Terrier Junghund aus dem Tierschutz

  • Tierschutzhunde hänge ich immer die ersten Wochen/Monate absolut ausschließlich an eine Schleppleine - natürlich am Sicherheitsgeschirr. Leinenführigkeit würde ich in dieser Zeit nicht trainieren, bzw beginne ich nach ein paar Wochen kurze Einheiten (2-3min) mit hoher Erfolgsquote wie beim Welpen. Man fügt mit einer kurzen Leine meistens enorm viel Stress hinzu, der sich dann natürlich auf den ganzen Alltag auswirkt. Für den Hund ist ALLES neu und dann muss er sich noch damit rumschlagen, dass er sich null frei bewegen kann, direkt Zug/Druck verspürt...


    Zugegebenermaßen müssen meine Neuankömmlinge bei mir im Alltag mit, ich habe ja immer schon einen Hund da und einen frisch eingezogenen Hund komplett alleine lassen ist auch suboptimal. Also gibts von Anfang an 2 ruhige Runden pro Tag und sonst lösen im Garten.


    Training? In den ersten 2, 3, 4 Wochen null, da reichen doch die Hausregeln :ka: Einen Kong oder Kausachen setze ich ein, wenn ich das Gefühl habe Hund braucht das zum Runterkommen, dann würde ich aber auch gleichzeitig schauen, ob man Stress im Alltag reduzieren kann. Bewusste Auslastung braucht es nicht, der Umzug ist für die ersten 3 Monate - teilweise länger - erst mal belastend genug.

  • Weil da auch was von aus dem raus schieben kam. Nein, einen Junghund, der mich beißt und mit 9 Monaten und nicht komplett ohne Kontakt zu Lebewesen aufgewachsen, seh ich es nicht als normal an, dass er das noch macht.

    Muss jetzt nicht schwer problematisch sein, aber ein Terrierpubertier, das seine Zähne einsetzt, wenn es frustig oder überdreht ist, würde hier sehr schnell Beißkorb trainiert bekommen.


    Direkte Konfrontation mit anfassen und schieben - nein. Dann hab ich blödestenfalls irgendwann ein Loch in der Hand.


    Aber wer so gar nicht die elementarsten Dinge beherzigt, würde hier erst gar nix dürfen.

    Kein Sofa oder sonstwas. Und das ist in gewissem Sinne auch physische Eingrenzung.

    Aber is mein Raum, meine Unversehrtheit und da dirigiert mich nicht der Hund mit Zähnen durch, zumal son Terrier das vermutlich auch ziemlich nicht ernst zu nehmend findet.


    Ja, je nach Situation und Hund kriegt ein Hund, der mich beißt, auch einen verbalen Anschiss, dass die Wände wackeln und der Hund von der Druckwelle am Boden liegt, oder auch nicht und es wird anders gelöst, mit schlauer sein etwa. Schlauer sein ist auch meistens besser und beeindruckt auch.


    Aber sicher geh nicht ich aus meinem Raum oder geh in die körperliche Konfrontation bzw gebe Gelegenheit dazu.

  • Ruhe ist noch sehr schwierig für sie, außer wenn ich mich auch nicht in der Wohnung bewege.

    Du hast das richtige Maß an Auslastung gefunden, wenn Dein Hund in der Wohnung zwischen den Aktivitäten dekorativ und komplett entspannt rumliegt.

    Einzige Ausnahme: Du öffnest den Kühlschrank. :D


    Ebenso siehst Du an der Art und Weise, wie Dein Hund auf Reize reagiert, ob Du das richtige Maß getroffen hast.

    Dreht er im Spiel extrem hoch, tickt er bei jedem Auto aus und will es jagen, hängt er kreischend in der Leine, wenn er Vögel/ Katzen/ Wild sieht, stimmt die Auslastung nicht.


    "Stimmt nicht" bedeutet, dass es zu viel Auslastung, falsche Auslastung (Ballspielen, Spaziergänge in unpassenden Bereichen, die den Hund überfordern) oder zu wenig Auslastung ist.


    Bei einem neuen und fast erwachsenen Hund kann es allerdings schwierig werden, zwischen "Erziehungsdefiziten" und Problemen durch das Tagespensum zu unterscheiden.
    Mein Rat wäre: lernt Euch erst einmal kennen und bau Bindung zu Deinem Hund auf. Nicht zu viel Programm, nicht zu viele Anforderungen, nicht zu viel Training. Dafür gemeinsames Erkunden der Umgebung, viel Ruhephasen und Kuscheln. Beobachte Deinen Hund, beobachte, wie er reagiert und was Euch Spaß macht und geb Dir und dem Hund Zeit.

