch freudig auf meine Kontaktaufnahme. Sie hat einen sehr hohen 'will-to-please'.

    Dass sie zwischendurch immer wieder meinen Blick sucht und erst dann weiterläuft, finde ich ganz in Ordnung. Es könnte ja irgendwas sein, ich bin gerade in den WJ und noch verpeilter als sonst - der Blick meiner Hündin erinnert mich merkwürdigerweise immer an das, was ich gerade machen wollte.

  • Warum genau soll dein Hund denn in eine (regelmäßige) Fremdbetreuung?


    Es scheint, dass da derzeit keiner etwas von hat und ich würde den Hund lieber alleine zuhause lassen. Bzw.den Fokus darauf legen das zu trainieren. Denn zb die erwähnten 4h sind jetzt nicht so lang, dass man da zwangsläufig eine Betreuung braucht.


    Ansonsten würde ich bzgl. der Dynamik zwischen euch einen Trainer aufsuchen und daran arbeiten, wie ihr einen besseren Weg findet miteinander umzugehen.


    Es scheint mir, als würde es euch beiden gut tun ein bisschen Anleitung von außen zu bekommen, da es so wirkt, als ob du manches einfach überinterpretierst und dieses „mit adleraugen Auf den Hund gucken“ gerade für unsichere Hunde die Situation oft noch schwieriger macht und sie in eine habacht Stellung bringen.


    Meine eine Hündin ist auch sehr kritisch mit Fremdbetreuung und braucht für sich auch keine anderen Menschen im Leben. Sie ist inzwischen fast 11 Jahre alt und es wird langsam besser. Sie konnte neulich mit einer Freundin von mir spazieren gehen ohne mich, die sie gut kennt. Ansonsten bevorzuge ich grundsätzlich lieber, dass unsere Hunde zuhause bleiben und hier bei uns in den Garten gelassen werden oder bei meinen Eltern auf dem Grundstück sein können.

  • Das war klar, dass darauf jemand anspringt. Also ehrlich gesagt, bin ich froh, wenn ich mal keinen Kontakt aufnehmen brauche.

    Was heißt anspringt? Du fragst wegen der Gassigänger-Problematik und das hat eben ganz massive Auswirkungen darauf. Du hälst Deinen Hund darüber eben hilflos und abhängig. Wenn Du das so magst, gut findest und weiterleben möchtest, dann geht das mit dem Gassigänger für Dich und Deinen Hund eben nicht. Oder Du findest eine Einzelperson, die das genauso macht.


    Ich persönlich finde es viel stressfreier für beide Seiten, wenn ich meinem Hund kommuniziere, was ich will. Wenn ich was von denen möchte, spreche ich sie an, wenn nicht, dann können sie Hundekram machen.

  • Wenn Du das so magst, gut findest und weiterleben möchtest, dann geht das mit dem Gassigänger für Dich und Deinen Hund eben nicht

    Möglicherweise ist das auch nur ein Teil der Problematik.


    Nach den Beschreibungen hier habe ich das Gefühl, dass es sein könnte, dass der Hund einer Aufgabe nachgeht und völlig aus der Spur gerät, weil die Aufgabe weg ist.

    Ich erahne zumindest einen gewissen Kontrollverlust.


    Ob das wirklich so ist, könnte euch ggf ein guter Trainer sagen. Da hilft keine Online-Hundeschule.

  • Da hast Du recht. Allerdings suchen sich Hundehalter häufig einen Trainer, der "gut passt". Heißt, wenn man so etwas nicht als Problem, sondern sogar als positiv wahrnimmt, wird man sich einen Trainer suchen, der die eigene Haltung bestätigt. Es gibt ja eine große Szene in der Trainerwelt, die genau so eine Unselbständigkeit und Abhängigkeit als so guten Umgang mit dem Hund propagiert und versucht jeden zu missionieren, es auch so zu machen.


