Ich würde in diesem Fall gar nicht mehr am Verhalten rumdoktoren, sondern auf Ursachenforschung gehen. Nach deiner Schilderung kann der Hund vieles sein: aggressiv, unsicher, schützend, verteigend und eine Mischung aus all dem. So lange du nicht weißt, was du korrigieren/therapieren musst, bringen alle Diskussionen ums "wie" nichts.
Ich würde mit den Hundebegegnungen und der Leinenaggressivität anfangen. Zum einen, weil es sich dabei wahrscheinlich um das schlimmste Problem im Alltag handelt, sowohl für Besitzer als auch Hund (Stichwort: dann lieber daheimbleiben, statt wieder Katastrophe an der Leine). Zum anderen, weil es imho am besten einzuordnen ist. Und zum dritten, weil es möglicherweise viele der übrigen Probleme gleich mitbehandelt.
Was passiert denn, wenn ihr den Hund von einem Freund/Familienmitglied/Bekannten/usw führen lasst und ein anderer Hund vorbeikommt? Selbes Verhalten? Ganz anderes Verhalten? Wie ist die Körpersprache? Relaxed? Ängstlich? Das wäre mein erster Versuch, natürlich ordentlich gesichert für alle Parteien. Und dann würde ich es - wenn möglich - mit noch einer anderen Person, die den Hund führt, versuchen. Idealerweise keine völlig Fremden, sondern Leute, die der Hund kennt, die ihn aber noch nie geführt haben. Warum? Weil es uns hilft, einzugrenzen, wieso der Hund bei euch reagiert, wie er reagiert. Wenn er bei "fremden" Leuten 1:1 das selbe Verhalten zeigt wie bei euch, dann sind tendenziell eher die anderen Hunde das Problem. Ob aus Angst, Aggressivität usw. bleibt dann wiederum rauszufinden. Aber wenn er anders reagiert - unbedingt Körpersprache beobachten/filmen lassen! - dann liegt das Problem womöglich bei euch; der Hund wacht, verteidigt euch als Ressource usw.
Angenommen der Hund hat einen überzogenen Wachtrieb. Was laut deiner Schilderung durchaus sein kann. Dann behebt eine Korrektur dieses speziellen Verhaltens unter Umständen auch viele der anderen geschilderten Probleme. Wenn er euch nicht mehr bewachen muss, kann der Hund besser und länger schlafen, flippt nicht bei jeder Katze aus usw. Wie gesagt: unter Umständen. Aber erstmal musst du rausfinden, warum der Hund so agiert. Es hilft nix, wenn die eine Trainerin sagt, Unsicherheit, soundso machen, die andere sagt, Aggro, Schlüssel werfen, und die dritte noch was anderes. Du (und jeder Trainer/jede Trainerin) müssen erstmal rausfinden, was der Hund eigentlich so scheiße findet.