Reize kontrolliert erzeugen im Training

  • Eine möglichst kontrollierte Trainingsumgebung schaffe ich ausschliesslich dann, wenn

    ich für den Hund etwas komplett Neues aufbauen will und ich weiss, dass die Umwelt im Allgemeinen jetzt für diesen Aufbau zu viel Ablenkung wäre.


    Dann gehen wir für das Training in die Tiefgarage.

    Allerdings wirklich nur gerade für die ersten Schritte.


    Alles Andere findet draussen statt. Mit allen unplanbaren Situationen des Alltags. Weil genau das unser Training vorwärts bringt.


    WAS ich aber mache, ist die Trainings Dauer anzupassen an die Reize und Kapazität von Hund und mir.


    Je nach Tag/ Ablenkung/ Thema/ Trainingsstand ist vielleicht nach 5min Schluss.

    Konzentrationsspanne und Kapazitäten aufgebraucht. Fertig. Ab nach Hause oder ins Auto.

    Oder wird sind sehr viel länger beschäftigt. Das ist immer sehr unterschiedlich.


    Je nach dem was uns begegnet an Reizen, wird nicht damit trainiert sondern ausschliesslich gemanagt. So dass wir ohne viel Kapazität aufzubrauchen daran vorbeikommen.


    Ein komplett kontrolliertes Trainingsumgeld kann im Lernprozess auch hinderlich sein. Weil die Generalisierung fehlt.

    Da muss man dann schon sehr fit sein und aufpassen, dass man nicht unbewusst gewisse geplante Reize in den Lernkontext mit einbaut. Wäre dann schön blöd.


    Daher: die unplanbare Welt ist das beste Trainingsumfeld.

    Bisschen anstrengend manchmal, aber dafür umsonlehrreicher.

  • Interessant, dass einige hier "nur" die vielfältigen Reize im Alltag mit nehmen. Dass der "echte" Reiz nicht damit verknüpft wird, ist natürlich ein Risiko.


    Bei Impulskontrolle wird am Anfang oft ja auch mit Leckereien/Spielzeug werfen angefangen. So a la, wenn es damit nicht klappt, kann es bei stärkeren Reizen auch nicht gehen.


    Angelehnt daran werfe ich für den Hund unbemerkt beim Spaziergang ab und an sein Spielzeug kommentarlos in die Büsche, damit es raschelt, oder vor ihn. Stehen bleiben oder Kontaktaufnahme mit mir wird belohnt, jegliches hin zum Objekt zum Abbruch oder Warte/ Rückruf genutzt.

    Soll eine Vorarbeit zu echten Wildsichtungen sein. Uns begegnet so selten Wild, dass ich es schwer finde, das sicher zu trainieren.

  • Bei sowas wie Hundebegegnungen nutze ich als aller erster Stellen, wo der Hund andere Hunde erwartet, weil dort öfter Hundebegegnungen statt gefunden haben, aber zum Trainingszeitpunkt keine Hunde da sind. Dann arbeite ich an Gerüchen von anderen Hunden, da wo es viel nach anderen Hunden riecht. Wenn es Häuser gibt, wo öfter Hunde am Zaun auftauchen, dann trainiere ich auf großer Entfernung Click For Blick, Signale Leinenführigkeit, OHNE dass der Hund im Garten anwesend ist. Aber mein Hund ist ja bereits in einer gewissen Erwartungshaltung und entsprechender Erregung. Später kommt auf große Entfernung andere Hunde dazu. Wir verfolgen auf großem Abstand andere Hunde oder stehen irgendwo erhöht an Punkten, wo die anderen Hunde definitiv nicht nahe kommen können. All diese genannten Situationen werden genutzt um Signale und Verhalten zu trainieren, die ich eben in solchen Situation später im geringeren Abstand abrufen können will.

    Wild und Katzen finde ich besonders schwierig weil die viel zu plötzlich viel zu nahe sind. Aber auch hier kann ich an Erwartungshaltung und Geruch vom Wild/Katze als ersten Einstieg trainieren. Das war für uns ein riesen Game Changer um überhaupt ein Fuß in die Tür zu bekommen.

    Ich mach keine Impulskontrollspielchen mit Futter oder Spielzeug.

  • Bei Impulskontrolle wird am Anfang oft ja auch mit Leckereien/Spielzeug werfen angefangen. So a la, wenn es damit nicht klappt, kann es bei stärkeren Reizen auch nicht gehen.


    nein, das ist meiner Meinung nach ein Überlegungsfehler und wenig zielführend.

    Ich beginne lieber ohne aktiven Reiz. Denn das ist bereits eine weitere Lernstufe. Lieber schaffe ich zuerst ein Verständnis beim Hund, wie das geht mit sich zurückhalten. Das lernen sie ja optimal bereits von der Mutter und kann weiter ausgebaut werden. Langsam dann später mit sich bewegenden Reizen.


    Impulskontrolle beginnt nach dem aufwachen.

    In allen Situationen, wo der Hund etwas über Bewegung machen will, aber gerade nicht soll, kommt die Impulskontrolle ins Spiel.


    Welpe will runter, ich trage ihn aber gerade die Treppe hoch

    Anständig warten bis ich die Pfoten abgetrocknet habe

    Einigermassen gesittet warten bis ich den Napf hinstelle

    Nicht durch die Tür drängeln

    Auf die Freigabe warten bis er zB ein Spielzeug nehmen darf im gemeinsamen Spiel

    Nach dem anziehen des Halsbandes/ Geschirr noch einen Moment lang gesittet warten ohne hochzuschrauben

    Zu anderen Menschen oder Hunden, Gegenständen etc hinwollen aber nicht dürfen

    Tischbein fressen wollen, aber nicht dürfen

    und so weiter und so fort.