    Kauartikel entspannen, buddeln (bitte nicht auf öffentlichen Wegen und Wiesen) und Zergeln kann Spaß machen, sofern Dein Hund sich dabei nicht reinschraubt.

    Mit meiner "Granate" gucke ich gerne Straßen TV. Wir setzen uns irgendwo nebeneinander auf eine Bank oder Mauer, gucken uns zusammen die Umgebung an und das Terriertier bekommt ab und zu einen Keks. Klingt langweilig, macht dem Hundetier aber ne Menge Spaß.

    Kleine Kekse in einer Wiese zu suchen fordern das Hundehirn und macht müde.


    Sie spielt sehr wild, auch mit mir. Beißhemmung hat sie noch keine,

    Wenn Dein Hund Dich im Spiel beißt, brichst Du das Spiel einfach ab.

    Was spielst Du denn mit ihr?

    Vielleicht ist es einfach das falsche Spiel und sie ist davon überfordert, weil sie Dich/ Deine Körpersprache nicht versteht, das Spiel blöd findet oder nicht kennt.


    Den Raum zu verlassen, den Hund anzuleinen oder anderweitig zu strafen, finde ich blöd. Letztendlich hast Du den Hund überdreht und bestrafst ihn nun dafür.

    Meinem Hund habe ich ein Entspannungssignal beigebracht, damit er in solchen Situationen früh genug runterfährt.

    Er mag es auch, dann auf den Schoß genommen und gestreichelt zu werden, um sich zu beruhigen. Hilf Deinem Hund, seine Überforderung loszuwerden. Er will Dich nicht ärgern.

    Beim Spazierengehen hat sie kein Interesse für mich, auch die besten Leckerlies interessieren sie wenig,

    Die Lösung heißt Bindung, und die baust Du nicht in 6 Tagen auf.

    Das braucht Zeit und gemeinsame Erlebnisse.

    ich hab zwar schon eine bestellt, dachte aber daran, sie erst nach Leinenführigkeit zu verwenden.

    Ein junger Hund braucht Bewegung und sollte möglichst einmal täglich die Möglichkeit haben, zu Rennen und sich durchzustrecken.

    Wenn das mangels gut sitzendem Rückruf noch nicht klappt, sorg dafür, dass Dein Hund in einem eingezäunten Gelände rennen kann. Ein Garten, eine eingezäunte Wiese (kann man an vielen Orten genau dafür stundenweise mieten).

    Die Schleppleine ist zusätzlich ganz nett, ersetzt aber nicht den Freilauf.

    Was würdet ihr empfehlen bezüglich Leinenführigkeit?

    Mach dem Hund klar, wann ihr Leinenführigkeit übt.

    Z.B. durch das Umhaken der Leine (bei Geschirren mit zwei Ringen), das Anlegen eines Halsbandes (das Du nicht verwenden solltest, wenn der Hund nicht leinenführig ist).

    Sobald der Hund in dieser Situation zieht, bleibst Du ohne Ruck in der Leine stehen. Orientiert er sich dann zu Dir um, lobst Du ihn (verbal, Keks), bis er sich dann schrittweise neben Dir einsortiert und Spannung von der Leine nimmt. Dann gehst Du weiter.

    Stell Dir eine Fotostrecke vor, auf der die Bewegung ziehen- stehen bleiben- umdrehen- zurück zum Menschen in einzelnen Bildern abfotografiert wird. Jedes dieser Bilder belohnst Du bei Deinem Hund, bis er den Ablauf kapiert hat und neben Dir läuft.

    Das dauert eine ganze Weile. Bis dahin fordere das nur während der Übungszeit von ihm ein.

    Mehr als ein 1x wenige Minuten pro Tag würde ich momentan nicht trainieren.

  • Zitat

    Ebenso siehst Du an der Art und Weise, wie Dein Hund auf Reize reagiert, ob Du das richtige Maß getroffen hast.

    Dreht er im Spiel extrem hoch, tickt er bei jedem Auto aus und will es jagen, hängt er kreischend in der Leine, wenn er Vögel/ Katzen/ Wild sieht, stimmt die Auslastung nicht.

