Hund schnappt nach Kindern und geht Männer an

  • Aktuell würd ich Euren Hund auch nicht mit dem "Das mag sie" Kind zusammen lassen.

    Ihr könnt den Hund noch nicht einschätzen, er Euch nicht. Aber Schnappen ist eine Strategie, die Hund kann und von der er denkt, dass sie funktioniert.


    (Ich hab nen Schnapper und ein Kind. Aber weil sehr schnell klar war, dass er ein Schnapper ist, trug der anfangs auch beim "Ist kein Problem" Kind Beißkorb und wir haben uns sehr genau angesehen, was los ist und ich lass die beiden weiterhin nicht einfach so zusammen. Ein Schnapper ins Gesicht ist beim Kind sehr schnell eine richtig grässliche Verletzung. Ein Hund, der ein Kind verletzt hat, hat schnell Auflagen, die ein hundewertes Leben sehr erschweren. Und klappt es doch nicht mit dem Hund, ist ein "Beißer" schwerst vermittelbar. Man muss beide Seiten schützen.)

  • Meine Hündin ist seit dem 15.5 in Deutschland. Sie hat seit dem viel gelernt.

    Das ist eine verdammt kurze Zeit. Und der Hund ist massiv "ge"-überfordert. Da kannst du noch ein so ruhiges Leben führen, der Hund hat in der ersten Zeit einfach Stress. Nenne es "Umzugsstress". Deshalb würde ich nicht unbedingt von "lernen" sprechen, sondern von "Gewöhnung-Einleben-Kennenlernen". Manche Hunde sind auch wie "Schwämme", die saugen Input auf, wie nichts.

    Wenn ich mit ihr draussen bin, dann ist alles prima,

    Nein, leider eben nicht:

    es sei denn es kommt ein Kind. Sie fängt an zu bellen, Zähne zu fletschen und schnappt. Sie geht offensiv auf die Kinder zu. Diese müssen mit ihr nicht in Kontakt treten oder übermäßig laut oder aktiv sein.

    Du übersiehst hier eine massive Gefahr. Der Hund muss einen Maulkorb aufbekommen! Und dann natürlich ein angepasstes Training. Ich habe leider in Rudow keine Trainerempfehlungen mehr. Aber es gibt gute Trainer für diese Problematiken in Berlin.

    Ich meide den Kontakt zu Kindern. Sie kennt bisher ein Kind. Das Verhältnis ist sehr gut. Auch die Körpersprache ihr gegenüber ist eine andere.

    Ein Kind ist ein Kind! Das hat nichts mit anderen Kindern zu tun. Ich wäre aber auch bei dem einen Kind äusserst vorsichtig. Hunde senden ganz winzige Signale aus. Und sie erwarten, dass sie verstanden werden. Kinder verstehen Hunde nicht in dem Umfang, wie das bei deinem Hund der Fall sein müsste. Denn das Kind muss reagieren, bez. verstehen, wenn dein Hund in aggressives oder Abwehr- oder Massregelverhalten geht! Und ich habe noch kein Kind kennengelernt, was das kann. Weil die Körpersprache von Caniden und Menschen eben fast gegenseitig funktioniert.

    Der schmiegt sich an den Menschen, Mensch denkt: Oh, der Hund hat mich lieb." Hund meint: " Ich kontrollier dich, beweg dich nicht!"


    Solch Missverständnisse führen zu bösesten Bissverletzungen. Und Kindergesichter sind dabei wirklich gefärhdet, weil Kinder kleiner sind, sich spontan auf dem Boden bewegen, spontan mal den Hund anstarren und evt mit dem Gesicht rangehen. (ist natürlich auch altersbedingt). Besonders gefährlich ist immer der Übergang zum Krabbeln und Laufen.

    Aber auch ältere Kinder sind gefährdet durch deinen Hund! Vergiss das nicht.

    Das Thema Maulkorb ist schwer. Es dauert sie daran zu gewöhnen. Sie lehnt ihn verständlicherweise ab.

    Ich habe immer einfach den Maulkorb raufgemacht. Ich finde auch Brillen sind verständlicherweise abzulehnen. Aber es sind Hilfsmittel. Genau wie Maulkörbe. Wenn es erstmal zu einem Beissunfall kam und das Ordnungsamt vor der Tür steht, bekommen solche Hunde, wie deiner eine dauerhafte Leinen- und/oder Maulkorpflicht. Und das ist nciht mehr rückgängig zu machen. Auch wenn der Hund sich in einem halben Jahr als freundlicher Hund präsentiert.

