Führung vs. Selbstbestimmung

  • Ich glaube, dass das wirklich sehr auf die Definition ankommt.


    Von selbstbestimmt sind wir hier sehr weit entfernt.

    Ich entscheide wann, wo und mit wem wir spazieren gehen, wann die Hunde fressen kriegen, was sie zu fressen kriegen, wann wir trainieren, in den Garten gehen, im Wohnzimmer sind oder ins Bett gehen, etc. - also ja, vermutlich eine 10.


    Anderer Seits sehe ich oft Hunde, die im Alltag um ein vielfaches enger geführt werden, unzählige Regeln zu befolgen haben, dauerhaft aktiv unter ein Kommando gestellt werden, wo von klein auf (wenn auch vermutlich unbewusst) die Fähigkeit der Hunde Entscheidungen zu treffen, aus sich raus zu kommen, etc. unterdrückt wird.

    Dahingegen empfinde ich meine Hunde immer als sehr frei. Sie haben einen gewissen Handlungsrahmen in dem sie sich aber möglichst frei bewegen können und auch sollen. Ich möchte Hunde, die aktiv Entscheidungen treffen (auch wenn der Handlungsrahmen dazu führt, dass das i.d.R. Entscheidungen sind, mit denen ich konform gehe). Ich möchte Hunde, die aktiv Dinge einfordern können und sich das auch trauen.

    Und mir sind viele Dinge auch einfach egal. Hier muss kein Hund sich für mehrere Stunden auf irgendeinen Platz schicken lassen können, Leinenführigkeit ist mir Lachs, wenn sie, weil es der kürzeste Weg ist, vom Sofa über den Couchtisch zum Sessel gehen, dann sollen sie das gern tun und über verschiedenen anderen Unfug lache ich auch ganz gerne einfach mal, anstatt sofort zu reagieren.

  • Ich führe nicht jeden Hund gleich. In der Regel erwerben die Hunde mit steigendem Alter (= mehr investierte Erziehung, mehr Ruhe im Hund, mehr Verlässlichkeit) mehr Freiheiten.


    Ebby hat in jedem Umfeld annähernd Narrenfreiheit, während die Freiheiten von Bones angepasst sind, an die Tagesform (seine und meine) und das Umfeld.


    Bei Ebby bin ich wahrscheinlich bei ungefähr 3 auf der Skala. Da sie keinen Unsinn macht bzw. nur wenig, beschränkt sich die Kontrolle auf: draußen nichts fressen, Bögen um Hunde laufen, die wir nicht gebrauchen können, nicht auf Straßen laufen. Ansonsten habe ich die Macht über das Essen. Ebby wäre sonst eine Tonne. xD


    Bones lebt schon deutlich kontrollierter. Er hatte am Anfang mehr Freiheiten, dann habe ich situationsbedingt mehr Einschränkungen verordnet und aktuell arbeiten wir wieder an der Erweiterung von Freiheiten. Da wäre ich jetzt wohl eher bei einer bei einer 7, vielleicht sogar 8.


    Der Wert gilt jeweils für draußen. Drinnen haben meine Hunde gelernt, eine gewisse Grundruhe zu halten und dass sie nicht auf die Couch dürfen. Ansonsten liegen hier tote Kuscheltiere in Hülle und Fülle und jeder darf liegen wo er will und wann er will.

  • Was wäre aus Eurer Sicht "perfekt"?

    Auf einer meiner Letzten Wanderungen in Spanien hatte sich mir ein Hund Angeschloßen.

    Über 700 km war er immer Präsent und Anwesend.


    Egal ob ich im Zelt, Hostel , Hotel o. am Stand geschlafen Hatte, Sie Saß da morgens " Ready to Go "und hatte gewartet bis es Los ging.


    Ob vorm Supermarkt , in Bars restaurants, auf Marktplätzen ..alles Kein Thema. Ich hab mich nicht eingemischt , weil ihre Sache.

    War sie nicht erwünscht, ist sie gegangen und hatte draußen gewartet , sich nen Happen erschnorrt ,mit anderen Hunden Oder pilgern angebandelt.

    Aber nicht ich war derjenige welcher ihre Situationen Geregelt hatte. Sondern sie Selbständig mit den gegebenheiten.


    Es gab keine Regeln o. Grenzen meinerseits.

    Leine ? Fehlanzeige , wozu ?


    Die Einzige schnittstelle Recourcentechnisch war Wasser. Das hatte ich ihr des öfteren Gegeben wenn es nötig war. Das war es auch schon.


    Der Hund wurde mir des Öfteren zugeordnet , doch zu bestätigen es sei Meiner , dass ging nicht.


    Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich ihr einmal gesagt Hätte, was zu tun sei.


