Aufregung verringern in fremder Umgebung

  • Zuhause verkopfe ich eigentlich nicht, da läuft das jetzt. Da läuft sie jetzt entweder frei oder an der Schlepp (wegen Jagdtrieb) und wenn Leute oder andere Hunde entgegenkommen beordere ich sie zu mir. Danach kann sie auch wieder los. Die Umorientierung funktioniert inzwischen automatisch.


    In fremden Umgebungen zieht sie allerdings nicht nur "ein bisschen". Je nach Umgebung oder oft auch eben am Anfang nach dem Aussteigen aus dem Auto wird aus ein bisschen ziehen auch mal ein "in der Leine galoppieren". Wenn ich dann stehen bleibe ist erstmal gut und sobald ich wieder losgehe, schießt sie vor und es ist wieder genauso wie vorher. Daher mache ich mir Gedanken, wie ich damit am besten umgehen sollte.


    Und auch ob das üben von fremden Umgebungen überhaupt was bringt. Wenn Tinka in jeder fremden Umgebung immer wieder die gleiche Aufregung verspürt, bis die Umgebung nicht mehr fremd ist, ist es ja eigentlich sinnlos das zu üben. Wenn sie aber mit der Zeit lernen kann, dass fremde Umgebungen garnicht so schlimm aufregend sind, würde es etwas bringen das zu üben und ihr zu mehr Entspannung verhelfen. Keine Ahnung ob das in ihrem Alter (fast 5) noch funktioniert :thinking_face: ).

    Mir scheint fast, unsere Hunde ähneln sich.


    Wenn Ennio wie ein Ochse zieht, ist er drüber. Es geht entweder um läufige Hündinnen oder viele fremde Hunde - entweder fremde Hunde in seinem Territorium oder fremdes, gut besuchtes Auslaufgebiet. Zooladen oder Stadt ist ebenfalls nicht entspannt möglich mit diesem Hund. Zu Anfang hatte ich es noch üben wollen, und wir haben einen "aufregenden" Gang pro Woche gemacht, gerne noch in Kombination mit Bahn fahren. Inzwischen glaube ich nicht mehr, daß ich ihn daran "gewöhnen" kann. Meine Vermutung ist einfach, daß es Ennio als territorialer Hund sehr unangenehm ist, in einem fremden Revier unterwegs zu sein. Wenn es sein muß, nehme ich ihn ans Geschirr und versuche, ein Ruhepol zu sein. In einer Stadtumgebung würde ich ihn wahrscheinlich eher ans Halsband nehmen, aber nicht auf einwandfreie Leinenführigkeit bestehen. Lieber Augen zu und durch.


    Fremde Umgebung in der Pampa ist dagegen völlig ok. Da kann er entspannt schnüffeln, auch wenn vereinzelt andere Hunde dort laufen/gelaufen sind. Deswegen vermute ich halt, daß es der Geruch von vielen fremden Hunden ist.


    Ach so, und da wir an einem beliebten Auslaufgebiet wohnen, wo sehr viele (fremde) Hundebesitzer hinfahren, merke ich einen Unterschied zwischen unterschiedlichen Wochentagen. Sonntags und Montags: lieber schnell auf die versteckten Pfade abbiegen, weil sich Herr Hund auf den Hauptgassistrecken sofort abschießt.

  • Ja, genauso ist es bei Tinka auch.

  • Inzwischen lobe ich das zurückkommen nicht mehr mit Leckerli, aber tatsächlich glaube ich, dass sie genau das gelernt hat :thinking_face: . Wenn ich sie für braves bei Fuß laufen mit Keks lobe hat sie auch die Tendenz entweder noch während ich den Keks raushole, oder direkt danach schneller zu werden.


    Gestern hat mir eine Hundetrainerin dazu den Tipp gegeben, sie dann so zu loben, dass ich den Keks hinter mich werfe, um ihr dann, wenn sie mich wieder eingeholt hat, gleich wieder einen geben zu können. Somit würde es sich lohnen, meine Nähe zu suchen anstatt immer direkt nach vorne zu laufen. Kombinieren könnte ich das ja noch damit, dass ich sofort abwenden, wenn sie mich doch überholen will, damit sie nicht mehr vor mir laufen kann :thinking_face: . Meinst du das würde helfen?

  • Ich bin bei dem Thema kein Fan von Flickschusterei. Bei mir beginnt solides Leinenführigkeitstraining immer im Stehen. Mit Fokus auf Entspannung. Meiner Erfahrung nach ist das nachhaltiger als Löcher zu stopfen.

  • Ich bin bei dem Thema kein Fan von Flickschusterei. Bei mir beginnt solides Leinenführigkeitstraining immer im Stehen. Mit Fokus auf Entspannung. Meiner Erfahrung nach ist das nachhaltiger als Löcher zu stopfen.

    OK, also Leinenführigkeit komplett neu aufbauen.

    Wenn du sagst, dein Fokus liegt auf Entspannung, würde ich dann mit deinem Onlinekurs einen Hund bekommen, für den das an der (kurzen) Leine sein ein entspannter Ort ist, immer und überall idealerweise?

    Also genau das, was ich gerne hätte und was mir in fremder Umgebung dann auch helfen würde?

  • Was ich noch nicht so ganz verstanden habe: Ist es Dir wichtiger, an der Aufregung zu arbeiten oder an der Leinenführigkeit? Ich kenne jetzt Deinen Hund nicht. Aber mit unserer ängstlichen Dame hier muss ich das trennen, sonst schafft sie das nicht. Bzw. „hinter mir laufen“ als Krücke nutzen.