    Was eigentlich eine sehr, sehr gute und lebenspraktische Regel ist, nur: Auch ein perfekt ausgelasteter Jagdterrier wird regelmäßig jagen wollen, und zwar ganz massiv. Bist du dir im Klaren, wen du dir da geholt hast - und (ich will absolut nicht übergriffig sein, es ist nur fürs Zusammenleben so wichtig) weshalb mußte es gerade ein Jagdterrier werden?


    Zitat

    Wegen ihrem Aussehen, habe ich mich darauf eingestellt, sie konsequent zu erziehen

    Das ist total lobenswert und der richtige Weg, aber: bist du dir im Klaren darüber, dass auch noch so viel Konsequenz und Auslastung das Wesen so eines Hundes niemals ändern werden?

  • Ich respektiere deine Ansicht und Methode. Und finde es sehr vernünftig, der körperlichen Konfrontation eher aus dem Weg zu gehen.


    Wenn man aber der Typ dafür ist, körpersprachlich oder über Berührung zu kommunizieren, kann man es aus meiner Sicht durchaus in einem Maß einzusetzen, das der Hund nicht als schmerzhaft oder gewaltsam erlebt. Wegdrängen oder Wegschieben aus dem Raum kann zwar auch als Gewalt angesehen werden, ich sehe es jedoch eher als Begrenzung und räumliche Einteilung. Meine Hunde spüren dadurch auch keinen Schmerz. Höchstens den kurzen Trennungsschmerz, wenn die Tür vor ihrer Nase zugeht. Aber genau das ist ja die Lehre - so spiele ich nicht, und fertig. Wer mit mir spielen will, muss entweder die Zähne ganz weglassen oder mit weichem Maul greifen. Sonst heißt es Pause.


    Allerdings glaube ich sowieso, dass das hier beschriebene Beißen sich auf eher spielerisch-überdrehtes, nicht beschädigendes Verhalten bezieht, sonst hätte TE das vermutlich anders beschrieben. Oder ich bin zu optimistisch 😬


    Edit: meine haben es allerdings natürlich in einem früheren Alter gelernt. So wie ich es verstanden habe hat die Kleine hier aber bisher einfach nicht viel Erfahrung damit, wie man mit Menschen spielt. Sprich sie muss genau dasselbe lernen was meine Jungs schon früher lernen durften. Warum also nicht einfach versuchen? Wenn es doch schon Hinweise gibt, dass es klappen könnte (mit dem Gehen aus dem Raum Beruhigung nach einigen Wiederholungen).

  • Frekis Schwester


    Ja, vielleicht seh ich es als zu dramatisch vor dem Hintergrund dass meine Erfahrung bisher war, die Junghunde, die aus Frust /Überforderung zwicken und das schon früh im neuen Haushalt zeigen, die sind, wo man auch ein bisschen ein Auge auf Impulskontrolle und Frustrationstoleranz legen sollte und im Hinterkopf haben, dass das auch "überraschend" beim bisschen später gern auftretenden Leinenpöbeln auch rückwärtsgerichtete Aggression und Frust an Passantenbeinen abladen werden kann, je nach dem, was die Ursache ist, warum der Hund zum zu heftig schnappen neigt und dass halt ein zum hochdrehen neigenender Hundetyp wie ein (angenommenen) Jagdterrier für mich gleich nochmal mehr Kandidat wäre, mir das genauer anzuschauen, dass aber lieb und nett Aus sagen vom Hund mitunter nicht ernst genommen wird, manches mit Ansage geklärt werden kann - die aber kein Allheilmittel ist und kontraproduktiv und der völlig falsche Weg auch sein kann, aber ganz allgemein die innere Haltung "Ich will den Hund ja nicht einschränken und so" bei nem möglichen einfach Rüpel zwar nett ist, aber nicht ernst zu nehmen für den Hund.

    Letztlich kann man hier in Wahrheit keine sicher zutreffenden Ratschläge geben und Wege gibt es auch verschiedene, aber die Konsequenz beim Jungterrier erziehen ist eher nicht selber vor die Tür zu gehen und körperlich eingreifen und rum schieben kann, je nach dem, warum Hund so agiert, auch ungünstig sein.

