9 jähriger ängstlicher Hund, wie ihm Sicherheit geben, bzw wie ihn auslasten

  • Hallo zusammen, wir haben vor 3 Wochen einen 9 jährige Hundedame zu uns genommen, Sie kommt wohl aus dem Tierschutz wurde aber schon öfter ( 3 mal rumgereicht). Sie ist kniehoch, und sehr ängstlich. Am 2ten Tag hat sie meinen Freund in die Hand gebissen, als er sie anleinen wollte; Sie schläft die meiste zeit unter der Eckbank, frisst sehr wenig, kommt zwar ab und zu auf die Couch, aber wenn man sie anspricht verschwindet sie sofort wieder. wenn man sie streicheln möchte, leckt sie die Hände und Arme des "Streichlers" die ganze Zeit. Das spazierengehen ist eine kleine Katastrophe; Sie geht 100 Meter, dann bleibt sie stehen und auch mit zureden ist nix zu machen; Wie gebe ich ihr die Sicherheit, die sie braucht.

    Sie kennt kein Spielzeug, kann keine Kommandos, Wie gehen wir am besten vor.......

  • Achja, ich habe schon einige Erfahrung mit Hunden, allerdings noch nicht aus dem Tierschutz. Natürlich reden wir leise mit ihr, lassen ihr die ruhezeit, usw. ich möchte einfach eine Bindung zu ihr aufbauen können. Es wäre auch schön, wenn es möglichkeiten gäbe sie zum Spiel zu "überreden"; Da kommt auch die Frage auf, ist sie mit 9 Jahren noch dafür aufnahmefähig?

    In unserem Haushalt leben nur mein Freund und ich, keine Kinder, und eine alte Katze, der das Spektakel aber ziemlich egal ist ;)

  • Meine Vorgehensweise wäre, den Hund erst mal noch weitestgehend in Ruhe zu lassen. Immer raus an die gleiche Stelle zum lösen, nicht weit weg von daheim. Keine großen Ausflüge und Spaziergänge. Halsband / Geschirr eventuell vorerst am Hund lassen, vielleicht auch eine dünne, kurze Leine, wenn sie das aus- und anziehen so stresst. Gebt ihr draußen viel Zeit, auch auf 5 Metern, alle Eindrücke zu verarbeiten. Wenn sie stehen bleibt, lasst sie gucken. Das ablecken, wenn ihr sie streicheln wollt, wird eine Übersprungshandlung / Beschwichtigung sein und deutet wahrscheinlich nicht darauf hin, dass sie es mag. Sie wird den Stress, den sie dabei hat, kompensieren. Ich würde ihr, wenn sie aufs Sofa zu euch kommt, hin und wieder ein tolles Leckerli anbieten, dass es extra für Kontakt zu euch gibt. Und sie ansonsten in Ruhe lassen, einfach weiter euren Sachen nachgehen und auch nicht streicheln, solange sie das nicht von alleine einfordert. Ich denke, sie braucht viel viel mehr Zeit und erst mal keine Erwartungshaltung eurerseits. Wer so oft von A nach B wandert, hat kein Vertrauen mehr und das dauert, bis es wieder repariert ist.

  • Hallo,


    ich fange mal mit dem hinteren Teil deiner Frage an. Auslastung? Deine Hündin ist mehr als ausgelastet, eher überlastet. Alles was du aus dem klassischen Auslastung und Unterfoderungsbereich gehört hast, kannst du (hoffentlich) vorübergehend beiseite schieben. Euch kennenlernen und euer Leben zu führen ist schon mehr als Abiturlevel für eure Hündin.


    Welche Hundeerfahrung habt ihr? Wohnt ihr ländlich?


    Meine wichtigsten Tipps:

    Erwartungen an einen Hund ablegen! Tricksen sind unwichtig, Spielzeug auch. Kein Knuddeln. Lange entspannte Spaziergänger nicht erwarten. Auf das Tempo des Hundes hören. Der Hund braucht einen Rückzugsort. Schlaf, Essen und Pinkelmöglichkeiten.


    Laaaaaaaangsam machen. Routine geben. Manche Hunde kennen spazieren nicht. Manche haben Angst. Wie genau steht sie denn da, wenn sie stoppt? Rute oben oder unten? Könnt ihr ihre Körpersprache lesen?


    Das Lecken der Hand macht meine Hündin, weil sie will dass ich aufhöre zu streicheln. Sie beschwichtigt. Bzw macht sie dies mittlerweile bei anderen, wenn sie nicht will, dass der Alien ihr wehtut. Es könnte einfach noch zu früh sein mit solchen Kuschelsessions. (Sehr sicher, wenn man den Biss bedenkt)


    Wenn sie zu wenig frisst, deutet das auf Stress hin. Ist der Futterplatz an einem ruhigen Ort, an den sie unbeobachtet agieren kann?