  • Naja, das hängt ja zusammen. Die Leinenführigkeit klappt ja wegen der Aufregung nicht. Aufgrund der Aufregung werde ich in fremder Umgebung aber nicht direkt Leinenführigkeit üben können.


    Und flying-paws hat direkt den Finger in die Wunde gelegt und festgestellt, dass ich die Leinenführigkeit offenbar auch nicht zielführend aufgebaut habe.


    Mein Endziel ist eigentlich, dass mein Hund entspannt neben mir her schlendern kann, weil bei mir ein sicherer Platz ist, möglichst auch, wenn Reize vorhanden sind, wie andere Hunde oder eine fremde Umgebung. Ob ich das jemals mit Tinka erreichen kann, weiß ich nicht, aber ich würde gerne in die Richtung arbeiten.

  • Ja, dann würde ich das trennen. Leinenführigkeit üben in Umgebungen, die sie kennt. Und bei fremden Umgebungen gucken, was Deinem Hund hilft, Aufregung etwas herunter zu regulieren.


    Bei uns zum Beispiel (aber das ist individuell): Bei Lilly hängt das von der Umgebung ab, was hilft. Wir Menschen müssen selbst ruhig sein, sonst wird das von vorneherein nichts. Ansonsten hilft erstmal gucken lassen, gemeinsam erkunden, wo mögliche Verstecke sind, kleine Renn- und Spieleinheiten zur Auflockerung. Leckerlie nicht, die nimmt sie nicht, wenn sie aufgeregt ist.


    Wenn es zu stressig ist bzw. Angstauslöser da waren und das Adrenalin schon recht weit oben, aber noch nicht am Anschlag ist, dann hilft „hinter mir gehen“, das Konzentrieren auf das Halten ihrer Position hilft bei der Impulskontrolle und dass sie sich auf mich konzentrieren kann, verringert den Fokus auf die Außenreize etwas.


    Wenn das Adrenalin am Anschlag ist, dann spare ich mir und ihr das Üben, dann kommt eh nix mehr an.


    Parallel arbeiten wir von Anfang an Selbstsicherheit und Selbstwahrnehmung. Mit kleinen Tricks mit viel Erfolgserlebnissen, dem Lösen kleinerer Probleme, Balancieren … Alles, von dem ich meine, dass es ihr beim Aufbau von Eigenwahrnehmung hilft, in der Hoffnung, dass sie sich dadurch weniger von Außenreizen aus der Ruhe bringen lässt und mehr bei sich bleiben kann :smile:

  • Hallo Mia,


    mal eine blöde Frage, die ist aber ernst gemeint. Hoffe Du hast es nicht irgendwo geschrieben und ich habe es überlesen: Warum ist es Dir wichtig, mit ihr in fremder Umgebung zu laufen? Muss sie das (irgendwann) können?


    Ich frage deswegen, weil wir einen wirklich tollen Tierschutzhund haben, der eine einzige Macke hat: Seine wirklich krasse Aufregung an fremden Orten. Anfangs haben wir auch alles Mögliche versucht, sind dann aber zu dem Schluss gekommen, dass es ihm mehr schadet als nützt. In seiner gewohnten Umgebung ist er ein neugieriger, aber ansprechbarer Hund, der alles interessiert erkundet, ohne aber ständig unter Stress zu stehen. In fremder Umgebung wirkt er (vermenschlicht gesprochen) echt unglücklich und zieht auch wie ein Ochse, was aber eher getrieben und gestresst wirkt.

    Daher haben wir halt hier bei uns so 4-5 Routen und gehen nicht absichtlich wohin, wo er eben wieder unter Strom steht.


    Bei unserem Junghund ist es so, dass wir von Anfang an den Blickkontakt gemarkert haben. Bei ihm klappt es ganz gut, dass er in neuer Umgebung nach erster Aufregung und ca. 5 Minuten Ziehen an der Leine sich dann wieder auf uns konzentriert, was ihm zu helfen scheint, weil er dann echt recht gut bei uns läuft. Bis diese 5 Minuten vorbei sind, korrigieren wir auch nicht an ihm rum, weil wir finden, dass ihn das nur zusätzlich stressen würde.


    Vielleicht wäre das mit dem Markern auch eine Idee? Bzw. vielleicht machst Du das schon (ich habe nicht alle Beiträge komplett lesen können).

  • Hallo Ben_auch_mal_hier,


    das ist keine blöde Frage.

    Ich schrecke davor zurück, irgendwohin zu fahren, wo Tinka Stress haben wird, weil ich dann auch nicht entspannt sein kann. Wenn wir z.B. mit der Familie irgendwohin fahren könnten, wo sie aufgrund der Dauer dann mit müsste. Das ist für sie anstrengend und für mich auch. Daher habe ich überlegt, dass es helfen könnte das zu üben.

    Die Alternative wäre wohl, mir selbst ein dickeres Fell zuzulegen, damit sie entspannter ist, weil ich es auch bin ... Oooooohhhhmmmm....

    Aber das kann ich ja gleich mit üben, wenn ich mit ihr erstmal alleine fremde Orte besichtige.


    Lg


    PS: Blickkontakt habe ich eine Weile gemarkert und lobe ich auch immer noch je nach Situation.

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