  • Frekis Schwester


    Ja, vielleicht seh ich es als zu dramatisch vor dem Hintergrund dass meine Erfahrung bisher war, die Junghunde, die aus Frust /Überforderung zwicken und das schon früh im neuen Haushalt zeigen, die sind, wo man auch ein bisschen ein Auge auf Impulskontrolle und Frustrationstoleranz legen sollte und im Hinterkopf haben, dass das auch "überraschend" beim bisschen später gern auftretenden Leinenpöbeln auch rückwärtsgerichtete Aggression und Frust an Passantenbeinen abladen werden kann, je nach dem, was die Ursache ist, warum der Hund zum zu heftig schnappen neigt und dass halt ein zum hochdrehen neigenender Hundetyp wie ein (angenommenen) Jagdterrier für mich gleich nochmal mehr Kandidat wäre, mir das genauer anzuschauen, dass aber lieb und nett Aus sagen vom Hund mitunter nicht ernst genommen wird, manches mit Ansage geklärt werden kann - die aber kein Allheilmittel ist und kontraproduktiv und der völlig falsche Weg auch sein kann, aber ganz allgemein die innere Haltung "Ich will den Hund ja nicht einschränken und so" bei nem möglichen einfach Rüpel zwar nett ist, aber nicht ernst zu nehmen für den Hund.

    Letztlich kann man hier in Wahrheit keine sicher zutreffenden Ratschläge geben und Wege gibt es auch verschiedene, aber die Konsequenz beim Jungterrier erziehen ist eher nicht selber vor die Tür zu gehen und körperlich eingreifen und rum schieben kann, je nach dem, warum Hund so agiert, auch ungünstig sein.

    Ich glaube tatsächlich ich habe mit meinen Hunden auch Glück - oder ein gutes Händchen bei der Auswahl, denn sie haben alle bisher sehr gut kommuniziert und auch auf meine Körpersprache gut eingegangen; bzw. im Fall Freki ich die Narrenfreiheit hatte, als einzige Person, mit ihr alles zu machen und sie ihre Aggressionen nie gegen mich gerichtet hat. Aus meiner Sicht liegt es vielmehr am Hund, wieviel Erfolg man mit welcher Technik und Methode hat, als am Halter. Ich bin nicht Cezar Millan und kann mit meiner „calm assertiveness“ (😉) die Hunde lenken - ne, ich hab nur coole Socken als Hunde, die mit mir „reden“ und auch wissen, dass egal, was ich tue, ich nicht ihr Feind bin. Auch Ohrentropfen verabreichen oder sie aus dem Raum befördern weil sie kurz eine Pause brauchen.


    Deswegen verlasse ich mich ja auf die Beschreibung der TE. Sie kennt den Hund ja in echt. Der Hund „redet“ wenn, dann mit ihr. Und wenn die TE - die mir durchaus kompetent vorkommt - darin, was der Hund beim Schnappen „sagt“, wildes Spiel sieht, dann ist es wahrscheinlich genau das. Dass das wilde Spiel auch im Übersprung, aus Überforderung o.ä. entsteht, ist sogar sehr wahrscheinlich. Aber es ist ein Unterschied zu bloßem Frustbeissen oder rückwärts gerichteter Aggression aus meiner Sicht, nämlich eine weitaus komplexere und sozialere Form des Verhaltens. Der Hund versucht ja seine Überforderung oder Unsicherheit durch Spiel zu kompensieren, statt durch Angriff. Klar kann es ausarten oder eine Vorstufe sein, muss aber nicht. Kann auch ein Zeichen für die Intelligenz und Problemlösestärke des Hundes sein, und dafür, dass er bei Artgenossen damit gut gefahren ist. Beim körperlichen Spiel wie Raufen oder Maulrangeln wenden die Hunde beieinander viel mehr Bisskraft an als sie es - wenn sie gelernt haben dass unsere Haut zarter ist - bei uns tun würden. Vielleicht versucht sie ihre Unruhe genauso so mit den Menschen zu lösen, durch genau so ein Spiel wie mit den anderen Hunden im Shelter in den 4 Wochen.

  • Danke für die vielen Antworten! Ich versuche jetzt mal auf die Dinge einzugehen.


