Hund kann nicht ohne mich sein

  • Das kommt für mich immer darauf an, wie das für Hund und Halter klappt.


    Pauschal zu sagen, Hunde reißen die Weltherrschaft an sich, wenn sie auf Couch oder Bett dürfen, ist natürlich Schwachsinn.


    Bei manchen Individuen kann es aber durchaus sinnvoll oder sogar zunächst das einzig Wirksame sein, wenn sie ein sehr engmaschiges Netz aus Regeln und Grenzen haben. Viel Freiraum und viel Entscheidungsfreiheit ist nicht für jeden und nicht immer angenehm. Manche sind dann regelrecht verloren und dauergestresst. Regeln, Grenzen und Routine geben in dem Fall Sicherheit und lassen Vertrauen wachsen.


    Das kann auch daraus bestehen, dass der Hund erstmal für eine verlässliche Zeit auf seinen Bereich beschränkt ist, der Mensch aber weiterhin sicht- und hörbar ist.

  • Übrigens: viel wichtiger, als Bett und Couch verwalten wäre es, dich zu verwalten. Du scheinst die wichtigste Ressource zu sein.

    Das denke ich auch!


    Ich glaube Bett und Couch sind so häufig erfolgreich tabu, weil der Mensch es schafft sich durch dieses Verbot auch mental etwas vom Hund abzugrenzen. Wenn man das einmal geschafft hat (so wie ich durch den Umzug), dann hat man den Dreh irgendwie raus und weiß wie es geht, dass der Hund nicht immer im Fokus steht.

  • ch weiß nicht, meine Ansichten gehen tatsächlich etwas mit dem "klassischen" Hundetraining auseinander, aber für mich ist die Hundehaltung ein geben und nehmen und ein Finden von Kompromissen. Wenn ich am Schreibtisch sitze und zu tun habe und Luna kommt kurz und stupst mich mit der Nase an, dann ignoriere ich sie in dem Moment nicht, nur weil sie jetzt diejenige war, die die Aufmerksamkeit eingefordert hat.

    So mache ich das auch. Manchmal beschäftige ich mich auch länger mit ihr. Manchmal muss ich sie wegschicken, weils wirklich nicht passt.


    Ich halte es meistens mit: sie darf alles, was ich auch verbieten kann. Freilauf gibts, wenn sie auf den Wegen bleibt und sich abrufen lässt, nerven darf sie, wenn ich sie wegschicken kann, Liegeplätze frei wählen darf sie, wenn ich sie jederzeit runterschicken kann... was ich nicht dulde ist, dass SIE die Ressourcen verwaltet und die Regeln aufstellt.

  • Hey Lisa 😊

    Danke für deine ausführliche Antwort!

    Der erste Teil deines Beitrags ist definitiv der Ablauf mit Marley. Unsere Türen sehen echt schlimm aus, und dieses Gejaule geht wahrscheinlich auch allen Nachbarn schon auf den Wecker :zipper_mouth_face:


    Das dieses kontrollieren aus Unsicherheit entstehen kann, denke ich auch. Marley ist sehr unsicher, das merkt man schon in den ersten paar Sekunden. Die Idee mit den Ritualen finde ich mega, eventuell wird das dabei helfen ihm diese Sicherheit zu geben wie du erwähnst, ohne das er denkt ich haue ab wenn ich mal ins Bad gehe.

    Ich werde mal schauen was für ein Ritual ich da einbauen kann! Danke für den Tipp ❤️


    Ich starte heute auch mal mit dem konditionierten Entspannen. Ich hab hier noch eine Flasche mit Lavendel Duft rumliegen, das benutzt ich direkt mal. Ich bin mal gespannt, wie gut Marley das annehmen wird!


    Wenn ich die Tür schließe legt er sich auf mein Bett und schaut zur Tür. Die ist immer im Blick. Falls er im Wohnzimmer ist, da selbe, da legt er sich allerdings dann aufs Sofa oder auf den Teppich. Man sieht einfach sofort das er wartet und nicht entspannt ist..

    Wenn ich ins Bad gehe, zieht er sich selber in mein Zimmer zurück und legt sich aufs Bett und wartet mit dem Blick zu meiner Zimmertür..

  • Bei uns war Bett und Sofa auch tabu - die Trainerin sagte auch, dass das nicht immer so bleiben muss, aber erst einmal bis sie besser alleine bleiben kann.

    War hier auch so. Die ersten Wochen durfte sie das nicht. Seit sie entspannter ist, auch alleine zur Ruhe kommt und auch mal im nebenzimmer liegen kann, darf sie auf Einladung eigentlich jeden Abend mit auf die Couch und nachts ins Bett.


