"Der Hundeprofi" und "Rütters Team"

  • Natürlich sollte man es erstmal immer nett versuchen oder Probleme vorher entschärfen, nur klappt das halt nicht immer. Soll sich der Hund dann ausleben dürfen, oder wie stellen die Herrschaften sich das vor?

    Nö, man macht Management. Heißt Hund wird an die (Schlepp-)Leine gehängt.


    Thema Geschirrgriff.

    [...]

    Der Griff ins Geschirr ist für mich echt nur eine Sache der besseren Kräfteverteilung :thinking_face:

    Der sog. "Geschirrgriff" ist ein positiv aufgebauter Abbruch, der am Ende dazu führt, dass der Hund auch ohne Griff ins Geschirr (wobei du auch ins Halsband oder in die Nackenfalte greifen kannst), seine Handlung abbricht. Wenn man das perfekt genug aufbaut, wird das angeblich ein Reflex und der Hund wird auf das Signal hin immer seine Handlung abbrechen. Nunja, ich weiß nicht, in wie weit dieser perfekter Aufbau in der Realität möglich ist und ob das Signal wirklich zu einem Reflex werden kann. Klar, Pawlow'scher Hund. Aber die - ohnehin unbewusst gesteuerte - Produktion von Speichel ist ja dann doch nochmal was ganz anderes eine bewusste Handlung (wie Hinsetzen, Schritt zurück, etc.) auszuführen.

  • Naja, ich schätze mal für ein ordentlich positiven Aufbau ist es jetzt eh schon zu spät bei uns :)

    Aber danke für den link, ich schau mir das mal an.


    Ich kann bei uns klar sagen, ich hab ewig versucht, Bucky andere Rüden "schön" zu reden.

    Immer brav positiv bestätigen, abwenden, pendeln, Klick für Blick, Kekse, etc. pp, alles probiert, war dem Hund total egal.

    Irgendwann ist mir dann mal die Hutschnur geplatzt und ich hab ihm einen verbalen Anschiss gegeben. Und siehe da, das was monatelanges positives Training nicht gebracht hat, hat ein kleiner Wutausbruch von mir in 3 Sekunden geschafft.


    Noch heute kommen wir deutlich besser klar, wenn ich ihm ein scharfes "lass es" gebe, statt einen Keks.

    Klar, anschließend, wenn er es wirklich gelassen hat, kommt die verbale Bestätigung und ev. auch der Keks, aber nachdem ich aufgehört habe mit Wattebäuschchen zu werfen, hat der Hund geschnallt, was ich von ihm will.


    Ich sage es mal so. Hunde lecken sich untereinander auch nicht freundlich die Ohren, wenn ihnen was nicht passt. Da gibt es auch mal knackige Ansagen.


    Wir reden hier ja nicht von körperlicher Gewalt gegen Tiere. Das ist ja nochmal eine ganz andere Kiste.

  • Herder springt mit vier Monaten auf das Sofa, dreht sich um und erklärt mir sehr deutlich, dass das Sofa jetzt seins ist und ich mir einen anderen Sitzplatz suchen möge.

    So wie ich den Blog verstanden habe, war ich dann zu spät?

    Ich hätte dem Hund quasi vorher adäquat vermitteln müssen, dass es schöner ist, wenn alle gemeinsam am Sofa sitzen?

    Ne, ich denke, hier hättest du bekeksen müssen, bevor der Hund auf's Sofa springt, ggf. mittels positivem Abbruch. Oder halt Management: Leine, Gitter etc., die verhindern, dass der Hund auf's Sofa kommt.


    Ach? Du wolltest als Endziel, dass der Hund entspannt mit der auf dem Sofa kuschelt? Na, dann hättest dir halt einen Schoßhund und keinen Herder anschaffen müssen, mit einem Herder geht das halt nicht :klugscheisser: :p |)


    Ich kann bei uns klar sagen, ich hab ewig versucht, Bucky andere Rüden "schön" zu reden.