    So, erstmal genug fragen.


    Nur eins noch. Als jemand, der auch schon von seinem Hund gebissen wurde (wenn auch in Panik), bei einer 9jährigen Hündin mit unbekannter Vorgeschichte würde ich immer davon ausgehen, dass dies wieder passiert und eine angelernte Methode ist, um sich durchzusetzen/schützen. Heißt, bitte lest euren Hund gut, nicht bedrängen, auch nicht einfach beschmusen, weil sie auf die Couch hüpft. Im Moment ist sie noch im Schock und handelt wahrscheinlich zurückhaltender. Da kann also noch etwas nachkommen. Falls ihr relativ unerfahren seid, am besten jetzt schon einen Trainer hinzuziehen.

  • Wenn man mit so einem Hund gar keine Erfahrung hat, dann wäre es wohl sinnvoll sich mal einen Trainer dazuzunehmen.


    Beschäftigung ist wohl das letzte Problem, das ihr habt und vielleicht jemals haben werdet.


    Was mich noch interessieren würde: Wie sieht es mit gesundheitlichen Baustellen aus?

  • Hi,


    schön, dass Ihr die Kleine zu Euch genommen habt. Wie es jetzt am Besten anzugehen wäre: ich würde erstmal Erwartungen daran, wie ein Hund zu sein hat, auf 0 setzen und den Neuankömmling durch vorsichtige Beobachtung kennenlernen. Wisst Ihr etwas mehr zur Herkunft, zur Vorgeschichte und was sie so verängstigt hat? Abgesehen davon, dass Wanderpokal zu sein Vertrauen schon erheblich erschüttert. Und wo und wie wohnt ihr?


    So ein paar Faustregeln bei ängstlichen/verunsicherten Hunden: Viel Ruhe. Ein strukturierter und lange erstmal gähnend langweiliger Tagesablauf. Dem Hund die Möglichkeit zu geschützten Ruhe- und Fressplätzen geben. Futter pünktlich und verlässlich - bitte aus dem Napf und nicht aus der Hand und den Hund in Ruhe fressen lassen. Erstmal nicht streicheln - das Lecken ist im Moment höchstwahrscheinlich keine soziale Pflege, sondern eine höflich-dringliche Bitte, dass Ihr aufhört, sie zu bedrängen. Da kann sie durchaus auch bei nachlegen.


    Notwendiges wie den Gassigang würde ich neutral/freundlich und bestimmt angehen. Wenn sie aufs angeleint werden mit Abschnappen reagiert, würde ich Geschirr und eine Hausleine einfach dranlassen. Freundlich, aber ohne viel Locken, Beruhigen oder Zusprechen zur Tür führen, ordentlich sichern (Sicherheitsgeschirr, ggf. Doppelsicherung an Leine und Halsband). Die Runden möglichst kurz und erstmal gleich, dass sie eine Umgebung erstmal kennenlernen kann.


    Ansonsten würde ich den gewohnten Alltag weiter leben - vielleicht etwas ruhiger und etwas eingeschränkten ausladenden Bewegungen :smile: - und der Kleinen Zeit geben, anzukommen und Euch aus der Sicherheit raus zu beobachten. Macht Euch die Zeit zu Hause schön und gemütlich, habt sie gut im Blick, ohne sie allzu eindringlich zu beobachten und lasst sie - mit viel Geduld - zu Euch kommen. Ihr könnt immer mal was Superleckeres fallen lassen, wenn Ihr in der Nähe seid - aber nicht dabei stehen bleiben, sondern zur Seite gehen und sie entscheiden lassen, ob sie es sich holt (falls das mit der Katze klappt und keine Futterstreitigkeiten heraufbeschwört).

  • guten Abend zusammen...erstmal vielen herzlichen Dank für die vielen Antworten

    Gesundheitlich wurde der Hund durchgecheckt...

    Wir wohnen sehr ländlich, direkt hinter dem Haus beginnt ein großes Waldgebiet...

    Mit meinem ersten Hund war ich 5 Jahre in der Hundeschule, wir haben apportierkurse fährtensuche und vieles mehr gelernt....

    Ich habe viele Theorie Std. mitgemacht, und fühle mich eigentlich ganz fit...

    Wenn der Hund stehenbleibt während dem Gassi gehen ist die Rute unten, und der Hund angespannt... sie hat die letzten Jahre in München City gelebt und war lt vorbesitzer ein ausgezeichneter stadthund.... im Moment machen ihr die Autos, noch eine Menge Angst....

    Zum Thema ablecken nomoi....wenn ich aufhöre mit streicheln kommt sie ein Stück näher und leckt weiter....

    Danke fürs lesen und für die Tipps

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