    Mir tun die Hunde leid, die da reingeraten. Sie haben sehr viel Stress mit Situationen, in denen sie keinen Stress haben müssten. Und sie werden dann eben auch krank davon - so wie es hier ja auch beschrieben wird. Das muss nicht sein, finde ich.


    Was davon in dem Fall hier alles zutrifft, weiß ich nicht. Nur die paar Bausteine und Sätze, die geschrieben wurden. Ist nur ein Gedankengang, dass man vermutlich grundlegend für den Hund was ändern könnte, wenn man das möchte.

  • Danke Lara für deine ruhige (empfinde ich so) Nachricht. Die hat mir weitergeholfen.

  • Das war klar, dass darauf jemand anspringt. Also ehrlich gesagt, bin ich froh, wenn ich mal keinen Kontakt aufnehmen brauche.

    Was heißt anspringt? Du fragst wegen der Gassigänger-Problematik und das hat eben ganz massive Auswirkungen darauf. Du hälst Deinen Hund darüber eben hilflos und abhängig. Wenn Du das so magst, gut findest und weiterleben möchtest, dann geht das mit dem Gassigänger für Dich und Deinen Hund eben nicht. Oder Du findest eine Einzelperson, die das genauso macht.


    Ich persönlich finde es viel stressfreier für beide Seiten, wenn ich meinem Hund kommuniziere, was ich will. Wenn ich was von denen möchte, spreche ich sie an, wenn nicht, dann können sie Hundekram machen.

    Huch, das mache ich ganz genau so und schrieb das doch auch so. Die Blickführung des Kommunizierens wende ich an, aber der Hund eben auch. Evtl. habe ich mich schlecht ausgedrückt. Wenn der Hund sich auf den Spaziergängen zu mir umwendet, ist das doch eine Kontaktaufnahme, um mit mir in Verbindung zu bleiben. Manchmal kommt sie auch von sich aus zu mir. Dann streichele ich kurz und schicke sie wieder los. Das ist doch etwas Gutes.

  • Vielleicht wäre es sinnvoller, an dem Alleinbleiben zu arbeiten, das klingt so, als sei die Fremdbetreuung nur der Work-around, um mal irgendwas ohne Hund machen zu können? Das klingt nicht gut. Warum muss sie denn allein vor Supermärkten warten, gibt es einen Grund, dass du nicht alleinbleiben daheim übst? Oder habe ich deine Situation falsch verstanden?


    Udn zur Fremdbetreuung: Hast du mal einen Sitter probiert, der nur deinen Hund bei sich zu Hause betreut? Mein Hund käme mit der Dogwalking-Situation (fremde Person, fremdes Auto, weggefahren werden, andere Hunde) sicher schlechter klar, als bei ihrem Sitter abgegeben zu werden und ein paar Stunden neben ihm auf dem Sofa zu sitzen, wo sie nicht dauernd neue Eindrücke verarbeiten muss, sondern Zeit hat zum runterkommen.


    Du fragst nach dem Überinterpretieren: Für mich als Außenstehende liest sich das auch so, wenn du den Spaziergang nach der Fremdbetreuung so detailliert beschreibst und spekulierst, ob der Hund die Wohnungstür mit „ich werde weggegeben“ verbindet und deshalb kotzt oder von einem weißen Van der Dogwalkerin auf einen schwarzen schließt.

  • Ich würde dir wirklich ans Herz legen noch mal alle Energie in das Thema alleine bleiben zu stecken.

    Dann knallst du dir den Kühlschrank, TK und Vorratsschrank etc. voll mit Lebensmitteln, sodass du mal 2-3 Wochen nicht deshalb los musst.

    Davor ist es allerdings super wichtig, dass der Hund zuhause wirklich absolut keine große Rolle mehr spielt. Du machst deinen Alltag, den du machst und der Hund liegt und pennt. Wenn sie es mag, kannst du eine Box als schlafplatz nehmen. Der Vorteil ist: ihr seht euch nicht und selbst wenn du einen „kontrollblicK“ zum Hund wirfst, bekommt sie das nicht mit.



