Umgang mit kranken/schwerkranken Hunden in jungen Jahren - Erfahrungsaustausch

  • Mein 8jähriger Spaniel hatte ein High Grade Weichteilsarkom, d.h. innerhalb der nächsten Zeit wird es zu einem Rezidiv kommen, welches sie nicht überleben wird. Sie hat also keine normale Lebenserwartung, wäre aber ohne Operation jetzt nicht mehr hier. Es sind jetzt seit Dezember quasi 11 Monate vergangen, innerhalb dieser Zeit sind durchschnittlich über 70 Prozent der Hunde mit ihrer Diagnose trotz chirurgischer Versorgung bereits verstorben. Von daher können wir uns glücklich schätzen. Ich freue mich über jeden weiteren Tag, den wir zusammen verbringen können. Leider ist eine lebensverlängernde Bestrahlung nicht so wirklich durchführbar, weil das Rückemark mitten im Strahlenfeld liegen würde.

    Sie hat nie klinische Beschwerden gehabt, das ist bei dieser Krebsform erst kurz vor dem Tod so, und auch jetzt nicht. Daher ist das Konzept des unvermeidbaren Rezidivs für viele aus unserem Bekanntenkreis irgendwie schwer fassbar (aber sie ist doch jetzt gesund..was nicht??). Ich kann es nicht ändern, bin aber wahnsinnig froh, eine Krankenversicherung gemacht zu haben. Die Kosten für OPs, onkologischer Vordiagnostik wie Ultraschall, OP- und Strahlentherapieplanungs CTs usw. hätte ich so nicht stemmen können. Und das wäre eine noch bitterere Erfahrung gewesen.

    Darf ich fragen wie ihr erfahren habt dass sie das hat? Einfach eine Präventive Untersuchung oder hatte sie irgendwelchen diffusen Symptome?

    Ein erbsengroßer Knubbel an einer Impfstelle, der innerhalb von einer Woche haselnussgroß wurde. Danach Feinnadelaspiration und die Diagnose Sarkom.

    Bilder kurz vor und nach der OP

    Assymetrie post OP



    OP Narbe



    Vor der OP im Englischen Garten



    Dadurch, dass mehrere Zentimeter Haut am Nacken entfernt wurden, sah man eine deutliche Kopfassymmetrie in den ersten Monaten nach der OP. Die ist jetzt weg (siehe aktuelle Bilder).



  • Hallo erstmal, ich bin das Wurli und ich habe zwei Hunde: Den Senior (fast 15, Morbus Cushing) und das Sorgenkind (fast 3, IBD). :nicken:


    Der schlimmere der beiden Fälle war für mich definitiv das Sorgenkind (Ersthund, GP) mit seiner chronischen IBD, die sich hauptsächlich in massiver Verhaltensoriginalität geäußert hat und erst nach 3 Trainern, 3 Tierärzten und 2,5 Jahren voller Tränen, Verzweiflung und massiven finanziellen Aufwands diagnostiziert wurde. Es war also keine Akutsituation, sondern ich musste 2,5 Jahre lang zusehen, hoffen, selbst probieren, weil fast niemand meine Schilderungen ernst nahm. Irgendwann war es dann so schlimm, dass ich endgültig darauf bestand, meinen Hund, der nur noch ein wild flusendes Nervenwrack ohne nennenswerte Muskulatur war, auf links drehen zu lassen und nicht aufzugeben, obwohl niemand außer meinem Mann mir glauben wollte. Kein Mensch will gerne hören "Ihr Hund war schon von klein auf chronisch krank", aber für mich war es der Befreiuungschlag. Manchmal sehe ich mir die Bilder von damals an, als ich ihn für den Sommer abgeschoren hatte, und er sah aus wie ein zerbrechliches kleines Alien. Heute ist mein Bub auf dem Weg nach oben, ist mit 6 Kilo mehr auf den Rippen fast schon ein wenig moppelig und wird vielleicht nie ein "normaler" Hund werden, aber es wird immer besser. Wir haben viel nachzuholen.


