Hund will nicht mehr raus

  • Hallo,

    Ich bin ja eher stiller mitleser aber jetzt bräuchte ich doch mal eure Hilfe.


    Es geht um meinen 5 jährigen sheltie rüden caio. Er möchte hier am Wohnort absolut nicht mehr raus zum Gassi gehen. Angefangen hat das ganze Januar 2019. Irgendwer hat in der Nähe unsere Wohnung Raketen hochgehen lassen, ein paar Minuten nachdem wir zum Gassi aufgebrochen sind. Seitdem ist er extrem Geräusch empfindlich. Das in unserer Nähe ein Schützenverein ist mit 2× wöchentlich Training macht das ganze nicht besser. Wenn die Training haben gehe ich erst gar nicht Gassi, das klingt wie Kanonen Schläge.

    Während der ganzen corona Sache war ja kein Training, hat das ganze aber nicht besser gemacht.


    Ihn aus der Türe zu bekommen ist schon ein Kunststück, sobald er leine und Geschirr hört ist er weg.

    Ist man dann draußen wirds anstrengend. Wenn man ihn nicht hinter sich herzieht kommt man keinen Schritt weiter. Und das bleibt die komplette Strecke so. Es sieht komplett tierschutz wiedrig aus und ist es letztendlich auch. Das Geschirr zieht sich über den Kopf, mir tut der Arm weh vom Hund ziehen(16kg). Keine Angst, ich geh so natürlich nicht Gassi, ich hab es nur mal durchgezogen um zu sehen ob es nach ein paar Metern besser wird, aber er steigert sich so rein :verzweifelt:.


    Wo anders hat er keine Probleme.


    Probiert haben wir, einfach draußen rumstehen, hören und gucken lassen.

    Cbd Tropfen bekommt er seit 2 Monaten. Einfach weiter Laufen.


    Habt ihr noch eine Idee?


    Sorry für den Roman, das ist mein 3ter Hund, aber sowas hatte ich noch nicht

  • Puh...., das ist echt heftig. Ich würde (wenn noch nicht geschehen) den Hund tierärztlich mal komplett umkrempeln. Evtl. bei einem Tierarzt der auch auf das Verhalten spezialisiert ist.

    Mit hinterher ziehen ist ja weder dir noch dem Hund geholfen. Wie sieht’s aus wenn ihr mal woanders hin fahrt ? Also Hund in das Auto packen und nur woanders Gassi, ist es da auch so ? Hast du die Möglichkeit überhaupt?

    Ich würde mir ebenfalls einen seeeehr guten Trainer suchen, der mit positiver Bestärkung arbeitet. Also nicht so ein Typ Trainer der Dinge „wie da muss der Hund durch, du bist der Chef/Rufelführer“ raus haut.

    Mehr kann ich nicht dazu beitragen. Waren es tatsächlich du Raketen die so etwas auslösen können ? Oder steckt da vlt was gesundheitliches hinter ? Ich wünsche euch das ihr einen Weg findet, so ist das ja belastend für euch

  • Ja Gesundheitlich ist alles abgeklärt. Das war das erste das ich gemacht hab, denn da haben bei mir die Alarmglocken geschrillt. Er ist ja ein Freizeit Partner, ich bin (war) viel draußen. Herz, Lunge und Bewegungsaparat, alles top.

    Bei der physio waren wir auch, im Nacken verspannt, mehr nicht.

    Ich selbst habe keinen Führerschein, geht also nur wenn mein Freund Zeit und Muße hat.

    Ich gehe stark von den Raketen aus. Davor ist mir nichts aufgefallen. Seitdem reicht es schon wenn eine autotür zu knallt.


    Ja über einen Trainer hab ich schon nachgedacht. Aber die Suche gestaltet sich schwierig. So hau-ruck Trainer brauchen wir nicht, da würden Hund und ich die Flucht ergreifen. Und alles anderer ist hier rar gesäht.

  • Geräuschangst ist sehr ernstzunehmen und leider gibt es da keine einfache Lösung:sweet:


    Ich habe/hatte leider selbst 2 Hunde mit Geräuschangst und oft hat man tatsächlich das Problem, dass man gar nicht wirklich gezielt trainieren kann. Keiner meiner Hunde reagierte auf "nachgestellte" Geräusche (das ist üblich) und auf das echte Geräusch reagierten beide direkt so stark, dass absolut nichts mehr geholfen hätte, sie aus dieser Angst zu holen.


    Im Endeffekt ist es sehr ratsam (aber auch nicht leicht) sich spezialisierte, professionelle Hilfe zu suchen. Abgesehen davon, dass euer Zustand jetzt schon nicht schön ist: Eine Geräuschangst weitet sich leider leicht aus, sprich die Hunde reagieren irgendwann auf immer mehr Geräusche, wenn man Pech hat.


    Ein paar wenige Sachen kann ich dir raten:


    1) Alles was Angst macht erst mal so kategorisch wie möglich meiden. Geh auf keinen Fall raus wenn du dort Geräusche erwartest, die ihm Angst machen könnten. Wenn z.B. ein Gewitter ansteht oder wieder Sylvester, dann bleibt drinnen, Rolläden runter, Musik an, am besten im Badezimmer mit geschlossener Tür bleiben.

    2) Sorge generell für Entspannung, man kann sowas wie Adaptil oder Zylkene testen, außerdem Thunder Shirts, Massagen... Erwarte keine Wunder, aber es kann unterstützen.