    - Halsband verwenden wir keines, sondern ein Panikgeschirr. Ich denke, dass ein Halsband auch nicht in Frage kommt in ihrem Fall, weil sie gerne voll in die Leine läuft (im Moment). Mit dem Panikgeschirr fühle ich mich derzeit sicher. Ich würde auch die Schleppleine daran befestigen, das will ich allerdings langsam angehen, weil ich Sorge habe, dass sie sonst noch stärker in die Leine läuft. Bezüglich dazu

    Tierschutzhunde hänge ich immer die ersten Wochen/Monate absolut ausschließlich an eine Schleppleine

    Ich kann es mir noch nicht ganz vorstellen, weil wir ja eigentlich in der Stadt wohnen, aber das Glück haben, einen großen Park vor der Tür zu haben (so, dass auch Wild hier lebt) mit großer Hundefreilaufzone, allerdings nicht eingezäunt. Allerdings sind halt im Park immer Menschen oder Hunde unterwegs, weswegen sie immer zu diesen hinziehen will. Aber ich will langsam, mit immer mehr Länge, mich an die Schleppleine herantasten.

    Training? In den ersten 2, 3, 4 Wochen null, da reichen doch die Hausregeln

    Das stimmt, ich werde es jetzt mal bleiben lassen, wobei sie Sitz und Platz schon mit viel Freude gelernt hat. Das hilft uns jetzt auch schon ein wenig in Situationen wo sie unsicher ist. Aber mehr brauche ich eh noch nicht, da haben wir andere Problemzonen :)

    Ich habe Spiel probiert mit einem großen Socken, leichtes rumwackeln, bisschen zerren. Anfangs ist sie darauf eingegangen, hat den Socken auch gerne in ihre Box mitgenommen. Aber nach ein paar Minuten Spiel ist sie statt auf den Socken eher auf meine Hand gesprungen und hat so rumgekaut. Das Spiel war zwar langsam aber wahrscheinlich war sie generell schon überfordert. Seitdem ich versuche sehr viel weniger zu machen, ist das Rumkauen auf meinen Gliedmaßen weniger geworden, und sie lässt sich gerne streicheln.

    Wenn ich sie am Bauch streichle kommt es stattdessen manchmal vor, dass sie meine Hand in den Mund nimmt und so rumkauen will. Wenn ich dann aufstehe oder aufhöre, dreht sie eher auf und kneift in meine Zehen (mit Socken, ohne Socken leckt sie eher drüber).


    Dieses Rumbeißen ist auf maximal ein wenig schmerzhaft, aber auf jeden Fall zu stark, insbesondere weil sie nicht stoppt, sondern wenn ich es unterbreche (in dem ich mich nicht mehr bewege, oder aufstehe) sie mehr zu kauen beginnt und nach den Händen zu jagen. Auf "Aufschreien" (Schmerzgequietsche) reagiert sie eben garnicht, auch nicht auf anknurren, Ah Ah rufen (das was ich sage, wenn ich will, dass sie aufhört die Schuhe oder anderes zu kauen, klappt in den Situationen auch). Dann geht sie kurz zurück, empfindet es aber scheinbar als Spiel, weil sie dann gleich wieder "attackiert". So macht sie es, soweit ich beobachten konnte, auch mit anderen Hunden, wenn diese Grenzen aufzeigen. Ich nehme sie dann weg. Auch wenn ein Hund an der Leine uns von weitem laut ankeift, zerrt sie stark zu ihm, in was ich als spielerische Aufforderung verstehe.

    Weil sie nicht stoppt sehe ich keine andere Lösung außer räumliche Trennung, durch Leine oder Raum.


    Allerdings glaube ich sowieso, dass das hier beschriebene Beißen sich auf eher spielerisch-überdrehtes, nicht beschädigendes Verhalten bezieht, sonst hätte TE das vermutlich anders beschrieben.

    Ich empfinde dieses Beißen im Spiel und das Zwicken in die Zehen wenn ich stehe, auch als spielerisch, so als hätte sie es nie richtig gelernt, dass das zu viel ist + Überdrehung. Sie war mindestens 3 Monate im Tierheim bevor ich sie zu mir genommen habe. Das Zwicken in die Zehen ist wie ein Auffordern. Ich habe das jetzt paar mal probiert, mit in den anderen Raum bringen. Mir war tatsächlich nachher sehr schwer ums Herz, weil sie dann sehr unterwürfig reagiert. Danach stürmt sie aber wieder aus dem Raum und fängt von neuem an. Ich weiß in diesem Fall, dass sie heute viel zu überfordert war, weil wir beim Tierarzt waren und dort zu viele Hunde waren, zu denen sie nicht durfte.

