Krachend gescheiterte Hundeadoption: Was habe ich falsch gemacht?

  • Ich würde sämtliche Bücher von Thomas Baumann empfehlen, zum Beispiel: "Damit wir uns verstehen. Die Erziehung des Familienhundes."


    Interessante Youtube-Kanäle: Stadtfelle Hundetraining, DogsTV, Doguniversity, Steve Kaye.

  • Und die größte Frage von allen: Wie sollte man die ersten 2 Wochen denn jetzt eigentlich gestalten? Entweder hört man da sehr viel Widersprüchliches oder ich krieg nur die Fäden nicht zusammen.

    Du wirst immer Widersprüchliches hören, gewöhn dich schon mal dran. 😉


    Das liegt in erster Linie daran, dass es nicht das eine Rezept gibt, was für alle Hunde gilt und dafür muss man auch ein gewisses Gespür entwickeln, um dann einigermaßen zügig Alternativen parat zu haben.


    Dein Beispiel mit der Leine im Hof ist da ganz gut. Es ist nicht per se eine blöde Idee, sondern es hat in eurem Fall, in der Situation und in dieser Hund-Mensch-Konstellation nicht funktioniert. Vielleicht hätte es mit einem guten Aufbau funktioniert, aber wie lange der Aufbau dann dauert, wird dir auch niemand beantworten können. Manchmal passt es einfach nicht.


    Bei uns war es damals das Box-Training. Wollte ich gerne, fand der Hund absolut doof und irgendwann habe ich entschieden, dass es die Nerverei nicht wert ist und er ist auch gut ohne eine Box groß und ein toller Hund geworden.


    Genauso Autofahrten. Du kannst dich dumm und dusselig trainieren - wenn dem Hund beispielsweise einfach schnell schlecht wird, dann liegt es nicht unbedingt an der falschen Methode, wenn es nicht klappt.


    In Foren wird sich schnell am Hundehalter abgearbeitet und es entsteht manchmal der Eindruck, bei allen funktioniert es locker, nur man selbst ist der Idiot. Ein guter (!) Hundetrainer ist da möglicherweise eine bessere Unterstützung, weil er das Umfeld, den Charakter des Hundes, dessen speziellen Bedürfnisse und vor allem auch deine Persönlichkeit ins Training einbeziehen und darauf Rücksicht nehmen kann.


    Du hast viel Input bekommen, aber ich würde im Hinterkopf behalten, dass auch von diesen Tipps nicht alles für dich und/oder deinen zukünftigen Hund passen muss. Vielleicht ist eine Hausleine bei euch schnell etabliert, vielleicht dreht der künftige Hund aber damit auch völlig durch, lernt dagegen ohne Hausleine schnell, dass er im Körbchen bleiben soll. Das kann niemand voraussagen.


    Leben mit Hunden ist immer ein wenig Trial&Error sowie konstantes Dazulernen - und jeder, der Kinder hat, wird dir auch da bestätigen können, dass eine bei Kind 1 erfolgreiche Erziehungsmethode bei Kind 2 nicht unbedingt durchschlagende Wirkung hat. 😅


    Nimm dir die Kritik nicht zu sehr zu Herzen. Das, was dir bei der Selbstreflektion hilft, nimm für dich mit und den Rest lass liegen.

  • Wovon Du aber wegkommen solltest sind so Vorstellungen oder Vorgaben wie "kein Jagdtrieb", "geeignet für Hundesport XY" usw.

    Es ist frustrierend, wenn man Vorstellungen hat und es dann in der Realität anders aussieht. Wichtiger ist, sich rechtzeitig um die Themen zu kümmern, dann kriegt man eigentlich alles in den Griff.

    Wieso? Wozu gibt es denn sonst die Rassehundezucht?

    Man muss halt realistische Vorstellungen haben und die passende Rasse aussuchen. Dann klappt das ganz hervorragend. Keiner der auf die Arbeitsleistung seines Hundes angewiesen ist oder (ernsthaft) Sport machen will, würde jemals auf die Idee sich einen ganzen Wurf zu kaufen, in der Hoffnung, dass einer vielleicht was taugt.

    Ich meine blöd laufen kann immer was. Man kann aber auch beim ersten Gassigang vom Auto überfahren werden sobald man aus der Haustür draußen ist, dann ist es auch komplett egal wie der Hund drauf ist. So plant man ja auch nicht...