    Immer brav positiv bestätigen, abwenden, pendeln, Klick für Blick, Kekse, etc. pp, alles probiert, war dem Hund total egal.

    Irgendwann ist mir dann mal die Hutschnur geplatzt und ich hab ihm einen verbalen Anschiss gegeben. Und siehe da, das was monatelanges positives Training nicht gebracht hat, hat ein kleiner Wutausbruch von mir in 3 Sekunden geschafft.

    Es kommt halt immer auf das Individuum und die Motivation sowie die Tagesverfassung drauf an. Snaedis hat die Angstaggression ihres Rüden gegen andre Hunde mit einer Mischung aus Bögen laufen, Zeigen und Benennen und Geschirrgriff in den Griff bekommen - erst, als eine gewisse Basis da war, konnte sie ihn dann auch mal aversiv daran erinnern, dass ein Auszucken in dieser Situation für ihn nicht mehr nötig ist. Wobei tatsächlich der Geschirrgriff bei ihm geholfen hat, einen Fuß in die Tür zu bekommen und ihn aus seinem "Wahn" herauszuholen.


    Wenn die Motivation aber anders liegt, der Hund es z.B. einfach nur geil findet, andre Hunde anzufahren (man hat ja auch immer Erfolg damit, weil der andre Hund dann abzieht - wäre er zwar auch so, aber darum geht's ja nicht ^^), dann wird's halt schwierig ein Verhalten aufzutrainieren, was der Hund noch besser findet. Dann kann ein klares "So nicht, Freundchen!" dem Hund sehr viel beser begreiflich machen, dass sein Verhalten unerwünscht ist.

  • Ja genau, wollte ich auch gerade schreiben: ich finde grundlegend wichtig warum der Hund was macht. Erst dann kann ich entscheiden, wie ich reagiere. Mit einem angstaggressiven Pöbler gehe ich doch anders um als z.b. mit meinem größenwahnsinnigen Rüden. Deswegen bin ich großer Fan von individuellen Methoden. Mal passt das eine, dann das andere oder nichts davon.


    Ein Griff ins Geschirr würde meinen maximal tangieren, wenn ich das vorher aversiv aufgebaut hätte. Mal abgesehen davon, dass ich einen selbstsicheren Pöbler nimmer am Geschirr führen würde.

  • Was ich bisher ehrlich nicht verstanden habe: Warum wird positive Strafe (so wie hier davon geredet wird, es geht ja hier nicht um starke Schmerzreize o. Ä. ) als schlecht und vermeidenswert angesehen? Ich habe das Argument, warum es Aversives zu vermeiden gilt, noch nicht verstanden.

  • Ein Griff ins Geschirr würde meinen maximal tangieren, wenn ich das vorher aversiv aufgebaut hätte. Mal abgesehen davon, dass ich einen selbstsicheren Pöbler nimmer am Geschirr führen würde.

    äh, ich meine mit Geschirrgriff den positiven Abbruch, der in dem Moment, in dem man ihn in realen Situationen verwendet, nur noch aus einem verbalen Signal besteht.

  • Auch wenn ich dieses Thema "positive Strafen" hier im Rütterthread angezettelt habe, finde ich, dass der Verlauf der Diskussion irgendwo an leicht auffindbarer Stelle hinterlegt sein sollte! Genau diese Infos sind für Anfänger extrem wichtig und leider werden sie zunehmend im TV unterschlagen.

  • Man muß eben umdenken. Ein Hund kann ganz nett erlernen, was er tun soll.

    Lernen ja, kein Thema. Aber um mal das Beispiel aus dem Artikel aufzunehmen, Hund hat gelernt, dass es lohnenswert ist auf dem Weg zu bleiben, so weit so gut.

    Bei jedem mir bekannten Hund gab es irgendwann mal Situation, dass er überlegt hat, ob man wirklich auf dem Weg bleibt oder nicht doch lieber...

    Anleinen ist keine Option. Hund zieht und kommt nicht ans Ziel = Frust, Verspannungen, usw. Ich füge aktiv etwas unangenehmes hinzu = positive Strafe = wollte ich ja nicht.

