Krachend gescheiterte Hundeadoption: Was habe ich falsch gemacht?

  • Boah...danke an alle Vorschreiber einfach mal ganz pauschal! Das spart mir jetzt echt viel tippserei. :gut:


    Da bleibt mir nur zu hoffen, dass sich die TE das alles noch ein paarmal durchliest, in sich geht und gut drüber nachdenkt. So ein bisschen in die richtige Richtung denkt sie ja bereits. :smile:


    1. Vergiss dieses ganze "Dominazgedöns" - warum haben hier fast alle erklärt.

    2. Arbeite dich unbedingt noch viel weiter in die hundliche Kommunikation ein - lerne Hunde lesen!

    3. Bleib bei allem, was du machst mit Hund authentisch. Nicht schauspielern!

    4. Les dich in die Lerntheorie ein - kannst nur profitieren davon.

    5. Gib dir und ggf deinem zukünftigen Hund viel mehr Eingewöhnungszeit/Zeit dich kennenzulernen/Zeit zu lernen, wie die Regeln sind. (bitte da in Wochen bzw Monaten denken, nicht in Tagen...)

    6. Vergegenwärtige, dass Hunde sehr schwer generalisieren. Setze lieber einmal zu oft voraus, dass er etwas noch nicht kann oder kennt als anzunehmen "der kann das ja schon" und dann den meistens falschen Schluss draus zu ziehen: "der mag bloss nicht / der testet aus / der diskutiert mit mir".

    7. Lerne möglichst viel über das Deeskalations/Eskalationsverhalten bei Hunden und Google mal die "4Fs"


    und zum Schluss auch von mir ein guter Rat, der auch schon von fast allen Mitschreibern gegeben wurde: Jeder Hund ist anders, jeder Hund reagiert anders wenn man ihn zu sich holt, jeder Hund braucht unterschiedlich lang um "anzukommen". Aber noch keiner meiner Hunde (und das waren schon ein paar im Laufe der Zeit) wollte jemals die Weltherrschaft übernehmen, ehrlich nicht!! Weder mein allererster Hund noch der Jetzige. Und ich hab wahrlich viele viele Fehler gemacht. Sie haben sie mir alle verziehen.

  • Ob eine Begleithundrasse wirklich sinnvoller ist, würde ich nicht unbedingt sagen. Das sind vergleichsweise einfache Hunde, die sich nicht gern am Halter reiben, das schon. Aber weil sie so klein sind, werden sie auch häufiger unterschätzt, ihre Kommunikation überhört und ihre Grenzen überschritten. Ich persönlich würde in deinem Fall wohl was Robustes, Nettes wie einen Labrador nehmen.

    Oh, bitte nicht. Ich bin das (ohne pissig werden zu wollen) echt leid, dass in solchen und anderen gewissen Fällen zum Labrador geraten wird, weil die ja 'so nett und robust und anfängerfreundlich' sind . Labrador Retriever sind (auch) sensibel und möchten, dass mit ihnen vernünftig kommuniziert wird.

    Und Lenti hatte ja nun einen augenscheinlichen Labrador- Mix, mit dem sie nicht klar kam.

    Nach längerer Suche einen netten Hund gefunden.

    - 2 Jahre, kniehoch, kurzes Fell. Ob Labrador oder Kampfhund drin ist, daran schieden sich die Geister der Tierpfleger.


    Ich würde vom nächsten,eigenen Hund erstmal Abstand nehmen. Weiter Erfahrungen als Gassigänger suchen und mich mal in Kommunikation und Körpersprache im echten Leben schulen lassen. Wenn das Tierheim, wo Lenti Gassigeher war, das nicht leisten kann, würde ich mal die Hundeschule kontaktieren, in die der Hund später gehen soll und mal an den Kursen als Zuschauer ohne Hund teilnehmen.

  • Ein Hund ist ein hochsoziales, sehr lernfähiges, äusserst anpassungsfähiges Tier.


    Das ist kein hirnloses Wesen, kein Untertan, und auch nichts, was man irgendwie beherrschen oder bekämpfen muss.


    Mit der Einstellung konnte das nur nach hinten losgehen.

    Der Hund hat sehr sauber kommuniziert. SEHR!