  • Bin selber auch HH-Newbie und wollte erst einen aus dem Tierschutz, genau aus den Gründen die du auch zuerst genannt hattest. Nach langem Hin und Her, einlesen und gescheiterten Bewerbungen hab ich mich letzten Endes doch für einen vom Züchter entschieden, einfach weil ich mir ein eventuell später auspackendes Ü-Ei so nicht zugetraut hab als Ersthund. Der Mini ist jetzt seit 3,5 Monaten hier und wir sind langsam aufeinander eingegroovt und kommen ganz bis sehr gut miteinander klar.

    Gute Erfahrung hab ich gemacht mit dem was die anderen beschrieben haben als Fehler möglichst vermeiden von Hundeseite, also eher das belohnen was ich gut finde als etwas zu korrigieren was ich nicht möchte. Das erfordert bisschen umdenken und man muss sich daran erinnern, wirklich bewusst zu bemerken wenn der Hund sich unauffällig verhält. Das übersieht man ja sehr oft, da hatte ich den Vorteil von ü25 Jahre Kindererziehung wo es bisschen ähnlich lief.

    Beim Hund hier sind Leckerlies fast immer begeistert willkommen, deshalb bestätige ich viel mit verschiedenen Trockenfutterbröckelchen, besonders tolle Sachen (Rückruf, hundebegnung und so was) belohne ich mit zb Wurst, Käse, Quark aus der Tube.

    Ein Beispiel für die ersten Wochen zuhause: jedes Mal wenn der Zwerg sich irgendwo hingelegt hat statt an mir hochzuhopsen, hab ich kommentarlos ein Leckerlie zwischen die Pfoten gelegt. Nach zwei Wochen hat er sich bei jeder Gelegenheit hingelegt und ich hab nur noch ab und zu belohnt. Inzwischen belohne ich das nur noch draußen in "schwierigen" Situationen, zb Bahnhof, Hundeplatz, Café. Das hochhopsen hab ich zu Anfang einfach ignoriert, inzwischen macht er es nur noch wenn er wirklich was will (auf den Arm weil etwas draußen unheimlich ist, zuhause Bescheid geben dass er Langeweile hat zb), einfach weil er gemerkt hat das lohnt sich nicht (auf das raufnehmen reagiere ich, auf Langeweile fast nie), hinlegen hingegen lohnt sich oft 😊

    Dieses Prinzip lässt sich ja auf vieles übertragen, Sofa zb, da setze ich mich einfach mit auf den Boden, weil der Hund vor allem zu Anfang ja möglichst immer nah sein wollte. Da kommt auch das streicheln rein: der kleine hier liegt unheimlich gerne Kontakt, auf der Küchenbank, in der HuSchu, im Bett. Streicheln dagegen mag er überhaupt nicht. Er erträgt es und man muss schon genau hinschauen um die Beschwichtigung wahrzunehmen, aber am wohlsten fühlt er sich kontaktliegend ohne Hände 😃

    Zum Bauchgefühl kann ich nur aus meiner Erfahrung berichten, dass ich niemand bin dessen Bauchgefühl einfach so "funktioniert". Ich brauch erstmal tonnenweise theoretischen Input damit mein Bauchgefühl eine Datenbank von Möglichkeiten kriegt auf deren Grundlage es mir Empfehlungen aussprechen kann sozusagen. Deshalb hab ich auch gelesen, gegoogelt, Filme geschaut und mit Trainern diskutiert bevor der Hund hier einzog. Viele meinten dazu auch, ich solle mich mal entspannen und auf meinen Bauch hören - nö, das ist bei mir eher eine unkonstruktive Stimme ohne das nötige Wissen. MIT diesem Wissen fällt es mir jetzt aber meistens relativ leicht, Situation adhoc zu erkennen und bewerten und entsprechend zu reagieren. Und ich glaub das wird dann mit der Zeit und wachsender Erfahrung immer besser.

    Als sehr hilfreich empfinde ich dabei, mich selbst zu filmen im Umgang mit dem Hund, da sehe ich Sachen die mir ganz schnell klarmachen warum etwas geklappt hat oder eben nicht.

