Resourcenverteidigung gegenüber anderen Hunde

  • Ich weiß nicht ob Dein Hund schon immer so war oder erst geworden ist bzw. sich gerade „nur“ austestet, aber mein Dalmi ist ähnlich. Ich hätte gern, dass er erst knurrt oder anders deutlich wird, aber er macht meist gleich kurzen Prozess. Da er schon von Beginn an mit 9 Wochen so war gehe ich sehr stark davon aus, dass er entweder charakterlich einfach so tickt oder eben beim Züchter bereits gelernt hat, sich gegen seine Geschwister mit diesem übersteigerten reaktiven Verhalten durchzusetzen.


    Ich weiß noch als ich meinen drei Hunden etwas zum knabbern gegeben habe, die beiden alten fressen seelenruhig vor sich hin, nur olle Dalmi-Welpe rennt hektisch hin und her um den Abstand zu den anderen zu vergrößern, kommt aber nicht weiter als 20 Meter und knurrt noch aus dieser Distanz (!!) sobald sich einer der anderen bewegt (die mussten nichtmal in seine Richting schauen außerdem haben sie sich gegenseitig nichts geklaut, das habe ich denen so beigebracht). Völlig irre. Er ist aber sehr sensibel und ihm war die Situation als solche schon „zu viel“. Das muss man aber erstmal verstehen. Das ist zum Schluss dann zwar auf wenige Meter geschrumpft, es ist also durchaus besser geworden, er hat ja dann gemerkt dass niemand was von ihm will, aber es ist halt da und es wird sicher auch nicht gänzlich weggehen. Da ich meinen Hund kenne kann ich die Situationen entsprechend managen. Ich muss bei Futter, Spielzeug und Revier - alle Ressourcen sind ihm wichtig - aufpassen bzw. den Hund in diesen Situationen meinerseits „in die richtige Richtung“ führen und ihn nicht selbst entscheiden lassen.


    War Deiner auch schon als Welpe so oder hat sich das erst entwickelt? Falls letzteres denke ich, kann man da noch etwas gegensteuern bzw. kann sich das auch wieder auswachsen.

  • Ich gehe mal in einer Antwort etwas auf alles ein das ist einfacher.

    Er zeigt das schon immer also schon seit er Welpe ist. Allerdings lässt er sich auch zeigen wenn Dinge nicht okay sind, eine Hündin hier knurrt ihn oft von ihren Herrchen oder Spielzeug weg - das akzeptiert er auch wenn er dann erstmal wie verrückt herum rennen muss, ich denke mal um den Stress abzubauen?


    Er zeigt das Verhalten bei einem Hundefreund immer sehr deutlich, da auch das Beispiel das beide dann switchen und selbst bei Wasser ungemütlich werden. Sonst spielen die sehr ausgeglichen und fair.


    Und bei den Hund meiner Eltern zeigt er das eigentlich am meisten dabei will dieser ihm gar nichts wegnehmen und würde auch ein knurren akzeptieren nur er warnt wenig vor? Entweder ist er still oder er geht da direkt nach vorne und nein ihm wurde knurren nie verboten.


    Davon nur Hunde alles untereinander selbst klären zu lassen bin ich kein Fan…


    Sozialisierung in Corona Zeiten haben wir eigentlich unser bestes gegeben. Welpengruppe , Zoo, Einkaufscentrum, Ruhe Übungen draußen wie drinnen, kontrollierte Erwachsenenhunde treffen…wir hatten eine ganze Liste von was er kennenlernen sollte. Große Männer, Rollstühle, Kinder, Hunde mit kurzen/langen Fell…Hunde mit platter Nase…Hatte auch nie das Gefühl er wäre too much, das gibts ja auch oft das der Hund dann überfordert ist.

  • Aus welchen Gründen auch immer haben unsere gelernt, gleich draufzugehen ohne vorher zu warnen.


    Aber sie können auch lernen, sich ein stückweit zurückzuhalten und die Kommunikation anzupassen, das sind ja lebende lernende Geschöpfe; das ist jedoch ein Prozess und wird entsprechend Zeit, Führung und Erfahrung kosten.


    Meiner zeigt sein Verhalten mittlerweile in abgemilderter Form (er ist jetzt 4) und er kann jetzt auch knurren oder sich versteifen als Vorwarnung. Im Grunde möchte er keinen Stress, wollte er noch nie, konnte aber nicht anders.


