(Teil 1/2) Hallo zusammen,
Ich bin neu im Forum und bin sehr an eurer Meinung interessiert. Erstmal möchte ich dazu sagen, dass wir schon viele verschiedene Hunde hatten, also keine Neulinge beim Thema Hunde sind. Nachdem unsere Hündin überraschend sehr krank wurde und eingeschläfert werden musste, haben wir uns entschieden erstmalig einen Hund aus dem Tierschutz aufzunehmen. Vorher hatten wir nie einen Angsthund, aber wir wollten und wollen so einem Hund eine Chance geben wieder ein hundewürdiges Leben zu führen. Maja ist eine mittelgroße Deutsch-Kurzhaar Mischlingshündin, 1,5 Jahre alt und inzwischen seit 4 Wochen bei uns. Sie wurde von ihrem Besitzer bei einer spanischen Tötungsstation abgegeben und musste dort ein halbes Jahr ausharren, bevor sie endlich von einer Tierschutzorganisation gerettet werden musste. Ihre Zitzen lassen darauf schließen, dass sie schonmal Welpen hatte. Die Tierschutzorganisation bringt die Hunde zuerst auf eine spanische Finca, wo die Hunde tierärztlich betreut, geimpft, gechipt, kastriert und aufgepäppelt werden. Danach wurde Maja nach Deutschland gebracht, wo sie einige Wochen auf einer Pflegestelle war, bis sie dann zu uns kam. Sie ist also schon sehr oft umgezogen. Mehr wissen wir nicht über ihre Vorgeschichte.
Maja zeigt sich sehr ängstlich. Bei uns zuhause ist sie nur in ihren Verstecken (sie hat eine "Höhle" bestehend aus einem kleinen Tisch, über den wir Decken gehängt haben, im Haus und einen Hundehütte im Garten). Aus diesen Verstecken kommt sie auch nicht freiwillig raus, wir müssen sie zum Gassigehen immer raustragen. Inzwischen steht sie immerhin manchmal auf und schaut raus, wenn wir rufen "Maja, gehen wir spazieren?", legt sich danach aber wieder hin und macht sich klein. Wenn man sie dann rausholt, weicht sie erstmal zurück.
Wir geben ihr das Futter und Wasser auch in ihren Verstecken, sind uns jedoch nicht sicher, ob das so eine gute Idee ist. Kann es sein, dass wir damit ihre Ängste verstärken? Sie trinkt allgemein immer wenig, deshalb bekommt sie ihr Futter ziemlich aufgeweicht und auch in ihr Wasser machen wir einen Löffel Nassfutter. Das ist alles nicht so ideal, aber wir haben sonst Angst, dass sie sonst am Ende dehydriert, vor allem weil es draußen aktuell so heiß ist. Deshalb haben wir uns entschieden, das Trinkproblem so zu lösen. Würden wir ihr Wasser und Futter außerhalb des Verstecks hinstellen, würde sie es nicht anrühren. Wir haben jetzt überlegt, die Näpfe mit der Zeit Richtung Ausgang zu rücken. Haltet ihr das für eine gute Idee?
In ihren Verstecken lassen wir sie größtenteils in Ruhe, hin und wieder sprechen wir mit ihr und manchmal halten wir ihr ein Leckerli rein, dass sie dann auch von unserer Hand frisst. Auch Leberwurst (für Hunde) schleckt sie gern von unserer Hand. Wir haben sie auch schon ein paar Mal ein bisschen an den Ohren zu gekrault. Nachdem sie zuerst immer etwas angespannt ist, scheint sie es danach aber schon zu genießen. Da sie sich anscheinend selbst manchmal langweilt und angefangen hat am Tischbein und an der Ecke der Hundehütte herumzukauen, hat sie einen Hundeknochen und danach Rinderkopfhaut bekommen, auf der sie gerne herum kaut. Vor allem nacht, wenn alles ruhig ist, hört man sie viel kauen und teilweise auch herumlaufen. Wir glauben deshalb, dass sie nachts auch manchmal schon aus dem Versteck herausgekommen ist, um den Raum zu erkunden.
Anfangs war ihr Fell ziemlich trocken und schuppig. Das Problem haben wir mit hochwertigem Öl im Futter inzwischen gelöst.
Auch beim Spazierengehen ist Maja ziemlich unsicher. Sie ist dabei meist sehr auf uns fokussiert und drückt sich bei Angst an mein Bein. Wenn sie etwas sicherer ist, geht sie ein Stück von uns weg, kommt dann aber immer wieder zurück und stupst meine Hand an oder schleckt sie sogar kurz ab, als müsste sie sich vergewissern, dass man noch da ist. Wenn sie einigermaßen entspannt ist, geht sie auch ein Stück weiter weg. Dabei reagiert sie auch richtig gut auf Abruf und kommt sogar schwanzwedelnd angelaufen. Leckerlis nimmt sie draußen leider keine an, sie ist wahrscheinlich insgesamt zu gestresst.