    Das sind meine persönlichen two cents zum Thema, so von Anfänger zu Anfänger 😅

    Hoffe sehr, du findest bald DEN Hund für dich und verfolge deine Geschichte gespannt weiter 🤞🏼😃🍀

  • Warum ist das Anleinen am Hof problematisch? Er kannte den Hof schon, also “neue Umgebung auschecken” ist nicht so wahrscheinlich. Oder?

    Oder!!! Der Hund war gerade mal 2-3 Tage insgesamt bei dir. In dieser Zeit hat der noch nichts wirklich kennengelernt. Hunde lernen stark situationsbezogen und generalisieren sehr schlecht. Wenn du den Hund auf den Hof lässt zu einer anderen Tageszeit dann hast du abweichende Lichtverhältnisse / Schatten, andere Geräusche, andere Gerüche (z.B. von anderen Gassigängern), ihr habt euch anders benommen (heißt gearbeitet und seid nicht an seiner Seite gewesen) - nur weil der den einmal abgeschnüffelt hat heißt das nicht dass er sich dort sicher und zu Hause fühlt.

    “Der KONNTE nicht verstehen, was gemeint ist mit Fingerzeig und Körbchen. “

    Falsch. Einfach falsch. Haben aber viele angenommen, keine Ahnung warum.

    Er KANNTE “Körbchen” und hat es an Tag 1 super umgesetzt.

    Er wird es ja bis Tag 2 nicht vergessen haben. Daher mein Eindruck, dass sein “Nö. Ich sitz hier und guck dich einfach weiter an. Was willst du dagegen tun?” eher das Grenze-testen war. Der Vergleich mit “Mandarin sprechen und am Ärmel ziehen” ist ein sehr verständlicher, trifft hier aber mE nicht zu.

    Hier genau so. Am ersten Tag hat er deine Geste zufällig richtig interpretiert - oder wollte gerade zufällig das Körbchen inspizieren. Es ist ein Hund - nein, der kannte das Signal "Körbchen" nicht!!! So etwas dauert viele Wiederholungen bis es verstanden und am besten auch noch positiv belegt ist.

  • Ich finde es gut, dass du dazu lernen willst.


    Ich greife mir mal ein paar Sachen raus...

    Ich war zu ungeduldig. Ja, dann versucht er eben 4x, ob er aufs Sofa darf. Dann mache ich nur 4x die Grenze und weiter nix, schon garnicht deutlicher werden. Verstanden.

    Nicht wirklich verstanden, nein.

    Warum macht man mit einem neuen Familienmitglied vom ERSTEN TAG an einen Konflikt auf?

    Der Hund hat deine Nähe gesucht. Wenn man ihn nicht auf dem sofa haben will, dann setzt man sich halt solange mit auf den Boden und bietet Nähe an.

    Man muss da keinen Grundsatzkonflikt draus machen.



    Dass Überbeugen auf der Droh-Skala von 1-10 eher eine 7 ist, war mir tatsächlich nicht klar. Hatte

    2 oder 3 geschätzt. Verstanden.

    Man sollte seinen Hund gar nicht bedrohen, schon erst recht keinen fremden Hund. Weder mit einer 2 auf der Skala, noch mit einer 7 - und Drüberbeugen ist mMn auch keine 7, sondern mehr.


    Warum denn überhaupt drohen? Du fandest es auch sehr unangenehm, von deinem Hund bedroht zu werden - aber du hast damit angefangen. Warum



    Dass er aber auch von sich aus das Drohen anfängt, wo er doch so unsicher ist wegen Einzug und Co., kann ich mir immernoch nicht erklären.. Wenn ich so unberechenbar und bossy für ihn war, hätte er doch auch einfach auf Abstand gehen können?

    Ja wie denn? War die Haustür offen?

    Im Ernst: Dein Hund hatte gerade seinen Sozialverband verloren. Er hat Anschluss und sicherheit gesucht. Wurde aber weggeschickt, auf Abstand gehalten und bedroht und befand sich in einem enormen inneren Konflikt.

    Wie ein Kind, das sich von seinen Eltern nicht geliebt fühlt - aber abhängig ist. Warum gehen 4jährige dann nicht einfach den Eltern aus dem Weg, wenn diese sie schlecht behandeln?

