Hund wartet auf Kommando bevor er rein kommt. Wie abtrainieren?

  • Hallo liebe Community,


    manchmal ist guter Rat teuer - hier zum Glück nicht. Ich hoffe, dass ihr mir helfen könnt.


    Ich habe einen 6-jährigen Rüden, super sensibel, will immer alles richtig machen und wird sofort ängstlich und unsicher sobald er etwas "falsch" gemacht hat (wenn auch nur in seinen eigenen Augen).


    Nun liegt er gerne auf dem Balkon draußen, was ganz wunderbar ist, problematisch ist nur, dass er ohne Kommando nicht wieder hinein kommt. Wir haben ihm das "aus Versehen" antrainiert, weil wir ihm am Anfang extrem motivieren mussten sich mit seinem Gewicht gegen die Balkontüre zu lehnen, damit diese überhaupt aufgeht. Er denkt nun, dass er erst auf Kommando wieder in die Wohnung darf. Das ist ein Problem - denn es wird gerne mal zu warm oder zu kalt auf dem Balkon oder er bekommt durst. Er steht dann wirklich (stundenlang) vor der Balkontüre und guckt hinein ohne rein zu kommen.


    Was ich bisher probiert habe:

    - Türe weit öffnen: Er bleibt direkt an der Schwelle stehen

    - Ignorieren: Er bleibt draußen stehen, auch wenn es ungemütlich für ihn wird


    Wenn er mal eine Pfote hineingesteckt hat, habe ich probiert:

    - Ignorieren: Er nimmt die Pfote irgendwann zurück und bleibt wieder draußen stehen

    - Verhalten loben: Er akzeptiert dies als Einladung hereinzukommen, ähnlich einem "Herein-Kommando" und ich verstärke sein Verhalten nur


    Was meint ihr, wie kann ich dem Hund klar machen, dass er diese Barriere ohne Weiteres überschreiten darf?


    Liebe Grüße, Lea

  • Will er wirklich herein? Meine Hündin guckt auch entgeistert zu mir, wenn ich nicht mit auf den Balkon komme und sie mich dabei haben möchte. Dann steht sie da unsicher und guckt.

    Oh warte, er soll die Türe selbst öffnen? Passiert das Starren auch, wenn die Türe offen steht und ihr den Raum verlasst?

  • Hallo BettiFromDaBlock ,

    ja, er möchte dann wirklich rein, wenn auch nur kurz um zu gucken ob ich noch da bin oder um einen Moment herunterzukühlen.


    Die Türe ist manchmal sperrangelweit geöffnet und manchmal ein wenig verkeilt, so dass er sie erst ein wenig aufdrücken muss. Sein Verhalten, also das draußen stehen und gucken ist unabhängig von der Balkontüre.


    Wenn wir die Wohnung verlassen traut er sich tatsächlich irgendwann hinein. Wie lange er aber draußen steht bevor er das macht, weiß ich gar nicht.


    Hast du einen Rat?

  • Vielleicht ist das ein wirklich dummer Tipp, aber manchmal ist alles anders, wenn irgendwas anders ist.

    Kann man vielleicht einen Teppich kaufen oder eine Decke nehmen und über die Schwelle legen, also von draußen nach drinnen?

    Ggf. mit ihm vorher auf diesem Teppich / dieser Decke (drinnen) üben, darauf hin- und her zu laufen bzw. ihn / sie einfach ein paar Tage irgendwohin legen, wo er öfter mal hin- und her läuft?


    (Wir hatten das umgekehrte Problem: Unserer wollte nicht raus auf den Balkon, obwohl da ein nicht "durchsichtiger" Holzboden war. Als wir einfach einen Teppich außen vor die Türe gelegt haben, ging es auf einmal. Natürlich ist das nicht dieselbe Situation, aber einen Versuch wäre es ja wert)

  • Ich kann mir auch vorstellen, dass sich da irgendwie euer Verhalten dann immer wieder beim zu euch Gucken im Hund spiegelt... Den Ansatz etwas zu verändern (Decke über die Schwelle oder ähnliches) und das rein und rausgehen spielerisch neu aufzubauen wäre wahrscheinlich mein Ansatz.

    Was motiviert ihn? Macht doch vom Balkon mal ein Suchspiel nach drin. Oder Handtouchtrick/Folge dem Leckerli über die Schwelle. Oder ein Spiel das ihr drinnen anfängt während er auf dem Balkon ist er dafür rein soll. Je nachdem wie stark seine Barriere ist.

