Hundebegegnung - Hund fern halten/abwehren

  • Hallo liebe DogForum Mitglieder,


    ich weiß, dass es hier schon etliche Beiträge zum Thema misslungene Hundebegegnungen gibt, aber ich möchte den heutigen Vorfall trotzdem einmal schildern, da ich einfach unfassbar schockiert und niedergeschlagen von dem heutigen Ereignis bin. Vielleicht hat ja jemand Tipps zu solchen Begegnungen.


    Vielleicht kurz zu meinem Hund: mein Freund und ich haben vor einem guten halben Jahr eine kleine Mischlingshündin aus dem Tierheim adoptiert. Das Tierheim hatte sie von einer Tierschutzorganisation aus Rumänien. Sie hat eine Schulterhöhe von ca. 30 Zentimetern und ist 2 Jahre alt. Was da alles für Rassen drinstecken, weiß keiner so genau. Wir vermuten aber etwas terriermäßiges, da sie dem Jack Russel einer Bekannten vom Körperbau ähnelt. Rein von der Farbe her könnte sie aber als Corgie durchgehen. Sie ist unser erster Hund und wir sind echt begeistert wie schnell sie sich hier eingelebt hat. Man kann mit ihr alles machen, sie überall mit hinnehmen. Egal ob Straßenlärm oder fremde Menschen. Sie hat vor nichts Angst. Ihr einziges Problem sind fremde und vor allem große Hunde. Um ehrlich zu sein, ist es für uns gar kein richtiges Problem. Sie hat einfach kein Interesse an anderen Hunden und wenn sie das nicht möchte, ist das auch völlig ok für uns. Sie muss nicht mit anderen Hunden über die Wiese rennen, wenn sie das nicht möchte. Anfangs war es allerdings so schlimm, dass sie bei jedem fremden Hund stehen geblieben ist, den Schwanz eingezogen hat und nicht mehr weitergehen wollte. Mittlerweile bleibt sie relativ entspannt. Wenn der andere Hund klein ist und ruhig auf sie zugeht, schnüffelt sie kurz und geht dann einfach weiter. Bei großen und ganz besonders bei eher wilderen Hunden, die angestürmt kommen, möchte sie allerdings eher weg. Dann zieht sie wieder den Schwanz ein und versucht einen großen Bogen um den Hund zu machen. Ihre Körpersprache zeigt immer ganz deutlich, dass sie kein großes Interesse an dem anderen Hund hat und einfach weg möchte. Sie läuft immer an der Schleppleine. Anfangs wegen ihres Jagdtriebes, mittlerweile aber auch wegen anderen unangeleinten Hunden. Ohne Schleppleine haben wir einfach Angst, dass sie in ihrer Panik weglaufen könnte. Ich denke ich kann mittlerweile relativ gut einschätzen, ob der andere Hund was für sie wäre oder nicht. Ich möchte ihr nicht partou keinen Hundekontakt mehr ermöglichen, denn positive Begegnungen können ihr ja auch zeigen, dass nichts passiert. Also handhabe ich es aktuell immer so, dass ich je nach Gefühl den anderen Hundehalter freundlich bitte ob er/sie kurz den Hund an die Leine nehmen kann oder nicht. Das hat bis jetzt auch gut geklappt.