  • Ab sofort Maulkorb drauf und draussen um Männer und Kinder einen Bogen machen, zu Hause den Hund nicht bedrängen oder gar umarmen :shocked: und sie zur Ruhe kommen lassen. Wenig Programm, viele Rituale

  • Ich finde, Dein Hund zeigt relativ deutlich, aus was für einer Umgebung er kam- wenig Sozialisation, schlechte Erfahrungen mit Männern (vermutlich auch im TH) und Kindern. Nun ist er noch aus der nicht schönen, aber ihm bekannten Umwelt gerissen und in ein neues Umfeld gebracht worden. Der Hund war vorher schon gestresst, dann durch den Transport und durch die neuen Reize auch jetzt. Bis er anfangen kann, wirklich zu lernen, muss erstmal der Stresspegel (Hormone) sinken, das dauert aber eine ganze Weile Zeit. In der Zeit lautet eigentlich das Gesetz der Stunde: Ruhe, so wenig neuer Stress wie möglich.

    Ich verstehe total, dass man mit dem Hund möglichst schnell eine Art Normalität herstellen möchte, aber das kann Dein neuer Gefährte noch gar nicht leisten. Wenn Du ein gutes Fundament für Eure gemeinsame Zeit aufbauen möchtest, gib ihm jetzt die Ruhe, die er braucht, um die neue Situation erstmal zu erfassen und sich darin zurecht zu finden und einzuordnen, dass Du und Dein Partner jetzt seine Familie sind, auf die er sich verlassen kann und die ihm Sicherheit geben. Alles andere würde für mich für eine ganze Weile noch keine Rolle spielen.

    Wenn Du draußen auf andere Menschen stoßen musst, würde auch ich sicherheitshalber einen Maulkorb drauftun. Und dann kleine Runden, wenig Input. Einfach mal auf eine ruhige Wiese setzen. Ruhe.

    Und Kontakt zu einem Trainer herstellen, der Euch dann- auch mit viel Ruhe und abgestimmt auf genau Eure Situation- begleitet und anleitet. Dann wird das schon.

  • So, ein bisserl geschlafen und durchgeatmet. Ich hoffe, die teils etwas harschen Reaktionen haben Dich nicht gleich verschreckt. Aber gefühlt ziehen sich so ähnliche Threads gerade wie ein roter Faden durchs Forum und das ist recht schwierig mitzulesen, weils einem schon sehr leid tut. Aber natürlich hat hier jeder seine Anfängerfehler gemacht.


    Wie andere hier schon geschrieben haben: Als Allererstes brauchst Du einen Maulkorb. Für den solltest Du auch ein bisschen mehr Geld in die Hand nehmen, damit er gleichzeitig sicher ist, gut und bequem sitzt, dem Hund genug Platz fürs Hecheln, Trinken und Fressen lässt und nicht scheuert und schuppert. Am Verhalten kann man arbeiten. Aber das dauert und in der Zeit solltest Du angst- und stressfrei mit ihr gehen können.


    Zu Größe und Gewicht hast Du noch nichts geschrieben. Wenn da schon ein bisserl was da ist, würde ich an Deiner Stelle für Draußen erstmal Doppelsicherung dran haben, sprich: Gutes Geschirr und Halsband und an beidem eine Leine. Den Zug, wenn sie zieht, am Geschirr.

    Erstmal Gewohnheiten und Routinen schaffen. Sitz, Platz, Pfötchen und sowas sind nicht wichtig. Wichtig ist, dass der Hund lernt, dass er körperlich sicher ist, nicht bedrängt wird, er einen geschützten und unverläßlichen Rückzugsort hat (in dem er entspannen und schlafen kann und in Ruhe gelassen wird), seine Ernährung gesichert ist, seine Warnsignale beachtet werden. Kurz: Dass seine Grundversorgung und Unversehrtheit von Dir gewährleistet und geschützt wird. Und genau das bringst Du ihm im Moment leider nicht bei.


    Also:

    - Den Hund so sichern, dass Du in gelassener und freundlich/humorvoller Stimmung mit ihm laufen kannst. Wenn Du da schon angespannt, nervös oder gereizt bist wird das nix.
    - Kurze gleiche und möglichst reizarme Strecken, damit der Hund Routine entwickeln kann.
    - Möglichst auch gleich über die Leine führen.

