Hallo an alle !
Ich denke, dass dieses Thema kontrovers ist und eventuell die Gemüter
erhitzt werden.
Ich möchte Euch trotzdem um Eure Meinung fragen, ich hoffe, das geht
auch, ohne dass man sich zofft
Erstmal die Vorgeschichte:
Ich war heute mit Duran im Wald, wie jeden Morgen. Wir haben ein bisschen
geübt und waren schon auf dem Weg zum Auto.
Da traf ich einen Mann mit einer jungen Viszla Hündin. Wir unterhielten
uns ein bisschen und siehe da: ein Deutscher. Er hatte sich die Hündin
in Deutschland in einer guten Zucht gekauft und sie für die Jagd auf
Niederwild ausgebildet.
Sie war wirklich nett und sehr gut erzogen, hatte aber so ein bisschen
diesen 'Kuscher' Blick drauf, näherte sich mir auch schwanzwedelnd, aber
sehr unterwürfig.
Die Hunde fingen also an, wild zu spielen und zu rennen, und erst dann
sah ich die Hündin wirklich locker und glücklich.
Ich habe mal so vorsichtig gefragt, wie er denn die Hündin so für die Jagd
ausbildet, da ich von diesem Bereich wirklich fast keine Ahnung habe.
Der Mann meinte dann, dies sei seine erste Hündin, und er habe sie nach
diesem Buch erzogen:
Er war begeistert, und seine Meinung war so in etwa dieselbe wie die
der unten aufgeführten Rezensenten, die das Buch positiv bewerten.
Ich fragte ihn, wie denn das 'Down' geübt wird und er meinte (mit fast
schon entschuldigendem Blick) 'mit dem Stachelhalsband'.
Das Apportieren auch.
Er fügte aber sofort hinzu, dass die Hündin sehr gehorsam sei, und man
bei ihr fast ohne Zwang arbeiten könnte.
Weiterhin erzählte er, dass die Hündin den ganzen Tag bei ihm ist, sie ein
sehr inniges Verhältnis hätten und er sie als seine ständige Begleiterin
sehr schätzt. Den Eindruck hatte ich auch. Sie himmelte ihn geradezu an,
wenn auch unterwürfig.
Ich erzählte dann ein bisschen von meinen Methoden und was ich so
mache, wie ich arbeite und meine Philosophie.
Er meinte, er hielte nichts von Futterbelohnung, sondern der Hund sollte
schon ohne 'Bestechung' gehorchen.
Wir haben uns nett unterhalten, ohne den anderen für seine völlig andere
Philosophie zu verurteilen.
Jetzt meine Frage an die Jäger:
Ist es denn wirklich so, dass bei einer so starken Ablenkung, wie sie auf
der Jagd ja vorherrscht, auch mit mehr Druck der Gehorsam durchgesetzt
werden muss ?
Ich weiss, dass ich Duran (noch) nicht immer unter Kontrolle habe, wenn
er Wild sieht, und dass er dadurch für die Jagd ja eher unbrauchbar wäre.
Ich weiss nicht, ob man denn die Ausbildung eines Jagdhundes mit
der Ausbildung eines Behinderten-Begleithundes oder eines reinen
'Fun' Hundes gleichsetzen kann.
Aber dann müsste man ja eigentlich Hüte- und Koppelgebrauchshunde
auch mit Druck ausbilden, da die ja auch extremen Stimuli ausgesetzt
sind, und trotzdem auf's Wort gehorchen müssen.
Als ich dem Mann sagte, dass ich angefangen habe, Duran Tricks beizubringen,
fragte er mich spontan, wozu man das bräuchte.
Meine Antwort 'Zu nichts..... das ist nur so ein bisschen Kopfarbeit für
den Hund und macht riesig Spass' verstand er nicht.
Hier trafen also offensichtlich zwei Welten aufeinander. Ein sehr ernster
und konservativer Mensch, der seine Hündin als Begleiter und auch für
die Jagd ausbildet und ganz klar weiss, was er will, und wie er das
erreicht.
Und die verspielte Hundehalterin, die mit ihrem Hund so alles mal ein
bisschen ausprobiert und hauptsächlich Spass haben will.
Das sind so meine Gedanken.......
Ich verurteile diesen Mann keineswegs. Er war nett, und seine Hündin fand
ihn offensichtlich noch viel netter. Sicherlich wäre er niemals in meinem
engen Freundeskreis zu finden, weil wir einfach zu unterschiedlich sind.
Ebensowenig, wie ich es schaffen würde, ihm einen Clicker aufzuschwätzen,
würde er es schaffen, mich von seinen Methoden zu überzeugen.
Aber das soll ja nicht heissen, dass nur einer von uns recht hat ?
Bin über Meinungen gespannt, die 'offen' sind und nicht nur verurteilen
wollen. Das kann ich selber.
LG
Chrissi