    Nun zum heutigen Vorfall: wir waren im nahegelegenen Wald spazieren und alles war gut. Der Waldweg war schon relativ schmal, aber es war noch so viel Platz, dass eigentlich alle beteiligten Parteien normal aneinander vorbeilaufen hätten können. In weiter Entfernung sah ich schon eine Frau mit ihrem Boxer. Er war nicht angeleint, machte aber auf den ersten Blick einen sehr ruhigen Eindruck und ist neben seinem Frauchen gelaufen. Wir kam uns dann immer näher und der Boxer veränderte nichts an seiner Körpersprache. Mein Freund hatte die Schleppleine in der Hand, die wir übrigens immer komplett lang lassen bei Hundebegegnungen, damit sich unsere Hündin so frei wie möglich bewegen kann. Kurz bevor es "rund ging" sah die Situation wie folgt aus: ganz rechts unsere Hündin die schön ruhig neben meinem Freund Beifuß gegangen ist, neben meinem Freund ging ich. Etwa einen Meter schräg vor/neben mir war dann der Boxer und neben ihm sein Frauchen. Er machte auf mich immer noch einen entspannten Eindruck und ich dachte, dass wir ganz normal aneinander vorbeigehen können. Plötzlich schoss der Boxer mit einem Satz nach vorne, vor uns vorbei auf unsere Hündin zu. In wenigen Sekunden war es nur noch ein Haufen aus zwei Hunden und der Schleppleine. Unsere Hündin schrie und heulte ununterbrochen. Ich konnte mich vor Schock gar nicht mehr bewegen und stand nur wie angewurzelt da. Die andere Frau stand einfach nur da und hat nichts gemacht. Einmal hat sie nach ihrem Hund gerufen, aber der hat nicht gehört. Mein Freund ist nach ein paar Sekunden (die mir wie Minuten vorkamen) dazwischen gegangen und hat versucht den Boxer wegzubekommen. Er hat versucht ihn an der Schulter wegzudrängen, was nicht funktioniert hat. Dann hat er das Halsband zu fassen bekommen und versucht den Hund daran etwas zur Seite zu ziehen, damit unsere Hündin die Chance hatte wegzukommen (sie lag davor die ganze Zeit halb unter dem Boxer). Das gelang ihm dann zum Glück auch. Die Besitzerin des Boxers hat ihn dann an die Leine genommen. Und dann standen wir da. Unsere Hündin völlig aufgelöst und zitternd; wir beide einfach nur schockiert. Die Frau meinte dann nur zu meinem Freund, was ihm einfallen würde gegen ihren Hund körperlich so vorzugehen und wollte sich zum Gehen umdrehen. Mein Freund wollte sie dann zur Rede stellen, dass sie für ihren Hund verantwortlich ist und dass die Situation echt unschön war. Währenddessen habe ich versucht unsere Hündin zu beruhigen. Da die Frau nicht stehenbleiben wollte und einfach weiter gelaufen ist, ist mein Freund neben ihr hergelaufen und wollte sie weiter zur Rede stellen. Als sie schon ca. 5 Meter entfernt waren hörte ich nur, wie die Frau anfing zu schreien "Hilfe! Ich werde belästigt. Der Mann belästigt mich, ich werde angegriffen!" Da wurde es uns dann beiden zu blöd und wir sind umgedreht und auch gegangen. Ich war einfach nur fassungslos, wie man sich so verhalten kann.


    Ich muss sagen, dass mich solche Situation recht lange beschäftigen und ich mir immer wieder die Frage stelle, ob ich/wir etwas falsch gemachte haben oder was ich/wir besser machen können.


    Deswegen jetzt hier meine Fragen:

    - Habt ihr ähnliche Situationen erlebt und könnt uns Tipps geben wie man sich verhalten kann? Besonders auf die anderen Hundehalter bezogen.

    - Wie kann ich große Hunde, die mir wahrscheinlich körperlich überlegen sind, besser abwehren?

    - oder noch viel besser, wie kann ich aus weiter Entfernung vielleicht noch besser erkennen, ob ich um diesen Hund einen großen Bogen machen sollte.


    Ich bedanke mich schon jetzt bei allen, die sich meinen ellenlangen Text zu Gemüte geführt haben.


    Liebe Grüße :smile:


    PS: unserer Hündin geht es zum Glück gut. Sie hat sich recht schnell wieder beruhigt.

  • Ach herrjee. So ein Mist.

    Was für ne bescheuerte Kuh.


    Ich habe immer ne 0,3 Wasserflasche mit nem Verschluss von einer O2 Wasserflasche dabei, plus Pfefferspray.


    Ich habe selber so einen Prügelboxer, der natürlich immer an der Leine ist wenn es unübersichtlich ist oder ich andere Hunde sehe.

    Der lässt sich allerdings, wenn er im "den verhaue ich jetzt" Modus ist von Wasser nicht abschrecken.


    Im Zweifel dem Angreifer am Halsband die Luft abdrehen.


    Ich hoffe ihr könnt das schnell verdauen, achtet bitte genau drauf ob da nicht doch ein Loch in eurem Hund ist.

    Ich würde mir auch überlegen die Frau zu melden, passieren kann sowas immer mal, aber dann entschuldigt man sich.

  • Habe zweimal etwas ähnliches erlebt mit Freki. Einmal ein Aussie, der sich losgerissen hatte und uns über die Straße rennend anfallen wollte. Das andere Mal eine OEB die unangeleint auf uns zurannte und Freki an die Kehle ging.


    Was ich gemacht habe?


    Beim Aussie habe ich gesehen, dass dessen Frauchen besoffen auf der Straße liegt und versucht den anderen Hund (Border Collie) festzuhalten, den Aussie also nicht unter Kontrolle bekommt. Also habe ich Frekis Leine fallen lassen, damit sie entkommen kann, und in meinen Taschen nach etwas zu werfen gesucht.


