Will mein Hund mich dominieren?

  • lernen zu erkennen wann etwas zu viel wird, unterbrechen, und immer wieder an der Impulskontrolle und Frustrations Toleranz üben.

    Das tut mir leid mit deinem Bruder.


    Das ist ein sehr interessanter Gedanke.


    Impulskontrolle üben wir gezielt von Anfang an. Als Poldi 4 Monate alt war, konnte ich ihm ein Hasenohr vor die Füße werfen, ohne dass er es genommen hat. Oder Hund im Platz, ich 20m weit weg, zwischen uns ein Schweineohr. Ich rufe und er kommt zu mir. Natürlich schielt er im Lauf auf das Ohr, kommt aber trotzdem. Oder ihn mit Leckerlis allein lassen und wenn ich wieder komme, sind sie noch da ohne dass ich es ihm vorher explizit verboten habe. Oder gemeinsam raufen mit seinem Lieblingsspielzeug, ich werfe es weg, er guckt hinterher, guckt mich an und wartet auf die Erlaubnis loszulaufen.


    Das war natürlich viel Training, aber wir drillen ihn nicht permanent. Auch wenn es sich vielleicht so anhört. Vieles sitzt einfach wahnsinnig schnell bei ihm. Wir haben einfach das unfassbare Glück, einen unglaublich lieben Bilderbuchhund bekommen zu haben.


    Natürlich haben wir aber auch so unsere Probleme und es ist nicht immer alles rosa rot. Seit 2 Monaten stürmt er wie ein Bekloppter zur Tür, wenn es klingelt, aber da sind wir, denke ich, auf einem guten Weg. Am Anfang die Angst vor wirklich allem, was sich bewegt (zum Glück ist das weg), beim Festschnüffeln klappt der Rückruf manchmal erst beim zweiten Mal und vor kurzem hat Mr. Hund gemerkt, dass es Spaß macht, wegflitzenden Hasen hinterherzurennen... da hat dann leider verständlicherweise auch die Impulskontrolle versagt.


    Jetzt wo ich so drüber nachdenke, glaube ich, ich habe mich zu sehr darauf verlassen, dass die Übungen alle klappen, aber vergessen, dass in der Pubertät ja ganz neue Stressoren dazu kommen.

  • In der Pubertät wird quasi "der Resetknopf" gedrückt damit das Gehirn updaten kann. Dass da einiges nicht mehr so klappt wie vorher ist vollkommen normal :)

    Da geht man dann vielleicht erstmal wieder ein paar Schritte zurück und das Zauberwort heißt : Geduld

    Wahrscheinlich kann er einige Dinge aktuell einfach nicht mehr aushalten weil in seinem Hirn entwicklungsbedingt grad ein riesiges Wirrwarr herrscht. Er wird laaamgsam Stück für Stück erwachsener und dazu gehört rauszufinden Wer und was er eigentlich ist ( da passiert es auch gerne mal dass der Hund auf einmal Interesse am Jagen findet, selbstständiger wird, schneller unter Strom steht, es Trainingstechnisch nicht so voran geht wie man es gerne hätte...). :)

  • Da es sich anscheinend um einen eher unsicheren/zurückhaltenden Hund handelt, bin ich der Meinung, dass das eine Übersprungshandlung zum Stressabbau ist, weil er die aktuelle Situation nicht richtig einschätzen kann.

    Ich persönlich würde solche Situationen beenden (und von Haus aus ruhiger gestalten) bevor er wieder solches Verhalten zeigt.

    So lernt er m.E.n. besser, damit umzugehen.

  • Du kannst ja mal probieren (neben Frustrationstoleranz allgemein) ihn ins Sitz zu schicken und dann andere Hunde streicheln (kein Spiel vorher, erstmal nur streicheln).

    Wenn er das Sitz verlässt, bringst du ihn zurück zur Sitzposition und setzt das Sitz durch. Wenn er es hält, hör auf den Hund zu streicheln und belohne ihn.

    Da siehst du ja, ob das für ihn garkein Problem ist, oder ob er es nicht aushält.


    Wenn er es nicht aushält dann kann das Kontrollverhalten (herrchen darf das nicht), schutzverhalten (herrchen schützen), oder Aufmerksamkeitsfordern sein (ich will gestreichelt werden).


    Vermutlich eher das letztere (eher typisch für golden). Glaube dann eher nicht, dass es Überforderung ist, sondern gezielt eingesetzt weil er weiß: das Spiel ist dann zu Ende und du widmest dich wieder ihm.


    Ist aber auch nur ne Vermutung.

    Kannst du ja mal ausprobieren.

  • Du hast wohl einen ganz normalen Hund.


    Und ich vermute, wie so viele andere auch hat euer Golden noch nicht so viel Frustrationstoleranz. Und noch nicht so viel Selbstregulation. Und noch etwas viel Umweltstress. Und auch sonst einfach viel zu tun mit sich und euch.


    Impulskontrolle hat übrigens nicht sehr viel damit zu tun, ob man ihm Futter vor die Füsse schmeissen kann.

    Es hat damit zu tun, sich zurück nehmen zu können. Warten zu können obwohl man lieber losstürmen möchte. Nicht fiepen müssen, weil man etwas möchte. Und so weiter und so fort.


    Management ist in diesem Alter meistens der beste Weg.


    Du siehst, was deinen Hund stresst oder was er noch nicht kann. Also provozier nicht solche Situationen.

    Wenn er gerade nicht damit umgehen kann, dass du auf dem Boden sitzt, dann lass es einfach. Kann sein, dass es zwei Tage später bereits wieder geht.


    Manchmal hilft es dem Hund, ins sitzt zu gehen in bestimmten Situationen um nicht hochfahren zu müssen. Eben Impulse kontrollieren - aber BEVOR der Impuls überschiesst.


    Ein Hund in dem Alter muss noch nicht viel können. Er muss vor allem sicher werden mit der Umwelt. Mit Menschen. Mit sich selbst.


    Das sind extreme Spätentwickler. Die brauchen gaaaanz viel Zeit und gaaaaanz viele Nerven :D

  • Vielen lieben Dank für eure ganzen Tipps und Anregungen. Ich habe mich im Internet noch mal ausreichend über Impulskontrolle und Frustrationstoleranz informiert.

    Ein Hund in dem Alter muss noch nicht viel können.

    Leider muss er mit einem Jahr schon einiges können, weil wir dann den praktischen Teil des Sachkundenachweises ablegen müssen. Ich fände es mit 2 Jahren besser. Dann wäre man wenigstens schon mal aus der Pubertät raus. Aber in unserer Gemeinde wollen die den Nachweis nach einem Jahr und kontrollieren das auch.


    Ich habe ihn auf seinem Platz liegen lassen und mich ein paar Meter von ihm entfernt auf den Boden gesetzt. Er ist auch schön da geblieben und jedes Mal, wenn er ganz entspannt war, habe ich ihn belohnt und bin ein kleines Stück näher gekommen. Für den Anfang hat es meiner Meinung nach schon gut geklappt. Mal gucken, wie es sich entwickelt. Andere Hunde haben wir noch nicht wieder getroffen.

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