Sie bekommt jedoch immer wieder Angst und oftmals auch Panik. Manchmal wegen einem Geräusch und manchmal scheinbar ohne Punkt. Wenn sie einfach Angst hat, orientiert sie sich an uns und kommt zu uns. Bei Panik, scheint sie überhaupt nicht mehr klar denken zu können und versucht nur noch weg zu kommen und sich zu verstecken. Deshalb läuft sie momentan nur an der Schleppleine. Wir leben am Waldrand und laufen hauptsächlich durch Wald und Wiesen, müssen aber am Ende unserer Runde immer ein kleines Stück durchs Wohngebiet. Teilweise versucht sie sich dort unter jedem Auto zu verstecken und stemmt sich dabei gegen die Leine. Dabei klemmt sie die Rute ein und macht sich ganz klein. Meine Herangehensweise ist dann folgende: zuerst rufe ich sie und ziehe ein bisschen an der Leine (manchmal reicht das sogar und sie kommt zu mir), meistens bringt das jedoch nichts. Manchmal stelle ich mich dann zwischen sie und das Auto und gehe ggf. in die Hocke. Ich spreche dann mit ruhiger, aber nicht mitleidiger Stimme und kraule sie ein bisschen an den Ohren. Diese Herangehensweise sorgt dann meistens dafür, dass sie sich etwas beruhigt, weiterlaufen will sie jedoch in 90 % der Fälle trotzdem nicht. Dann nehme ich sie hoch und trage sie ein Stück, bevor ich sie dann absetze und sie mit mir normal weiterläuft. Hier bin ich mir nicht sicher, ob es nicht besser wäre sie direkt hochzunehmen, bzw. ob ich das Verhalten vielleicht sogar verstärke, wenn ich mich zuerst zu ihr setze? Wenn sie schon halb unter dem Auto bzw. in einem anderen Versteck liegt, hat man außer hochheben keine andere Möglichkeit mehr, sie dort wegzubekommen. Sie hat auch manchmal bestimmte Fahrzeuge, auf die sie sich eingeschossen hat. Da ist ein normales Vorbeilaufen gar nicht möglich. Anfangs hatten wir einen Hänger außen neben dem Gartentor stehen. Da wollte sie nach dem Spaziergang immer drunter und hat sich geweigert, wieder durch das Gartentor zu gehen. Seit wir den Hänger woanders hingestellt haben, ist ein Passieren dieser Stelle gar kein Problem mehr und sie geht durchs Gartentor. Natürlich können wir das nur mit unseren eigenen Fahrzeugen machen und nicht jedes potentielle Versteck entfernen. Meint ihr dieses Verstecken wird sich irgendwann von selbst regeln oder wie würdet ihr da vorgehen? Zwischenzeitlich hat sie das kaum noch gemacht, aber seit einer Woche wird es wieder schlimmer. Vor allem Geräusche (z.B. jemand lässt den Rolladen runter oder schließt ein Auto auf) machen ihr Angst. Oftmals entsteht die Panik aber auch scheinbar aus dem Nichts, bzw. in dem Moment, wo sie das potentielle Auto als Versteck erblickt, unter dem sie schonmal versucht hat, sich zu verstecken.
Das komische ist auch, dass sie oft wesentlich weniger Angst hat, wenn wir uns nicht auf ihrer alltäglichen Runde befinden. An einer Stelle kann man auf dem Feldweg anders abbiegen und kommt auch an dieser Stelle wieder zurück (man läuft dann im Prinzip eine Acht statt einem Kreis). Dadurch läuft man eine wesentlich größere Runde, wir laufen das etwa zwei- oder dreimal pro Woche, also nicht jeden Tag. Auf diesem Abschnitt ist sie meistens wie ausgetauscht. Sie springt fröhlich mit erhobener Rute durch die Gegend und kommt freudenstrahlend und schwanzwedelnd angelaufen, wenn man sie ruft, richtig süß. Wenn wir wieder an die Stelle kommen, an der man wieder auf ihre reguläre Route stößt, will sie seit ein paar Tage ab etwa 50 m vorher nicht mehr weiterlaufen, hängt sich in die Leine und versucht ins angrenzende Gebüsch zu flüchten (sonst versteckt sie sich eigentlich nur unter Fahrzeugen, aber an dieser Stelle sind ja weit und breit keine). Da hilft dann nur noch hochheben und tragen. Sobald wir wieder in der kleineren Runde sind, läuft sie wieder normal, jedoch mit hängender Rute. Kann es sein, dass sie am Anfang, als sie neu bei uns war, unsicher war und jetzt deshalb auf dem gleichen Weg in ihr unsicheres Verhalten vom Anfang zurückfällt (es also falsch verknüpft hat)? Wir sind auch schon zweimal mit dem Auto 10-20 Minuten zu anderen Spazierrouten gefahren. Vor dem Autofahren hat sie zwar Angst, aber auf den anderen für sie unbekannten Spazierrouten war eigentlich ziemlich entspannt. Ich frage mich auch manchmal, ob ich vielleicht selbst auf der normalen Runde inzwischen etwas angespannter bin und sich das auf sie überträgt (es also quasi ein Teufelskreis ist). Ich gebe jedenfalls mein Bestes immer Ruhe und Sicherheit auszustrahlen.
Wenn wir von einem Spaziergang zurückkommen, flüchtet sie immer sofort schon fast panikartig in eins ihrer Verstecke (also Hundehütte oder "Höhle") und bleibt dort, bis wir sie zu nächsten Spaziergang rausholen. Hinzu kommt jedoch, dass unser Nachbar bis gestern eine Baustelle hatte und es teilweise etwas laut war. Vielleicht hat sie das zusätzlich gestresst. Sie hat jedoch auch bei kurzzeitig lautem Lärm oft tief geschlafen.