    "Perfekt"

  • "Führung versus Selbstbestimmung"... hmmm.... mMn gehört beides zusammen irgendwie... ein Hund, der sich unterordnet und kooperativ ist, bekommt von mir fast alles. Ein Hund, der meint, sein Ding durchziehen zu müssen, wird sehr kurz gehalten und darf auch daheim nur wenig. Aber mit der Option, mehr Freiheiten genießen zu können, wenn er dazulernt :D


    Selbstbestimmung gibt es bei unseren Haustieren, glaube ich, eher wenig. Bei unseren Hunden hier bzw. dem Kleinen jetzt fällt mir dazu ein:

    Wahl des Liegeplatzes im EG (hoch darf er aber nicht), ob er frisst, was ich ihm hinstelle, wann er säuft, wo er markiert, solange er auf dem Feld bzw in der freien Natur ist und freilaufend im Radius bleibt, wo er seinen Haufen hinsetzt, wo er schnüffelt. Im Garten entsprechend, in die Beete darf er aber nicht. Er darf wachen und Bescheid geben, aber nicht dauerkläffen, und da braucht er auch wieder Führung, weil er sich schnell einbellen würde, wenn ich ihn nicht abbrechen würde.


    Führung (und auch Schutz) braucht der Kleine, wenn er angepöbelt wird von Fremdhunden oder ein freilaufender Rüpel in ihn reinrennt. Meine Hunde dürfen nicht buddeln, nicht Mäusejagen, überhaupt, nicht jagen oder stöbern, sie sollen gehorsam und achtsam auf mich und unauffällig und unaufdringlich sein. Dann dürfen sie weitgehend unbehelligt vor sich hingondeln und ihre Hundedinge tun (solange sie auf dem Weg bleiben :D)


    Also, ich würde sagen, eine solide 7 vielleicht bei mir, mit Tendenz zu einer 6?


    Der eine Hund ist von Natur aus eher lieb und hört gerne, ein anderer Hund schafft das vielleicht nicht, den muss ich dann mehr einbremsen und regeln. Ist eben alles situationsabhängig und letztlich auch abhängig vom Hund und der Umgebung, die ich ihm bieten kann.

  • Auf einer meiner Letzten Wanderungen in Spanien hatte sich mir ein Hund Angeschloßen.

    Das tun die schon auch deswegen, weil da jemand ist, der nicht fordert, nicht quält und ja, auch gewisse Grundbedürfnisse stillt, die halt sonst komplett auf der Strecke bleiben. Ich würde mir da keinen "tolles Leben - freier Hund" Traum drum basteln


    Dies hier war in Ägypten, in Dahab. Panisch bei Eineimischen, uns nicht von der Seite weichend (ohne irgendwie aufdringlich zu sein). Ein "Guide" hat versucht, nett zu sein und sogar Futter angeboten, der Hund ist geflüchtet und hat sich von uns durchgrabbeln lassen. Bricht mir jetzt noch das Herz... Hat draußen geschlafen, nichts gefordert, klar sein Leben gelebt. Aber ich glaub, der hätte das gegen ein für-immer-sicher sofort eingetauscht




    Welpen, ja die lernen es halt gerade, wer ihnen nichts tut oder sogar was positives bringt. Da schließt man sich an und hofft.


    Griechenland vor unserem Wohnmobil




    Thailand




    Das ist reines, bei wem überlebe ich am ehesten, für mein Empfinden. Klar "arbeiten" die nicht mit oder hüpfen mit ins Bett, kennen sie ja nicht. Aber selbst gewählt frei und toll? In den meisten Fällen sicher nicht...

  • Gerade musste ich wieder an dieses Thema denken. Ist es nicht so, dass Hunde auch ohne den Menschen Führung kennen? Wenn sie in sozialen Gruppen leben - nicht nur Wölfe im Familienverband sondern auch streunende oder z.B. Pariah-Hunde - gibt es teilweise auch Konstellationen, in denen sich Individuen freiwillig „führen“ lassen, oder nicht?

  • Gerade musste ich wieder an dieses Thema denken. Ist es nicht so, dass Hunde auch ohne den Menschen Führung kennen? Wenn sie in sozialen Gruppen leben - nicht nur Wölfe im Familienverband sondern auch streunende oder z.B. Pariah-Hunde - gibt es teilweise auch Konstellationen, in denen sich Individuen freiwillig „führen“ lassen, oder nicht?


    Ich denke gute Führung vermittelt ja auch Halt. Wenn man keinen Halt (Sicherheit) hat, dann ist man wie ein Fähnlein im Wind, also haltlos. Ich schätze mal schon, dass die meisten das auch brauchen, sowohl Mensch als auch Hund und sich gerne führen lassen.

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