    - Andere Menschen von Deinem Hund fernhalten.


    Habt Ihr Gegenden, wo der Hund auch mal an der Schleppleine erkunden kann?

    - Wasser steht an nicht so exponiertem Ort zur freien Verfügung. Fressen gibt es ohne Bedingungen und Hund kann ohne angeguckt oder durch körperliche Nähe bedrängt zu werden fressen.

    - Körperkontakt erstmal eher spärlich und nur, wenn der Hund das von sich aus anbietet.

    - Der Rückzugsort ist außer im Notfall tabu für Euch.

    Alles, was nicht schön ist, aber sein muss (Maulkorb, Geschirr, Leine anziehen, Tierarztgänge ...), macht Ihr neutral/unaufgeregt und ohne großes Gewese, bis ihr etwas mehr Erfahrung miteinander gesammelt habt. Jetzt da was mit Futter oder lieb Zureden „schönfüttern“ zu wollen ist eher ein Krampf und stresst den Hund noch mehr. Das ist was, was später kommt.


    Das sind erstmal die Basics. Zeit für Training ist, wenn Euer Hund verlässlich gelernt hat, in Eurer Gegenwart zu entspannen.

  • Ich hoffe ihr habt Ideen.

    Hallo Lilly, ich lebe auch in Berlin und hatte 16, 5 Jahre auch eine Hündin aus Bulgarien, meine Buffy (Schäferhund Collie Mix).


    Sie hatte auch Angst vor fremden Menschen. Sie war nicht unbedingt der Hund der nach vorne ging, aber großes Misstrauen gegenüber Fremden (speziell Männer) und wenn sie bedrängt wurde, keinen Ausweg wusste, hatte sie auch mal die Zähne gezeigt. Das Misstrauen hielt bis zu ihrem Tode an und nur auserwählte menschen, wo die Sympatie stimmte, durften sie streicheln. Sie war ein toller Hund, meine Herzhündin!


    Deine Hündin ist noch ganz frisch bei dir, das braucht noch viel Zeit!!


    Zu der Trainerfrage habe ich Stefan Thal gefunden, vielleicht wäre er der Richtige:


    Hundetrainer Stefan Thal


    1. Bitte nicht bedrängen, über sie beugen uns schon gar nicht umarmen (das ist eine menschliche Geste, die Hunde als Bedrohung sehen),

    Nicht zu ihrem Ruheplatz gehen oder dort bedrängen.

    2. Lass sie von niemandem bedrängen, speziell momentan keine Männer / Kinder.

    3. Laufe erstmal Bögen, wechsel die Straßenseite, wenn bedrohliche Situationen auftauchen.

    4. Versuche in solchen Situationen frühzeitig ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen, ansprechen - bei Blickkontakt Leckerchen - aus der Situation gehen.

    5. Maulkorb kann man auftrainieren, ob von jetzt auf gleich ... puh.


    Mehr möchte ich dir erstmal nicht raten, bis du professionelle Hilfe bekommst.


    Was ist April für eine Rasse / Mischling?

    Auch über ein Bild von ihr würde ich mich freuen!

  • Phonhaus


    Ich find es durchwegs gut, dass Du den sachlichen Weg wählst. Die Keule hilft sehr oft nicht.


    Und trotzdem: "Mein Hund mag keinen Beißkorb" oder "Aber dann denkt jeder, er ist gefährlich" oder was sonst an Ausreden kommt: Das ist keine Bagetelle. Ein Hund, der, warum auch immer, schnappt, ist kein Monster, aber situativ für Menschen gefährlich.

    Solange das nicht in Hundehalterhirne geht und regelmäßig verharmlost wird oder sich gewunden wie ein Aal, solange werden auch riskante Situationen entstehen.


    Ein Beißkorb ersetzt kein Training, ihn nicht zu verwenden ist bei Hunden, die nach vorn ihre Probleme lösen fahrlässig. Sofern ich das Umfeld und den Umgang nicht optimieren kann, der Hund im Training noch nicht weiter ist, usw.