    Wenn das dann leichter fällt, kann die Decke etc wieder wegfallen.


    Man muss natürlich bisschen gucken was für ein Hundetyp er ist. Wenn er ständig euch gefallen will und sowas in Streß oder neue Routinen ausartet, würde ich das Thema nicht zu stark angehen.

  • Meine spontane Idee: ich würde generell etwas tun, um dem Hund etwas mehr Selbstvertrauen und Eigeninitiative zu geben. Das einzige was mir da einfällt: Shapen. Der Hund macht und es wird belohnt. Ohne Kommando. So könnte der Hund lernen, dass "einfach was tun" durchaus eine gewünschte Option ist. Das würde ich erst mal in allen möglichen anderen Situationen "spielen", bevor ich mich an die Balkontür mache.

  • Ich habe einen 6-jährigen Rüden, super sensibel, will immer alles richtig machen und wird sofort ängstlich und unsicher sobald er etwas "falsch" gemacht hat (wenn auch nur in seinen eigenen Augen).

    Ja, kenne ich... das ist genau mein Bongo.


    Er ist extrem unterwürfig und ängstlich und hat ständig Angst, etwas "falsch" zu machen. Er lebt erst seit knapp 2 Jahren bei mir, war schon 9 Jahre alt, als ich ihn aufnahm. Woher diese grosse Unsicherheit stammt, weiss ich nicht.


    Er fragt auch heute noch jedes Mal, ob er bitte, bitte aufs Sofa kommen dürfe, obwohl ich ihm das nie verboten habe, ja, ihn am Anfang sogar explizit aufs Sofa hochhob, weil er sich selber nicht getraute. Wenn ich nicht auf dem Sofa sitze, hopst er aber problemlos und ohne zu zögern rauf.


    Ich versuche seit 2 Jahren sein Selbstbewusstsein zu stärken, indem ich ihn für jeden Schritt lobe (stimmlich oder mit Leckerli), vor allem unterwegs. Sein Selbstbewusstsein ist von minus 2 auf ungefähr knapp 1 gestiegen, mehr aber nicht...


    Ich würde in Deinem Fall den Hund freundlich auffordern reinzukommen, falls nötig mit freundlicher, einladender Stimme "komm rein", später auch nur noch mit kleinen Gesten. Bei Bongo reicht es unterdessen, dass ich ihm mit einem sanften Handzeichen anzeige, dass er zu mir aufs Sofa raufspringen dürfe.

    Es ist schon vorgekommen, dass er minutenlang im Wohnzimmer stand und mich fragend fixierte, ich aber auf den Fernseher konzentriert war und nicht merkte, dass er eigentlich gerne zu mir raufkommen wollte.

    Ich muss deshalb immer sorgfältig darauf achten, was er grad für Absichten hat, denn "aufdringlich" nachfragen würde er sich nie getrauen, lieber macht er sich unsichtbar...

  • Ich hab hier auch so einen Spezialisten, der sich gerne an solchen Sachen festbeißt :roll:


    Meiner Erfahrung nach ist es komplett egal welche Form der Interaktion man da dann nutzt, es bleibt ein Problem. Jedes Handzeichen, jede Form der Ansprache ersetzt dann nur das vorherige Kommando, löst aber nicht das eigentliche Problem.


    Balin hatte eine zeitlang ein ähnliches Problem, er hat die Küche nicht mehr betreten ohne Aufforderung. Geholfen hat ihn mehrmals kommentarlos an der Schwelle abzuholen und einfach reinzubringen, bzw. sanft reinzubugsieren. Irgendwann ist er dann auch wieder selbstständig rein und rauß.

  • Hast du mal probiert vor die Tür Futter zu legen, traut er sich das zu holen? Und dann einfach kommentarlos weggehen? Einfach erstmal als Einstieg, damit er ohne Einladung von dir drüber steigt?

  • Hallo zusammen,


    das sind wirklich tolle Tipps und ich werde die nächsten Tage alle Methoden versuchen.


    Ich halte euch auf dem Laufenden :)


    Morelka : Finde es klasse zu wissen, dass es auch noch andere Hunde gibt, die so sind. Wir haben mit ihm soooo viel trainiert und ihm so Step by Step mehr Selbstbewusstsein vermittelt. Das war sehr erfolgreich und ein bisschen stolz bin ich schon wie toll er sich verändert hat, seit er bei uns ist.


    Vielen Dank!

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