    3) Ihr braucht tolle Erlebnisse draußen. Pack den Hund ins Auto, fahr in ne ruhige Gegend und sorge für so viel Spaß wie möglich, Spiele, Leckerlis, was auch immer zieht...


    Einer meiner Hunde hat auf diese Art auch bei mir plötzlich eine Geräuschangst entwickelt, bei uns waren es mehrere Überschallflüge in kurzer Abfolge. Da ich bereits einen anderen Hund hatte, der mit gefestigter Geräuschangst zu mir kam und wusste, wie dramatisch das sein kann, habe ich direkt alles daran gesetzt um dagegen zu arbeiten... Auch er wollte bei mir ums Haus nicht mehr Gassigehen.

    Zum Glück half es bei ihm schon 1km weiter zu fahren:pfeif: Nachdem er etwas zur Ruhe gekommen war, gab es auf Anweisung der Hundetrainerin so viel Party wie möglich auf den Spaziergängen. Ich habe wirklich pausenlos richtig tolle Leckerlis geworfen - und mein sonst so verfressener, begeisterter Hund hat sie die ersten Male tatsächlich nur dann aufgenommen, wenn sie direkt vor seine Nase fielen, er hatte einfach richtig Angst:no: Natürlich gab es solche Übungsspaziergänge nur sehr dosiert.

    Aber auf Dauer hat es sehr geholfen, irgendwann ginge richtige Suchspiele und dann auch wieder balancieren auf natürlichen Hindernissen (macht ihm riesig Spaß). Heute friert er nur noch manchmal auf dem Weg, auf dem es passiert ist, kurz ein - lässt sich aber abrufen.



    Im Endeffekt: Geräuschangst ist einfach sch.... Ich wünsche euch, dass ihr da rauskommt. Bei meinem 1. Hund mit Geräuschangst brachte leider erst die Schwerhörigkeit Erlösung.


    Oh und zuletzt: Eine Geräuschangst manifestiert sich oft bei Hunden mit Schmerzen. Das gilt es abzuklären.

  • Ich hatte mal ein ähnliches Problem mit meiner früheren Schäferhündin. Zuhause wollte sie auf keinen Fall raus, woanders unproblematisch. Irgendwann bin ich 2 km weiter mit dem Auto gefahren und zu Fuss nach Hause . Voila Problem gelöst . Natürlich mussten wir das mehrmals machen, aber irgendwann hat sich die Verknüpfung gelöst. Geräuschempfindlich blieb sie, bis sie im Alter schwerhörig wurde :D

  • Mit meiner alten Dame hab ich auch so ein Problem (gehabt) - ein paar Tage nach Silvester wurden wir aufm Weg zum Gassi unangenehm von Raketen zwei Straßen weiter überrascht. Bonny hat sich seitdem partout geweigert, den Weg zu gehen, den wir auch an jenem Tag gegangen sind. Wenn wir von der anderen Seite kamen, war der Weg kein Problem (wenn wir ihn quasi rückwärts gelaufen sind). Aber besonders nachts fand sie den Weg sehr sehr blöd und ließ sich manchmal vielleicht mit Leckerli und gut zureden überzeugen, wenigstens ein paar Meter zu gehen.


    Ich kann dir leider keine wirklichen Tipps geben, weil ich inzwischen umgezogen bin. Ich weiß aber, dass ich für Silvester vorsorgen werde, in dem Bonny angstlösende Medikamente bekommt, damit wir hier in der neuen Wohngegend nicht wieder dasselbe Problem kriegen.


    Vielleicht kann euch ja jemand einen Trainer empfehlen, wenn du deine PLZ nennst.

  • Wen du kein Auto hast, wäre vielleicht Fahrrad und Hänger eine Alternative?

    Wobei, ein Sheltierüde von 16 Kilo? :???:Ist das ein Schreibfehler? Falls er nur sheltietypische 6 Kilo hat, tut's natürlich auch ein Hunde-Fahrradkorb.


    Dagmar & Cara

  • Ok, ja die Erfahrungen hab ich auch gemacht.

    Nachgestellte Geräusche interessieren ihn nicht. Schlimmer wird es ja, jedes laute Geräusch ist bedrohlich. Aber nur hier am Wohnort.

    Fahren wir z.b Wandern, ist er ein anderer Hund auch im Urlaub etc. Aber auch das kann sich ja ändern.

    Besser ist es wenn wir mit anderen Hunden laufen da ist er dann wieder richtig sheltie, laut, frech, lustig...



    Neue Wohnung ist in Aussicht. Aber auch da kann das ja dann auftreten.


    Ok, ich werde mir die nächste Zeit mal die Taschen voll Würstchen stopfen, schlimmer kann es nicht werden...

  • Eine Freundin hat für ihre Angsthündin auch ein Lastenfahrrad um mit ihr rausfahren zu können :) Die dürfte ca. 20kg wiegen und die zweite, kleinere Hündin hat sie auch in der Stadt immer dabei.


    Und ja, es kann nach dem Umzug auch auftreten... Da hilft nur so viel wie möglich dagegen zu arbeiten und manchmal tatsächlich auch eine medikamentöse Unterstützung vom Spezialisten für Tage wie Silvester (auf keinen Fall vom Haustierarzt, der evtl Medikamente verschreibt, die nur ruhigstellen).


    Ich kann dir noch das Buch "Geräuschangst meistern" von Celina del Amo empfehlen.

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