    Hunde sind vom Menschen so geformt, dass sie sich auch noch anschliessen ("treu sind") wenn sie schlecht behandelt werden. Das gibt einem als Hundehalter eine enorme Macht.


    Dass er versucht hat, dir fernzubleiben und sich deinem Freund anzuschliessen hast du ja bemerkt. Ob das Umkreisen wirklich Drohen war oder ob der beschwichtigt hat, kann man deinen Schilderungen nicht entnehmen.

    - Und die größte Frage von allen: Wie sollte man die ersten 2 Wochen denn jetzt eigentlich gestalten

    Das kommt auf den Hund an. Auf jeden Fall empathischer.

    Warum ist das Anleinen am Hof problematisch?

    Das ist für viele Hunde ganz schwer wegzustecken. Meiner beisst die Leine durch...


    Die Begrenzung durch die Leine ist für Hunde viel schwerer zu verstehen als eine Tür oder ein Zaun. Damit fängt es schon mal an. Dann hatte er ja enorm Frust weil er gerne bei euch sein wollte (siehe oben, gerade Sozialverband verloren).

    Und dann bewegt ihr euch auch noch, während er fixiert ist.


    Völlig klar, dass das zuviel war. Und man kann Frust nun mal nicht einfach verbieten.

    - Thron: Ok, da hab ich anscheinend flappsig ein negativ konnotiertes Wort benutzt. Ich meinte damit, dass es ja durchaus Hunde gibt, die austesten, wie weit sie gehen können, um ihren Willen doch noch zu bekommen. (Korrigiert mich, wenn ich falsch liege, aber ist das nicht sogar die Mehrzahl der Hunde, die das mal auscheckt?)

    Hunde lernen mit Trial and Error. Der macht was und guckt was passiert. Der kann ja deine Worte nicht verstehen oder Gedanken lesen. Das empfindest du dann als "Testen".


    Ich hab gar nix dagegen, ein klares "so nicht" zu setzen. Dazu muss man aber erst mal Regeln aufstellen, verinnerlichen (also der Hund) und die Vertrauensbasis haben, dass der Hund das einordnen kann.


    Dein Anfangspost hat an ganz vielen Stellen eine typische Vorstellung durchscheinen lassen - Thron, Testen, Rangordnung usw usf. Versuch dich davon mal zu lösen. Konsequenz ist wichtig, Regeln, Führung JA - aber diese Brille durch die du da schaust, ist nicht gut.

    - “Der KONNTE nicht verstehen, was gemeint ist mit Fingerzeig und Körbchen. “

    Falsch. Einfach falsch. Haben aber viele angenommen, keine Ahnung warum.

    Er KANNTE “Körbchen” und hat es an Tag 1 super umgesetzt.

    Nö. Das war eher ein Zufallstreffer, auf dem man hätte aufbauen können, aber gefestigt war das auf keinen Fall.

    Hunde lernen komplett situationsbezogen. Bis sowas generalisiert ist, dauert es Wochen. Da er erst einen Tag bei dir und in der neuen Umgebung war, ist es ausgeschlossen, dass er das "kannte".

    Du verwechselst auch noch "Hingehen" mit "Dort Bleiben", das sind aber VÖLLIG verschiedene Sachen.


    Körbchentraining ist eine super Sache, funktioniert aber ganz anders. Und schon gar nicht sollte das Körbchen als Strafmassnahme in irgendeiner Weise genutzt werden.


    Generell wäre mein Tipp: Versuch dich in den Hund hineinzuversetzen. Gerne auch "vermenschlichen" im Sinne von, gestatte ihm gerne Emotionen in deiner Vorstellung, so wie Angst, sich zurückgewiesen fühlen, verwirrt sein usw.

    Und nicht solche komischen Sachen wie "Testen" usw.

  • An Büchern würde ich noch hinzufügen:

    -"Die Dominanztheorie bei Hunden" von James O'Heare (oder alternativ dazu die wohl weniger wissenschaftlich geschriebenen Bücher "Dominanz- Tatsache oder fixe Idee von Barry Eaton oder "Das Alpha Syndrom" von Anders Hallgreen)

    -"Hundeverstand" von John Bradshaw. Ist auf einem ziemlich aktuellen wissenschaftlichen Stand, viel Text, wenig Bilder.