    Bzgl Dynamik meine ich eher alles rund ums zusammen leben. Wer trifft Entscheidungen, wer agiert, wer reagiert, wer bewegt wen, wer bestimmt die Stimmungslage etc. Das ist in der Theorie nicht gut schriftlich zu verfassen.

    Ich versuche ein kleines Beispiel: du nimmst den Futternapf und bereitest Futter vor, der Hund neben dir in hoher erregungslage. Die meisten Hunde können aber zb trotzdem auf Kommando ein Sitz machen und erst auf Freigabe fressen, die erregungslage ist aber trotzdem noch hoch. An diesem Punkt möchte ich aber zb dass meine Hunde lernen sich selbst zurück zu nehmen und geduldig mit ruhiger Haltung zu warten ohne, dass ich es mit Kommando „pseudomässig“ ruhig stelle.

    Sowas zieht sich oft total durch den Alltag, dass man quasi „Tricks“ anwendet, um augenscheinlich das zu bekommen, was man möchte, aber die Grundlage einfach nicht da ist.


    Für all das ist natürlich auch wichtig, wie du dich verhältst. Und zb dieses ständig nach dem Hund gucken, ist einfach kein Zeichen von Souveränität.

    Hunde in unserer Gesellschaft müssen leider oft Situation aushalten, die sie nicht gut finden. Da muss man sie als Mensch begleiten und selbstsicher durch bringen.

    Überinterpretiert finde ich zb. jetzt überspitzt gesagt: da hatte sie drei Minuten die Rute so, dann waren die Augen für acht Minuten etwas mehr geweitet als sonst und dreimal gehechelt aus Stress hat sie auch.


    Es ist ja nicht verkehrt das wahrzunehmen, aber es hilft nicht das so ins letzte aufzudröseln.


    Da wäre mein Ansatz auch wieder: was kann ich tun, um die Stimmung in der Situation zu verändern und nicht einfach den schnellsten Fluchtweg zu finden, um Aus der Situation zu kommen.


    Natürlich muss man das im kleinen zuhause anfangen, damit der Hund verinnerlicht, dass Frauchen beeinflussen kann, wie es mir geht, wenn der Hund mitarbeitet. Es ist sicher auch etwas Richtung konditionierte Entspannung sinnvoll.



    Ansonsten würde ich das Thema mit Hund und deiner Mutter vielleicht noch nicht ganz aufgeben, wenn du da Kapazitäten hast und eine Verbindung herstellen möchtest.


    Meine Eltern machen mit unseren Hunden vieles komplett anders, als ich es machen würde und das ist okay und darf so sein. Die Hunde können sich verdammt gut drauf einstellen, wie die einzelnen Leute in ihrem Leben ticken und was wo geht und nicht geht.

  • Okay, jetzt weiß ich zumindest, was du mit "überinterpretieren" meinst. Ich nehme in meinem Leben überall so wahr, der Hund ist nur ein Teil davon und wenn ich das nicht aufdrösele, wie erfahre ich dann, ob meine Hündin Stress in Situationen hat. Hintergrund: Ich selbst musste in meiner Kindheit die Stimmungen meiner Eltern möglichst schnell in allen Facetten wahrnehmen und mich darauf einstellen, sonst lief ich Gefahr, Opfer Schwarzer Pädagogik zu werden.


    Ansonsten habe ich das Gefühl, wieder einmal, ihr habt ein falsches Bild von mir und den Umgang mit meiner Hündin. Die Ursache für das Nach-der-Hündin-schauen liegt in unserer gemeinsamen Vergangenheit. Die ersten neun Monate hatte sie Giardien und ich wusste nicht, ob ich merke, dass sie raus muss. Wir kannten uns gerade drei Tage. Darum habe ich sie damals sehr dicht bei mir gehabt, um das zu merken. Wie es aussieht, bin ich noch in diesem Modus. Aber den kann ich ja jetzt loslassen.