    Ein anderer, weniger souveräner Hund hätte dich eventuell geschnappt.

  • Jeder Hund möchte, dass mit ihm vernünftig kommuniziert wird. 🤷‍♀️ Deswegen auch der dringende Rat, sich da weiterzubilden, bevor egal welcher Hund einzieht.


    Aber die meisten Labradore sind doch DEUTLICH dickfelliger als ein Havaneser oder ein Pudel. Was ich ja gar nicht negativ finde oder sagen will, dass man mit denen keine feine schöne Kommunikation haben kann und geniale Sachen mit denen machen kann. Ich kenne viele Labradore, die Assistenzhunde sind und wer einen Labrador (der nicht komplett fettgefüttert ist) mal bei vernünftigem Dummytraining gesehen hat, wird auch nicht behaupten, dass das Schlaftabletten sind, die keine Ansprüche haben. Ich mag Retriever. Aber es gibt schon Gründe, warum die als Familienhunde so beliebt sind, auch bei Leuten, die eben nicht Profis in Sachen Kommunikation mit Hunden sind. Die kriegen hat normalerweise keine Sinnkrise, wenn jemand mal trampeliger ist.


    Da finde ich den Rat zu einem sensiblen Kleinhund deutlich fraglicher.

  • Auch wenn ich mir damit nun keine Freunde mache: Lenti von einem eigenen Hund aufgrund der Schilderungen abzuraten, finde ich echt hart.


    Wenn ich mich so umschaue, dann bringt die TE schon so viel mehr an Vorbereitung, Reflektionsvermögen und Reife mit, als 85 Prozent aller durchschnittlichen Hundehalter, die mir im Alltag so begegnen.


    Ich glaube zudem, dass fast alle hier im Forum ihr Wissen und ihre Erfahrungen im Laufe der Jahre „am lebenden Objekt“ erworben haben. Allenfalls überlegen würde ich, ob bestimmte Rassen oder Hunde ohne bekannte Historie das Richtige als Hundeanfänger sind. Da sind eben oft noch ein paar mehr Herausforderungen zu meistern als bei einem vernünftig sozialisierten Begleithundewelpen.

  • Auch wenn ich mir damit nun keine Freunde mache: Lenti von einem eigenen Hund aufgrund der Schilderungen abzuraten, finde ich echt hart.

    Hat doch keiner. Das Maximum hier war, dass angeraten wurde nicht sofort nach einem neuen Hund zu schauen.


    Wenn ich mich so umschaue, dann bringt die TE schon so viel mehr an Vorbereitung, Reflektionsvermögen und Reife mit, als 85 Prozent aller durchschnittlichen Hundehalter, die mir im Alltag so begegnen.


    Ich glaube zudem, dass fast alle hier im Forum ihr Wissen und ihre Erfahrungen im Laufe der Jahre „am lebenden Objekt“ erworben haben.

    Ja, und so wie das klingt ist das, mal wieder, das Problem hier. Zu wenig Kopf, zu wenig auf den Hund selbst geachtet.

  • Nein, niemand hat gesagt, dass die TE sich nie einen Hund zulegen soll, aber es gab verschiedene Beiträge, die ihr durch die Blume oder direkt sagen, dass sie aktuell nicht reif genug dafür sei. Und das sehe ich eben nicht so, weil ich sie und ihre Geschichte eben auch anders und vielleicht positiver als viele andere hier wahrnehme.


    Ich halte den angesetzten Maßstab hier im Forum schon teilweise für heftig und die Ratschläge - dafür dass man den anderen ja nicht mal kennt - nicht immer für sehr zugewandt und wertschätzend.


    Hier wird positive Bestärkung beim Hund propagiert und oft vergessen, dass das genauso für den Umgang mit Menschen hilft. 😉


    Aber das nur am Rande.

  • Vielleicht noch einmal anders angesetzt: Du darfst deinem Hund Zeit geben anzukommen und überhaupt erst einmal zu verstehen, was passiert ist und was gerade passiert. Und du darfst mit ihm eine liebevolle, vertrauensvolle Beziehung aufbauen und so nett zu ihm sein, wie du es sein möchtest. Oder Bindung, wie man es nennen möchte.