    Nein, ich finde nicht, dass man "Naja, Beißkorb geht halt noch nicht" so stehen lassen darf oder allzu verständnisvoll darauf reagieren. Ein Hundehalter der seinen Hund nicht sichert, der ein Verhalten zeigt, bei dem Menschen zu Schaden kommen können, einfach weil sie da sind, weil sie sich zufällig auf der Straße bewegen, noch nicht mal zwingend mit dem Hund interagieren und dabei Fehler machen, ist verantwortungslos. Ende. Ich hab die Schnauze so voll von all den lieblichen Rechtfertigungen, die Menschen sich zurecht legen, wenn es um Aggressionsverhalten des eigenen Hundes geht.


    Terrorfussel


    Natürlich kann man das von jetzt auf gleich. Es ist nicht die nette Art der Beißkorbgewöhnung. Aber da jetzt wochenlang rumtun. Das ist doch ein bisschen akuter, als "Der Hund braucht ihn halt zum öffentlich fahren."

    Grad in der Stadt sind so viele unberechenbare Faktoren. Wenn es blöd läuft, hast Du mitten am Gehweg plötzlich von hinten 3 Leute den Hund tätscheln oder jemand kommt plötzlich aus einer Tür. Das kann man nicht alles über Leinenlänge, Ausweichen und Vorrausschauendes Handeln regeln. Leider.


    Je nach Wohnumgebung kann man Auslöser schlichtweg nicht meiden und irgendwas trainieren, das voraussetzt, dass man manche Begegnungen einfach nicht hat, bis der Hund besser damit umgehen kann.


    Das ist zwar auch von Stadtteil zu Stadtteil oder Straße zu Straße unterschiedlich, aber unglücklichstenfalls hast schon bei Verlassen der Wohnung die ersten Auslöser (und einen Hund, der danach nen gesteigerten Stresspegel hat und sich noch schwerer tut). Oder auf der Gasse. Vielleicht noch mit engem Gehweg, wo Hund im Prinzip nicht anders kann, als sich "zu wehren", gegen das, was er bedrohlich findet. Man kann dann natürlich auf die stark befahrene Straße hüpfen, dass nix passiert. Aber Beißkorb als erste Maßnahme ist da doch einfacher.


    Es soll halt nicht die letzte bleiben, dass Hund so reagiert, wie er reagiert, hat ja Ursachen, die ein Beißkorb nicht abstellt.

  • Hat jemand zufällig nen Kontakt oder kennt wen ? Ich wohne in Berlin (Rudow)

    Meine Trainerin in Pankow ist sicher zu weit weg. Karpatenköter kennst du da jemanden in der Richtung? Ich glaube, physioclaudi wohnt irgendwo südlich von Berlin, evtl. Meeko030 und @EmmaSonja auch?

    Ich kenn in Berlin direkt leider keinen Trainer, den ich da spontan empfehlen könnte :tropf:

    Wärs im Kreis Königs Wusterhausen, würd ich ja unsere andere Hundetrainerin von "Beziehungsfelle" empfehlen, aber ich glaube, die fährt nicht bis nach Rudow. Fragen könnte man aber bestimmt, ob sie jemanden empfehlen kann oder ob man sich mit ihr auf halber Strecke trifft.

    Sie hat mMn ein gutes Händchen für Hunde und kann auch die Körpersprache sehr genau "übersetzen" und für den Menschen verständlich machen. Ich glaube, damit wäre der TE schon mal geholfen.

  • @pinkelpinscher


    Da bin ich inhaltlich völlig Deiner Meinung. Nur: Die Keule bewirkt beim Menschen oft was Ähnliches wie beim Hund, nämlich Rückzug,Dichtmachen, Verweigerung. Wir sind halt auch nur Säugetiere.


    Dazu kommt: Dass der Maulkorb sauber und positiv auftrainiert gehört ist ja mittlerweile ein Credo, dass Lerchen und Nachtigallen von den Dächern pfeifen. Ist ja auch nicht grundsätzlich falsch. Geht halt nur da völlig fehl, wo der Maulkorn sofort gebraucht wird, um überhaupt erst eine Basis für ein sicheres,stressfreies und entspanntes Miteinander zu ermöglichen. Nur davon liest und hört man halt in der Mehrzahl der Publikationen nichts. Auch beim Tierschutz nur selten, was ich zunehmend bedauerlich finde


    Deshalb gehörts mMn erklärt. So oft wie möglich. Und gerne auch so verschieden wie möglich :D Wenn die Einen die Keule schon ausgepackt haben, ist es doch ok, wenn Andere den Erklärbär geben.

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