    Übrigens: viel wichtiger, als Bett und Couch verwalten wäre es, dich zu verwalten. Du scheinst die wichtigste Ressource zu sein.

    Der letzte Abschnitt ist so wahr. Ich muss da vielleicht wirklich mal versuchen mich besser zu verwalten und nicht Marley auf ein Podest zu stellen und 24h gedanklich bei ihm sein. Ich bin mein eigener Mensch, und das muss ich uns beiden klar machen.

  • Arbeitest Du jetzt aktuell noch mit einem Trainer zusammen?


    Edit: mir ist gerade noch etwas ganz wichtiges eingefallen - das war auch ein Grundstein in der Ganzen Sache: wieviel Aktivität mit Hund passiert drinnen?

    Ja mache ich, allerdings hat der Trainer jetzt hundebegegnungen fokussiert, während ich zuhause so weitermachen soll: sprich rein raus- Leckerlis rein.


    Drinne versuche ich ihn mental auszulasten, wenn es körperlich mal zu wenig geworden ist. Dann mache ich etwas such- oder schnüffelarbeit. Gespielt wird eher draußen. In der Wohnung wird eigentlich nur sehr viel gekuschelt oder „geruht“ (mal in Anführungszeichen gesetzt, da es ja kein wirkliches und richtiges ruhen ist, solange ich nicht im Raum bin).

  • Ich halte es meistens mit: sie darf alles, was ich auch verbieten kann. Freilauf gibts, wenn sie auf den Wegen bleibt und sich abrufen lässt, nerven darf sie, wenn ich sie wegschicken kann, Liegeplätze frei wählen darf sie, wenn ich sie jederzeit runterschicken kann... was ich nicht dulde ist, dass SIE die Ressourcen verwaltet und die Regeln aufstellt

    Das finde ich super. Das ist beispielsweise der Grund, wieso Marley noch nicht in den Freilauf darf. Manchmal fehlt mir noch sehr die Akzeptanz von ihm, das ich ihn teilweise vom Sofa runterschieben muss, weil er nicht auf das ‚runter‘ reagiert. Manchmal klappt es jedoch und er geht sofort runter. Ich denke, Ressource Sofa bleibt erstmal konsequent tabu für ihn, bis er sich wirklich jedesmal runterschicken lässt.

  • Der dürfte bei mir nicht so liegen, dass er Türen im Augen haben kann.

    Gitterauslauf strategisch schlau hinstellen, Sichtschutz montieren, Sperrzonen einrichten, Tabouzonen deklarieren.

    Nicht um ihn zu bestrafen. Sondern um ihm beizubringen, dass er sich zurück nehmen muss. Dass er Grenzen und Gebote akzeptieren muss. Das schafft Klarheit und gibt Sicherheit.


    Und unbedingt den Fokus vom Hund nehmen. Der ist nicht das Zentrum des Sonnensystems 😉

  • Ich starte heute auch mal mit dem konditionierten Entspannen. Ich hab hier noch eine Flasche mit Lavendel Duft rumliegen, das benutzt ich direkt mal. Ich bin mal gespannt, wie gut Marley das annehmen wird!

    Schön, dass du so motiviert bist, auf Vorschläge hier einzugehen :nicken:

    Ich bin dafür kein Experte, aber denke bitte daran, dass dies kleinschrittig aufgebaut werden muss und kein "Zaubermittel" ist. Wenn du dem unentspannten Hund Lavendel aufs Kissen sprühst, haste ne schöne Fehlverknüpfung: Lavendel = unentspanntes Liegen/Erwartungshaltung.

    Als Grundlage dafür muss man doch erstmal einen Ruheplatz etablieren, auf dem der Hund zur Ruhe kommt oder nicht ( lisa_do)?


    Mein Rat wäre wirklich, dich erstmal auf die Grundprobleme zu konzentrieren.

    Für mich wären das zwei Bausteine:

    1) Ruheplatz zuhause etablieren (wo der Hund wirklich eine Auszeit nimmt, runter kommt, nicht in Erwartungshaltung ist und nix kontrolliert).

    2) Alleine bleiben langsam aufbauen.

  • Ich muss da vielleicht wirklich mal versuchen mich besser zu verwalten und nicht Marley auf ein Podest zu stellen und 24h gedanklich bei ihm sein. Ich bin mein eigener Mensch, und das muss ich uns beiden klar machen.

    Absolut :bindafür: Dauerfokus weg vom Hund, da kann ich allen anderen nur zustimmen!

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