    Bei der OEB war das Frauchen zum Glück eine Bekannte, die schon rennend auf dem Weg zur OEB war um sie einzufangen, also habe ich Frekis Leine in der Hand behalten und alles nach den Beiden geworfen was ich in den Taschen hatte (sogar mein Handy...), konnte Freki nicht loslassen damit sie nicht versehentlich aufs Frauchen der OEB losgeht, und wir haben die Beiden dann auseinander bekommen.


    Leider war Freki auch schon mal Aggressor bei sowas - ohne einen Hund zu verletzen, sie ist eine Meisterin des blutlosen aber furchtbar lauten Kommentkampfes gewesen, aber einen ordentlichen Schreck hatten sie leider - als sie mir, insgesamt zweimal, losgerissen ist (Leine war mir aus der Hand gerutscht). Beide Male hatten die anderen HH leider ihre Hunde nicht losgelassen und an kurzer Leine behalten, ich hätte mir gewünscht die hätten ihnen mehr Fluchtmöglichkeit gegeben während ich rüberrannte zum Freki einsammeln... Mir tat das jedes Mal total leid und ich habe mit den HH auch danach immer länger gesprochen und mich entschuldigt. Das war noch bevor ich rausgefunden hatte dass sie auf Befehle hört und sie noch nicht so gut kannte, ganz am Anfang als sie frisch bei mir war. Später war das nicht mehr vorgekommen.


    Ich würde es tatsächlich in der Situation entscheiden. Es gibt keine Pauschallösung.


    Wenn du siehst, dass der andere HH weder helfen kann noch will, würde ich deinem Hund Möglichkeit zur Flucht geben. Wenn der andere HH handlungsfähig und -willig ist, würde ich die Schleppleine aber nicht loslassen, da er dann ja auch eher schnell zur Hilfe eilen kann.


    Als Abwehr bevorzuge ich Wurfgeschosse. Rütter sagt ja, dass Wurststücke da am besten wirken. Klingt total lustig aber ich denke das würde tatsächlich helfen. Sonst die Kacktüte oder Schlüssel oder oder. Etwas was scheppert oder doll riecht. Und natürlich wirft man es NEBEN den Hund (ich habe oben „auf“ geschrieben aber es ist logisch dass man nicht auf den Hund zielt).


    Zur Abschreckung eignen sich lautes Händeklatschen, sich groß machen, Hände/Arme nach vorn in „Stopp“-Geste, tiefe Stimme.


    Es tut mir so leid dass du so etwas schreckliches erlebt hast. Deine arme Hündin ?

  • Ich würde meinn Hund nicht loslassen. Wenns dann in den Jagdmodus kippt weil der angegriffene wegläuft, wirds schnell richtig übel.

    Auch kann es sein, dass sich die Prügelei dann durch die Gegend verlagert, dann wirds so schnell nix mit dem Auseinanderbekommen.


    Manche Hunde sind aber auch echt stumpf. Ich hatte neulich das Problem, dass ein unangeleinter Terrier auf meinen angeleinten Hund von hinten ankam. Wasser hatte ich nicht dabei, anbrüllen und Schlüssel schmeissen hat nix gebracht.

  • Ist ja toll wenn gleich 2 mit großen Hunden antworten ...

    Meinen Großen würde ich auch einfach laufen lassen. Meinen Kleinen im Leben nicht! Das die kleinen Hunde schneller sind und du die danach gesund und munter wieder findest wär reines Glück.

    Ich finde ihr habt das super gemacht. Der Hund war bei euch und ihr habt den Boxer runter bekommen.

    Ich habe immer Pfefferspray dabei und warne in solchen Situationen den anderen Halter. Mehr kann man nicht machen.

    Ein wenig ist man mit kleinem Hund aber immer Opfer ignoranter Hundehalter.

  • Ich würde meinn Hund nicht loslassen. Wenns dann in den Jagdmodus kippt weil der angegriffene wegläuft, wirds schnell richtig übel.

    Auch kann es sein, dass sich die Prügelei dann durch die Gegend verlagert, dann wirds so schnell nix mit dem Auseinanderbekommen.

    Es kommt immer auf den Hund an - sowohl den Angegriffenen als auch den Angreifer. Viele laufen dann ja eher um Frauchen und Herrchen herum, auch ohne Leine. Oder sind schneller als der Verfolger. Oder können sich körpersprachlich einigen/sich unterwerfen etc. Ich finde immer noch dass es da keine gute Pauschallösung gibt...