    "Die Weisheit der Wölfe" von Elli Radinger. Ja, es geht um Wölfe, nicht um Hunde, aber es räumt gründlich mit dem längst überholten Bild von Wölfen auf und ändert dadurch auch den Blick auf Hunde und ihr Verhalten.

  • Was ist an ausgestrecktem Finger ungünstig? (Wohlgemerkt: Nur Finger. Das mit Arm→zeigen→man beugt sich leicht über habe ich verstanden.) Was ist denn ein besseres Signal?

    Hunde können Gesten mindestens so gut lesen wie ein Mensch.

    Und dir ist der Unterschied zwischen einem "Oh, schau mal ein Vogel"-Deuten und einem "DU!!! Wage es ja nie wieder...!!!"-Deuten ja auch klar oder?

    Da zählt, wie bei allem anderen eben die gesamte Körpersprache und nicht nur ein Finger.


    Warum ist das Anleinen am Hof problematisch?

    Das anleinen.

    Wenn ich nicht zu faul wäre würde ich dir mal ein Video machen.

    Einmal mein Hund in der freien Ablage, einmal ablage mit Leine am Boden und einmal Ablage festgebunden. In zweien von den Fällen würdest du einen Hund sehen der bombenfest liegt, egal was ich mache... und einmal einen Hund der sich aufführt als würde ihn jemand ermorden wollen (ja, das habe ich mit dem Alten nie geübt). Es ist für Hunde einfach ein Unterschied. Wäre es für uns Menschen auch. Etwas (was man nicht tun will) freiwillig tun und mit Fesseln dazu gezwungen werden, das ist ein riesiger Unterschied.


    - Welche Bücher würdet ihr denn so empfehlen?

    Keine, ich würde dir praktischen Umgang empfehlen. Vorzugsweise im Beisein von Leuten die wissen was sie tun (also wirklich wissen und das nicht nur behaupten).


    - Und die größte Frage von allen: Wie sollte man die ersten 2 Wochen denn jetzt eigentlich gestalten? Entweder hört man da sehr viel Widersprüchliches oder ich krieg nur die Fäden nicht zusammen. Um konkrete Beispiele zu geben:

    - Trainer hinzuziehen (wegen meiner Körpersprache) ja oder zu früh für so viel Action und sinnlos, weil noch keine Bindung da?

    - Leckerlies und kleine Apportierspiele ja oder zu früh?

    - Hund streicheln ja oder nein, weil er sich wohler fühlt, wenn er erstmal nur “unbeobachtet” teilnimmt?

    - Auch mit einem bewegungsfreudigen Hund erstmal nur zum Pipimachen Gassi: Ja oder dreht er dann aufgrund Bewegungsmangel durch?

    Die Antworten sind so unterschiedlich weil teilweise das Gleiche aus unterschiedlichen Blickwinkeln gesagt wird und v.a. weil man nichts pauschalisieren kann. Geh auf den Hund ein, lerne von ihm wie man mit ihm umgehen muss und arbeite ihn nicht anhand eine Checkliste ab.


    - Nein, ich nehme NICHT an, dass der Hund ein Computer/Sklave ist und nichts zurück kriegen soll für Kooperation. Dachte, das käme bei “Möchte ein Mensch-Hunde-Team” werden raus. Sonst hätte ich geschrieben: Ziel ist Hobby-Diktator. ;-P

    :ka: ich interpretiere das was du schreibst. Ich kann falsch liegen. Oder du kannst mal drüber nachdenken ob du wirklich auf den Hund eingegangen bist oder nicht doch zu sehr erwartet hast, dass er einfach funktioniert.


    - Thron: Ok, da hab ich anscheinend flappsig ein negativ konnotiertes Wort benutzt. Ich meinte damit, dass es ja durchaus Hunde gibt, die austesten, wie weit sie gehen können, um ihren Willen doch noch zu bekommen. (Korrigiert mich, wenn ich falsch liege, aber ist das nicht sogar die Mehrzahl der Hunde, die das mal auscheckt?)

    Von der Alpharüden- und “Setz dich mal so richtig durch!”-Theorie ist nicht so viel zu halten, soweit ich gehört hab, also son Zeug meinte ich mit “Thron” nicht.

    Nö, nicht so wie du meinst, und vor allem nicht im Erwachsenenalter.

