Aufregung verringern in fremder Umgebung

  • Hallo zusammen,


    ich habe schon wieder eine neue Frage, und zwar ist Tinka in fremder Umgebung immer sehr aufgeregt und kaum ansprechbar. Sie rennt dann vor und hängt in der Leine, schnüffelt hier und dort. "Zuhause", also da, wo wir üblicherweise Gassi gehen, war das zu Anfang auch so, inzwischen ist sie aber insgesamt entspannt und gut ansprechbar. Nun denke ich, dass sie soweit ist, dass wir auch die fremden Umgebungen stärker mit einbeziehen können, aber wie mache ich das am besten?


    1. Einfach lange dort spazieren gehen, sie machen lassen, bis sie ruhiger wird und nur die Umorientierung, die von ihr kommt belohnen?

    2. Bei Aufregung stehen bleiben und nur weitergehen, solange die Leine einigermaßen locker ist? Dann werden wir wohl die ersten 20 min ungefähr 10 m weit kommen, da sie zwar relativ entspannt stehen bleibt, wenn ich stehen bleibe, bei jedem Schritt, den ich tue aber sofort nach vorne in die Leine schießen wird.

    3. In fremder Umgebung 10 min Leinenführigkeit trainieren und wieder nach hause fahren?


    Variante 1 kommt mir irgendwie nicht zielführend vor. Das wird vermutlich sehr lange dauern. Variante 2 habe ich dann und wann schonmal gemacht, da bin ich dann an der 2 oder 3 m Leine mit ihr gelaufen und jedesmal stehengeblieben oder umgedreht, wenn sie in der Leine hing. Und wenn wir dann nicht weit kommen, ist es ja auch egal, ist ja eine Trainingssituation. Das funktioniert nur nicht, wenn wir mal mit der Familie unterwegs sind, da habe ich für sowas dann nicht die Ruhe, sondern müsste wohl Variante 1 anwenden. Mache ich in dem Fall dann wieder alles kaputt, weil ich sie dann ziehen lassen würde? Oder sollte ich mit Variante 2 das Halsband benutzen und für Familienausflüge das Geschirr zur besseren Unterscheidung? Halsband mit 3 m Leine bei so einem kleinen Hund ist allerdings auch irgendwie unpraktisch.

    Tja, Fragen über Fragen. Wie würdet ihr das Thema angehen?


    LG

  • Du meinst wie ich zuhause ihr Aufregung versucht habe zu verringern?


    Das lief in mehreren Phasen ab. Kurz gefasst habe ich zunächst bei uns in der Straße Leinenführigkeit an Geschirr und 3 m-Leine geübt nach dem Buch

    . In den Feldern hat das zu Anfang natürlich nicht funktioniert, da lief sie an der 15m-Schlepp und ich habe Umorientierung geübt, d.h. sie angesprochen und wenn sie geschaut hat, Click und Keks. Außerdem habe ich tolle Sachen "gefunden" und mich auch mal versteckt, wenn sie nicht geschaut hat. Ach so, wenn sie dort gezogen hat wie ein Ochse bin ich auch stehen geblieben. Nachdem das besser wurde habe ich auch hin und wieder ihre Aufregung einfach verboten. Ach so, parallel lief noch Click for Blick bei Rehen und anderen Wildtieren, die wir teilweise jeden morgen gesehen haben, und ich habe ihr beigebracht auf "raus da" wieder zurück auf den Weg zu kommen, damit sie keine Möglichkeit hat, sich an Wildreizen zu sehr reinzusteigern.

    Ach so, und ich bin zu Anfang geschlichen. Je aufgeregter sie wurde, desto interessierter habe ich mir die Umgebung angeschaut und bin auf dem Weg von rechts nach links getingelt. Das hatte ich schon ganz vergessen, da ich schon eine ganze Weile wieder zügig marschieren kann mit Hund überwiegend im Freilauf :thinking_face: .


    Wenn ich also meinem bisherigen Aufbau folgen würde, müsste ich in fremder Umgebung im Prinzip mit der 3m-Leine und Leinenführigkeit wieder anfangen, oder?

  • Kein Problem, dann beschreibe ich es kurz:


    Also, der Hund ist an der 3 m Leine und soll ohne zu ziehen mitkommen. Wenn er zieht, dreht man sich körperlich (und am besten auch geistig) weg und wartet, bis der Hund sich umorientiert. Tut er das, wird gelobt und man läuft in der neuen Richtung weiter. Das hat bei Tinka ein paar Tage gedauert und lief dann schon relativ gut. Der Nachteil war, dass sie am Ende gerne ohne zu ziehen 3 m vor mir lief. Das hat mir nicht so recht in den Kram gepasst, allerdings hatte ich ihr ja genau das beigebracht. Daher habe ich anschließend das noch so variiert, dass ich sie, wenn sie vor mir lief, zurück beordert habe neben mich.


    Das klappt inzwischen gut, wenn sie entspannt ist, ist ein wenig Aufregung da, muss ich sie dann und wann erinnern, dass sie nicht zu weit vorlaufen soll.

  • Wenn Tinka Schwierigkeiten mit neuen Umgebungen hat, würde ich da glaube ich so wenig Leinenführigkeit o.Ä. von ihr fordern wie möglich. Sie hat ja genug damit zu tun, die ganzen neuen Reize zu verarbeiten, da finde ich es verständlich, wenn sie dann keine Kapazitäten mehr hat um sich auf vernünftiges Gehen an der Leine zu konzentrieren.