    Irgendwann habe ich mich beim leichten Zehen Zwicken zu ihr gehockt, worauf hin sie gestreichelt werden wollte. (Und nach einiger Zeit Bauchkraulen wieder auf Händen kauen wollte). Ich verstehe es als Aufforderung nach Aufmerksamkeit und Zuneigung, wobei ich dem ja in so einer Art nicht nachgeben will. Wenn das Zehen Knabbern leicht ist, kann ich es auch gut ignorieren, dann geht sie schlafen. Aber manchmal ist es doch zu stark und unangenehm, und das sind die Momente wo ich es auf irgendeine Art korrigieren müsste.

    Auge auf Impulskontrolle und Frustrationstoleranz legen sollte und im Hinterkopf haben, dass das auch "überraschend" beim bisschen später gern auftretenden Leinenpöbeln auch rückwärtsgerichtete Aggression und Frust an Passantenbeinen abladen werden kann

    Da könntest du Recht haben; Tatsächlich ist es heute passiert, dass der Frust an der Leine dann auch an meiner Hose ausgelassen werden sollte. Ich habe sie dann in die Leine beißen lassen (die hält das Gott sei Dank aus) bis sie sich beruhigt hat (ca. 1 Minute). Das war heute auch ganz klar wegen Überforderung und zu wenig Ruhe, wegen dem besagten Tierarztbesuch, aber ich möchte ja generell nicht, dass wenn es mal einen schlechten Tag gibt, man diese Bewältigungsmethoden hat. Ich denke ich muss da auf jeden Fall ein Auge auf Impulskontrolle werfen, da hast du vielleicht ins Schwarze getroffen :(. Ich hoffe es nicht, aber bin froh, dass wir am Samstag mal die Hundetrainerin treffen.

    Was eigentlich eine sehr, sehr gute und lebenspraktische Regel ist, nur: Auch ein perfekt ausgelasteter Jagdterrier wird regelmäßig jagen wollen, und zwar ganz massiv. Bist du dir im Klaren, wen du dir da geholt hast - und (ich will absolut nicht übergriffig sein, es ist nur fürs Zusammenleben so wichtig) weshalb mußte es gerade ein Jagdterrier werden?

    Ich habe definitiv keinen Jagdterrier gesucht. Es hat sich so ergeben, dass ich seit einem Jahr regelmäßig Tierheimhunde angeschaut habe (frühere Hündin ist vor drei Jahren gestorben, Terriermischling, allerdings gänzlich anders, traumatisiert und eher ängstlich, hatte nie Lust auf Maulspiele - also das komplette Gegenteil). Die Entscheidung auf sie ist nach langem Überlegen und aufgrund ihrer Charakterbeschreibung gefallen, da gab es viele Gründe, warum es sie geworden ist :).


    PS: Die tollen Dinge mit ihr sind hier ein wenig kurz gekommen, aber es gibt genug :)


    Danke für eure vielen Antworten

  • Halsband verwenden wir keines, sondern ein Panikgeschirr. Ich denke, dass ein Halsband auch nicht in Frage kommt

    Doch, kommt es.

    Und zwar nicht, um die Leine dort einzuklinken, sondern um dem Hund schrittweise ein verständliches Signal zu geben, dass mit dem Anlegen des Halsbandes das Leinenführigkeitstraining beginnt und er in dieser Phase nicht mehr ziehen darf.

    Weil das viel Impulskontrolle fordert und er die anfangs nicht über die Länge aller täglichen Spaziergänge aufbringen kann, ist ein solches Zeichen erstens fair und zweitens versaust Du Dir so nicht jeden Fortschritt, weil Du zunächst sauber zwischen Training/ hohe Anforderungen und Alltag/ keine Anforderungen, die Dein Hund nicht umsetzen kann, trennst.

    Auf "Aufschreien" (Schmerzgequietsche) reagiert sie eben garnicht, auch nicht auf anknurren, Ah Ah rufen (das was ich sage, wenn ich will, dass sie aufhört die Schuhe oder anderes zu kauen, klappt in den Situationen auch).

    Mein Terrierrüde kaut auch gerne auf meiner Hand oder meinem Arm rum, wenn er überdreht ist von vom Spiel in die Entspannung kippt.

