Haben wir uns überschätzt oder normal für Auslandshund?

  • Puh, der Termin ging fast 3 Stunden (Tschüss Weihnachtsgeld :upside_down_face:) und es gab wahnsinnig viel Input.


    Wir werden jetzt erstmal mit Hilfe einer Höhle und viel für ein Entspannungsverhalten trainieren. Außerdem sollen wir schauen, dass wir nicht als Ressource gesehen werden, die es zu verteidigen gilt und positives Verhalten verstärkt loben anstatt es einfach hinzunehmen (z.B. ruhig im Korb liegen). Wir müssen unbedingt ignoranter gegenüber seinem anbiedernden Verhalten sein (er setzt sich oftmals auf den Schoß, drängt sich irgendwo dazwischen oder legt seine Pfote immer wieder auf unsere Hände oder Beine wenn wir aufhören zu streicheln). Und wir sollen die Selbstverständlichkeit, mit der er aufs Sofa springt, reglementieren weil er sonst weiterhin aggressiv auf Besuch, der sich auf die Couch setzt, reagieren könnte.

    Dabei öffnete sie uns noch einmal die Augen, was für eine enorme Anstrengung und Arbeit auf uns zukommen wird wenn tatsächlich ein Hütehund (was sehr wahrscheinlich ist) in ihm steckt. Mein Mann war sehr geschockt und musste nach dem Termin erstmal schlucken weil er niemals davon ausging, wie gefährlich fehlinterpretierte Situationen vor allem für die Kinder sein könnten und weil er ihn eigentlich gleichzeitig auf keinen Fall abgeben möchte.


    Wir arbeiten jetzt konsequent an unserem - und damit an seinem - Verhalten und tun unser Bestmögliches, dass wir das alle, trotz seiner Gene, hinbekommen. Ich hoffe es sehr.


    Im Januar findet Leinentraining statt und der nächste Termin ist ein Hausbesuch, falls sich trotz der Trainings das Besucherproblem nicht bessert.


    Drückt uns die Daumen, dass wir das alles schaffen!

  • Mein Mann ... ihn eigentlich gleichzeitig auf keinen Fall abgeben möchte.

    Nachdem was ihr schreibt, kann ich mir gut vorstellen, dass ihr die Situation mit den entsprechenden Einschränkungen meistern könnt. Wenn die Trainerin Recht hat, wird es allerdings noch viele Höhen und sehr viele sehr tiefe Tiefen geben.


    Da ist Zusammenhalt bei euch echt wichtig. Wenn in so einer Situation die Diskussion "du wolltest doch unbedingt einen Hund", "ich hätte ihn ja längst abgegeben" usw. immer wieder aufbricht, wäre das ein viel größeres Problem, als die vom Hund verursachten Einschränkungen. Ihr seid jetzt vermutlich in einem Stadium, bei der unterschiedliche Ansichten zur Entscheidung "bleibt der Hund oder muss er weg" eine sehr ernsthafte Belastung für eure Beziehung werden kann. (Eventuell würdest du dich wundern, was genau im Kopf deines Mannes vorgeht :) )


    Deshalb: Lieber jetzt einmal ausführlich drüber reden, dann eine gemeinsame ausdrückliche Entscheidung treffen und dann GEMEINSAM dauerhaft dahinterstehen.


    Wie gesagt, ich denke, ihr könntet das - mit der engen Begleitung durch eine Trainerin / Trainer - schaffen, auch wenn es sicher nicht leicht wird.

  • Wir haben gestern noch viel gesprochen und waren uns einig, dass wir es probieren möchten. Eine unserer Prioritäten liegt auch ganz klar bei den Besuchern und falls es da in naher Zukunft keine Besserung geben wird, ist es für uns leider einfach nicht tragbar. Wir wollen Besuch und wir wollen, dass dieser sich auch bei uns, ohne Angst und Unsicherheit, wohlfühlen kann.


    Die Trainerin meinte allerdings auch, dass wir ihn gut integriert in der Gruppe erlebt haben, also würde er das auch können wenn wir ihm die Sicherheit und Souveränität geben, die er dort im Rudel bekommen hat.


    Vermutlich werden wir in den nächsten Wochen immer wieder schwanken aber solange wir wissen, dass wir alle Optionen haben, können wir vielleicht ganz ohne Druck an die Sache rangehen.

  • Ich denke auch, dass man mit gutem Training viel erreichen kann. Aber ich möchte auch noch mal den mahnenden Zeigefinger heben. Das Territorialverhalten reift erst ab dem zweiten bis zum vierten Lebensjahr vollständig aus. Stellt Euch also drauf ein, dass da noch ordentlich was kommt. Wenn Ihr bis dahin (schon) gute Regeln etabliert habt, dann sollte das gehen. Aber habt nicht die Erwartung, dass Ihr langfristig einen Hund habt, der zwischen Besuch herumlaufen kann. Geht erst Mal davon aus, dass das immer Management bleibt. Falls es doch gehen sollte, Bingo. Aber oft geht das halt nicht.