    Das ist u.a. das was ich meine mit kein Sklave/Computer. Nur weil der Hund was tut was du nicht willst, heißt das nicht, dass er dich gerade testen will. Es heißt erstmal einfach nur, dass er keinen Bock hat zu tun was du willst. Und zu 99% heißt es auch bei näherer Betrachtung, dass der Hund da einfach nur gerade anere Wünsche ans Leben hat als du. Hunde die als erwachsene nochmal echt mit voller Absicht und systematisch testen sind selten. Und, vorsicht, testen heißt nicht automatisch Grenzen/Rangordnung testen. Es kann auch sein, dass er zB testet ob er dir vertrauen kann.


    Und das hier:

    Ich hatte mich informiert, und gelesen, dass man Hunden Grenzen setzen sollte, um ihnen subtil klar zu machen, dass sie nicht der Chef und/oder für Alles verantwortlich sind.

    IST Alpha-Gedöns. Nur weil manche es mit mehr Gewalt durchziehen und andere mit weniger, ändert das am Grundgedanken nichts.


    - Also: das Ignorieren war erst, NACHDEM er steifbeinig auf mich zu kam. Auf Anraten diverser Leute mit Hund. Ich hatte die Hoffnung, dadurch de-eskalieren zu können.

    Ignorieren ist aber kein deeskalieren.

    Das ist das was irgendwer mit Schauspielerei betitelt hat. Wenn dir jemand eine Waffe unter die Nase hält, dann deeskalierst du doch auch nicht, indem du so tust als wäre die Person Luft. Nein, du würdest beschwichtigen, das sind ganz andere Signale. Relativ unverselle Signale übrigens, die Hunde auch ohne Übung sehr intuitiv verstehen.


    "ich will den Hund jetzt rein zum Spaß schikanieren"

    Da ich zu denen gehört habe die das Wort verwendet haben:


    Das hier

    dass man Hunden Grenzen setzen sollte, um ihnen subtil klar zu machen, dass sie nicht der Chef [...] sind.

    ist Schikane. Grenzen setzt man, weil und wo sie sinnvoll sind. Alles andere sind Machtspielchen bei denen der Schwächere schikaniert wird.


    Übrigens, auch das mit dem Verantwortlichkeiten entziehen hilft nur bei einem Hund der da ein Thema damit hat. Das einfach mal pauschal mit jedem Hund durchzuziehen ist ebenfalls Schikane.

    Ist es wirklich. Ein Hund der in seinem Fachgebiet kompetent ist will nicht wie ein unmündiges Sofakissen behandelt werden (schon gar nicht von jemanden der seine höheren Kompetenzen noch nicht bewiesen hat). Nicht dass ein Mensch überhaupt dazu in der Lage wäre einem Hund in seinem Fachbereich auch nur das Wasser zu reichen, aber das lassen wir mal dahingestellt.

    Die wissen, was sie leisten, die wissen, dass der Mensch ohne sie blöd dastehen würde. Und die ziehen da auch wirklich merklich Selbstvertrauen raus. Und mit genügend Erfahrung steht so ein Hund dann auch da und sagt dir "Ne, was du da planst ist Schwachsinn, wir machen das so.", wenn du als Mensch was Dummes machst. Und ein erfahrener HF sagt da nur "okay" und vertraut dem Hund (außer er hatte einen guten Grund das "Dumme" zu tun?.

    Also genau das Gegenteil von Verantwortlichkeiten entziehen und immer Chef sein, DAS ist ein Team, beide bringen ihre Kompetenzen ein, vertrauen sich gegenseitig und kommen so gemeinsam zum Ziel. Okay, das ist für den Begleithundebereich meist unwichtig oder zumindest nicht so deutlich sichtbar, aber das ändert nichts am Prinzip.


    Merke: Keine präventive Behandlung von Symptomen, wenn es die gar nicht gibt. Zumindest wenn man Zusammenhänge und Auswirkungen nicht absolut sicher komplett versteht. Das gilt nicht nur für die Medizin, sondern genauso auch für soziales Miteinander.