    Gibt nur ein Problem, ich strafe damit völlig unkontrolliert, weil außerhalb des Labors kommt das immer vor.

    Also was dann? Die perfekten Trainingsbedingungen gibt es in der Realität nicht, egal wie sorgfältig ich plane, also wird es zu so einer Situation kommen.


    Genau so wie ein Markerwort kann man auch einen Abbruch auftrainieren. Dann braucht es wegen so einem Pillepalle wie der nicht doch vom Weg Diskussion nur ein "Strafwort". Thema erledigt, entspannter Spaziergang für Mensch und Hund. Und eben man hat eine Grenze gesetzt. Grenze setzen heißt immer etwas gegen den Willen meines Gegenübers durchsetzen, sonst wäre es keine Grenze. Kein bis hierhin und nicht weiter sonst drohen Konsequenzen. Wenn mein Gegenüber das gar nicht möchte, brauche ich auch keine Grenze setzen, schöner für alle Beteiligten.

    Das man strukturiert trainiert, wehret den Anfängen statt Totaleskalation, usw. das gilt für alle, das hat Nichts mit aversiv zu tun.


    Um mal klar zu formulieren worüber wir hier reden. Blocken, Druck aufbauen, etc. ist das Erste an was man denkt bis hin zu Gewalt. Aber auch bei Strafen gilt, Strafe ist, was der Hund als Strafe empfindet. Mein Rüde wurde gestreichelt, mochte er draußen nicht. Drinnen übrigens gern gesehen. Gleiche Handlung, unterschiedlicher Kontext, andere Wirkung. Meine Hündin darf sich bei Unsicherheit immer gerne an mein Bein lehnen, als Rückenstärker beim Pöbeln, nope. Wobei man da jetzt diskutieren kann, ob ihr die Stütze wegnehmen nicht eher negative Strafe ist. Strafe auf jeden Fall.


    Wenn man sein eigenes Verhalten mal ehrlich analysiert straft jeder. Also warum nicht nutzen. Je mehr Werkzeuge ich habe, desto schneller und individueller kann ich mich meinem Hund die Welt erklären.

  • Ein wesentlicher Punkt wird gern überlesen.

    Zitat

    Um sicher zu stellen, dass der Hund nicht durch schlechtes Timing oder eine Fehleinschätzung unsererseits doch in den roten Bereich gelangt, kann im Training eine Kombination mit Maßnahmen aus dem Managementbereich durchaus sinnvoll sein.

    Das Beispiel Gitter wurde im Text erwähnt. Kann beim jagdaffinen Hund auch heißen, daß die Leine dran bleibt. Aber vor allem geht es ums Umdenken, nicht erst eingreifen, wenn der Hund Unsinn macht, sondern ihn stattdessen loben, wenn er was gut macht. Das wird wirklich in der Regel übersehen und als selbstverständlich hingenommen.

  • Aber vor allem geht es ums Umdenken, nicht erst eingreifen, wenn der Hund Unsinn macht, sondern ihn stattdessen loben, wenn er was gut macht. Das wird wirklich in der Regel übersehen und als selbstverständlich hingenommen.

    Naja bei unerfahrenen Haltern vielleicht. ich lobe meinen Hund für jeden Sch.... aber trotzdem würde er es geiler finden Leute/Autos/Motorräder am Zaun zu verbellen als einfach zu beobachten und Leckerlie zu kassieren (ja auch sehr gute Leckerlies, für die er sonst alles stehen und liegen lässt). Habe zuerst auch da rein positiv trainiert, aber dadurch konnte er aufs eingezäunte Grundstück nur mit Schleppleine und das ist für mich und ihn ne größere Einschränkung, als einfach was aversives (was so gesehen das Reibrettern in ne Schleppleine ja auch ist bzw das ständige Wissen, dass, wenn er reinbrettert es vermutlich nicht so angenehm ist). Und jetzt können wir auch ohne Leine im Garten trainieren und haben viel mehr Spaß.

    Ich denke man sollte einfach auch authentisch sein.

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