    Er macht das, um sich runterzufahren und weil er sich in dem Moment nicht anders zu helfen weiß.


    Du kannst bei vielen Hunden auch beobachten, dass sie sich den Zipfel einer Decke schnappen und darauf rumkauen, während sie wegdösen. Das passiert überwiegend dann, wenn die Hunde gestresst sind und sich beruhigen wollen.


    Bei meinem Hund packe ich nicht durch einen Abbruch, mit dem ich Impulskontrolle fordere, die er in dem Moment eh nicht hat, noch mehr Druck drauf, sondern beruhige ihn. Entweder, indem ich ihm ein Entspannungssignal gebe (Stichwort: konditionierte Entspannung), oder indem ich ihn an Hals und Wangen kraule und selbst mit Stimme und Bewegung ruhig werde, bis er sich entspannt und hinlegt. Wenn er richtig drüber ist, braucht er in diesem Zustand ein wenig Körperkontakt/ Kontaktliegen und döst dann weg.


    Inzwischen fordert er meine Hilfe auch aktiv ein, wenn er es nicht selbst schafft, sich zu beruhigen. Das ist bei einem Hund, der dazu neigt, zu überdrehen, ein riesiger Schritt, weil es die Bindung festigt. Ein Hund, der weiß, dass sein Mensch ihm in solchen Situationen hilft, wird sich auch draußen an Dir orientieren, bevor er in einen Tunnel rutscht.


    Mit einem "Aufschrei", einem Abbruch, den er nicht kapiert (wovon ich nach einer Woche ausgehen würde) oder Anknurren würde ich den Hund also nicht noch weiter pushen.

    Aber manchmal ist es doch zu stark und unangenehm, und das sind die Momente wo ich es auf irgendeine Art korrigieren müsste.

    Vorweg bin ich niemand, der sich dagegen ausspricht, einen Hund zu korrigieren. Aber ein Hund muss das leisten können, was ich von ihm fordere, und das kann Deiner nicht, weil der Abbruch nicht sauber aufgebaut ist und es an Ressourcen mangelt. Der Schuß kann ganz ordentlich nach hinten losgehen.

    Dein Hund ist noch ganz frisch bei Dir und hält sich zurück, weil er Dich erst einmal beobachten und einschätzen will. Zudem ist er noch sehr jung und charakterlich nicht voll ausgereift.


    Ein erwachsener Terrier, der so sensibel auf Stress reagiert und sich ungerecht behandelt fühlt, weil Du etwas forderst, was er nicht kann oder versteht, reagiert irgendwann anders. Wenn Du ihn dafür strafst, dass er Dich um Hilfe bittet (und nichts anderes tut er) hängt der Dir früher oder später in den Knochen und stellt seine Kooperation auch an anderen Stellen ein. Deshalb rate ich Dir dazu, Dir ganz dringend zügig kompetente Hilfe zu suchen. Kompetent = kein Wald- und Wiesentrainer, der Familienhunden Sitz und Platz beibringt, sondern jemand, der entsprechende Erfahrungen mit Rasse und Stressproblematiken hat.


    Du musst lernen, die Körpersprache und die Motivation des Hundes zu verstehen und einzuschätzen, wann und wie Du den Hund mit welcher Intensität korrigieren kannst und wann Du ihn unterstützen musst. Heißt, dass erst einmal nicht der Hund, sondern Du lernen musst.


    An Deiner Stelle würde ich zweigleisig fahren. Einerseits bei einem Trainer aus dem cumcane- Verbund für die erste Zeit den Teil Entspannung, Bindung und Körpersprache absolvieren. Darin sind sie für mein Empfinden wirklich unschlagbar.


    Und im zweiten Schritt, der aber noch eine ganze Ecke entfernt liegt, würde ich mir einen Trainer suchen, der mit Jagdhunden, vorzugsweise mit Terriern arbeitet und Dich anleitet, wenn es um Jagdersatztraining geht. Pia Gröning hat dazu ein gutes Buch geschrieben, das ich Dir empfehlen würde.


    Ich denke ich muss da auf jeden Fall ein Auge auf Impulskontrolle werfen,

    Erst einmal musst Du dafür sorgen, dass Dein Hund überhaupt die notwendigen Ressourcen hat, um das umsetzen zu können.

    Und dazu muss er seine Akkus aufladen und aktiv entspannen können.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!