    Natürlich wird das mit dem Welpen spielerisch aufgebaut, trotzdem auch sehr klar. Gerade das Akzeptieren von Barrieren finde ich eine sehr schöne und ruhige Übung und schafft ein Verständnis beim noch jungen Hund. Ohne Druck, ohne Tara, einfach und ruhig mit Kommunikation.


    Impulskontrolle hängt auch stark mit Frustrationstoleranz und akzeptieren eines „nein, jetzt nicht“ zusammen.

    Das bedingt sich gegenseitig und muss auch immer mit allen Facetten geübt werden.


    Das ist das, was ich weiter vorne gemeint habe. Der Alltag ist das Lernumfeld. Da passieren die wichtigen Dinge.


    Man muss sich bloss bewusst machen, dass lernen IMMER stattfindet. Jede Minute ist das Hirn mit lernen und verarbeiten beschäftigt. Dann kann man das auch nutzen und wartet nicht mit „etwas lernen wenn das Training stattfindet“.


    Somit kann man eine Leckerchen Übung machen, aber es ist nicht der „Einstieg in die Impulskontrolle“. Es ist bloss eine weitere kleine Übung in diesem grossen Bereich.


    Ein Beispiel:

    Für meinen jüngsten Hund - er wird 4 Jahre alt - ist die Impulskontrolle das Schwierigste, was es gibt auf diesem Planeten. Es ist ab dem Verlassen der Wohnung ein Thema, seit er auf der Welt ist. Immer. Täglich. (zu Hause ist er sehr entspannt und denkfähig)


    Würde ich daran nur in „gezielten Trainingseinheiten“ arbeiten, würde er das in diesem Leben nicht mehr lernen.

    Für ihn beginnt das schon, wenn ich ihm das Halsband anziehen möchte. Geht weiter wie wir die Wohnung verlassen, setzt sich fort in welchem Tempo und an welcher Position wer wo durch den Flur geht.

    Durch die Tür, in die Tiefgarage zum Auto, vor dem Auto warten, wer steigt zuerst ein etc etc.


    Er ist sicher ein extremes Beispiel. Zeigt aber dafür schön, was alles im Alltag zur Impulskontrolle gehören kann und zum trainieren geeignet ist.



    so, jetzt habe ich den Faden verloren :hust:


    was wollte ich eigentlich sagen? xD



    „Ach ja.

    Du schreibst von echten Reizen. Falsche Denkweise!


    Es gibt keine echten oder falschen, keine guten oder schlechten Reize.


    Es gibt nur für den jeweiligen individuellen Hund schwachen oder starken Reiz.


    Reize kann man abschwächen, indem man Distanz aufbaut oder Tempo verlangsamt.


    Ansonsten ist es eben ein lernen in allen Facetten.

    Hat der Hund ein Thema mit Wild, beginnt auch dieses Training zu Hause im Kleinsten. Und baut sich weiter aus in schwierige Gefilde an schwierige Reize.


    Ich kann von einem Hund nicht erwarten am Wild steady zu sein, wenn er jeden Tag wie ein Voll-Honk durch die Tür stürmt und alle anderen wegbombt dabei. So als Beispiel.

  • Aber apropos, Sonic findet tatsächlich die Ballschleuder interessanter als den Ball :rolling_on_the_floor_laughing:

  • Aber apropos, Sonic findet tatsächlich die Ballschleuder interessanter als den Ball :rolling_on_the_floor_laughing:

  • Oh ein spannendes Thema, hier lasse ich mich mal nieder.

    Bin ja mit einem Junghund gesegnet, der draussen einfach alles wahrnimmt (und gerne kommentiert) und dessen Impulskontrolle (im RL) im negativen Bereich dümpelt.

    Zuhause macht er das ziemlich gut, aber er unterscheidet, wie Emil damals auch schon, ganz extrem zwischen Trainingssituation und Alltag. Und durch meine und seine körperlichen Probleme eiern wir da recht erfolgslos herum.

    Häufig ist er schon "an", wenn ich mit ihm nur das Haus verlasse. Sprich, wenn er durch die Türe geht, ist der Kopf aus (und der Jodelmodus an). Davor klappt das. Klappe halten beim Anziehen, warten, hinter mir ruhig durch die Tür, dann sind wir draussen und das Hirn ist off.

    Interessanterweise ist es bei Emil andersrum. Ihn vor dem Gassi ruhig und leise zu halten ist Schwerarbeit für uns beide, sind wir aus der Tür, ist er der Streber schlechthin (war allerdings früher auch ganz anders).

  • Ein sehr wertvoller Beitrag!


    Meine Herangehensweise war, für was ich im Alltag aus Gründen nicht gut üben kann, ein Setting zu schaffen. Also öfter/gezielter/an den Trainingsstand angepasst üben kann. Entweder indem ich z.B. durch Abstand den Reiz abschwäche oder sagen wir so (anstatt falscher Reiz), einen anderen Reiz kontrolliert erzeuge, der den Hund ähnlich fordert. Wenn er nichts zum Reiz direkt lernt, wäre es zumindest eine Einheit für den Gehorsam.


    Die Grundlage bleibt aber das Alltagstraining bzw. der ganz normal Alltag. Da bin ich voll bei dir! Dieses Thema hier sozusagen als zusätzliche Einheit ab und an extra dazu.


    Wir haben auch unsere Rituale und Regeln z.B. vor dem Tür verlassen. Wenn ich dran denke, wie er drauf ist, wenn wir "einfach so" vor die Tür gehen würden.. sehe ich ab und an bei Männe :hust:

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!