Positive Verstärkung bei Pferden

  • Was ich über Leckerlies beim Pferd gelernt habe: Kauen beruhigt.

    Pferde, die wirklich kurz vorm Explodieren stehen, nehmen kein Leckerlie an.

    Leckerlie habe ich oft ganz gezielt zum "runterfahren" genutzt, gepaart mit eigener Ruhe und geführter Bewegung des Pferdes hat es immer zum Ziel geführt, dass das Pferd mir gegenüber wieder aufmerksamer wurde und sich - Stück für Stück - wieder mehr von mir führen ließ.


    Wir haben bei uns ein Pferd am Stall, den wir nur als "nervöses Hemd" bezeichnen, und einen Traber.

    Das "nervöse Hemd" ist für den Weidegang immer so aus der Box geprescht, dass du als Mensch höllisch aufpassen musstest bloß nicht im Weg zu stehen, du wurdest sonst überrannt.


    Da ich wegen meines zu dem Zeitpunkt kranken Pferdes mehrere Monate täglich am Stall war und die Pferde raus auf die Weide und auch wieder rein in den Stall gebracht habe, habe ich diesem "nervösen Hemd" ein Ritual beigebracht - er wartet bei geöffneter Box auf meine ausgestreckte Hand, auf der ein Leckerchen für ihn liegt, nimmt es und schreitet dann zügig, aber ruhig aus der Box, die Stallgasse lang, über die Betonplatte vor der Halle, und trabt dann gelassen das Stück zur Wiese rauf.

    Das gleiche Spielchen beim Traber - der ist immer über die Betonplatte galoppiert, was seiner Arthrose nicht gut tat.

    Bei uns am Hof habe ich den Ruf weg, wie ein Röhrchen Valium auf die Pferde zu wirken ...


    Fressen entspannt und macht glücklich.

    Mit einem verbalen Lob gebe ich meinem Pferd ein Feedback, dass es etwas gut gemacht hat - aber eine Belohnung ist das nicht.

    Ich denke einfach, wenn Druck-Wegnehmen eine Belohnung sein soll, dann habe ich vorher Druck angewandt.

    Was ist das für eine Einstellung, wo Belohnen heißt: Du bekommt keinen Druck mehr?


    Pferde sind Bewegungstiere, sie fühlen sich wohl, wenn sie sich bewegen können und dürfen.

    Das zu tun, belohnt sie.

    Wenn sie dann noch einen Reiter auf dem Rücken haben, der gelernt hat das Pferd möglichst nicht in der Bewegung zu stören, dann sind - immer dem jeweiligen Trainingsstand angebracht! - auch anstrengende Bewegungen zum Wohlgefühl des Pferdes.

    Eine Erholungsphase nach einer anstrengenden Passage wird dann vom Pferd auch als Wohlfühlphase wahrgenommen.


    Ich weiß noch, dass ich bei einigen Trainern belächelt wurde, weil ich nach anstrengenderen Trainingsphasen immer eine Entspannungsphase = Vorwärts-Abwärts am langen Zügel mit leichter Anlehnung geritten bin.

    Mehrfach innerhalb einer Trainingsstunde... |)


    So Kommentare wie: "Der steht noch lange genug in der Box, und kann da entspannen." oder: "Der kann nachher auf der Wiese entspannen, der kann jetzt mal die ganze Stunde durch trainieren!" habe ich oft genug zu hören bekommen.


    Und ignoriert.


    Mein Pferd sollte spüren, dass ich mit ihm zufrieden bin.

    Ich konnte meinerseits spüren, wie sehr er diese Entspannungsphasen genoss - und das hat auch mich zufrieden gemacht.

    Aber auch biologisch ist dieses "die Stunde zusammengestellt - also permanent angespannt - durchreiten" Unsinn, weil Muskulatur sich durch Spannung und Entspannung aufbaut.


    Einige schrieben hier: "Das Training immer positiv beenden."


    Joah ... war ich Spezialist für xD


    Es ist mehr als ein Mal passiert, dass ich eine Reitstunde schon nach 40 Minuten beendet habe, weil ich sagte: "Das war jetzt so top - da kann ich nichts mehr draufsetzen, für uns ist Feierabend!" - sprachs, stieg ab, löste den Sattelgurt, schlug die Bügel über, löste den Nasenriemen, gab Max sein Leckerchen ... und dann wurde er den Rest der Stunde trocken geführt :smile:


    Ich wurde allgemein von vielen Pferdeleuten als "etwas schrullig" eingeordnet ...


    Max wird jetzt 27, und genießt seine Rente, mit ganzjährig täglichem Weidegang.

    Wir hatten eine großartige Zeit :cuinlove:

  • Ranghohe Pferde geben niederer gestellten Pferden ja auch kein Futter ab.

    Solche Aussagen finde ich immer so blödsinnig. Ranghohe Pferde verlangen auch nicht, dass das andere Pferd auf den Hänger geht, sich Anbinden lässt, sich reiten lässt, beim Hufschmied brav ist oder, oder, oder.


    Wir trainieren ja bewusst Dinge miteinander. Das was in der Herde miteinander abgeht hat doch ganz andere Ziele..

  • Clickertraining ist toll, ich bin aber immer wieder beim Training ohne Clicker gelandet, vor allem, weil ich den oft nicht dabei hatte. Aber das kann man ja genauso mit einem Markerwort machen. Ich hatte einige Zeit mal Unterricht bei Nathalie Penquitt und die klickert und markiert auch mit Worten. Sie hatte auch verschiedene Markerworte für jedes Pferd, da sie ja auch öfter mit mehreren gearbeitet hat. Das war wirklich interessant. Ihre Pferde werden auch beim Reiten gemarkert für gut gemachte Lektionen, dann eben mit dem entsprechendem Wort.