  • Meine Rumänin ist auch sehr terretorial. Die lässt da nichts anbrennen und ist auch stets hellwach und wäre in der Ruhe von 0 auf 100, wäre auf einmal was Fremdes los.


    Aber (!) es gibt Besuch und es gibt "Besuch". Menschen die man kennt und die öfter kommen sind langfristig kein Problem. Die erkennt sie irgendwann und hat sie als ok Besuch notiert. Der "Besuch" hingegen sind einmalige Kontakte wie Handwerker oder wechselnde Postboten. Die sind leider nie ok und hier heißt es Hund muss weg, falls die rein kommen.


    Also falls ihr eher Leute habt, die immer die gleichen sind, möchte ich euch Mut zusprechen. Das lässt sich langfristig sicher einigermaßen etablieren.

  • Ich meine, du hattest ja auch noch mal was von Freunden von Kindern zu besuch geschrieben. Da müsste dann natürlich Freunden von Kindern ganz klar gesagt werden, wie die sich verhalten müssen (zB den Hund ignorieren o.Ä.) Ist zwar schwieriger mit "fremden" Kindern aber einfach ein muss.

  • Ich kanns kaum glauben, ich wollte gerade einen ähnlichen Post schreiben!


    Auch wir haben einen Rumänen, jetzt seit einem Jahr bei uns, genauso wie bei dir als Welpe, super lieb, total klasse, und jetzt nur am Bellen. Vorallem draußen wird alles angebellt, inklusive Nachbarn im Treppenhaus. Ist nicht die ganze Familie zuhause, wird gebellt, sobald einer der Nachbarn sich im Treppenhaus bewegt. Draußen wird ebenfalls alles angebellt was nicht Niet und Nagelfest ist. Besuch wird angekläfft (wobei den Besuch, den er seit Welpenalter kennt ist genehm).


    Am gruseligsten sind Kinder und alte Leute mit Rolator. Kurzum: die Nachbarn denken, wir haben eine Bestie ins Haus geholt und das, nachdem unser vorheriger Hund riesig groß und plüschiglieb gewesen ist. Stoisch durch und durch.


    Wir sind bei einer Hundeschule, die Trainerin sagt, er ist so panisch, dass man mit ihm gar nicht arbeiten kann. Was ich aber merke ist, dass er in Anwesenheit anderer Hunde viel entspannter ist. Weswegen ich mich oft dabei ertappe zu denken: man, wäre unser alte Hund noch da, er würde ihm deutlich mehr Sicherheit geben. Auch die Trainerin meint, ein alter Hund wäre eine gute Unterstützung. Aber woher nehmen? Wir kennen keinen im Umfeld. Und die Hunde auf der Gassirunde sind von ihm geliebt, aber eben selbst so kleine Kläffer.


    Würde mich total über einen Austausch mit dir freuen. Auch über Tipps wie ihr das Problem konkret angeht, da ich keinen Trainer in der Umgebung finde, der uns wirklich helfen kann.


    Alles gute euch und fühl dich gedrückt! Ich verstehe dich SO gut!

  • Wann hat das denn angefangen bei euch? Kam das langsam und würde immer mehr?

    Wie alt war er, als er zu euch kam?


    (Ich kann dir leider nicht wirklich weiterhelfen, hab aber selbst ein rumänisches Mädel hier, mit 5 Monaten kam sie zu uns und ist jetzt gute 8 Monate alt. Sie hat auch Tendenzen zum wachen und anschlagen, ich beobachte das mit Argusaugen)

  • Er kam in etwa gleichen Alter zu uns, war aber von Anfang an super scheu und ängstlich. Er ist immer vor Fremden weggelaufen. Irgendwann hat er mal vor Schreck gebellt, als ihm jemand entgegen kam und der Mensch ist natürlich zur Seite ausgewichen. Das war der Moment wo unser Hund gemerkt hat, dass er Leute mit Gebell fernhalten kann. Jetzt bellt er alles an, was irgendwie in der Nähe ist. Ist einer von uns allein mit ihm unterwegs, geht es. Am schlimmsten ist es, wenn die Kinder dabei sind, da dreht er erst recht am Rad, wenn sich jemand fremdes den Kindern nähert. Optisch (und vom Verhalten) ist da ordentlich Herdenschutzhund drin.

  • Danke für deine Antwort. Ok, das verhält sich dann etwas anders bei uns. Kennt du Mirjam Cordt? Sie hat sich auf HSH spezialisiert und schon vielen geholfen. Alles Gute euch :-)

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