Was erwartet ihr von einem Rettungshund?

  • Ich kenne mich ja null aus, aber ja, vielleicht geht nicht jedes Team für jede Opfer. Und ich weiß nicht, wie nah die Hunde rankommen, ob das auch trainiert wird, also dass es einen Mindestabstand geben muss. Ist ja schon was anderes, wennn der Hund 2 Meter vor mir steht und gekennzeichnet ist, oder ob der mir ins Gesicht atmet und ich gar nichts mehr erkenne.

    Man kann im Realeinsatz aber nicht einfach mal 3/4 der Staffeln außer Dienst stellen, nur weil die Person eventuell nicht so gerne angebellt werden möchte (wenn man diese Info überhaupt hat).


    Der Hund darf nicht berühren, der Rest hängt vom Hund und vom Training ab.

    Bei uns war es so, dass man darauf geachtet hatte, dass der Hund lernt nicht näher als 1 m zu kommen. Selbst bei Hunden die näher ran wollen und Geländegegebenheiten die dafür sorgen, dass der Hund seine Distanz nicht frei wählen kann hat das dann normalerweise gereicht, dass die Hunde nie berührt haben.
    So aus meiner Erfahrung würde ich sagen 1-2 m waren normal.


    Aber bei uns war es auch Ziel, dass im Liegen verbellt wird, eben damit der Hund sich nicht zu sehr bewegt, damit er kleiner wird und auch damit es auch für unkundige Personen zumindest etwas mehr nach kontrolliertem Verhalten und nicht nur wahllosem Kläffer aussieht. Aber, wenn ein hund im Liegen nicht bellen wollte, wurde er halt auch nicht gezwungen. :ka: Wobei ich sagen muss, soweit ich es erlebt habe ist das Ablegen bei den Hunden bei denen es am nötigsten war (Schäferhunde, sehr heftige oder übermotiverte Hunde) meist kein Problem gewesen.

  • Ich beantworte die Frage mal umgekehrt. Wenn ich auf die letzten Jahre zurückblicke, haben einige Hunde ihre Ausbildung zum Flächensuchhund bei uns nicht beendet.

    Hauptgrund war meist der Hundeführer (zu wenig Zeit, zu wenig Lust...)

    Wenn es am Hund scheiterte waren das folgende Gründe:

    - Cocker, dem nichts über Wildspuren ging. Er hat sich für die versteckte Person einfach nicht mehr interessiert, wenn Wild in der Nähe war. Keine Belohnung war da gut genug. Wir haben den Versuch gemacht ihn zum Mantrailer umzuschulen, mit hoffnungsvollem Start. Der Hundeführer hat dann aber keine Lust mehr gehabt.


    - Elo, netter Hund, sehr entspanntes Tier und einfach überhaupt keine intrinsische Motivation zu suchen. Wenn Frauchen sich versteckt hat, war es OK, aber ansonsten keine Chance.


    - Aussie-Labrador Mix, auch starke Motivationsschwankungen. War lange im Training, aber blieb einfach unsicher und hatte eine sehr geringe Trieblage. Lag bestimmt auch am Übergewicht.


    - Border Collie, zu unsicher und sehr gestresst als Verbeller. Umgestellt zum Freiverweiser mit sehr hoffnungsvollem Start. Dann aber sehr unstete Trainingspräsenz der HF und durchaus auch Ausbildungsmängel. HF hat Lust verloren.



    Meine Border sind für mich super in der Fläche, haben als Rasse aber ihre Schwächen, auf die man in der Ausbildung Rücksicht nehmen muss. Sie sind sensibel und orientieren sich leicht zu stark am HF. Hier heißt es neben der richtigen Anzeigeform für jeden Hund auch das richtige Führen zu lernen. Meine Border führe ich meist schweigend und mit möglichst wenig Einflussnahme. Dann suchen sie wahnsinnig weiträumig, engagiert, ausdauernd und erfolgreich.


    Am Ende muss der Hund auch zum HF passen

  • Ich erwarte, dass das Team erfolgreich und effizient ist.

    Natürlich ist das Ganze ein Ehrenamt, aber wenn es darum geht, dass die Unversehrtheit Dritte abhängig ist von diesem Ehrenamt, dann erwarte ich schon, dass entsprechend zuverlässige und effiziente Hunde starten.

  • So, ich rolle das Thema mal von hinten auf.

    Wichtig: es gibt eine Gemeinsame Prüfungsordnung für die Organisationen DRK, JUH, Malteser und ASB, kurz GemPPO.

    Die BRH Staffeln haben ihre eigene Prüfungsordnung.

    Da ich beim ASB bin, gehe ich nun logischerweise bei meinen Schilderungen von der GemPPO aus und werde mich auf die Flächensuche beschränken..


    Zuletzt kommt die Suche. Hierbei kann es schon später nachmittag sein und viele Hunde sind demnach den ganzen Tag schon wach.

    In einem Suchgebiet von 30.000qm muss der Hund ein bis zwei Personen in 20min auffinden und sauber verweisen. Wie viele Personen im Suchgebiet sind, wissen lediglich die Prüfer.

    Die Zeit wird gestoppt, wenn man beim Hund ist. Der Hund wird abgelegt und der Hundeführer muss erste Hilfe leisten.

    Ist nach 20min die Zeit um und ich habe erst eine Person gefunden, muss ich entscheiden und ansagen ob lediglich eine Person im Suchgebiet war und er alles abgesucht hat.