    Ich bin gespannt was die anderen dazu sagen, ob es noch Tips gibt, ich lerne gerne dazu und im Grunde ist auch jeder Hund anders.

  • Bitte nicht, das ist nicht der Job eines beliebigen anderen Hundes, das ist der Job des Hundeführers.

    Das sehe ich anders und habe es bei einem Kommunikationskurs "Hundesprache lernen" auch anders erlebt. Die Kursleiterin ist eine wirklich top ausgebildete Hundetrainerin, Hundeverhaltenstherapeutin mit Zusatzqualifikation für Angsthunde, Problemhunde etc etc etc. Sie kann mit ihren Ausbildungen und Zertifikaten locker eine ganz Wand füllen. Und sie ist wirklich wirklich sehr gut!!


    In dem Kurs brachte jeder seine/n Hund/e mit, die die Trainerin auch größtenteils aus anderen Kursen bereits kannte. Einer war dabei, frisch in der Pubertät, wo die Besitzerin meinte, dass er im Hundekontakt viel viel zu frech wäre und sie befürchtete, dass er irgendwann einmal an den falschen geraten könnte und es dann evtl. schlimm enden könnte.

    Nach einem längeren Theorieteil war klar, dass zur Beobachtung dann immer 2 Hunde auf die Wiese gelassen wurden und wir sollten die gerade erlernten Kommunikationsmittel erkennen und benennen. Bei dem kleinen (bzw. großen, er hatte locker 60cm Schulterhöhe) Rüpel meinte sie dann: "Karl, ich kenne Deinen Hund als sehr souverän. Traust Du ihm auch zu, dass er den Lümmel hier in die Schranken weisen kann, oder würdest Du eine Beißerei befürchten? Ich glaub's nicht!" Da der Hundebesitzer sich auch sicher war, dass es zu keiner Verletzungsbeißerei kommen würde, wurden die beiden auf die Wiese gelassen. Der Pöbler wollte natürlich seine "Nummer" durchziehen und wurde sofort und deutlichst vom Althund in die Schranke gewiesen. Er wurde kurz gehetzt, noch im Laufen mehrfach weggeschnappt, so dass dieser sich plötzlich superartig zu benehmen wusste.


    Die Trainerin meinte, dass es für ihn für heute reichen würde, der hätte jetzt Zeit nötig, um diese Erziehung zu verarbeiten. Und als die Besitzerin ihren "Kleinen" trösten wollte, klärte sie die Trainerin direkt auf, dass dies kontraproduktiv wäre. Sie wolle doch, dass ihr Hund sich ändere, dazu habe er jetzt gerade die Chance gehabt und sie letztendlich ja auch genutzt. Er hatte ja das Verhalten gezeigt, was von allen erwünscht war, Hund wie Mensch. Bumm!


    Ein souveräner Hund kann etwas in wenigen Sekunden erreichen, wozu wir Menschen Wochen, Monate oder gar Jahre brauchen.

  • Bitte nicht, das ist nicht der Job eines beliebigen anderen Hundes, das ist der Job des Hundeführers.

    Ein souveräner Hund kann etwas in wenigen Sekunden erreichen, wozu wir Menschen Wochen, Monate oder gar Jahre brauchen.

    Das stimmt, leider reicht aber eine einmalige Begegnung nicht aus um dem Hund die richtige Kommunikation beizubringen. Aber wenn man öfter souveräne Hunde trifft, die oftmals nur durch Präsenz und Ignoranz glänzen, ist das sehr lehr- und hilfreich für den Hund, das auf alle Fälle. Warum gibt es nur so wenige wirklich souveräne Hunde? :muede:

  • Ein souveräner Hund kann etwas in wenigen Sekunden erreichen, wozu wir Menschen Wochen, Monate oder gar Jahre brauchen.

    Ich hab auch so einen pubertären Rüpel zuhause.

    Sozialisiert ist sie, Hundesprache versteht sie auch. 'Leider' versteht sie die eben auch gut genug, um souveräne von nicht souveränen Hunden zu unterscheiden. Heißt: Bei wirklich souveränen Hunden backt sie kleine Brötchen, bei unsicheren würde sie sich aber trotzdem immer wieder gerne ihr Ego polieren (darf sie natürlich nicht).

    Viele Kontakte zu souveränen Hunden sind gut, sicher. Aber die Erziehung kann man sich nicht von fremden Hunden abnehmen lassen. Unsere eigenen Hunde sind ja nicht doof und denken, weil sie einmal einen souveränen Hund treffen sind auf einmal alle Fremdhunde souverän.