    Den Senior (eigentlich im Altenpflege-Thread zu Hause, aber der vollständigkeit halber hier genannt) habe ich kurzentschlossen aufgenommen und seine Diagnose war für mich dabei eher Nebensache. Klar hab ich mich vor der Übernahme informiert, aber für mich zählte vor allem, dass es zwischen den zwei Hunden passt. Seine Behandlung des weit fortgeschrittenen Cushing hatte erst auf Pflegestelle begonnen, er war ziemlich nackig, Hängebauch... all das. Aber: wir konnten ihn super schnell einstellen. Aktuell feilen wir noch an seinen Leberwerten, dafür kriegt er entsprechendes Futter, aber sonst geht's ihm bis auf seine Alterszipperlein Tippi-Toppi. Er hat die viele Aufmerksamkeit und Pflege bis zu seiner Gesundung sehr genossen und ist mein Seelenhund geworden. Wir verstehen uns ohne Worte.


    Ich finde diesen Thread eine schöne Idee, grade für die Halter solcher Hunde. Man fühlt sich oft so hilflos und hat das Gefühl, das ganze persönliche Umfeld damit nur noch zu nerven... ich wurde damals von manchen schon fast angefeindet, ich würde meine Unfähigkeit auf meinen Hund schieben, dass ich ihn einfach nicht erzogen hätte, dass ich mich immer nur über ihn aufrege... dabei war ich einfach nur unendlich besorgt, weil ich wusste, dass etwas nicht mit ihm stimmt. "Das ist halt ein junger Hund." Wie ich diesen Satz hasse.

  • Danke für die ausführliche Antwort dragonwog

    Ich wünsche euch von ganzem Herzen dass ihr der Statistik ein Schnäppchen schlagt und die Süße noch ganz viel gesunde Zeit hier hat!

  • Ich kopiere mal meinen heutigen Post aus dem Herzhunde-Thread rein...


    Tja, wir reihen uns hier auch mal ein :/

    Die Köterine ist 3, im Juli gab es einen TA-Besuch, wo wir eigentlich wegen etwas ganz anderem ein Blutbild haben machen lassen und dabei kam neben erhöhten Nierenwerten auch ein erhöhter proBNP Wert heraus, worauf ein Herz-US empfohlen wurde.

    Den hatten wir im August in der TK Kaiserberg, optisch soweit alles in Ordnung, allerdings wurden Extrasystolen bemerkt, woraufhin ein kurzes EKG geschrieben wurde, dass 3 weitere in 3 Minuten aufzeichnete. Ein kurzer Bauchraumschall zur evtl. Darstellung von Tumoren, die wohl auch Extrasystolen hervorrufen können brachte kein Ergebnis.

    Weiteres Vorgehen Holter-EKG, allerdings erst wenn es etwas kühler ist.


    In der Zwischenzeit haben wir versucht, die Nierenwerte weiterabzuklären, auf nierenschonendes Futter umgestellt, Bauchraum geschallt, Urin untersucht (auch steril aus der Blase)... optisch alles gut :ka:

    Blutuntersuchung 4 Wochen später brachte einen verbesserten sdma-Wert, Kreatinin und Albumin weiter leicht über der Norm.


    Dann jetzt Ende Oktober das Holter.

    Ergebnis: monotope SVES mit einer Schlag-zu-Schlag-Frequenz von 400/min, Bigemini waren zu sehen und tlw. lag eine supraventrikuläre Tachykardie vor.

    AV-Blocks 2. Grade waren auch vereinzelt vorhanden.


    Aufgeschrieben wurde Sotalol, was ich seit gestern einschleiche, die Enddosis soll 2x tgl 1/2 80mg Tablette sein.

    Wirklich glücklich bin ich damit nicht, nach Lesen des Beipackzettels soll das Medikament bei AV-Blocks 2. und 3. Grades gar nicht und bei Störungen der Niere nur nach Abwägung gegeben werden (ist ein humanmedizinisches Produkt).

    Habe Rücksprache mit Kaiserberg gehalten, die empfohlene Dosis ist wohl die Hälfte der eigentlich für ihr Gewicht vorgesehenen. Es fehlt einfach eine Alternative.