    Vor der Suche hat man noch eine Befragung, Hund liegt frei ab. Hierbei fragt der Hundeführer ab, was passiert ist, wo das Suchgebiet etc ist.

    Der Hundeführer muss also auch Funken können und mit Karte/Kompass/GPS umgehen können.


    Bevor ein Hundeführer aber überhaupt in die Prüfung darf, muss er den Sanitätshelferlehrgang machen (und bestehen). Außerdem einiges an Fortbildungen zu Kynologie, Karte/Kompass, Einsatztaktik...

    Der Hund muss geimpft und gesund sein und einen Eignungstest haben.

  • Na dann nochmal alles, was vor der Suche kommt!


    1. Theorieteil

    25 Fragen aus einem Katalog von ca. 300 Fragen zu verschiedensten Themen müssen beantwortet werden (ankreuzen).


    2. Verweistest

    Der Hund zeigt offen (also er muss die Person nicht erst suchen sondern sieht sie gleich) die Person an. Dabei darf der Hund weder bedrängen noch beschädigen. Außerdem soll die gesamte Anzeige sauber sein (fokussiert durchbellen etc).

    Die Prüfer können sich einen ersten Eindruck verschaffen vom Hund.


    3. Unterordnung

    Beim BRH wird einmal die BH gelaufen, bei uns gibt es den Gehorsamteil bei jeder Prüfung. Abgefragt wird eine Freifolge mit Winkeln, Sitz, Steh und Platz aus der Bewegung, heranrufen aus dem Platz in den Vorsitz oder ins Fuß. Gruppe Mensch, Gruppe Hund, ein Voraus und Tragen mit Maulkorb durch Hundeführer und Helfer. Danach Tausch mit dem Hund der in der Ablage ist.

  • So, was brauche ich aber für den Einsatz:

    ich brauche einen Hund, der Menschensuche und stöbern richtig cool findet. Der sich gerne vom Hundeführer löst und gelernt hat, Menschen in den verschiedensten Positionen anzuzeigen (Helferbilder). Ja, für den Hund macht es einen Unterschied ob ihr liegt, sitzt, steht... oder gar geht, ihn vor Schreck anschreit. Müssen sie alles lernen. Deshalb kleiner Tipp: solltet ihr mal verschütt gehen und ein Hund findet euch - am besten einfach ruhig sitzen bleiben, den Hund nicht beachten. Angucken ist natürlich kein Problem.

    Ich brauche einen Hund, der seine Belohnung total toll findet. Die wenigsten Hunde haben ein Helfersyndrom sondern wollen einfach nur ihre Belohnung.


    Zum Thema Abstand: ich kenne Hunde, die massiv bedrängen. Ich kenne Hunde, die brüllen einen in die Ohren. Ich kenne aber auch Hunde, die super geile Anzeigen liefern. Ich habe ein halbes Jahr nur daran gearbeitet, dass Micky die Kniescheiben meiner Helfer heil lässt.

    Ich möchte es zumindest vermeiden, dass mein Hund ausversehen mit der Kralle an die Omi kommt, die Bluter ist.

    Auf der anderen Seite ganz neutral betrachtet... besser als nicht gefunden werden.

  • Man kann im Realeinsatz aber nicht einfach mal 3/4 der Staffeln außer Dienst stellen, nur weil die Person eventuell nicht so gerne angebellt werden möchte (wenn man diese Info überhaupt hat).

    Mir gehts gar nicht ums bellen. Aber auch da gibts Unterschiede zwischen den Hunden. Ich weiß, dass es nicht nachvollziehbar ist, ich habe grundsätzlich auch keine Angst mehr vor Hunden, aber bestimmte Typen machen mir immer noch Unwohlsein.


    Wenn man nichts von der Person weiß, klar nimmt man dann alle mit und in den meisten Fällen passt das auch so. Aber wenn man weiß, dass jemand sensibel reagiert, kann man vielleicht eher einen bestimmten Hundetyp einsetzen. Klar, wenn es die Umstände nicht hergeben, oder schlicht keiner zur Verfügung steht, isses dann halt so.

    So aus meiner Erfahrung würde ich sagen 1-2 m waren normal

    Das ist doch ok. Dann wird das ja trainiert.

    Aber bei uns war es auch Ziel, dass im Liegen verbellt wird, eben damit der Hund sich nicht zu sehr bewegt, damit er kleiner wird und auch damit es auch für unkundige Personen zumindest etwas mehr nach kontrolliertem Verhalten und nicht nur wahllosem Kläffer aussieht. Aber, wenn ein hund im Liegen nicht bellen wollte, wurde er halt auch nicht gezwungen. :ka: Wobei ich sagen muss, soweit ich es erlebt habe ist das Ablegen bei den Hunden bei denen es am nötigsten war (Schäferhunde, sehr heftige oder übermotiverte Hunde) meist kein Problem gewesen.

    Das finde ich z.B sehr gut. Warum ich da vielleicht aus eurer Sicht drauf rumreite....ich hatte panische Angst vor Hunden. Ich bin dann auch kopflos weg, wenn einer kam, gerade wenn der größer war. Als Kind, bzw. Teenie, wäre das für mich der Horror gewesen. Und wenn ich nicht wirklich schwer verletzt gewesen wäre, hätte ich mich versucht zu entziehen.

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