    Ein Hund, den man neu übernimmt weiß ja nicht, was jetzt eigentlich los ist. In diesem Fall war es für den Zweijährigen mindestens die dritte Station in seinem Leben bei neuen Menschen. Er weiß nicht, dass das sein neues Zuhause ist, dass die Fremden, von denen er jetzt abhängig sind, ab jetzt "seine" Menschen sind. Er weiß ja nicht einmal, ob sie ihn regelmäßig füttern werden und dafür sorgen, dass er rechtzeitig nach draußen kommt, wenn er mal muss. Er merkt das erst mit der Zeit.


    Bis dahin muss er sich in völlig neuen Gegebenheiten zurechtfinden. Das fällt selbst uns Menschen, die wir sprechen und uns informieren können, sehr schwer. Selbst in Situationen, in denen wir viel mehr Wissen und Orientierung haben wie z. B. der erste Tag in einer neuen Arbeitsstelle oder alleine auf einer Party auf der man niemanden kennt, fühlen wir uns unwohl, unsicher und verletzlich.


    Bei Tierschutzhunden liegt außerdem ja oft zumindest ein Teil ihrer Vergangenheit im Dunklen. Gerade mit Handlungen wie Anbinden, Bedrängen und Bedrohen wäre ich da extravorsichtig, man weiß einfach nicht, was der Hund da schon erlebt hat.


    Ein Hund geht auch nicht kaputt oder schnappt über, wenn man auf ihn Rücksicht nimmt bzw. einfach ganz normal auf ihn eingeht. Im Gegenteil, in vielen Aspekten "funktioniert" der Hund als soziales Wesen ähnlich wie der Mensch. Eine Freundschaft entsteht nicht durch Grenzen setzen.

    Darum wird ja auch das Konktaktliegen gerade in der ersten Zeit empfohlen, falls der Hund es mag oder sogar sucht.


    Natürlich ist Grenzen setzen im Alltag immer mal wieder ein Thema, genau wie auch mit Menschen. Aber es ist - zumindest hier - ist es nicht das wichtigste Thema.


    Welches Buch mir beim Nachdenken über deinen Thread noch eingefallen ist, ist "Wege zur Freundschaft" von Ulla Reichmann. Da geht es eigentlich um jagende Hunde, ich glaube, sie hat später auch genereller geschrieben. Vielleicht kein Buch zum Kaufen, sondern eher mal zum aus der Bibliothek ausleihen und Reinlesen.

  • Du darfst vor allem unsicher sein, keine Ahnung haben was der Hund meint oder wie du den erziehen oder managen kannst. Das kann man lernen. Am besten praktisch. Vl suchst du dir schon mal eine Hundeschule und guckst zu und redest mit dem/der möglichen Trainerin.

    Such dir unbedingt Praxis. Und mitlaufende Anleitung. Vorher.Vor allem wenn es ein erwachsener Hund sein soll.

  • Wenn ich mich so umschaue, dann bringt die TE schon so viel mehr an Vorbereitung, Reflektionsvermögen und Reife mit, als 85 Prozent aller durchschnittlichen Hundehalter, die mir im Alltag so begegnen.


    Ich glaube zudem, dass fast alle hier im Forum ihr Wissen und ihre Erfahrungen im Laufe der Jahre „am lebenden Objekt“ erworben haben.

    Ja, und so wie das klingt ist das, mal wieder, das Problem hier. Zu wenig Kopf, zu wenig auf den Hund selbst geachtet.

    So ähnlich sehe ich es auch. Abgesehen von vielem was schon geschrieben wurde, fehlt für mich die Emotionalität, die Empathie und der gemeinsame Spaß. Wir haben Hunde doch nicht damit sie einfach funktionieren, sondern in erster Linie, weil wir sie gerne haben.

    Ich denke ein Hund der gerade umgezogen ist, sollte doch etwas mehr aufgefangen werden. Dafür würde ich mir schon ein paar Tage Zeit nehmen. Wichtige, grobe Regeln kann und soll man natürlich sofort klarmachen. Aber auf dem Hof lange Zeit angeleint liegen, während die Menschen rumwuseln, ist wirklich die Königsdisziplin der Impulskontrolle. So in etwa wie wenn ein Kindergartenkind lange Zeit nichtstuend auf einem Stuhl sitzen soll, während die anderen spielen.

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