    Funktioniert auch über Berührung. Beim Reiten hab ich einen Belohnungs"klopfer" installiert, der bedeutet, dass es jetzt ein Leckerchen gibt.

  • Wenn wir schon bei Lachsmilies und Leckerchen beim Reiten sind: Vor einigen Jahren, da war mein Pferd noch nicht mein Pferd, sondern meine Reitbeteiligung, habe ich mit ihr am Platz ein bisschen dressurmäßig trainiert. Selbstverständlich gabs immer mal wieder Leckerchen, in dem Fall Karottenstückchen. Irgendwann will ich meinem Pferd wieder eins geben, der Gaul dreht den Kopf zur Seite und ich sehe rosaroten Schaum ums Maul. :shocked:

    Sofort runter vom Pferd, abgesattelt, abgetrenst, nachgeschaut ob man irgendwas sieht (hat man nicht, aber alles war rosarot). Mir war flau im Magen, ich hab mir Vorwürfe gemacht, hab mich gefragt ob ich zu hart mit der Hand war. Ich war quasi schon auf dem Weg zum Wohnhaus, um der Besi Bescheid zu sagen, bis mir die Worte der Besi vom Vortag in den Sinn kamen...



    "... ich stell die roten Karotten in den Stall, verfüttert die ruhig. Ich hab am Sonntag damit Suppe gemacht, ich hab mir nicht gedacht, dass die so färben. Wir hatten pinke Rindersuppe! Geschmeckt hats ganz normal, aber da vergeht einem ja der Appetit!"


    Ja ratet mal, womit ich fleißig mein Pferd bestätigt habe.


    Also wenn ich mich so drann erinnere, kann ich schon die Ablehnung mancher Leute gegen Leckerchen verstehen.

  • 😄


    Meine Reitschülerin verfüttert ihrem Pferd seit Kurzem als Leckerchen getrocknete Hagebutte. Die liebt er.


    Der Wallach schiebt die dann jeweils wie ein Hamster irgendwo in seine Backen.


    Und irgendwann holt er die hervor - oft wenn man kurz Pause macht um etwas zu besprechen - und beisst herzhaft drauf.


    Das knackt sehr, sehr laut im grossen Schädel. Das erst Mal wir beide so 😵‍💫😱 was war das??

  • Das hatte ich mal mit Rote Bete Chips .... Schon dömlich wenn Frau sie vor dem Auritt ins Maul schiebt und sich danach erst dran erinnert, als blutiger Schaum vorhanden ist... ;)

  • Ich muss wirklich um Verzeihung bitten, erst mach ich so ein Thema auf und dann beteilige ich mich nicht. Das liegt vor allem daran, dass ich gern wirklich mal von vielen hören wollten, wie sie es händeln. Und um die erste Frage zu beantworten - ja ich meinte positives Training. :)

  • Meiner hat, immer wenn er ein Leckerlie bekam, erst dann angefangen zu kauen wenn er das zweite Leckerlie bekam.

    Da konnte auch durchaus eine längere Pause zwischen sein. Für einen Keks hatte es sich anscheinend nicht gelohnt mit Kauen anzufangen. Der hat die immer in der Backentasche gebunkert. :ka:

    Beim Reiten gab es immer ein freundliches Streicheln am Widerrist, beim Longieren ein Stimmlob und beim Spazierengehen und Blödsinn machen Kekse. Wobei er beim Reiten immer super zufrieden war wenn er am hingegebenem Zügel einige Runden Traben durfte. Dabei streckte er seinen Kopf nach vorne unten, wölbte den Rücken schön auf, schnaubte ab und der Rücken schwang locker bei jedem Schritt mit. Das war immer ein total schönes Reitgefühl.

  • Meiner hat, immer wenn er ein Leckerlie bekam, erst dann angefangen zu kauen wenn er das zweite Leckerlie bekam.

    Da konnte auch durchaus eine längere Pause zwischen sein. Für einen Keks hatte es sich anscheinend nicht gelohnt mit Kauen anzufangen. Der hat die immer in der Backentasche gebunkert. :ka:

    Oder er hat irgendwann mal verknüpft: Wenn ich nicht sofort das Leckerchen kaue, wird ein weiteres hinterher geschoben...

    Schlaues Pferd, finde ich, hat dich gut beobachtet ... und erzogen xD


    ..............


    Ich liebe ja diese Erziehungserfolge meiner Tiere mit mir.

    Mein Max hat immer, wenn er sich beim Putzen richtig gestreckt hat, ein Leckerchen bekommen.

    Das hatte er so schnell verknüpft, dass ich wenig später vor lauter Strecken nicht mehr zum Putzen kam.


    Zum Glück hat er auch andere Sachen schnell gelernt - z. B. die Bedeutung des Wortes "Schluss" - das bekam er nach dem wirklich allerletzten Leckerchen fürs Strecken, und danach gab es nix mehr.

    Auch das hat er ordentlich schnell verknüpft, und hat sich dann nach dem "Schluß" nicht mehr gestreckt ... so 15-20 Minuten lang, dann konnte pferd es ja wieder mal probieren xD


    Zwischendurch bekam ich dann aber auch mal ein "Küsschen"... :D

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