    Ich würde auch unterscheiden zwischen "Leine am Geschirr = keine Leinenführigkeit gefordert" und "Leine am Halsband bzw. am Brustring des Geschirrs = Leinenführigkeit".


    Ansonsten würde ich in neuen Umgebungen einfach komplett den Druck rausnehmen und nichts erwarten. Schlepp ans Geschirr und den Hund in seinem Tempo erkunden lassen, selbst wenn man dann bei den ersten malen nicht weit kommt. Vielleicht zwischendurch mal ein paar Leckerchen verstreuen, die der Hund suchen kann, damit die Umgebung positiv verknüpft wird. :smile:

  • Hier darf Ennio auf entspannten Gassigängen im Geschirr laufen. Die Leine ist 3m lang. Wo er läuft, ist mir egal. Ob er etwas zieht, ist mir auch egal. Bergrunter mag ich es nicht so, da kriegt er eventuell das Kommando, hinter mir zu gehen.


    Ich glaube, du verkopfst den Gassigang etwas. Und du riskierst, daß der Hund durch die ständige Umorientierung dann auch nicht entspannt. Wäre irgendwie nicht meine Vorgehensweise.


    Wenn ich den Hund "bei mir" brauche, wechsel ich lieber auf Halsband und geb das Kommando "zu mir". Meinetwegen bei entgegenkommenden Menschen (da wechsel ich inzwischen nur noch im Dunkeln auf Halsband) oder Hunden. Und anschließend kriegt der Hund wieder frei.


    Fremde Umgebungen sind auch für uns anstrengend - bis sie nicht mehr fremd sind. Ich verlange da (wegen Geschirr) zu Anfang aber auch keine strenge Leinenführigkeit.

  • Wenn Tinka Schwierigkeiten mit neuen Umgebungen hat, würde ich da glaube ich so wenig Leinenführigkeit o.Ä. von ihr fordern wie möglich. Sie hat ja genug damit zu tun, die ganzen neuen Reize zu verarbeiten, da finde ich es verständlich, wenn sie dann keine Kapazitäten mehr hat um sich auf vernünftiges Gehen an der Leine zu konzentrieren.


    Ich würde auch unterscheiden zwischen "Leine am Geschirr = keine Leinenführigkeit gefordert" und "Leine am Halsband bzw. am Brustring des Geschirrs = Leinenführigkeit".


    Ansonsten würde ich in neuen Umgebungen einfach komplett den Druck rausnehmen und nichts erwarten. Schlepp ans Geschirr und den Hund in seinem Tempo erkunden lassen, selbst wenn man dann bei den ersten malen nicht weit kommt. Vielleicht zwischendurch mal ein paar Leckerchen verstreuen, die der Hund suchen kann, damit die Umgebung positiv verknüpft wird. :smile:

    Wenn du sagst, "selbst wenn man dann bei den ersten malen nicht weit kommt", dann würdest du aber trotzdem stehen bleiben wenn sie an der Schlepp zieht, oder?

    Und wenn die neue Umgebung ein fremdes Wohngebiet ist, dürfte die Schlepp ja höchstens 5 m lang sein oder so, damit nichts passiert...

  • Wenn Tinka Schwierigkeiten mit neuen Umgebungen hat, würde ich da glaube ich so wenig Leinenführigkeit o.Ä. von ihr fordern wie möglich. Sie hat ja genug damit zu tun, die ganzen neuen Reize zu verarbeiten, da finde ich es verständlich, wenn sie dann keine Kapazitäten mehr hat um sich auf vernünftiges Gehen an der Leine zu konzentrieren.

    Seh ich auch so. Da würd ich einfach mal fünfe gerade sein lassen und die Leine aufs Geschirr umklinken, um mir die Leinenführigkeit am Halsband nicht kaputt zu machen.


    Ich bin da vielleicht ein bisschen nachlässiger/entspannter - Leinenführigkeit verlange ich nur auf Gehwegen an der Straße bzw. in der Stadt. Sobald wir auf einen Feld-/Waldweg abbiegen, darf der Hund am Geschirr auch moderat ziehen, mir ist das wurscht :ops:

  • Zuhause verkopfe ich eigentlich nicht, da läuft das jetzt. Da läuft sie jetzt entweder frei oder an der Schlepp (wegen Jagdtrieb) und wenn Leute oder andere Hunde entgegenkommen beordere ich sie zu mir. Danach kann sie auch wieder los. Die Umorientierung funktioniert inzwischen automatisch.


    In fremden Umgebungen zieht sie allerdings nicht nur "ein bisschen". Je nach Umgebung oder oft auch eben am Anfang nach dem Aussteigen aus dem Auto wird aus ein bisschen ziehen auch mal ein "in der Leine galoppieren". Wenn ich dann stehen bleibe ist erstmal gut und sobald ich wieder losgehe, schießt sie vor und es ist wieder genauso wie vorher. Daher mache ich mir Gedanken, wie ich damit am besten umgehen sollte.


    Und auch ob das üben von fremden Umgebungen überhaupt was bringt. Wenn Tinka in jeder fremden Umgebung immer wieder die gleiche Aufregung verspürt, bis die Umgebung nicht mehr fremd ist, ist es ja eigentlich sinnlos das zu üben. Wenn sie aber mit der Zeit lernen kann, dass fremde Umgebungen garnicht so schlimm aufregend sind, würde es etwas bringen das zu üben und ihr zu mehr Entspannung verhelfen. Keine Ahnung ob das in ihrem Alter (fast 5) noch funktioniert :thinking_face: ).

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