    Also hoffen wir, dass es keine Nebenwirkungen gibt, sollten Synkopen oÄ auftreten soll ich sofort absetzen (hatte sie noch nie).

    Im Januar wird dann erneut kontrolliert ob und was es gebracht hat.

    Plötzlicher Herztod schwebt halt als Schreckgespenst über uns, allerdings mit oder ohne Medikation, also hoffe ich, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe.

    Nächste Woche steht eine erneute Blutuntersuchung an, da werde ich mit unserer Haustä besprechen, ob es Sinn macht weiter nach der Ursache zu forschen, auf Borreliose zu testen, oÄ...

  • Bei Mr E ging der Diagnosemarathon ja mit drei Jahren los.

    Es startete mit CES, danach folgte die Herzdiagnose, das defekte Gaumensegel, das aufgelöste Trommelfell und schließlich die Autoimmundiagnose.

    Mit 6 Jahren war es dann so weit, dass ich dachte, jetzt stirbt er. Eine Woche Klinik, die komplette Schleimhaut vom Magen bis zum Darmausgang entzündet und teil in Ablösung begriffen und irgendwie glaubte keiner mehr so recht daran, dass er da lebend rauskommt... in 18 Tagen feiern wir jetzt seinen elften Geburtstag.


    Eine der wichtigsten Dinge, die ich in der Zeit gelernt habe, dass ich mit Menschen, die keinerlei Bezug zu dem Thema haben, schlicht nicht darüber spreche. Wenn ich also nicht mit zum Mädelsabend gehen kann, weil der letzte CT Termin das Konto leer geräumt hat oder weil ich den Hund beaufsichtigen muss nach der Bahndlung etc pp. Sie werden es sowieso nicht verstehen, können also nichts unterstützendes beitragen und werden ab Punkt X meist nur noch mit Unverständnis reagieren, was einen dann nur noch zusätzlich belastet.


    Als absolut überlebenswichtig finde ich in solchen Situationen auch einen TA, dem ich blind vertraue und vor allem von dem ich mich ernst genommen fühle. Wenn ich so höre aus dem Bekanntenkreis (oder auch hier teils lese) wie herablassend manche TAs ihre Kunden behandeln und wie mangelhaft der Informationsfluss ist, da wäre ich ausgerastet. Es gibt mMn nichts schlimmeres, als als Besitzer nicht wirklich zu verstehen, was da gerade vor sich geht, wie und vor allem mit was der Hund gerade behandelt wird und was sich der TA davon erhofft.

    Wer es für verschwendete Zeit hält, mir als Patienbesitzer das zu erklären, weil er mich für zu dumm hält, es zu verstehen, der ist für mich keinen Cent wert. Es hilft einem, einzuordnen, wo man sich gerade befindet, wie es wirklich um den Hund steht und wohn der Weg gehen kann, was noch an Problemen auftreten kann und auch oft bis wohin es überhaupt Sinn macht, zu behandeln und was man nie erreichen wird.


    Was mich zB furchtbar runter gezogen hat, war der Versuch mit der Züchterin und den Geschwisterhaltern zu sprechen.

    Ich weiß, dass ein weiterer Hund aus dem Wurf ebenfalls an einer Autoimmunerkrankung leidet, doch da wurden die Besitzer von der Züchterin so lang eingeschüchtert und bearbeitet, bis sie öffentlich nichts mehr dazu sagen wollten. Ich weiß, dass ein Hund aus dem Wurf früh verstorben ist, aber auch da erhält man keine Reaktion auf Anfragen. Den Grund kann ich mir denken, es wurde ja auch mehr als einmal versucht, mich mundtot zu machen.

  • Ich geselle mich auch mal dazu. Mein Apollo ist fast 10 Monate alt und hat höchstwahrscheinlich Srma. Die Ergebnisse gibt es hoffentlich morgen.

    Alles fing letzten Freitag an. Sein allgemein Zustand wurde binnen weniger Stunden schlechter.