    Deswegen auch der Rat oben, nicht per Checkliste, Bücherwissen oder sonstwas ran gehen. Sondern einfach offen und neugierig auf den Hund zugehen und sich entspannt auf das Kennenlernen einlassen. Wenn du dann Probleme erkennst, kein Problem. Wir sind hier, viele kompetente Hundetrainer sind da draußen. Da wird dir also noch ausreichend schnell geholfen, WENN es notwendig ist.



    PS: “Und da sie in so ziemlich allem was der Hund getan hat, einen Angriff auf den Thron gedeutet hat, kann man in etwa erraten welcher Art diese Videos waren.” Ach ja? Welche denn, das würde mich jetzt schon sehr interessieren. *grins* Nee komm, ich mach’s dir leicht. DogsTV und Steve Kaye. Einige Folgen Hundeprofi.

    Dass ich es erkenne, wenn der Hund in der anderen Ecke steht, ich komm rein und er rennt auf mich zu und umkreist mich steif, das musst du mir einfach glauben. Egal, wie man das Verhalten interpretieren muss, aber die Beobachtung ist ja nun wirklich nicht so schwer festzustellen.

    Ich schaue keine YT Videos um was über Hunde zu lernen, ich habe also außer vom Hundeprofi (und von Rütter halte ich wenig) noch nie von denen gehört. Es geht auch nicht darum wer das verbreitet, es ging um die Lerntheorien dahinter und.... ja... ich könnte jetzt den Satz mit dem Chef noch ein drittes Mal zitieren......

  • Ich hab grad nicht viel Zeit um ausführlich zu antworten.


    Bzgl Youtube sind die Videos von Victoria Stilwell ebenfalls empfehlenswert. Ist zwar auf englisch ( wobei es sicher irgendwo auch Folgen auf deutsch gibt, wurde ja vor paar Monaten auf Sixx ausgestrahlt), aber sie erklärt der vieles sehr verständlich aus Hunde Perspektive und wie das Verhalten der Besitzer auf ihren Hund wirkt.


    Man muss zu Büchern, Videos und Co aber definitiv sagen :

    Das ist Theorie, die ersetzt natürlich keine Praxis.

    Ist wie mit Auto fahren :

    Man kann theoretisch super viel über das Auto und die StVO wissen, deswegen kann man aber noch lange nicht Auto fahren.

    Im Umkehrschluss ist es gut und wichtig in der Theorie zu wissen wie sich Hunde mitteilen, wie man sie besser verstehen kann, was man davon für sich selbst mitnehmen kann. Aber trotzdem muss man sich sa erstmal bissl rein fuchsen und auch aufpassen dass man nicht zu verkopft an die Sache ran geht. Das meiste funktioniert dann eher aus dem Bauch heraus, aber brauchen tut man Wissen trotzdem.

    Ich hoffe man versteht wie ich das meine :)

  • “Fass mich nicht an, sonst gibt’s Ärger!”

    Dass er aber auch von sich aus das Drohen anfängt, wo er doch so unsicher ist wegen Einzug und Co., kann ich mir immernoch nicht erklären.. Wenn ich so unberechenbar und bossy für ihn war, hätte er doch auch einfach auf Abstand gehen können? Ich kam zur Tür rein, er war am anderen Zimmer-ende. Warum kommt er dann extra zum drohend Umkreisen zu mir, statt froh zu sein, seine Ruhe zu haben?


    Das ist je nach Hundetyp völlig normal, wenn man sie nicht anständig behandelt :ka:


    Meine 1. Hündin war genauso. Sie hat null Respektlosigkeiten toleriert. Für sie waren Drohungen (und du hast deinen Hund bedroht, alleine das Drüberbeugen und körpersprachliche Vertreiben) ein absolutes No Go und jeder Mensch hat sich damit in den tiefen Minusbereich der Sympathieskalar befördert - langfristig, teils über Jahre.


    Weggehen wäre ihr da nie in den Sinn gekommen, ihre Lösungsstrategie für Probleme war halt Angriff.


    Nebenbei war sie sehr kooperativ und hat feine Grenzen gut verstanden. Der richtige Trainingsweg wäre über Vertrauensaufbau und Kooperation gewesen, Druck ist bei diesem Hundetyp katastrophal.


    Das tolle an diesem Hundetyp ist, dass man den anständigen Umgang mit Hunden lernt. Sie verzeihen keine Fehler, also muss man schnell lernen.

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