  • Ich möchte kurz einwerfen: Seid ihr verletzt? Habt ihr euch im Getümmel was vertreten? Kratzer? Irgendwas? Wenn ja, lasst das beim Arzt dokumentieren und erstattet Anzeige. Eure Krankenversicherung wird sehr interessiert daran sein, den Aggressor bzw. seine Eigentümerin zur Rechenschaft zu ziehen.


    Und: Hat der fremde Hund euren zu fassen gekriegt? Falls ja, habt ihr euren Hund hinterher beim Tierarzt vorgestellt? Es kann sein, dass es Hautablösungen gibt, sowas kann später noch Komplikationen verursachen.


    Möglicherweise gab es auch schon Vorfälle durch dieses Duo.

  • Ist ja toll wenn gleich 2 mit großen Hunden antworten ...

    Meinen Großen würde ich auch einfach laufen lassen. Meinen Kleinen im Leben nicht! Das die kleinen Hunde schneller sind und du die danach gesund und munter wieder findest wär reines Glück.

    Ich finde ihr habt das super gemacht. Der Hund war bei euch und ihr habt den Boxer runter bekommen.

    Ich habe immer Pfefferspray dabei und warne in solchen Situationen den anderen Halter. Mehr kann man nicht machen.

    Ein wenig ist man mit kleinem Hund aber immer Opfer ignoranter Hundehalter.

    Du hast schon recht ? Mit kleinem Hund - oder sogar schon mit einem charakterlich harmlosen Hund - ist es viel häufiger dass man solchen schrecklichen Situationen ausgesetzt ist. Deswegen werde ich nie einen Chi oder Pomeranian haben, egal wie schnuckelig sie sind, ich hätte einfach immer Angst um sie ? Ich habe jetzt, wo Freki nicht mehr da ist, tatsächlich auch Angst um meinen Tutnix Geri, der zwar groß und stark ist aber super freundlich und harmlos, und sich eher verprügeln lässt dann wahrscheinlich...

  • Ich möchte kurz einwerfen: Seid ihr verletzt? Habt ihr euch im Getümmel was vertreten? Kratzer? Irgendwas? Wenn ja, lasst das beim Arzt dokumentieren und erstattet Anzeige. Eure Krankenversicherung wird sehr interessiert daran sein, den Aggressor bzw. seine Eigentümerin zur Rechenschaft zu ziehen.


    Und: Hat der fremde Hund euren zu fassen gekriegt? Falls ja, habt ihr euren Hund hinterher beim Tierarzt vorgestellt? Es kann sein, dass es Hautablösungen gibt, sowas kann später noch Komplikationen verursachen.


    Möglicherweise gab es auch schon Vorfälle durch dieses Duo.

    Ja das würde ich auch auf jeden Fall beobachten - nicht nur Hautablösungen sieht man nicht sofort sondern auch manche Wunden, wenn sie wenig bluten. Würde ich auf jeden Fall genau untersuchen und wenn was ist zum Tierarzt.

  • Hallo zusammen,


    erstmal vielen Dank für die ganzen Kommentare & Tipps.

    Ich habe sie danach abgesucht/abgetastet und erstmal nichts gefunden. Ihr Gangbild war auch normal. Habe sie auch den gesamten Nachmittag beobachtet, weil ich so besorgt war. Aber auch ihr Verhalten war wie immer. Ich werde sie aber auf jeden Fall die nächsten Tage weiterhin beobachten. Was ich in dem Chaos sehen konnte war, dass der Boxer zum Glück nicht gebissen hat. Er hat sich quasi "nur" auf sie draufgeworfen und sie halb unter sich begraben. Wahrscheinlich hat sie wegen des Schocks so geschrien.


    Uns geht es gut. An mich kam der Boxer kaum ran und mein Freund hatte einen langen dicken Pulli an. So hat er zum Glück keinen Kratzer abbekommen.


    Die Tipps mit der Wasserflasche und dem in die Hände klatschen finde ich gut. Werde ich demnächst (wenn es nötig sein sollte) mal ausprobieren.

    Die Schleppleine loszulassen traue ich mich einfach nicht. Ich hab Angst dass sie in eine Art Tunnel aus Panik gerät und dann nur noch rennt, rennt, rennt. Ein Wald oder Felder haben ja auch irgendwann ein Ende und dann kommt vielleicht eine Straße auf die sie rennen könnte.

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