    Er zitterte, mochte kaum laufen und hatte Fieber. Zunächst wurde ein Infekt diagnostiziert. Doch als sein Zustand in der Nacht zum Sonntag dramatisch wurde (sehr hohes Fieber, verweigern von Futter und Wasser und schmerzen ohne Ende) sind wir Sonntag in den Notdienst. Und nach täglichen Tierarztbesuchen steht die Diagnose zu 99%, morgen dann die Gewissheit....

    Alle paar Stunden wird Fieber gemessen, nachts immer wieder sein Zustand kontrolliert, Hund auf den Rasen gebracht etc. Ich Vertreib mir die Zeit mit Möntelchen nähen und Halsbänder basteln.

    Ich habe mit der Intensiven Betreuung schon Erfahrung, mein Sohn war als Kleinkind lange Zeit schwer krank. Deswegen hab ich in vielen Sachen eine gewisse Routine und weiß auch, dass man abschalten muss.

    Und auch Sohnemann hat ein super Auge für die Bedürfnisse von Apollo, er kann sich da super reinversetzen. Hier muss ich aber auch gegen managen, dass sich die Kinder nicht in depressive Gedanken reinsteigern.

    Was ich schon vor langer Zeit gemacht hab, ich hab mir für alle meine Tiere eine Grenze gesetzt, wie sehr und wie lange ich sie leiden lasse.

  • Wurli

    Ja stimmt, ihr wart auf einmal nicht mehr im Thread.

    Ich drücke Faffi auf jeden Fall feste die Daumen, dass ihr das mit der IBD weiter gut im Griff habt!

    Zum Thema deprimierend, naja wird halt das Beste draus gemacht, hilft ja nicht.

    Hätte jeder mit Sicherheit lieber anders...:/

  • Ich habe jetzt überlegt, ob ich Kiro, der zwar alt werden durfte hier mit erwähnen soll.

    Da es aber eine Krankheit war, die uns sein ganzes Leben, erst schleichend und dann extrem begleitet hat, schaden kann es wohl niemandem.


    Angefangen hat es mit ständigem Bauchweh und mit Futterverweigerung von klein an. Wir bekamen ihn trotzdem auf normales Gewicht von 3 kg und konnten es über Jahre mit Einsatz verschiedener Futtersorten und Überredungskünsten halten.


    Alle Untersuchungen: Blut, Röntgen, US sagten, er wäre gesund.


    Im Alter spitzte sich die Lage zu. Das niedrigste Gewicht war 2,3 kg. Auch päppeln wurde immer schwerer und die Diagnose war nur noch, er hatte kein Hungergefühl mehr.


    Cortison machte dann keinen verfressen Hund aus ihn aber er kam wieder auf 2,5 kg. Dafür mussten wir aber auch wirklich jeden Blödsinn anstellen und oft lebte er nur von Hundekeksen.


    Die Ärzte vermuteten einen Hirntumor.


    Ob er den dann schon als junger Hund gehabt haben kann? Ich weiß es nicht.


    Jedenfalls dachten wir sehr lange, er wäre ein Mäkler.

  • Ja stimmt, ihr wart auf einmal nicht mehr im Thread.

    Genau. Ich brauchte damals eine Pause von allem und wollte mich ganz über mein Bauchgefühl auf meinen Hund einstellen. Das hat mir viel geholfen, mir selber wieder mehr zu vertrauen. Wichtig waren dann er und ich, und nicht zig Meinungen von anderen. Es konnte ihn ja doch keiner außer mir erleben. Und jetzt kommen wir auch langsam an den Punkt, wo ich lernen muss, ihm wieder mehr zu vertrauen. Meine Ansprüche an ihn sind mittlerweile ohnehin nicht besonders hoch. Hauptsache, wir kommen einigermaßen durch den Alltag. Er schläft aktuell auch noch sehr viel, und wenn er draußen nach dem Kot absetzen (IBD = auch schmerzhafter Kotdrang, hätten wir das mal früher gewusst...) einigermaßen händelbar ist, bin ich schon zufrieden.

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