  • Jetzt, wo ich meinen Beitrag nochmal lese, stelle ich fest, dass man ihn so verstehen kann bzw. sogar muss, als würde ich annehmen, dass es mit einem Mal direkt getan ist. Natürlich nicht. Ist klar. Auch muss sich der Mensch entsprechend genauso verhalten und es braucht reichlich Wiederholungen - dann wird ein Schuh drauß.

  • An sich stört mich bei der Sache vor allem wenn ich ihn abrufe und er kommt ganz glücklich das ich ihn gar nicht belohnen kann,

    Du kannst ihn doch über deine Stimme mit Lob belohnen, oder? Oder kurz abklopfen oder streicheln wenn er das als angenehm empfindet. Dann musst du kein Leckerli einsetzen. Oder du lässt ihn bei Ankunft bei dir vorsitzen, schickst den anderen Hund weg und dann kriegt dein Hund was Feines.

    (Ich gebe grundsätzlich übrigens fremden Hunden nie Leckerli. So bin ich für sie uninteressant.)


    Was macht dein Hund denn, wenn du ihm sagst, wie du sein Verhalten findest? Sagst du ihm Bescheid, dass du das nicht magst, wenn er alles als Ressource sieht und verteidigt?


    Unser 13jähriger Senior wäre übrigens auch so. Er muss beim ihm deutlich körperlich überlegenen 8monatigen Jungspund immer den Chef herauskehren und knurrt öfter mal. Weil der Jungspund zu nah bei ihm liegen will, weil er seine Hühnerhals gegen eine neugierige Welpennase verteidigen will, weil der Jungspund zu wild herumflippt im Garten.

    Leckerli geben nach Rückruf mache ich immer mit Sitzkommando, und da darf sich nicht angezickt werden. Futter gibt es immer getrennt mit Tür dazwischen, Und Kauzeug auch nur räumlich getrennt. Der Senior nimmt nämlich gern dem Jungspund seines weg und hat dann zwei Kauteile :partying_face:


    Mit Voraussicht kann man viele "brenzlige" Situationen von vornherein entschärfen.

  • er wollte nicht das Wasser teilen

    Nachtrag: Das habe ich auch lange nicht gemacht, beide Hunde aus einer Schüssel gleichzeitig trinken lassen... Ich habe zwei Schüsseln bzw Tränken verwendet und erst jetzt, nach einem knappen halben Jahr, lasse ich sie nacheinander aus einer abwechselnd trinken, der andere, der gerade nicht dran ist, muss dann einen Schritt zurücktreten, damit sich keiner der beiden bedrängt fühlt und auch nicht selber bedrängt.


    Der alte Hund hört und sieht nicht mehr gut und braucht einfach mehr freien Raum um sich herum, und der Jungspund muss lernen, sich zurückzunehmen und nicht sich immer als Nummer eins zu sehen. Dadurch, dass ich das alles im Auge behalte und manage, muss der Senior oft gar nichts mehr "sagen".


    Vielleicht könntest du dir mal alle Situationen aufschreiben, wo dein Hund so unerwünscht reagiert und was vorher passiert ist. Dann findest du vielleicht auch einen Ansatzpunkt für die Lösung.


    Edit: noch ein PS, ich lese das gerade nochmal und mir kommt das jetzt erst, das Wasser hätte er mit fremden Hunden teilen sollen? Das würden meine beiden auch nicht so toll finden. Fremde Hunde sind fremd.

  • Der Pöbler wollte natürlich seine "Nummer" durchziehen und wurde sofort und deutlichst vom Althund in die Schranke gewiesen. Er wurde kurz gehetzt, noch im Laufen mehrfach weggeschnappt, so dass dieser sich plötzlich superartig zu benehmen wusste.

    Sorry, aber so wie du das beschreibst, war der Althund nicht wirklich souverän.

    Ich hatte eine souveräne Althündin und weiß wie das aussieht. Die hatte es nicht nötig zu hetzen oder gar abzuschnappen. Die hat einfach nur geguckt - und alles stand stramm.


    Mag sein, dass es unter der Regie eines einzigen bestimmten superdupertollen Trainers funktionieren mag. Aber ich kenne keinen einzigen von dieser Sorte und würde deshalb lieber raten, von solchen Methoden Abstand zu nehmen.

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