Hallo zusammen,
sagt mal, habt ihr auch so richtig schlechte Tage, an denen ihr euch komplett überfordert fühlt und einfach alles hinschmeißen wollt?
Als wir uns damals für einen Zweithund entschieden haben, haben wir uns einen sanften und ruhigen Mitbewohner gewünscht. Die Wahl fiel nicht sehr schwer und wir waren uns einig, dass es wieder ein Dogo Argentino werden würde. Wie unser Senior sollte auch der neue Hund, eher weniger Jagdtrieb haben und wir wollten nicht ganz bei null anfangen.
Aber wie war das? Man bekommt den Hund, den man braucht, nicht den man sich wünscht.
Ein früherer Kontakt hat uns angeschrieben, gefragt, ob wir noch auf der Suche sind und mal im Tierheim in Baden-Württemberg vorbeischauen könnten. Dort sitzt eine Hundedame, ihr Name ist Maro, 4Jahre alt, die bisher nicht viel Gutes erlebt hat und auch zum Wanderpokal gemacht wurde. Sie kommt aus Rumänien und wurde dort zum Züchten ausgenutzt.
Ein bisschen skeptisch haben wir uns damals auf den Weg gemacht.
Dort angekommen hat man uns begrüßt und dann ging es direkt in den Wald.
Maro war schneller als wir unterwegs und auch nicht ganz so gut Leinenführig, aber hey, ein Tierheimhund ist am Anfang etwas wild, oder?!
Ich mach es mal kurz: Das Herz war weich, das Mitgefühl groß und wir haben sie mitgenommen.
Nur hat man vergessen uns ein paar Dinge über sie zu erzählen.
Dieser Hund ist ein Diamant, roh und ungeschliffen, aber er glitzert, wenn man ihn ins Sonnenlicht hält.
Aber da sind diese Ecken und Kanten und ich werde nicht richtig warm mit ihr.
Maro kann nicht an der Leine laufen, egal in welche Richtung man geht, sie hält dagegen. Und sowieso muss sie immer ganz vorn sein.
Sie hasst Katzen, und damit meine ich so richtig hassen. Vielleicht hat man sie mit Katzen zum Jagdhund ausbilden wollen, wer weiß.
Ach ja, der Jagdtrieb. Dazu muss ich nicht viel sagen, oder?
Hunde mag sie auch nicht, jeden Falls nicht an der Leine und wenn dann auch noch die Hundemarken klimpern ist gleich alles blöd, auch der Jogger und der Radfahrer.
Fremde Menschen sind auch blöd.
Sie wirkt einfach traumatisiert.
Pieseln wollte sie auch nicht, höchstens einmal am Tag. Alles andere wurde drei, vier Tage rausgezögert.
Ich kann gar nicht beschreiben, wie extrem, das alles war.
Wir wussten nicht weiter und auch die Hundetrainer hier in der Stadt konnten uns nicht helfen. So haben wir uns wieder an das Tierheim gewandt. Wir einigten uns darauf, dass Maro in die Obhut der Hundetrainerin vor Ort geht und sie dort in vier Wochen einen Crash Kurs bekommt.
Wir haben einen guten Ansatz mitbekommen und konnten darauf aufbauen.
Das alles ist zwei Jahre her.
Wir üben Tag ein, Tag aus.
Das Einzige, was mittlerweile verlässlich klappt, ist das Geschäft.
Wir konnten ihr mit dem starken Jagdtrieb helfen, keine Autolichter mehr, die gejagt werden müssen. Sie ist sogar ganz gut abrufbar, wenn ein Reh in weiter Entfernung ist.
Ein paar Hundefreunde haben wir gefunden. Mit denen geht sie gern zusammen spazieren und sie mag sogar die Menschen dazu.
Wenn sie ihre guten Tage hat, klappt auch das Laufen an der Leine und sogar das Ablenkungsmanöver, wenn ein anderer Hund kommt.
Sie macht sogar 'sitz' an der Haustür. Das mag nichts Besonderes sein, aber für uns ist es ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.
Trotzdem klappt alles nicht so sicher und gut wie ich es mir wünschen würde.
An der Leine ist Maro ein Betonklotz.
Auch in Hundebegegnungen bellt sie wie verrückt, läuft mir dabei entweder direkt vor die Füße oder in die Kniekehlen. Sie lässt sich weder eingrenzen noch korrigieren, das macht mich wütend.
Vor allem bin ich wütend auf mich. Wütend, weil ich ein total durchdachter Mensch bin, der den Überblick nicht verliert und nun total überfordert ist. Wütend, weil ich mit zwei Hunden momentan ganz allein bin und mich niemand versteht. Wütend, weil ich nicht einfach so alles hinschmeißen kann und will.
Ich kann uns einfach nicht mehr weiterhelfen und ich habe auch nicht das Gefühl, dass es besser werden kann. Als würde ich vor einer Mauer stehen und mir fehlt die Leiter, um darüber zu schauen.
Wie war das bei euch? Ging es bei euch auch nur in Babyschritten voran oder hat einfach die Eingewöhnung so lang gedauert? Wie kann ich weitermachen? Habt ihr auch mal schlechte Zeiten und wie geht ihr damit um?
Momentan sind wir im Umzugsstress und bis wir eine neue Hundeschule gefunden haben, brauche ich einfach mal ein bisschen neuen Mut.
Bitte bleibt nett. Mir fällt dieses Thema sehr schwer und ich habe wirklich lange überlegt, ob ich das so öffentlich machen möchte.
Wenn etwas unklar ist oder ihr Fragen habt, könnt ihr die gern stellen.