    Bezüglich der Dynamik, danke, dass du genauer darauf eingegangen bist, gehe ich voll mit dir mit. Ich möchte auch nicht irgendwelche Tricks im Zusammenleben anwenden. Um mal bei dem Beispiel zu bleiben: Am Tag 1 unseres Zusammenlebens war die Hündin genau wie von dir beschrieben. Da ich selbst sehr viel Ruhe brauche, habe ich das Fütterungsprocedere 12 Mal unterbrochen, mich hingesetzt und erst weitergemacht, wenn die Hündin wieder ruhig war. Tag 2 gab es dieses Problem nicht mehr. Seit dem ist Ruhe bei der Fütterung.


    Sonst mache ich alles mit sehr viel Ruhe, wie gesagt, ich halte Lärm und Stress selbst nicht gut aus. Auch, dass der Hund zuhause keine Rolle spielen soll, als Vorübung für das Allein-Bleiben habe ich schon geübt, aber leider halte ich das nicht lange aus. Eine Box funktioniert leider nicht, aber ich habe überlegt, ein Spiegel hätte doch den gleichen Effekt. Ich gucke in den Spiegel und nicht zum Hund und sehe "alles in Ordnung". Ich sage es mir schon selbst: der Hund war draußen, ihr hattet Spaß, sie hat gearbeitet, Futter hat sie bekommen, ihr Bett ist bequem - alles in Ordnung, Iris, brauchst nicht hingucken. Dem Tier geht's gut.


    Um die Stimmung in einer Situation zu verändern, tja, dazu fehlen mir oft Lösungsansätze - darum schreibe ich hier. Aber ich flüchte nicht oder denke: "Nur raus hier." Das hilft letztlich ja nicht weiter. Wir schauen uns auch sehr viel an. Einfach einmal auf dem Weg anhalten oder sich in eine ruhige Ecke in die Bahnhofshalle setzen und den Leuten beim Treiben zuschauen oder den Traktoren, die übers Feld stauben oder den Kindern oder einem leeren Platz mitten in der Stadt (Ich sehe da ja nichts, aber Lexie ist wie gebannt und schaut sich alles an).


    Ich gebe mir sehr viel Mühe mit dem Hund. Entspannen kann ich sie auch. Ich streiche sie über dem dritten Auge im Gesicht, den Rücken und an ihren Seiten herunter aus und sie schläft ein. Ich schütze sie im öffentlichen Verkehr so gut es geht. Manchmal laufen die Leute überall. Es ist in einer Stadt nicht wirklich einfach.


    Aber ich kann den Tag noch besser strukturieren und das muss ich jetzt mal durchhalten. Das mir das nicht immer gelingt, ist ja kein böser Wille. Ich bin manchmal verpeilt, denke da nicht mehr dran und bums ist es passiert. Mist, denke ich dann, das wolltest du doch jetzt gar nicht.


    Bei meiner Mutter mache ich mir keine Hoffnungen mehr, trotzdem danke Lara, sie hat selbst schon gesagt, "wenn du den Hund mal abgeben willst, frag' nicht mich." Lexie ignoriert meine Mutter außer in ihrem eigenen Garten - da verbellt Lexie sie. Einzig, wenn ich im Haus das Zimmer verlasse und zum WC gehe, wo sie mich nicht mehr sieht, geht sie zu meiner Mutter und lässt sich trösten. Trennung, da haben wir es wieder, ist ganz schlimm.


    Ich habe einen Bekannten, den sie auch sehr gerne mag, da reagiert sie ebenso. Verlässt dieser für einige wenige Minuten ein Zimmer in seiner Wohnung und kommt dann zurück, freut sich Lexie halbtot, weil sie ihn ja so lange nicht gesehen hat. Und mit jedem weiteren Bekannten, den sie öfter mal sieht, reagiert sie genauso bei Trennung. Da sieht sie dann auf einem Mal einen Mann auf der anderen Straßenseite, der dem Bekannten ähnlich sieht (männlich, schlank) und sie will unbedingt hin. Sie jault und winselt und läuft auf zwei Beinen und dreht sich dauernd um. Einfach sehr anstrengend.

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